Samsung Galaxy S8+ im Test: Form, Funktion und Fingerkrampf

24 Minuten

Samsung Galaxy S8+
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Das Samsung Galaxy S8+ ist ein Smartphone mit 6,2 Zoll Display-Diagonale. Noch vor ein paar Jahren wurden solche Handys als Phablets meist mit wenig ambitionierter Technik in einer winzigen Nische für eine sehr kleine Gruppe an Nutzern verhökert. Das Galaxy S8+ will die Über-6-Zoll-Displays nun in den Massenmarkt überführen. Doch nicht nur das Display mit seiner QHD+ – Auflösung ist gewaltig, sondern auch die Prozessor-Geschwindigkeit und die Ausstattungsliste sind beeindruckend.

Diese Ausrüstung lässt sich Samsung allerdings auch einiges kosten: Mit knapp 900 Euro bewegt man sich bei Samsung in Gegenden, die nur man selbst und Apple betritt. Andere Hersteller wie LG, Sony und HTC sowie Huawei hüten sich bisher vor Preisschildern oberhalb der 800-Euro-Grenze.

Die technischen Daten in der Übersicht

  • Android 7.0 Nougat
  • 10 nm-Prozessor Samsung Exynos 8895
  • KI-Assistent „Bixby“
  • 64 GB interner Speicher
  • 4 GB Arbeitsspeicher
  • gebogenes WQHD+-Display (18,5:9-Format)
  • Iris-Scanner
  • Zertifiziert nach IP68
  • Bluetooth 5.0

Design und Verarbeitung

6,2 Zoll und eine Dicke von mehr als 8 mm machen aus dem Galaxy S8+ ein wuchtiges Gerät. Trotzdem wirkt es durch die abgerundeten (Display-)Kanten elegant und liegt dank der schmalen Form gut und sicher in der Hand. Dass durch die enorme Länge des Panels eine Einhandbedienung ohne elektronische Helferlein unmöglich ist, ist zweifellos und denklogisch. Dass man diesen Umstand auch kritisieren kann und muss, allerdings ebenso.

Schicke Front und dicker Rahmen

Beim Aussehen des Galaxy S8+ wird auf den ersten Blick deutlich, dass hier ein Design-Schritt vollzogen wurde, der die bisherigen etablierten Flaggschiffe altbacken wirken lässt. Die Front mit den winzigen Flächen ober- und unterhalb des Displays und die zu den Längsseiten gekrümmten Kanten machen das Galaxy S8+ und auch das kleinere Galaxy S8 einzigartig. Der versteckte Hombutton unter dem Display-Glas am unteren Rand und das langgezogene Format machen es zusätzlich attraktiv.

Trotzdem lassen sich auch Kritikpunkte am Äußeren festmachen: Der chromfarbene Rahmen an den kurzen Seiten wirkt klobig und die Anordnung der mechanischen Taster für die Lautstärke und den neuen Assistenten Bixby wenig gelungen. Selbst für große Hände wird das Lauterstellen von Medieninhalten zur Kraftanstrengung. Ein weiterer Kritikpunkt ist die glänzende Rückseite, die für Fahnder nach Fingerabdrücken ein Fest ist und angesichts des eleganten Looks der Front etwas enttäuscht. Die Anordnung der Kamera-, Sensoren- und Fingerabdruckmodule auf der Rückseite sieht durch die Quasi-Symmetrie zwar schick aus, wirkt sich jedoch negativ auf die Bedienung des großen Smartphones aus.

Galaxy S8+ im Unboxing

Wie beim kleinen Bruder Galaxy S8 kommt auch das Galaxy S8+ in einem unauffälligen grauen Karton zum Kunden. Der ist jedoch hochwertig verarbeitet und schützt die 900-Euro-Fracht sicher. Dazu halten Unterteilungen die einzelnen Beigaben Samsungs an der richtigen Stelle in der Verpackung. Vorneweg kann der Qualität des Zubehörs fast durchgängig gutes Niveau bescheinigt werden. Nur die beiden USB-Adapter fallen etwas ab, jedoch auf insgesamt hohem Niveau.

