Nokia 8 im Test: Alter Glanz und neue Langeweile

20 Minuten

Nokia 8
Bildquelle: Hayo Lücke / inside-digital.de

Mit dem Nokia 8 hat HMD Global sein erstes Flaggschiff überhaupt vorgestellt. Für die Marke Nokia bedeutet das 8 das Comeback in der Oberliga in der Post-Microsoft-Ära. Damit ist man zurück auf dem Parkett der ganz großen Hersteller und versucht sich im Kampf um die anspruchsvollen Kunden. Dabei rief das Nokia 8 bei der Vorstellung geteiltes Feedback hervor. Für die einen ist es lediglich ein weiteres gesicht- und highlight-loses Android-Smartphone, für die anderen ist es der Heilsbringer, der das bietet, was die Nutzer von einem Nokia-Smartphone erwarten, plus Android. Beim Betriebssystem kommt das nächste Debüt zustande: Das Nokia 8 ist auch das erste Android-Flaggschiff der Marke. Die letzte Premiere feiert HMD Global bei der Kamera: Das Nokia 8 ist auch das erste finnische Spitzenklasse-Smartphone, das eine Doppelkamera besitzt.

Bei so vielen Debüts und Premieren ist es spannend, ob es HMD Global geschafft hat, den alten Spirit Nokias in ein modernes und letztlich konkurrenzfähiges Smartphone zu verpacken, ohne in die arg ausgefahrene Retro-Schiene zu rutschen.

Design und Verarbeitung

Das Nokia 8 wird aus Metall, Glas und Kunststoff gefertigt und zeigt sich in einem auf den ersten Blick schlichten Design. Bei genauerem Hinsehen fallen jedoch einige Details auf, die dem Ästheten das Herz öffnen: Die Antennenlinien wurden in noch keinem anderen Smartphone so elegant versteckt. Sie bilden an den kurzen Seiten des Handys den Rahmen und werden Ton-in-Ton mit dem Metallgehäuse eingefärbt. Durch die abgerundeten Kanten zeigen sie sich bei der matten Version im Test erst auf den zweiten Blick und machen so ordentlich Eindruck. Das System Plastik-Teilrahmen hat noch einen weiteren Vorteil: Die Einfräsungen und Bohrungen im Rahmen können trotz präziser Bearbeitung und harter Kanten ohne Grate gefertigt werden. Ein echter Vorteil gegenüber Smartphones mit durchgehendem Metallrahmen.

Nokia 8 – Unboxing

Geliefert wird das Nokia 8 in einem schmucken Karton, der in einer fast quadratischen Ausführung daherkommt und ein wenig an die Verpackungen der alten Lumia-Modelle erinnert. Das Design wirkt dabei schlicht und eher praktisch als edel. Der Eindruck wird beim Blick auf die Rückseite bestätigt. Hier bedruckt HMD Global die weiße Fläche mit dem Konterfei des Nokia 8 und den technischen Daten. Die Seiten werden wieder zurückhaltender gestaltet.
Wird der Deckel angehoben, ist zunächst nur das mit einer Folie umhüllte Nokia 8 zu sehen – eingebettet in eine weitere Papp-Schale. Darunter sind nicht nur eine Schnellstart-Anleitung und Sicherheits-Informationen zu finden, sondern auch das Werkzeug zum Öffnen des SIM-Karten-Slots und ein Stereo-Headset. In einem weiteren Papp-Karton verstecken sich Ladekabel und der passende Strom-Stecker. Hier wird in die Breite gebaut und nicht wie bei vielen Herstellern in die Tiefe. Dadurch ergibt sich die quadratische Form, die schon bei den Lumia-Smartphones früherer Tage genutzt wurde.

Die Qualität der Verpackung zeigt sich als hochwertig. So wird der Karton aus dicker Pappe gefertigt und das Ganze macht einen stabilen und robusten Eindruck. Einen ähnlich guten Eindruck macht auch das Zubehör, bei dem man nicht an der Qualität zweifelt. Dazu legt HMD Global dem Nokia 8 ein Headset bei, das mit unterschiedlichen Gummis an das Ohr des Nutzers angepasst werden kann. Auf diesem Preisniveau sollte das als selbstverständlich gelten, jedoch wird im Smartphone-Markt hier immer wieder eingespart.

