Sony Xperia XZ2 im Test: Vom Mauerblümchen zum Shooting-Star

18 Minuten
Neben dem Xperia XZ2 Compact hat Sony auch das Standardmodell, das Xperia XZ2, im Gepäck. Das hat seinen stolzen Preis - zurecht? Warum das Flaggschiff von Sony seinen Preis wert ist, zeigt der nachfolgende Testbericht.
Geprüft: Sony Xperia XZ2
Bildquelle: Stefan Winopal / inside handy

Design und Verarbeitung

Lange haben Xperia-Fans darauf gewartet, auf dem Mobile World Congress 2018 in Barcelona war es endlich soweit: Der japanische Hersteller hat neue Smartphones vorgestellt, die das Adjektiv neu auch in puncto Design verdienen. Jahrelang wurde der eckige Einheitsbrei wiedergekäut und bereits im letzten Jahr schienen die massiven Balken über und unter dem Display gehörig aus der Zeit gefallen. Die 2018er Generation bringt einen frischen Wind in die Produktpalette des Premium-Herstellers.

Sony Xperia XZ2: Unboxing

Visuelles Understatement liefert Sony mit der Verpackung des Xperia XZ2: Die Box, in der das Smartphone zum Kunden kommt, ist einfach grau und fühlt sich recht samtig an. Einzig der Xperia-Schriftzug auf der Vorderseite durchbricht die graue Tristesse mit einer holografischen Oberfläche, die alle Farben des Regenbogens widerspiegelt.

Hebt man den Deckel ab, kommt zunächst das Smartphone zum Vorschein, das in einem Kunststoff-Einleger thront. Entfernt man den Einleger und den Karton mit dem Dokumentationsmaterial, erlangt man Zugriff auf das mitgelieferte Zubehör:

  • Schnellladegerät mit Quick Charge 3.0
  • USB-Kabel (USB-A auf USB-C)
  • USB-C-Adapter auf Klinke (3,5 mm)
  • In-Ear-Headset mit 3,5-mm-Klinkenanschluss inklusive verschiedener Ohrstücke
Unboxing des Sony Xperia XZ2
Bildquelle: Stefan Winopal / inside handy

Sony Xperia XZ2: Hands-On

Im Vergleich zum Vorgänger Xperia XZ1 wurde das Design des neuen Modells komplett überarbeitet. Anstelle eines kantigen, von vielen als Power-Bank-Design verschrieenen Gehäuses ist die neue Modellgeneration sehr viel rundlicher gestaltet, vor allem auf der Rückseite, wo das Handy sogar ein wenig bauchig wirkt. Fans von schlanken, dünnen Designs mag das womöglich wenig sexy vorkommen, der Tragekomfort spricht jedoch für sich: Das Sony Xperia XZ2 liegt dank seiner geschwungenen Rückseite hervorragend in der Hand. Die breiten Ränder des Gehäuses sorgen für eine Griffigkeit, die aktuelle Flaggschiffe nur selten erlauben – ein echter Handschmeichler. Ein Nachteil der abgerundeten Form: Selbst auf einer vermeintlich geraden Fläche bleibt das Handy selten da liegen, wo man es abgelegt hat. Schon bei einer minimalen Neigung macht sich das Xperia XZ2 auf den Weg gen Abgrund.

Auf der Rückseite gibt es im Vergleich zum Vorgänger, dem Sony Xperia XZ1, einen klaren Unterschied: Der Fingerabdruck-Sensor ist nun mittig auf dem Gehäuse angebracht. Diese Platzierung ist äußerst gewöhnungsbedürftig, denn dort wo man den Fingerabdruck-Sensor eigentlich erwartet, hat Sony die Kamera-Linse angebracht, sodass man gerade in der ersten Zeit vermehrt auf der Kamera-Linse versucht, das Gerät zu entsperren. Wie lange es dauert, bis man sich umgewöhnt hat, dürfte von Nutzer zu Nutzer variieren – der Testzeitraum von zwei bis drei Tagen reichte dazu nicht aus. Nutzer mit kleinen Händen haben hier aber erstmals einen Vorteil im Gegensatz zu Nutzern mit Pranken, für sie dürfte sich die Fehlplatzierung des Fingerabdruck-Sensors natürlicher anfühlen.