Kabel und Netzadapter

Das Galaxy S8+ wurde von Samsung mit dem neuen USB-Standard Typ-C ausgestattet. Dementsprechend liegt dem Spitzenmodell ein solches Kabel bei. Das zweite Ende wird von Samsung mit einem herkömmlichen USB-Anschluss bestückt. Mit ihm können Daten vom PC oder Strom aus dem Netz gezogen werden. Der Netzadapter rundet in diesem Bereich das Zubehör ab, bietet jedoch nur Standardqualität und -design.

USB-Adapter

Nicht für Strom, sondern rein für Datenübertragung und vor allem für die Desktop-Anwendung DEX sind die beiden beigelegten USB-Adapter praktisch. Sie bieten eine Adaption des USB-Typ-C-Anschlusses auf das herkömmliche USB-Format und auf Micro-USB. Mit letzterem kann somit älteres Zubehör, das noch auf den unsymmetrischen Standard setzt, auch mit dem Galaxy S8+ genutzt werden. Der Adapter auf den herkömmlichen USB-Standard kann beispielsweise für den Anschluss von Peripherie-Geräten genutzt werden. Mit einer Bluetooth-Maus kann so das Display auch ohne Touch-Gesten gesteuert werden. Vor allem bei Anwendungen mittels Display-Übertragung auf einen Monitor zeigt sich hier die Stärke der Mausbedienung.

AKG-Kopfhörer – High-End fürs Spitzenmodell

Mit der Übernahme von Harman war klar, dass man sich in Korea am guten Namen AKG bedienen wird, um seine Smartphone-Sparte weiter zu pushen. So ist es nun auch mit dem Galaxy S8 und dem vorliegenden Galaxy S8+ realisiert worden: Die beigelegten In-Ear-Kopfhörer tragen stolz die drei Buchstaben, die für die Luxus-Marke aus dem Hause Harman stehen.

Mit langen Zugentlastungen und einem Stoffüberzug über das Kabel zeigt sich das Set auch als hochwertiger Vertreter seiner Zunft. Dazu kann eine erste Hörprobe einen guten, ausgeglichenen und satten Sound attestieren. Eine Kabelfernbedienung komplettiert die Ausstattung der Kopfhörer. Für Menschen ohne Standard-Gehörgang legt Samsung zwei weitere Größen der Gummistöpsel bei. Damit sind die Kopfhörer für jedermann geeignet und keiner muss mit schmerzenden Ohren den Musikgenuss unterbrechen.

Das Zubehör und die beigelegten Bauteile zeichnen ein durchdachtes Bild. Die Qualität liegt außer beim Adapter auf das herkömmliche USB-Format auf sehr hohem Niveau. Somit gibt es wenig an der Ausgestaltung des Gesamtpakets rund um das Galaxy S8+ auszusetzen.

Samsung Galaxy S8+ Unboxing

Samsung Galaxy S8+ im Hands-On

Das Samsung Galaxy S8+ wirkt auf den ersten Griff ans Gehäuse schlank und erstaunlich leicht. Das Gefühlt vergeht erst wieder, wenn man sich vor Augen führt, wie schlank und leicht der kleine Bruder dagegen in der Hand liegt. Wird das Galaxy S8+ allerdings isoliert betrachtet ist es schon erstaunlich wie viel Display und Technik in diesem Gehäuse stecken. Dass es sich dabei immer noch um großes Handy mit einem ordentlichen Gewicht handelt, ist jedoch auch klar. So überflügelt es das schon als groß geltende Galaxy S7 edge in allen Belangen um Längen.

Die Haptik kann gefallen, wirkt jedoch insgesamt etwas uneleganter wie die des Galaxy S8. Im Verhältnis zur Display-Größe liegt es allerdings fantastisch in der Hand und kann durch die schmale Silhouette auch ordentlich bedient werden. Das gilt jedoch nur solange wie man nicht versucht, ohne Umzugreifen auf die mechanischen Tasten zu drücken oder den Fingerabdrucksensor zu bedienen.

Ein echtes Plus ist die Gewichtsverteilung: Man hat selten das Gefühl, dass Smartphone könnte nach oben aus der Hand kippen. Das und die abgerundeten Heckkanten lassen es sicher und wohlig in der Hand sitzen.