Das steckt im Karton:

  • Nokia 8
  • USB-Kabel Typ-C
  • Netzadapter
  • In-Ear-Kopfhörer inklusive Anpassungen
  • Schnellstart-Anleitung
  • Garantiekarte
  • SIM-Karten-Werkzeug

Hands-On des Nokia 8

Mit dem Nokia 8 präsentiert der neue Lizenznehmer HMD Global erstmals ein Highend-Smartphone unter dem Markennamen Nokia, das auf Android 7 Nougat basiert – und sich richtig edel anfühlt. Gefertigt in einem rund 22-stündigen Produktionsprozess aus einem einzigen Aluminium-Block macht das Nokia 8 aus qualitativer Sicht richtig was her. Bei einem Gewicht von 160 Gramm ist es nicht zu schwer, um als zu wuchtiger Klotz in der Hand wahrgenommen zu werden, aber auch nicht zu leicht, um in der Liga der auf den ersten Blick minderwertigen Einheitsbrei-Smartphones unterzugehen. Edel und hochwertig sind nur zwei Adjektive, mit denen man das Nokia 8 beschreiben könnte.

Handling und Verarbeitung

Und doch gibt es in Bezug auf die Haptik auch Kritik: So schön das Smartphone auch aussieht, es ist ohne zusätzlich zu erwerbende Schutzhülle extrem rutschig. Wer das Nokia 8 in der Hand hält, ist immer darum bemüht, es nicht aus der Hand gleiten zu lassen. So macht das Handling nur selten Spaß.

Erfreulich ist, dass HMD Global bei der Fertigung des Nokia 8 auch die notwendige Liebe zum Detail hat walten lassen. Nicht nur um die Kamera-Objektive auf der Rückseite verläuft eine richtig hübsch anmutende, silberne Umrandung, sondern auch in noch feinerer Ausführung rund um die herausragenden Tasten an der rechten Seite des Smartphones.

An der Kopfseite ist ein klassischer 3,5-Millimeter-Kopfhörer-Eingang zu finden. Entgegengesetzt am Fußende der mittig angeordnete USB-Typ-C-Eingang, um den fest verbauten Akku mit neuer Energie versorgen zu können. Antennenlinien sucht man auf der Rückseite des Handys vergebens. Sie sind nur dezent farblich abgesetzt am Kopf- und Fußende zu finden.

Etwas schade: Die beiden vertikal angeordneten Kamera-Objektive der Dual-Kamera auf der Rückseite ragen minimal aus dem Gehäuse heraus. Das ist zwar in der alltäglichen Nutzung kein größeres Problem und sieht auch nicht schlecht aus, es dürfte aber interessant sein, wie das Smartphone auf der Rückseite nach einigen Monaten der Nutzung aussieht. Dazu verfangen sich an diesem Aufbau des Öfteren Flusen und so ist erwischt man sich recht häufig dabei, dass man vor dem Einsatz der Kamera erste mal die Objektive von Fusseln befreien muss.

Die Rückseite hat jedoch ein anderes und gravierenderes Problem: Auch wenn das Nokia 8 mit einer speziellen Beschichtung versehen wird, die optisch störende Fingerabdrücke verhindern soll, werden sie doch immer mal wieder sichtbar und hinterlassen einen schmuddeligen Effekt, der das edle Aussehen ins Wanken geraten lässt.

Das Nokia 8 ist toll verarbeitet und trumpft mit schickem Design und hochwertigen Materialien auf. Besonderheiten und einen festen Griff beim Umgang mit dem Nokia 8 vermisst man jedoch. Dafür gibt es einen kleinen Abzug.

Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sternen

Display

QHD, 5,3 Zoll und 2,5D-Glas: Die Grundbausteine des Nokia-8-Panels versprechen ein High-End-Gefühl. Das wird jedoch nicht immer geboten. Die Optik des Displays lässt wenig bis gar nichts zu wünschen übrig. Die Farben sind kräftig, Schwarz und Weiß werden gut dargestellt und über die Schärfe muss man sich bei einer Pixeldichte von über 500 PPI nicht unterhalten. Auch die Helligkeit und die automatische Regelung eben dieser kann Lob einfahren.