Trotz der kleineren Nachteile des Designs: Insgesamt weiß Sony mit seiner neuen Design-Linie zu gefallen. Das Zusammenspiel der abgerundeten Glas-Flächen mit dem ebenso handschmeichelnden Metallrahmen ist eine Gewinner-Kombination. Hier treffen eine angenehme Haptik mit einer edlen Gestaltung zusammen. Unterstrichen wird das Ganze von einer hochwertigen Verarbeitung, wie man sie von einer Marke von Weltruf erwarten würde. Und eine solche ist Sony nun mal.

Endlich wagt Sony ein neues Design. Zwar hat man das Smartphone nicht neu erfunden, doch die gelungene Kombination aus Form und Materialien gefällt.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Display

Auch Sony hievt sein Display ins Jahr 2018. Soll heißen: Der japanische Hersteller verbaut ein trendmäßiges 18:9-Display in seinem neuen Flaggschiff. Der 5,7 Zoll große Bildschirm bedeckt dabei rund 76 Prozent der Front-Fläche des Xperia XZ2. Bei der Display-Auflösung ist Sony eher konservativ unterwegs: Eine Full-HD-Plus-Auflösung von 1.080 × 2.160 Pixeln muss hier ausreichen. Die Pixeldichte von 416 ppi ist für das Auge sehr angenehm.

Der Entertainment-Fokus, den Sony beim Xperia XZ2 verfolgt, wird am ehesten bei dem HDR-Display deutlich, das der Hersteller seinem Flaggschiff beschert. Dieses basiert auf der Technologie, die das Unternehmen für seine Bravia-Fernseher entwickelt hat. Die Farbwiedergabe ist dementsprechend hochklassig.

Darüber hinaus bietet das Xperia XZ2 dem Nutzer weitreichende Möglichkeiten, in das Darstellungsgeschehen auf dem Schirm des Smartphones korrigierend einzugreifen: Zum einen kann eine Farbskala ausgewählt werden, die die Farbdarstellung regelt. Hier stehen drei Auswahlmöglichkeiten bereit: der „professionelle Modus“ soll dem Display die Farbdarstellung nach dem sRGB-Standard beibringen. Dieser Modus bietet die natürlichsten Farben mit relativ geringer Farbsättigung. Ganz im Gegensatz dazu steht der „superlebendige Modus“. Freunde besonders leuchtender Darstellung kommen hier auf ihre Kosten: Knackige Kontraste und fluoreszierende Farben machen selbst dem Disney-Channel-verwöhnten Auge alle Ehren.

Der standardmäßig vorausgewählte Modus ist die „brillante Farbskala von Triluminos Display for mobile“ und verspricht leuchtkräftigere Farben als der sRGB-Modus, ohne dabei zu überzeichnet zu wirken. Triluminos ist eine Display-Technologie von Sony, die der japanische Elektrokonzern sowohl in seinen TV-Geräten einsetzt als auch in seine Smartphones einbaut. Der Unterschied zu herkömmlichen LCD-Displays ist hierbei, dass zur Beleuchtung der Farbschichten keine blauen oder ultravioletten Dioden mit gelber Phosphor-Beschichtung eingesetzt werden, sondern fluoreszierende Nanopartikel, die durch UV-Licht zum Leuchten gebracht werden. Die Farbe kann Sony durch die chemische Zusammensetzung der Partikel sehr genau bestimmen und dank der Farben Rot, Grün und Blau lässt sich ein sehr neutrales Weiß erzeugen, was bei der Phosphor-Variante nicht möglich ist. Dadurch ist außerdem ein deutlich größerer Farbraum möglich, den die Displays darstellen können.

Bildschirm-Einstellungen des Sony Xperia XZ2
Bildquelle: inside handy

Doch nicht nur die Farbdarstellung lässt sich anpassen, auch einen Weißabgleich bietet das Display an. Dieser funktioniert jedoch nicht wie bei Apple automatisch abhängig vom Umgebungslicht, es können stattdessen manuell die Regler für Rot, Grün und Blau betätigt werden, um so einen dauerhaften Farbausgleich zu schaffen, was nützlich ist, wenn man beispielsweise farbstichig sieht.