Qualität und Material

Die verbauten Materialien sind allesamt hochwertig und können mit guter Anfassqualität punkten. Dabei zeigen sich auch kaum Verarbeitungsmängel. Spaltmaße sind auch unter der Lupe kaum zu erkennen und Öffnungen wie auch Taster sind fein in den Metallrahmen eingearbeitet.

Sehr detailverliebte Zeitgenossen werden sich an der Zusammenführung der beiden abgerundeten Flächen an den Längsrahmen stören: Hier ragt der Rahmen über die gekrümmten Flächen hinaus und es entsteht eine Kante, die das insgesamt hervorragende Bild etwas eintrübt. Hier wird aber auf einem Niveau diskutiert, das andere Hersteller in ihrer gesamten Produktlinie nie erreichen.

Bei der Stabilität lässt Samsung ebenfalls nichts anbrennen. Selbst mit voller Kraftanstrengung biegt sich das Galaxy S8+ kaum und kehrt dann unbeeindruckt in seine angestammte Form zurück. Beim Sturztest zeigt sich hier ein ähnliches Bild: Das Glas, das das Galaxy S8+ fast zur Gänze umhüllt zeigt sich hier unbeeindruckt.

Das Samsung Galaxy S8+ glänzt mit einer aufregenden Optik, tollen Materialien und guter Verarbeitung. Ein paar Kritikpunkte bieten die Größe und die Anordnung einiger Bedienelemente.

Zwischenwertung: 5 von 5 Sternen

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Display

Der Bildschirm des Samsung Galaxy S8+ bietet eine Diagonale von 6,2 Zoll und eine Pixeldichte von 529 ppi. Durch die hohe Auflösung von 1.440 x 2.960 Pixel, also WQHD+, ist die Schärfe als Kriterium für oder gegen das Galaxy S8+ im Alltag ausgeschieden. Damit man die volle Auflösung genießen kann, muss diese erst aktiviert werden. Als Grundeinstellung nimmt Samsung FHD+, also 1.080 x 2.220 Pixel vor. Damit kommen die meisten Nutzer ebenfalls locker aus. Auf eine noch höher auflösende 4K-Qualität verzichtet Samsung beim S8+. Ob es sich gelohnt hätte eine so hohe Auflösung zu verbauen, wird erst ein Blick in die VR-Brille im direkten Vergleich mit einem 4K-Konkurrenten zeigen müssen. Bei der herkömmlichen Benutzung des Galaxy S8+ wird hier nichts vermisst.

Farben, Kontraste und der Olymp des Display-Baus

Die Farben, Kontraste und auch die Schwarz-Weiß-Werte sowie die Helligkeit sind allesamt auf Referenzniveau. Dazu kommen hervorragend funktionierende Automatiken, die die Darstellungscharakteristik an die aktuellen Bedürfnisse anpasst und die Helligkeit einstellt. Bei der Blickwinkelstabilität und der Ablesbarkeit bei Sonnenlicht gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden, womit das Display endgültig im Olymp des Smartphone-Marktes angekommen ist.

Samsung Galaxy S8+

Das Display des Samsung Galaxy S8+ zeigt sich auch bei schräger draufsicht noch farbenfroh und kontrastreich

Dazu trägt auch die Bedienbarkeit bei, die Samsung gegenüber früheren Modellen – beispielsweise Galaxy S6 edge und Note Edge – verbessert hat. Die gekrümmten Display-Kanten führen trotz ständigem Hautkontakt nicht mehr zu Fehleinschätzungen der Software. Somit bleiben Bedienungsfehler wegen des edge-Displays fast vollständig aus.

Software und -Anpassungen

Die Software, mit der das Display automatisch anpasst, kann auch manuell eingestellt werden. Zu diesen Einstellungen gehört unter anderem auch ein Blaufilter, der die Augenanstrengungen bei Leseaktivitäten in der Nacht reduziert. Dazu lässt sich die Farbtemperatur über voreingestellte Modi wählen, die Farbzusammensetzung kann dazu manuell bestimmt werden. Das besondere Maß des Displays zwingt Samsung auch zu softwareseitigen Anpassungen beim Umgang mit Apps: So werden, wenn es der App-Betreiber zulässt, die App-Inhalte auf das ganze Maß des Panels skaliert und somit können auch Samsung-ferne Funktionalitäten über den gesamten Bildschirm angesehen werden.