Negativ und einem Spitzenmodell unwürdig sind die spärlichen Einstellmöglichkeiten: Sie sind praktisch nicht vorhanden. Kontraste, Farbintensität, Farbbalance, alles Dinge, die nicht manuell verstellt werden können. Das ist kein Beinbruch, jedoch erwartet der Nutzer in der Klasse das volle Programm an Einstellmöglichkeiten und nicht nur eine automatische Helligkeitsregelung und ein paar Schriftgrößenanpassungen. Dazu kommt, dass die Entspiegelung nur durchschnittlich gut funktioniert. So ist das Display, gegen eine Lichtquelle gehalten oder im Außenbereich, gerade mit ein paar Schmierern der Fettfingerchen, nicht mehr überzeugend abzulesen.

Nokia 8 – Display

Was wieder positiv hervorsticht: Das Always-On-Display zeigt sich sparsam und gut ablesbar. Es kann leicht individualisiert werden, jedoch nicht im großen Stil. Ein einstellbarer Timeout bei Unbeweglichkeit des Smartphones verhindert, dass das Display weiter leuchtet, wenn es nicht gebraucht wird. Die als Glance benannte Funktion kann der Nutzer jedoch auch ganz abschalten. Dann bleibt der Bildschirm schwarz und die Informationen über das Datum, die Uhrzeit, eingegangene Telefonate, Mails und Nachrichten und den Akkustand muss man über das aktivierte Display abrufen. Denn eine Benachrichtigungs-LED fehlt.
Fazit

Das Display des Nokia 8 liegt auf solidem Spitzenklasse-Niveau. Die Highlights bleiben jedoch aus und so kommt es auch hier zu einer kleinen Abwertung.

Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Aktuelle Spitzenmodelle im Smartphone-Markt leisten ähnlich viel wie betagte Laptops und Computer und das in einem viel kleineren Gehäuse und mit viel weniger Energieaufwand. Hier will auch Nokia nicht hinten anstehen und integriert das derzeitige Flaggschiff des Prozessorherstellers Qualcomm in das Nokia 8. Mitsamt des Arbeitsspeichers von 4 GB liegt man hier auf einem guten Niveau.

Nokia 8 im Benchmark-Test

Die entscheidenden technischen Daten bei einem Benchmark-Test sind vor allem die verwandten Prozessor-Kerne, der Arbeitsspeicher und das Display. Dabei baut Nokia-Lizenznehmer HMD Global auf High-End. Speziell der neueste Qualcomm-Prozessor sorgt für Vortrieb fast ohne Ende. Die entscheidenden Daten in der Übersicht:

  • Display: LCD 5,3 Zoll mit 1.440 x 2.560 Pixeln
  • Prozessor: Snapdragon 835 mit 4 x 2,5 GHz Kryo + 4 x 1,8 GHz Kryo
  • Speicher: 4 RAM / 64 GB Flash-Speicher (erweiterbar um bis zu 256 GB)

Neben den „Hauptkomponenten“ für einen Benchmark-Test besteht das Nokia 8 aus weiteren Bauteilen und zeigt auch hier einiges an Oberklassetechnik. Alle Details sind im Datenblatt des Nokia 8 aufgelistet, die Eckdaten sind jedoch diese:

  • Material: Aluminium und Gorilla Glas 5
  • Kameras: 2 x 13 Megapixel (SW und RGB) und 13 Megapixel auf der Front
  • Betriebssystem: Android 7.1.1
  • Anschlüsse: USB Typ-C (USB 3.0)
  • LTE: Cat 9
  • Akku: 3090 mAh mit Quick Charge 3.0
  • Abmessungen: 151,5 x 73,7 x 7,9 mm
  • Gewicht: 160 Gramm

Die technischen Daten lassen ein gutes Ergebnis im AnTuTu-Test erwarten. Dabei enttäuscht das Nokia 8 nicht und kommt auf einen beeindruckenden Wert von 175.517 Punkten. Damit beweist HMD Global, dass man nicht nur Einsteiger- und Mittelklasse-Technik im Griff hat, sondern auch einen Spitzenklasse-Prozessor beherrscht. Der Test wurde mit der AnTuTu-App in der Version 6.2.7 durchgeführt und lässt für den kommenden Test des Nokia 8 auf ein ruckelfreies Handling sowie eine hervorragende Leistung auch bei Spielen und anderen anspruchsvollen Anwendungen hoffen.