Auf Extravaganzen verzichtet Sony, doch das Display des neuen großen Spitzenmodells des Konzerns ist dennoch erstklassig.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Das Sony Xperia XZ2 ist mit Qualcomms aktuellem Oberklasse-Prozessor Snapdragon 845 ausgestattet, der von 4 GB Arbeitsspeicher begleitet wird. Der neue Qualcomm-Chip bietet dabei acht Kryo-385-CPU-Kerne und diese arbeiten im Xperia XZ2 mit bis zu 2,8 GHz – zumindest vier davon. Für die übrigen vier ist bei 1,8 GHz Schluss. Der neue Adreno-630-Grafikprozessor erreicht laut Qualcomm bis zu 30 Prozent schnelleres Grafik-Rendering und ist dabei bis zu 30 Prozent sparsamer. Optimiert wurde der Prozessor außerdem für Wiedergabe und Encoding von Ultra-HD-Video und die bei Qualcomm „eXtended Reality (XR)“ getaufte Augmented Reality. Der digitale Signal-Prozessor Qualcomm Hexagon, der ebenfalls im Snapdragon-Paket enthalten ist, bringt die Neural Processing Engine mit, die KI-Anwendungen und maschinellem Lernen unter die Arme greifen soll. Damit besetzt Qualcomm mit seinem aktuellen Chip im Sony Xperia XZ2 zwei wichtige Trendthemen 2018.

Auch die übrige Hardware kann sich sehen lassen. So stattet Sony das Smartphone mit vernünftigen 64 GB Arbeitsspeicher aus, die sich per Micro-SD-Karte um weitere 400 GB aufstocken lassen. Die Zeichen bei der Hardware stehen voll und ganz auf Flaggschiff:

Die Hardware des Sony Xperia XZ2 und XZ2 Compact im Überblick

Sony Xperia XZ2 Compact
Sony Xperia XZ2
Xperia_XZ2_compact_black
Bildquelle: Sony
Sony XZ2
Bildquelle: Sony
Display  5 Zoll, 1.080 x 2.160 Pixel 5,7 Zoll, 1.080 x 2.160 Pixel
Betriebssystem-Version Android 8.0 Oreo
Prozessor Qualcomm Snapdragon 845 Octa-Core (4 x 2,6 GHz, 4 x 1,7 GHz)
RAM 4 GB
interner Speicher 64  GB
MicroSD ja (400GB)
Kamera vorne/hinten 5 MP / 19 MP
Akku 2.870 mAh 3.180 mAh
induktives Laden nein ja
USB-Port USB 3.1 Typ-C
IP-Zertifizierung IP68
Abmessungen (mm) 135 x 65 x 12,1 153 x 72 x 11,1
Farben Schwarz, Silber, Grün, Pink
Einführungspreis 599 Euro 799 Euro 

Mit diesen Hardware-Eigenschaften braucht sich das Xperia XZ2 nicht zu verstecken: Einfache Apps genau wie wildes Herumwischen in den Menüs steckte es genauso locker weg, wie das 3D-Spiel Asphalt Xtreme, das während des Tests gespielt wurde. Hier war die Grafik extrem detailverliebt und erlaubte sich nicht einen Ruckler. Auch der Benchmark-Test, der das Smartphone eigentlich an seine Grenzen führen sollte, meisterte das Sony Xperia XZ2 ohne mit der Wimper zu zucken.

Mit einem Wert von 258.397 Punkten im neuen AnTuTu-Test in der Version 7.0 schlägt das Sony Xperia XZ2 sogar die aktuellen Spitzenreiter Galaxy S9 und S9 Plus (249.185/244.895 Punkte). Das ist zugegeben kein allzu großer Vorsprung, weshalb Nutzer in der Praxis kaum einen Unterschied feststellen werden. Dennoch hat Sony hier die Oberhand, um genau zu sein jedoch in Form des Flaggschiff-Winzlings Sony Xperia XZ2 Compact, das es im Test sogar auf 264.971 Zähler brachte. In einem zweiten Durchlauf schaffte das Sony Xperia XZ2 mit 265.686 Punkten sogar, den kleinen Bruder zu schlagen.