Samsung Galaxy S8+ im Test: Display-Einstellungen

In diesem Bereich muss man beim Samsung Galaxy S8+ die Kritikpunkte mit der Lupe suchen. Man hat es hier mit einem Referenz-Panel zu tun, das nur durch eine 4K+ -Auflösung noch besser werden würde. Da man diese aber praktisch nicht mehr als Verbesserung wahrnehmen würde, wird in diesem Bereich kein Abzug durchgeführt.

Zwischenwertung: 5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Das Samsung Galaxy S8+ wird von den Koreanern mit dem neuesten Prozessor aus eigener Herstellung, dem Exynos 8895, und 4 GB Arbeitsspeicher ausgestattet. Dazu verbaut Samsung eine GPU ARM Mali-G71 mit 20 Kernen. Der interne Speicher umfasst 64 GB und kann durch eine Micro-SD-Karte mit weiteren 256 GB aufgebohrt werden. Damit werden auch anspruchsvolle Nutzer nur selten auf Platzprobleme stoßen.

Samsung Galaxy S8+ im Benchmark-Test

Mit dem 10nm-Prozessor und dem üppigen, wenn auch nicht ausgereizten, Arbeitsspeicher kommt das Galaxy S8+ auf einen Benchmark-Wert von 171.108 Punkten. Genutzt wurde der AnTuTu-Benchmark-Test in der Version 6.2.7. Damit liegt man auf dem Niveau eines Apple iPhone 7 und dessen großen Bruder iPhone 7 Plus. Da ein systemübergreifender Vergleich in der Regel jedoch hinkt, sollten die Android-Mitbewerber als Referenz herhalten. Hier wird allerdings schnell klar, dass die Konkurrenten, egal ob LG mit dem G6, OnePlus mit dem 3T oder das Huawei P10 und dessen Plus-Bruder, herzlos abgehängt werden. Auf jeden Konkurrenten erarbeitet sich Samsung einen Vorsprung von mindestens 10.000 Punkte. Im Alltag wird sich das nicht bedeutend auswirken und trotzdem ist die Leistung des Galaxy S8+ eine Ansage.

Samsung Galaxy S8+

Das Galaxy S8+ kommt auf einen sehr hohen Wert im Benchmark-Test von AnTuTu

Spiele- und Alltags-Performance

Die Arbeitsgeschwindigkeit des Galaxy S8+ liegt entsprechend der Benchmark-Ergebnisse auf unkritisierbarem Niveau. Das Gefühl der unterbrechungsfreien Bedienung hört jedoch nicht beim Zocken von Asphalt 8: Airborne oder aufwändigen Anwendungen auf, sondern wird auch bei den Konnektivitäts-Funktionen durchgehalten. Bluetooth-, WLAN-, und auch LTE-Verbindungen bauen sich blitzartig auf und der Datenaustausch gerät zum Spiel. Bei all dem Stress für die Hardware wird das Gehäuse kaum warm. Bei sehr intensiver Nutzung mit Grafiktests oder Dauerspielerei behält das Galaxy S8+ einen kühlen Kopf.

Konnektivität

Das Galaxy S8+ kommt nicht nur mit Adaptern zum Anschluss von Peripheriegeräten oder altem Zubehör daher, sondern auch mit allerlei Antennentechnik und Software, die sich in Kombination mit allem verbinden, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Ein Problem, das alle Spitzenmodelle in Deutschland mit sich tragen, ist die fehlende Dual-SIM-Fähigkeit. Auch das Galaxy S8+ ist hier keine Ausnahme. Eine zweite SIM-Karte kann nicht trivial eingesetzt werden.