Nokia 8 Benchmark-Test
Bildquelle: inside-digital.de

Nokia 8 vs. Galaxy S8 vs. Apple iPhone 7

Der beeindruckende Benchmark-Testwert des Nokia 8 weckt Begehrlichkeiten und die Konkurrenz wird mit Argwohn nach Finnland schielen. Immerhin positioniert sich hier der ehemalige Marktführer wieder im High-End-Segment. Seine Erben sind Apple und Samsung, die sich seit Jahren die Marktführerschaft quasi teilen. Warum das so ist liegt auch an den jeweiligen Spitzenmodell-Reihen Galaxy S und iPhone. Beide aktuellen Modelle, Galaxy S8 und iPhone 7, gehören zu den potentesten Geräten im Mobilfunkmarkt. Doch nun kommt Nokia und überholt beide.

Benchmark-Tests im Vergleich

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Samsung Galaxy S8+ 171.108
direkte Konkurrenten LG G6 157.689
Sony Xperia XZ Premium 170.532
Samsung Galaxy S7 132.648
ehemalige Spitzenmodelle LG G5 137.548
OnePlus 3T 163.521
HTC U11 174.417
aktuelle Referenzen Samsung Galaxy S8 174.550
OnePlus 5 180.641

Der Vorsprung des Nokia 8 ist jedoch nur hauchzart und in der Leistungsliga fast schon zu vernachlässigen. Dazu kommt, dass man die beiden Benchmark-Ergebnisse des iPhone 7 und des Nokia 8 nicht eins zu eins vergleichen kann, da auf den Smartphones unterschiedliche Betriebssysteme, iOS beziehungsweise Googles Android, laufen und so unterschiedlich getestet werden muss. Dabei kommt es zu recht schlecht vergleichbaren Ergebnissen. Im Alltag fehlt es allen drei Konkurrenten nicht an Leistung. Bei allen drei wird jedoch auch im Belastungsfall nicht an Geschwindigkeit eingebüßt und damit sind diese Smartphones auch alle drei für anspruchsvollste Nutzer geeignet.

Die Leistung des Nokia 8 in der Praxis

Die Geschwindigkeit des Nokia 8 bestätigt in der Praxis die guten Benchmark-Werte. Kaum eine Anwendung fordert das Nokia 8 bis zu dessen Leistungsgrenze. Egal ob aufwendiges Rennspiel oder Parallelbetrieb mehrerer Apps und Anwendungen, das Nokia 8 lässt sich nie aus der Ruhe bringen. Dabei wird es maximal handwarm und überhitzt nie. Also auch in der Praxis ist hier alles in Butter.

Verbindungsmöglichkeiten auf einen Blick

Bei den Verbindungsmöglichkeiten gibt es am Umfang nicht viel zu meckern. Die Mobilfunkanbindung über LTE besitzt auch noch Puffer, wenn die deutschen Netzbetreiber ihre nächsthöheren Geschwindigkeiten freischalten und auch beim Thema Bluetooth und WLAN lässt man sich in Finnland nicht lumpen.

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 1.000 Mbit/s, Up-max: 100 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 5.0
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

IP68 und das fehlende Highlight

Zwei Dinge bieten viele Flaggschiffe zur Zeit: Eine IP-Zertifizierung im 6X-Bereich und ein Highlight. Was bei LG und Samsung das langgezogene Display ist, versucht HTC mit einem druckempfindlichen Rahmen zu bieten. Ein echtes Highlight fehlt dem Nokia 8. Und auch die IP-Zertifizierung ist nicht auf dem Niveau der Konkurrenz. Hier lässt sich HMD Global wohl noch Luft nach oben offen, man will schließlich auch noch ein Nokia 9 vorstellen, das das Nokia 8 noch einmal toppen soll.

Gesprächsqualität des Nokia 8

Die Qualität beim Telefonieren mit dem Nokia 8 ist für ein Spitzenmodell durchschnittlich ​gut und besitzt wenige Auffälligkeiten. Der Lautsprecher klingt im Freisprechmodus eher mittelmäßig und tut sich schwer gegen laute Umgebungsgeräusche. Die Klangqualität des kleinen Lautsprechers, sozusagen der Hörmuschel, ist dagegen gut. Die Software arbeitet hörbar an der Unterdrückung des Hintergrundgeräuschpegels. Ansonsten ist die Qualität auf einem insgesamt guten Niveau.