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Testgerät Sony Xperia XZ2 258.397
 direkte Konkurrenten Huawei Mate 10 Pro 212.419
HTC U11+ 216.125
Samsung Galaxy S9 244.895
 ehemalige Spitzenmodelle Samsung Galaxy S8 174.550*
Huawei Mate 9 123.182*
OnePlus 3T 163.521*
 aktuelle Referenz (Android) Sony Xperia XZ2 Compact 264.971
Sony Xperia XZ2 258.397
Samsung Galaxy S9+ 249.185

* Werte aus AnTuTu 6 – nicht direkt vergleichbar

Auch andere Top-Smartphones sind deutlich unterlegen: Das HTC U11 Plus brachte es im Test bei inside-digital.de auf 216.125 Punkte, das Huawai Mate 10 Pro kam auf 212.419 Punkte. Der Vergleich mit Sonys Mittelklassehandy Sony Xperia XA2 macht den Unterschied zwischen dem Mittelklasse- und Sonys aktuellem Top-Smartphone deutlich. Ausgestattet mit dem Snapdragon 630 und 3 GB Arbeitsspeicher bringt es das XA2 auf weniger als die Hälfte der Punkte (88.631).

Die Verbindungsmöglichkeiten des Sony Xperia XZ2 sind mannigfaltig. So sind einzig MHL und die Möglichkeit, das Smartphone als Infrarot-Fernbedienungs-Ersatz zu verwenden, nicht mit von der Partie. Alle anderen Schikanen wie DLNA, NFC und natürlich WLAN beherrscht das Xperia XZ2 mühelos. Bluetooth ist gar in der neuen Version 5.0 mit an Bord.

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 1.200 Mbit/s, Up-max: 100 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher (ab Werk vorhanden)
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 5.0
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Für ein Telefon nicht ganz unwichtig: Das Telefonieren. Während das Xperia XZ2 direkt ans Ohr gehalten mit kristallklarer Sprachqualität brillierte, offenbarte es bei der Freisprech-Funktion Schwächen in der Tonqualität.

Xperia XZ2 Leistungssiegel

Die Technik des Sony Xperia XA2 ist state-of-the-art; ein Flaggschiff, wie es im Buche steht und noch dazu richtig Power hat.

Einzelwertung: 5 von 5 Sternen

Kamera

Kameras werden im Hause Sony seit jeher groß geschrieben, und das hat einen Grund: Smartphone-Kameras sind eines der einträglichsten Geschäfts-Segmente für die Japaner. Sony ist auf diesem Feld sogar Marktführer. Ganz klar: Auch die Kameramodule, die der Hersteller in seine eigenen Smartphones einbaut, sind Güteklasse A. Im Xperia XZ2 setzt Sony auf einen Exmor-RS-Sensor, der eine Auflösung von 19 Megapixel hat. Ein Sensor? Ja, für Sony sind die Doppel- und Triple-Kameras dieser Tage unnötiger Firlefanz. Denn Sony hat seinen Sensor mit allerlei Funktionen ausgestattet, die die Bilder verbessern sollen. So verfügt der Sensor beispielsweise über einen prädiktiven hybriden Autofokus, der im Zusammenspiel mit einem Laser- und einem RGBC-IR-Sensor für allzeit scharfe Bilder sorgen soll. Die Motion-Eye-Technologie von Sony ermöglicht überdies vorhersagende Aufnahmen und stellt einen Anti-Verzerr-Effekt bereit und der Bildstabilisator mit fünf Achsen soll für ruckelfreie Foto- und Video-Aufnahmen sorgen.

Bei der Bildqualität des Sony-Sensors gibt es nichts auszusetzen. Die Bilder erscheinen scharf und knackig in der Farbe.

Auch auf der Vorderseite setzt man in Japan ganz konservativ auf einen Einzel-Sensor. Auch dieser kommt aus der Exmor-RS-Familie, ist aber deutlich kleiner und löst deshalb nur mit 5 Megapixeln auf. Statt mit einem LED-Blitz muss der geneigte Selfie-Fan hier mit einem Display-Blitz vorlieb nehmen.