Verbindungsmöglichkeiten des Samsung Galaxy S8+

Feature Vorhanden Funktion

HSPA

▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ ▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE ▲  Mobilfunkstandard, Down-max 1.000 Mbit/s, Up-max: 100 MBit/s
USB-OTG ▲  Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA ▲  Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC ▲  Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung ▲  Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL ▼  Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung ▼  Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version ▲  5.0
WLAN-Standards ▲  IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Qi ▲  Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Die Leistung des Samsung Galaxy S8+ liegt auf Top-Niveau und wird sonst von keinem anderen Android-Smartphone erreicht. Bei der Ausstattung sieht es ähnlich aus, jedoch gibt es hier die Standardkritik, die für fast alle Spitzenmodelle gilt: Ein Dual-SIM-Slot ist nicht zu viel verlangt.

Zwischenwertung: 5 von 5 Sternen

Kamera

Keine Experimente: Keine Dual-Kamera, kein besonderer Schnickschnack. Samsung vertraut auf die beste Kamera des Jahres 2016 und hat hiermit insofern Recht, dass diese in einem Jahr keinen Deut schlechter geworden ist.

Die Dual-Pixel-Technik kommt wieder zum Einsatz, außerdem lässt die große f/1.7-Blende viel Licht auf den Sensor, was vor allem in der Dunkelheit für ein Plus an AF-Geschwindigkeit führt. In einem neuerlichen Test konnte das Sensor-Software-Paket auch im Galaxy S8+ überzeugen. Eines bleibt jedoch bei aller Begeisterung über die guten Bildergebnisse aus: Die Freude an zusätzlicher Features und ernstgemeinten Erweiterungen der Kameratechnik. Während andere Hersteller mit Doppelkameras mit unterschiedlichen Sensoren oder unterschiedlichen Brennweiten schon aus den Kinderschuhen des Experimentierens herausgewachsen sind, dümpelt Samsung im Kamerabereich noch im Jahr 2015 herum. Damit lassen sich zwar immer noch fantastische Ergebnisse erzielen, jedoch reicht das bei einem so starken Konkurrenzumfeld nicht mehr, um den ambitionierten Smartphone-Fotografen vom Hocker zu hauen. Die detaillierte Bewertung der Bildergebnisse kann anhand von Testfotos in der Galerie nachvollzogen werden:

Auf der Vorderseite hat sich insofern etwas getan, als dass Samsung nun 8 statt 5 Megapixel für Selfies einsetzt. Dazu ist die Frontkamera mit einem Autofokus ausgestattet, der noch mehr Schärfe in die Selbstportraits bringen soll. Im Test funktionierte das ganz gut, ein kleines Gimmick am Rande: Samsung hat vorgefertigte AR-Elemente, die aus der Social-App Snapchat bekannt sind, in die Foto-App implementiert. Doch wie bei den Social-Media-Apps vergeht die Freude an der Hundeschnauze im Gesicht des Nutzers doch recht flott und auch der dreißigste „fancy“ Filter wirkt irgendwann ausgelutscht. Hier hätte sich Samsung die Mühe sparen und eher eine direkte Versendemöglichkeit zu den Social-Media-Apps a la LG schaffen können.

Samsung Galaxy S8+ im Test: Kamera-App

Kamera-App des Galaxy S8+: Wenig entscheidend Neues

Bei der grundlegenden App hinter der Kamera hat Samsung nur rudimentäre Neuerungen eingebracht. So ist der Auslöser-Button nun auch gleichzeitig Zoom-Regler, außerdem gibt es ein neues Kamera-Feature, bei dem die KI-Assistenzsoftware Bixby mit von der Partie ist. Mit Bixby Vision kann mit der Kamera auf Objekte gehalten werden, zu denen Bixby dann Internetergebnisse heraussucht. Im Test zeigte sich, dass dieses Feature teilweise noch in den Kinderschuhen steckt, einfache Objekte werden jedoch schnell erkannt und verarbeitet.

Samsung Galaxy S8+ im Test: Bixby-Kamera

An der Kamera des Galaxy S8+ hat sich zum Galaxy S7 edge nichts verschlechtert. Das reicht noch für eine Top-Note. Im Vergleich mit der Konkurrenz und hier vor allem dem LG G6 verliert Samsung jedoch die Krone der besten Kamera am Markt und sollte sich für die nächste Generation etwas einfallen lassen um nicht den Anschluss zu verlieren.