Die Leistung des Nokia 8 wird einem Spitzenmodell gerecht und es gibt kaum Kritik. Die Ausstattung, sowie die Gesprächsqualität ist jedoch eher highlightlos und so gibt es hier eine eher durchschnittliche Wertung.

Zwischenwertung: 4 / 5 Sternen

Kamera

Dreimal 13 – Das Motto Nokias beim Flaggschiff 8 ist klar: Alle Kameras sind mit 13 Megapixeln ausgestattet, wobei die beiden Heckkameras zusammen oder getrennt agieren können und zwei unterschiedliche Sensoren bieten. Einer der beiden Sensoren produziert native Schwarz-Weiß-Fotos, der andere erstellt dagegen farbige Bilder. Beide zusammen agieren als Farb-Kamera mit 13-Megapixel-Output. Unterstützt werden die beiden Module von einem doppelten LED-Blitz, der die Farbe der Lichtunterstützung je nach Umgebung anpasst. Die Frontkamera liefert Herkömmliches, also buntes Farbmaterial wobei keine LED-Unterstützung vorhanden ist. Als Ersatz bietet Nokia einen Display-Blitz an, der jedoch bauartbedingt nicht die Leistung aufbringen kann, die ein Frontblitz besitzt.

Zeiss und die Dreifach-Kamera

Zwei Umstände rund um die Kamera hebt HMD Global beim Nokia 8 besonders hervor: Die Kameraeinheit wurde in Zusammenarbeit mit Zeiss, dem deutschen Kamera-Spezialisten, entwickelt. Damit steht man jedoch in großen Fußabdrücken. Die von Nokia noch selbst entwickelten Smartphones der Lumia-Reihe konnten sich auch schon mit diesem Attribut schmücken und brachten fast schon legendäre Modelle wie das 40-Megapixel-Monster Lumia 1020 auf den Markt. Wie viel Zeiss wirklich in der Kamera des Nokia 8 steckt, bleibt zwar das Geheimnis der Finnen, jedoch wird die Fertigung der Module nicht dazu gehören.

Die zweite Leistung, die HMD Global hervorhebt ist die Fähigkeit die Front- sowie die Heckkameras zur gleichen Zeit nutzen zu können und mit beiden Seiten gleichzeitig ein Video zu drehen. Das Endmaterial ist ein zweigeteiltes Video, ein von Nokia so genanntes Bothie, das das Objekt sowie den Fotografen zeigt. Ein Prinzip, das nicht neu ist und schon von Samsung und HTC vor Jahren ausprobiert wurde.

Bildqualität und Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit der Doppelkamera auf der Rückseite des Nokia 8 ist auf gehobenen Niveau. Der schnelle Schnappschuss ist also locker zu machen und auch ein Bild „aus der Hüfte geschossen“ ist möglich. Der Autofokus arbeitet ebenfalls flott und präzise. Die Bildqualität ist insgesamt gut und kann auch ambitionierte Smartphonographen zufrieden stellen. Die detaillierte Bildkritik gibt es in der Testfoto-Galerie. Die Testbilder des Nokia 8 in voller Auflösung stehen in der Datenbank von inside-digital.de zur Verfügung.

Nokia 8 – Die Foto-App

Vor nicht allzu langer Zeit hat sich HMD Global die Patente für das Design der hochgelobten Nokia-Foto-App gesichert. Die Software findet jedoch den Weg in das Nokia 8 nicht. So kommt die Kamera-App zum Zuge, die schon in den anderen neuen Nokia-Geräten installiert wird. Die Software musste jedoch auf die Doppelkamera angepasst werden und so wartet sie mit einigen neuen Funktionen auf. Unter anderem kann die Monochrome-Kamera einzeln angesteuert werden und es gibt Porträt-Effekte zu bestaunen. Die Übersichtlichkeit gerade im Pro-Modus kommt jedoch nicht an die traditionelle Nokia-App heran und er ist auch nicht ganz so toll ausgestattet wie noch die alte App. So können die Funktionen wie der Weißabgleich nicht stufenlos eingestellt werden. Hier stellt sich also nach anfänglicher Begeisterung ein wenig Ernüchterung ein. Trotzdem ist die App rund und vor allem die Geschwindigkeit mit der sie agiert kann sich sehen lassen.