Große Stärken beweist Sony auch im Bereich der Video-Aufnahme. Die Hauptkamera nimmt spielend leicht Ultra-HD-Videos mit HDR auf. Kann man auf den 4K-Videomodus verzichten, belohnt die Kamera dies mit der extremen Zeitlupe, die bei Aufnahmen in Full-HD-Qualität zur Verfügung steht. Kurzzeitig nimmt die Kamera so 960 Bilder pro Sekunde auf. Keine neue Funktion, schon die Vorgängermodelle beherrschten dies, allerdings maximal in 720p-Auflösung, also einfachem HD. Hier hat Sony also noch einmal nachgelegt.

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Eher eine Spielerei als eine ernst zu nehmende Funktion ist die 3D-Scan-Funktionalität. Hier lassen sich mithilfe der Kamera Objekte und Gesichter in 3D-Modelle umsetzen. Im Test klappte dies jedoch schlecht bis ganz schlecht.

Allgemein scheint die Kamera-Software von Sony sehr übersichtlich und aufgeräumt zu sein. Ein Modus mit der „überlegenen Automatik“ wird die meisten Otto-Normal-Nutzer zufriedenstellen, indem die Einstellungen automatisch angepasst werden. Kontroll- und Foto-Freaks finden daneben auch einen manuellen Modus vor, in dem sie detaillierte Anpassungen vornehmen können. Verschiedene Szene-Modi bietet die Kamera-App nicht an, für spezielle Anlässe sind jedoch spezielle Kamera-Apps verknüpft, die für AR-Bilder oder Panoramen genutzt werden können. Auch Bilder mit Bokeh-Effekt lassen sich über eine solche Spezialkamera erstellen, allerdings sind die Ergebnisse mit denen anderer Hersteller nicht zu vergleichen, denn es werden scheinbar willkürliche Bereiche des Bildes mit einer Unschärfe versehen.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Sony setzte schon bei der Vorgänger-Generation Xperia XZ1, die zur IFA im Spätsommer 2017 gezeigt wurde, auf Android 8.0 Oreo. Damals gehörte man zu den ersten. Da Android P noch auf sich warten lässt, stattet man nun den Nachfolger eben wieder mit dieser Software-Version aus. Wie immer geht es nicht ohne eigene Benutzeroberfläche, die sich aber im Gegensatz zu anderen Herstellern vorbildlich an Googles Material-Designlinie orientiert – so man dies denn möchte.

Auch im Jahr 2018 hat Sony nichts dazu gelernt, und stattet sein Flaggschiff mit reichlich Bloatware aus. Neben dem AVG-Virenschutz, der gerne ein Abo verkaufen würde, buhlen Amazon-Apps außerdem um die Gunst potenzieller Kunden: Neben der Amazon-Shopping-App brennt Sony außerdem die Kindle-App und die Prime-Photos-App fest in den ROM-Speicher des Smartphones – Deinstallation ausgeschlossen. Wer gar kein Prime-Abo oder womöglich nicht mal ein Amazon-Konto hat, kann die Apps aber wenigstens deaktivieren – aus den Augen, aus dem Sinn. Hier hat Sony jedoch leider die meisten Punkte verspielt, die der inside-digital.de-Test bloatware-freien Smartphones gerne zuspricht.

Allgemein ist die Oberfläche recht übersichtlich und lässt sich zudem an den eigenen Geschmack anpassen. So gibt es vorgefertigte Designs, mit denen sich selbst das Aussehen der Android-Navigationstasten anpassen lässt – beim Theme „Fruit Salad“ zum Beispiel wird so der Home-Button zur Melone und der App-Drawer zu einer Salatschüssel. App-Salat gewissermaßen. Bon Appétit!

Großes Kino, kleine Party

Vor allem im Entertainment-Bereich möchte Sony mit dem Xperia XZ2 punkten. Hier kommen das 18:9-Display genauso zum Tragen wie die Lautsprecher, die frontal ausgerichtet sind. Ein besonderes Gimmick ist die dynamische Vibration, die Bässe mit Bewegung aus dem Vibrationsmotor untermalt. Dies ist für Musik ganz nett und wenn man das Gerät beim Videoschauen in der Hand hält. Steht das Gerät allerdings in einem Ständer, sollte man die Energie lieber sparen, denn dort verursacht die Vibration vor allem Störgeräusche.