Zwischenwertung: 5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Im Galaxy S8+ kommt die Samsung-Oberfläche Experience UI 8.1 zum Einsatz, als Basis fungiert Android 7.0 – fünf Monate nach dem Start von Android 7.1 hat Samsung die Version also noch nicht implementiert. Denkbar ist, dass Samsung Googles Version 7.1 auch überspringt und gegen Ende des Jahres direkt auf Android O aktualisiert.

Die Benutzeroberfläche von Samsung hat mit purem Android allerdings wenig zu tun. Was keineswegs heißt, dass die Oberfläche unübersichtlich oder schlecht sei. Samsung drückt dem Handy so auch in Sachen Software seinen eigenen Stempel auf und schafft so Wiedererkennungswert. Das beginnt bei den Darstellungsformen der App-Icons, die mit oder ohne Rahmen erscheinen können, und endet bei speziellen Samsung-Features, wie der Belegung des Seitenbildschirms und dem Always-On-Display. Das Samsung Galaxy S8+ ist anspruchsvoll, die Bedienung dabei aber weiterhin intuitiv. Hat man sich innerhalb des Menüs einmal verlaufen, werden an allen Ecken Tipps angeboten, welche Einstellungsebene man bei der Suche denn eigentlich gesucht habe. Eine Suchfunktion in den Einstellungen erleichtert die Suche, wenn man schon ein Schlagwort parat hat.

Ein Neuzugang auf Sparflamme ist die KI-Software Bixby. Der Sprachassistent, der Apples Siri Feuer unter dem Hintern machen sollte, ist zum Marktstart nur in Englisch und Koreanisch verfügbar. Damit wird er es schwer haben, sich in Deutschland und vielen anderen Ländern schnell einzunisten und damit Dritthersteller von seiner Wichtigkeit zu überzeugen. Vorerst ein kleiner Wermutstropfen, auf die Dauer kann eine solche Kleinigkeit allerdings zum echten Problem werden.

Entsperren? Herz, was willst du mehr?

Die Software-Feinheiten, die hinter den Entsperrmöglichkeiten stecken sind enorm: Mit dem Fingerabdruck, mit der eigenen Iris oder mit dem Gesicht kann das Galaxy S8+ entsperren. Dabei haben die einzelnen Funktionen durchaus das Zeug zur Alltagsreife. Der Fingerabdruck wird schnell und sicher erkannt, jedoch nur, wenn man auch den Fingerabdrucksensor mit dem Finger erreicht und nicht gerade die Kamera betatscht. Die Gesichtserkennung hat ein paar kleine Probleme bei variablem Äußeren. Mit unterschiedlichen Brillen und Teilbedeckung des Gesichts mit Haaren kann die Erkennung schon mal in die Hose gehen. Der Irisscanner funktioniert im Rahmen der Möglichkeiten in Ordnung. Hier muss ein Langzeittest zeigen, ab welchem Trainingslevel er auch zum alltäglichen Entsperren schnell genug ist, oder ob man ihn lieber nur für Zahl- und Sicherheitsoptionen nutzt.

Samsung Galaxy S8+ im Test: Screenshots Menü

Software-Pakete ohne Bloatware

Das Software-Paket des S8+ lässt sich ebenso sehen. Die vorinstallierten Apps sind keine klassische Bloatware. Zwar sind einige Apps dank Google- und Samsung-Vertretern doppelt zu finden, dies hält sich allerdings in Grenzen, da Samsung beispielsweise auf einen eigenen Musik-Player verzichtet. Zusätzlich ist bereits die ganze Palette von Microsoft-Apps vorinstalliert, für die meisten Anwender absolute Alltags-Programme und durchaus nützlich. Die Samsung-App „Sicherer Ordner“ nimmt sich dem Thema des Schutzes persönlicher Daten an und sperrt die darin abgelegten Dateien vor unbefugtem Zugriff. Insgesamt kommt das längliche Display zahlreichen Apps zugute. So kann beispielsweise bequem ein YouTube-Video angesehen und darunter fleißig im Messenger getippt oder durch die Dateien gescrollt werden. Die Bildschirmanteile sind jeweils völlig ausreichend um den Überblick zu behalten.