Nokia 8 – Kamera-App

Die Kamera des Nokia 8 zeigt sich von der gutmütigen Seite. Trotz einiger kleiner Einschränkungen in der Software passt die Ausstattung und auch die Bildqualität zum Anspruch Nokias. Hier überzeugt der Finne fast auf ganzer Linie.

Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Mit Android 7.1.1 in seiner Reinform spendiert HMD Global dem Nokia 8 eine schicke, aber auch sehr puristische Software. Sie zeigt sich kaum angepasst oder ergänzt. Vielmehr können sich Fans von Vanilla Android auf die volle Google-Versorgung verlassen. Wer ausgefeilte Software-Lösungen, wie sie einige Konkurrenten auf die Beine stellen, erwartet wird jedoch genauso schwer enttäuscht, wie Puristen sich freuen werden.

Das beigelegte Softwarepaket ist entsprechend dünn: Die Kamera- und die Support-App sind mitunter die einzigen Eigenentwicklungen von HMD Global. Dazu kommt die Always-On-Funktion. Sie kann gefallen und zeigt ohne Aktivierung des Displays Benachrichtigungen, die Zeit, das Datum und den Akkustand an. Letzterer kann in den herkömmlichen Homescreens nicht angezeigt werden. Ein kleiner Fauxpas für Menschen, die ihren Akkustand immer genau im Blick behalten wollen.

Nokia 8 – Menü und Einstellungen

Die Geschwindigkeit der Software kann sich sehen lassen. Ruckler oder gar Wartezeiten wurden während des Testbetriebs kaum bemerkt. Hier zeigt sich der Vorteil eines vergleichsweise schlanken Software-Pakets: Die Hintergrund-Aktivitäten und Herstellereigenen Zusatzfunktionen saugen nicht an der Geschwindigkeit des Prozessors und so gibt sich das Nokia 8 sportlich.

Viel Klang und viele Einstellungen

Die Multimedia- und hier vor allem die Musik-Abteilung wird von Googles App „Play Musik“ angeführt. HMD Global bietet darin auch einen Equalizer mit manuellen Verstellmöglichkeiten und Voreinstellungen. Dazu gibt es simulierten Surround-Sound und einen Bass-Verstärker. Softwareseitig ist hier also alles im Lot. Der Lautsprecher klingt zumindest bei moderaten Lautstärken gut, übersteuert jedoch in den Höhen bei höheren Lautstärken deutlich. Der einzelne Schallwandler gibt sich jedoch Mühe und bringt es auf eine ordentliche, wenn auch nicht sehr gute, Wertung. Die beigelegten Kopfhörer können das Ergebnis ihres Pendant toppen und spielen insgesamt sehr solide auf gutem Zubehör-Niveau.

Nokia 8 – Musik-Player

Die Software des Nokia 8 ist puristisch, weiß aber durch Geschwindigkeit, Übersichtlichkeit und schlanker Eleganz zu gefallen. Die Multimedia-Abteilung wirkt insgesamt solide, überragt aber nirgends die Konkurrenten.

Zwischenwertung: 4 von 5 Sternen

Akku

Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen in der nichts mit dem Smartphone getan wird.

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
direkte Konkurrenz
Samsung Galaxy S8+ 3500 64 49 36 15
LG G6 3300 66 51 34 15
Sony Xperia XZ Premium 3230 53 43 47 10
ehemalige Spitzenmodelle
Samsung Galaxy S7 3000 65 58 35 7
LG G5 2800 58 43 42 15
OnePlus 3T
aktuelle Referenzen
HTC U11 3000 47 33 53 14
Samsung Galaxy S8 3000 58 51 42 7
OnePlus 5 3300 66 46 34 20

Die Ergebnisse lassen sich nach acht wie auch nach 24 Stunden sehen: Ersteres liegt mit 71 Prozent für ein so leistungsstarkes Smartphone im sehr starken Bereich. Der zweite Wert kann mit 65 Prozent jedoch auch gefallen. Damit erreicht das Nokia 8 eine sehr gute Wertung, die von einer Schnellladefunktion noch unterstützt wird. So kann das Nokia 8 hier voll überzeugen und es sind locker 1,5 bis zwei Tage Nutzung drin, ohne dass an die Steckdose gedacht werden muss.