Während der Sound aus dem Lautsprecher für das Ansehen der Lieblingsserie locker ausreicht, geht dem Smartphone bei Musik der gute Klang völlig ab: Alles andere als satt präsentiert sich das Klangbild der Lautsprecher beim Musik-Test. Eine Party lässt sich mit diesem Lautsprecher nicht beschallen – zumindest nicht ohne Ohrenbluten. Vorbildlich dagegen ist das beiliegende Headset. Natürlich wäre ein Headset, das direkt mit einem USB-C-Anschluss ausgerüstet ist, eleganter. Aber mitsamt Adapter entlockt das beiliegende Headset dem Sony Xperia XZ2 wohlige Klänge.

Sony Xperia XZ2: Screenshots

Vorbildlich auch: die Musik-Player-Software. Nutzer, die noch auf eigene MP3s setzen, werden vom Walkman-Hersteller mit dem Rundum-Sorglos-Paket versorgt. Hier wird die Organisation und das Auswählen von Musik zum Kinderspiel. Auf Wunsch reichert die Player-Software die eigene Musikbibliothek sogar mit Daten aus Online-Diensten an.

Um das Hörerlebnis noch weiter zu verbessern, bietet Sony einige Audio-Einstellungen an, die systemweit zur Verfügung stehen – also nicht nur in der eigenen Player-Software sondern auch in Apps wie Google Play Musik. Hier kann man zum einen mit einem Equalizer experimentieren oder mit verschiedenen anderen Klangeffekten den besten Sound aus dem Xperia XZ2 herausholen.

Man muss fast sagen, dass Sony in puncto Software und Multimedia die selbst gesteckten, hohen Erwartungen knapp verfehlt. Ja, Multimedia auf dem Sony Xperia XZ2 macht Spaß – vorausgesetzt man verwendet Kopfhörer. Aber die liefert der Hersteller ja mit.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Akku

Was nützt das beste Smartphone, wenn diesem schnell die Puste ausgeht? Richtig, nicht viel. Deshalb ist die Akkuwertung im Testbericht von inside-digital.de ein extrem wichtiger Faktor für die Gesamtwertung.

Um diese zu ermitteln und zu vergleichbaren Ergebnissen zu kommen, testet die Redaktion die Smartphones ganze 24 Stunden lang. 8 Stunden davon sollen die Nutzungszeit simulieren, also wenn das Smartphone in Gebrauch ist. Immer wieder werden während dieser Zeit also Websites angesurft und Social-Media-Accounts gecheckt. Außerdem sind jeweils 30 Minuten Video-Streaming, Audio-Streaming, 3D-Spiel und Telefonieren Teil des festen Programms – die Apps für die Mediennutzung variieren hierbei. Die Apps von ARTE und dem Deutschlandfunk wurden in diesem Test genutzt. Außerdem entstehen die Kamera-Bilder während der achtstündigen Arbeitsphase, die zur weiteren Verarbeitung auch noch in einen Cloud-Speicher geladen werden.

Nach diesem straffen Programm begibt sich das Smartphone in eine Standby-Phase, die 16 Stunden dauert. In dieser Zeit steht dem Telefon durchgehend WLAN zur Verfügung, es wird jedoch nach Möglichkeit nicht bewegt oder anderweitig aktiviert. So kann eingeschätzt werden, die es um die Standby-Leistung des Handys bestellt ist.

Uhrzeit Aktivität Akku vorher Akku nachher
11:45 Beginn des Akkutests 100%
12:18 30 Min. Video-Streaming (ARTE) 100% 96%
13:02 30 Min. Audio-Streaming (Dlf Audiothek) 96% 93%
15:05 Einige Fotos, normale Nutzung 93% 88%
15:35 30 Min. telefonieren 88% 84%
16:45 Viel mehr Fotos 84% 79%
18:32 30 Minuten Asphalt Xtreme 78% 74%
18:43 Benchmark-Test (AnTuTu 7) 74% 70%
18:58 Cloud-Upload der Fotos 70% 69%
19:45 Ende der Produktiv-Phase, Beginn Standby 69% 65%
11:45 Ende der Standby-Phase 65% 51%

Mit seinem 3.180 mAh starken Akku schneidet das Sony Xperia XZ2 in diesem Test gar nicht mal schlecht ab. Mit 65 Prozent nach der Nutzungsphase – der Wunsch-Wert liegt hier bei 70 Prozent – und 51 Prozent nach der Nachtruhe (Wunsch-Wert: 60 Prozent), hat sich das Smartphone wacker geschlagen. Und Sonderpunkte für die vorhandene Schnelllade-Funktion nimmt das Smartphone ja auch noch mit.