Knaller-Kopfhörer und satter Sound

Das Multimedia-Center des Galaxy S8+ wird wie erwähnt von Google Play Musik angeführt, einem altbekannten und vor allem –bewährten Musikplayer. Unterstützt mit dem Equalizer von Samsung lässt sich tontechnisch einiges ausprobieren und personalisieren. Der Sound der dabei am Ende herauskommt, ist in allen Maßen gut. Der Außenlautsprecher übersteuert nicht, auch bei hoher Lautstärke zeigt sich der Ausgang stabil. Auf Stereo-Sound muss der Nutzer allerdings verzichten. An die Referenzen im Markt – HTCs One-Reihe und Marshalls London – kommt das Galaxy S8+ hier also nicht heran. Es wird eher hochwertiger Standard-Sound geboten.

Referenzverdächtig sind allerdings die AKG-Kopfhörer, die Samsung standardmäßig in den Lieferumfang des Galaxy S8+ packt. Hier ist die hohe Schule der Audio-Unterhaltung eingesetzt und die Ohrhörer sind keineswegs die billige Pflichtbeigabe. Allerdings ersetzen sie natürlich auch keine 300-Euro-On-Ear-Kopfhörer.

Samsung Galaxy S8+

Equalizer und andere Feinheiten kommen in der Musik-App zum Vorschein

Ein kleiner Wermutstropfen, im Flaggschiff-Segment allerdings leider Alltag, ist das nicht existente UKW-Radio. Der Grund für den Missstand ist schleierhaft, setzt doch beispielsweise LG, auch beim aktuellen Flaggschiff G6, das Radio-Programm ein.

Samsung hat eine schicke, übersichtliche und sehr personalisierbare Oberfläche über Android Nougat geschaffen. Das große Display zeigt seine Stärken insbesondere bei Dual-Window-Ansichten. In Sachen Multimedia ist das S8+ ein Multitalent mit winzigen Schwächen, die vom AKG-Kopfhörer jedoch ausgebügelt werden.

Zwischenwertung: 5 von 5 Sternen

Akku

Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen wird in der nichts mit dem Smartphone getan wird.

Mit einer Restenergie von 64 Prozent nach dem Intensivtest überrascht das Galaxy S8+ mit einer sehr guten Standhaftigkeit. Gerade in Anbetracht des riesigen Displays ist diese Leistung sehr hoch zu hängen. Hier verarbeitet der Hochleistungsprozessor und das Panel die maximal 3.500 mAh sehr sparsam in Wärme. Im Standby-Test vergeht jedoch die Begeisterung: In den 16 Stunden des Nichtstuns tut das Galaxy S8+ genug, um ganze 15 Prozent der Energie umzuwandeln. Damit bewegt man sich unterhalb des Marktdurchschnitts.

Samsung Galaxy S8+ im Test: Akkutest

Die Ladequalitäten des Galaxy S8+ können jedoch die Kohlen aus dem Feuer holen: In 30 Minuten hat sich das Smartphone ganze 50 Prozent der maximal einzufüllenden Energie aus dem Stromnetz geholt. Mittels Adaptive Fast Charging, also einem weiteren Schnellladestandard wird hier ordentlich gearbeitet und schon kurze Phasen des Ladens reichen, um stundenlang wieder auf Bereitschaft zu sein.

Der Akku des Galaxy S8+ geht bei Belastung kaum in die Knie und wird sehr fix aufgeladen. Der hohe Standby-Verbrauch sollte vom Nutzer durch Stromsparmodi eingeschränkt werden. Trotzdem ist hier die Gesamtleistung in Ordnung.

Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sternen

Fazit

Samsung S8+ Sternesiegel

Das Samsung Galaxy S8+ ist ein außergewöhnliches und außergewöhnlich gutes Smartphone. Dass Funktionalitäten wie Bixby, Gesichtserkennung und Irisscanner nicht perfekt funktionieren trübt zwar das Bild etwas, allerdings bieten die meisten Smartphones diese gar nicht. Dazu kommen ein fast unangreifbares Design und eine tolle Verarbeitung. Einziger Wermutstropfen hier: Die Anordnung der Steuerelemente, die bei normal großen Händen zum Teil extreme Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit entstehen lassen.