Nokia 8 – Akkutest

Zwischenwertung: 5 von 5 Sternen

Fazit

Das Nokia 8 kommt mit vielen Vorschusslorbeeren daher, steht doch ein altehrwürdiger Name auf dem schicken Smartphone. Doch kann es den guten ersten Eindruck bestätigen oder geht es in der breiten Masse an sehr guten Android-Smartphones unter? Beides ein wenig: Beim Betriebssystem setzt HMD Global zur Zeit auf das richtige Pferd und wagt keine Experimente. Mit dem puren Betriebssystem Android kommen die meisten Nutzer zurecht und in der Nokia-Ausführung bleibt der Spaß am Individualisieren erhalten. Zudem rühmt sich Nokia damit, in Windeseile die neuesten Sicherheitsupdates bereizustellen.

Leistung satt, ein schickes Outfit, fast perfekte Verarbeitung und eine gute Ausstattung bieten viele Smartphones am Markt und auch HMD Globals Nokia 8 lässt sich hier nicht lumpen. Die absoluten Highlights muss jedoch das erwartete Nokia 9 hervorzaubern, das Nokia 8 kommt nämlich eher solide als aufregend daher. Die Doppelkamera ist seit dem Samsung Galaxy Note 8 auch beim letzten richtig großen Hersteller angekommen und somit wird sich hier HMD Global auch nicht mehr absetzen können. Somit bleibt das Nokia 8 ein sehr guter, wenn auch nicht perfekter und erst recht nicht einzigartiger Vertreter am aktuellen Smartphone-Markt.

Sternesiegel Nokia 8

Gesamtwertung: 4,5 von 5 Sternen

Pros des Nokia 8

  • starker Prozessor
  • schickes Display
  • schöne Optik

Contras des Nokia 8

  • rutschiges Gehäuse
  • keine echten Highlights

Preis-Leistung

580 Euro verlangen die Finnen für das Nokia 8 und liegen damit unterhalb des Durchschnitts der Flaggschiffe in dieser Saison und eher auf dem Niveau von Huawei als auf dem der teureren Konkurrenten wie LG, Sony oder Samsung und Apple. Damit bietet es sich eigentlich für eine gute Wertung in dieser Kategorie an. Man kann auch bestätigen, dass es sich beim Nokia 8 und dessen 580-Euro-Preisschild um ein faires Angebot handelt. Das Fehlen der echten Highlights vergrämt diesen Eindruck jedoch ein wenig. Immerhin sind tolle Neuentwicklungen wie das 18:9-Display des LG G6 oder die abgerundeten und winzigen Rahmen um das Display beim Galaxy S8 schon jetzt günstiger zu haben, als das Nokia 8. Sicher ist jedoch auch: Das Nokia 8 wird nicht preisstabil sein und bald ebenfalls zu einem weit günstigeren Kurs zu haben sein. Spätestens dann ist es ein günstiges Angebot und eine echte Alternative zu den etablierten Herstellern.

Alternativen

Im Preisbereich des Nokia 8 befinden sich relativ viele Smartphones auf dem Markt, die ähnliche Leistungen abrufen, wie das Nokia 8. Eine große Anzahl an Spitzenmodellen und deren größere und kleinere Ableger von verschiedensten Herstellern machen die Auswahl schwierig und auch die jährlichen Modellpflege-Maßnahmen erschweren die Suche nach geeigneten Alternativen. Die geeignetsten Mittel hierfür sind die Bestenlisten von inside-digital.de, die nach aktuellem Preis aufgeschlüsselt, die besten Smartphones in den unterschiedlichen Preisbereichen aufzeigen:

Vor allem die Flaggschiffe des vergangenen Jahres sind echte Alternativen, aber auch die aktuellen Spitzenmodelle sind mittlerweile von hohen Preisrössern über 700 Euro auf zum Teil weit unter die 500-Euro-Marke gefallen. Wer also nicht dem Charme der Traditionsmarke erliegt, kann sich einer recht großen Auswahl an gleichwertigen Angeboten sicher sein.

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