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
Testgerät
Sony Xperia XZ2 3180 65 51 35 14
direkte Konkurrenz
Huawei Mate 10 Pro 4000 75 69 25 6
HTC U11+ 3930 72 68 28 4
Xiaomi Mi Mix 2 3400 68 53 32 15
ehemalige Spitzenmodelle
Samsung Galaxy S8 3000 58 51 42 7
Huawei P10 Plus 3750 47 44 53 4
OnePlus 3T 3400 69 61 31 8
aktuelle Referenzen
iPhone X 2716 64 57 36 7
Motorola Moto Z2 Force 4000 62 53 38 9
Nokia 8 3090 71 65 29 6
OnePlus 5T 3300 72 59 28 13

Wer statt schnell lieber mit Stil lädt, auch der ist mit dem XZ2 gut bedient: Der kabellose Ladestandard Qi wird ebenfalls unterstützt.

Eine solide Akku-Leistung rundet das Gesamtbild des Sony Xperia XZ2 harmonisch ab – auch hier gibt es keinen Grund aus dem Häuschen zu sein sondern einfach das, was man in dieser Klasse erwarten kann.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Prozent

Fazit

Willkommen in der Gegenwart, Sony! Nachdem der Hersteller im vergangenen Jahr den Trend zum Endlosdisplay klar verschlafen hat und weiterhin Handys zeigte, die aus der Zeit gefallen zu sein schienen, haben die japanischen Unterhaltungselektronik-Profis die Zeichen der Zeit nun endlich erkannt – und liefern ab.

Nicht nur ein neues Display-Format und ein neues Gehäuse-Design zieren das Xperia XZ2, auch die Technik ist auf dem neuesten Stand und bereit für die Primetime. Hier muss Sony sich wahrlich nicht hinter Herstellern wie Samsung und Huawei verstecken. Ob das Design gefällt muss freilich jeder selbst entscheiden, mit dem Kauf des Sony Frühjahrs-Flaggschiffs 2018 macht man auf jeden Fall nichts falsch. Und während der Vorgänger vor allem durch seine inneren Werte zu überzeugen wusste, hat das XZ2 nun auch endlich das gute Aussehen, um auch Fans anderer Marken becircen zu können.

Gesamtwertung: 4,5 von 5 Sterne (≈ 87 Prozent)

Xperia XZ2 Sternesiegel

Pros des Sony Xperia XZ2

  • Neuer Look
  • Vibrations-Gimmick
  • Raketenschnell
  • Kabellos ladbar

Contras des Sony Xperia XZ2

  • Lautsprecher nur ausreichend
  • Kein Klinkenanschluss

Preis-Leistung

Ein Schnäppchen ist es nicht, das Sony Xperia XZ2. Aber das muss es auch gar nicht sein, schließlich ist es eines der ersten Flaggschiffe des Jahres, das mit Qualcomms superschnellem Snapdragon 845 daherkommt. Insofern kann man fast froh sein, dass auf dem Preisschild „nur“ 799 Euro stehen, während die Grenze bei anderen Herstellern nach oben offen zu sein scheint.

Wie bei allen Android-Smartphones ist auch bei Sonys Xperia XZ2 bald nach der Veröffentlichung damit zu rechnen, dass der Preis deutlich absinkt. Wer sich also in Sonys neuen Heilsbringer nicht schockverliebt hat, sollte hier womöglich noch einige Wochen ins Land gehen lassen, bevor er zuschlägt.

Alternativen

Klar, kein Smartphone ist alternativlos, das Sony Xperia XZ2 ist hier keine Ausnahme. Für Interessenten dürften vor allem diese smarten Begleiter in Frage kommen:

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