Über Leistung und Ausstattung muss man sich beim neuen Galaxy S8+ keine Sorgen machen. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Ein wenig schlechter steht es um den Akku. Er verbraucht in der Grundeinstellung im Standby sehr viel Strom und muss angepasst werden. Das Display hingegen zeigt sich als Referenz am Markt und das ohne 4K-Auflösung.

Das Galaxy S8+ wirkt perfekt, ist es aber nicht. Unzulänglichkeiten des Smartphones, wie der Akkuverbrauch, die mittelmäßige Bedienbarkeit über die Hardware-Tasten und das Fehlen von Dual-SIM, UKW-Radio und Stereo-Lautsprecher, werden von Samsung jedoch durch Aufschläge in anderen Bereichen ausgebügelt. Die Kopfhörer von AKG, die einfache Adaption von Peripheriegeräten und das edge-Display wird eben von kaum einem anderen Hersteller geboten. Damit ergibt sich trotz kleiner Schwächen ein

Endergebnis von 5 von 5 Sternen.

Displaysiegel Samsung S8+

Pros des Samsung Galaxy S8+

  • Hammer-Display
  • Hammer-Leistung
  • Hammer-Optik

Contras des Samsung Galaxy S8+

  • hoher Akkuverbrauch im Standby
  • kein Dual-SIM, UKW-Radio und Stereo-Lautsprecher
  • schlecht erreichbare Bedienelemente

Preis-Leistung

Samsung lässt sich das Galaxy S8+ inklusive des großen Lieferumfangs und der hohen Menge an Neuentwicklungen auch einiges kosten: Knapp 900 Euro werden zum Marktstart fällig. Damit spielt es in der höchsten Liga, überschreitet die 1.000-Euro-Marke jedoch nicht. Damit ist es, gemessen an Speichergröße günstiger als das Galaxy S6 edge und auf einem Niveau mit dem S7 edge. Verglichen mit dem iPhone 7 Plus, das im Vergleich altbacken wirkt, liegt man je nach Speicherausstattung des Apple-Smartphones auf einem Niveau oder aber auch bis zu gut 200 Euro unterhalb dessen unverbindlicher Preisempfehlung.

Die Diskussion, ob ein Smartphone überhaupt so teuer sein darf, muss in diesem Preisbereich kaum noch geführt werden. Somit sollte man darauf abzielen, ob das Smartphone objektiv 900 Euro wert ist. Für Nutzer, die als erstes ein solches Handy in Besitz nehmen wollen, kann die Antwort nur Ja lauten. Wer Zeit hat, oder für wen das Smartphone ein Gebrauchsgegenstand und kein Luxusgut mit Nutzwert sein soll, ist es zum Marktstart zu teuer.

Alternativen

Über 6 Zoll wird die Auswahl an Smartphones sehr dünn. Doch schaut man sich Smartphones an, deren Gehäuse die Größe des Galaxy S8+ bieten, gibt es doch den ein oder anderen Konkurrenten. So kann man sich das Apple iPhone 7 Plus genauer ansehen, obwohl dann zwar die Gehäusegröße passt, jedoch das Display-Größen-Niveau des kleinen 5,8-Zöllers Galaxy S8 schon höher ist, als das des Apple-Phablets.

LG G6

Ein weiterer interessanter Kandidat, der vor allem beim Display mithalten kann und bei dem zusätzlich 150 Euro gespart werden können, ist das LG G6. Das neue Spitzenmodell vom zweiten Big-Player aus Korea bietet ebenfalls High-End-Funktionalität und eine noch stärkere Kamera. Dazu kommt ein etwas maskulineres Gehäuse und eine etwas kompaktere Bauform.

Samsung Galaxy S8

Samsung hat sein Spitzenmodell, mittlerweile traditionell, in zwei Größen auf den Markt gebracht und bietet somit dem Nutzer die Auswahl, welches der beiden Smartphones in der Tasche landen soll. Das Galaxy S8 kann alles genauso gut wie das Galaxy S8+ und kostet 100 Euro weniger. Wer also auf die wenigen Zollbruchteile verzichten kann und ein etwas kompakteres Gerät bevorzugt, sollte das Galaxy S8 in die engere Auswahl nehmen.

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