Samsung Galaxy S9 im Test: Perfekt? Nicht ganz.

21 Minuten

Samsung Galaxy S9 im Test
Bildquelle: Blasius Kawalkowski / inside-digital.de

Auf dem Mobile World Congress (MWC) 2018 hat Samsung sein neues Flaggschiff-Duo präsentiert. Die technischen Daten des Galaxy S9 sind – wie von Samsung gewohnt – auf dem neuesten Stand. Doch schiere Technik allein macht noch kein Smartphone und so verbaut Samsung neben der zentralen Recheneinheit aus eigenem Hause und einer variablen Blende in der Kamera noch einige andere Schmankerl ins Galaxy S9. Doch eines nach dem anderen.

Zunächst die technischen Daten des Galaxy S9 und Galaxy S9 Plus in der Übersicht:

Samsung Galaxy S9
Samsung Galaxy S9+
Samsung Galaxy S9
Bildquelle: Samsung
Samsung Galaxy S9+
Bildquelle: Samsung
Display  5,8 Zoll, 1.440 x 2.960 Pixel 6,2 Zoll, 1.440 x 2.960 Pixel
Betriebssystem-Version Android Version: 8 Oreo
Prozessor Samsung Exynos 9810 Octa-Core (4 x 2,7 GHz, 4 x 1,7 GHz)
RAM 4 GB 6 GB
interner Speicher 64  GB / 256 GB
MicroSD ja (400GB)
Kamera vorne/hinten 12,2 MP, OIS / 8MP 2 x 12,2 MP, OIS / 8 MP
Fingerabdruckscanner ja
Akku 3.000 mAh 3.500 mAh
USB-Port USB Typ-C
IP-Zertifizierung  IP68 IP68
Abmessungen (mm) 147,7 x 68,7 x 8,5 158,1 x 73,8 x 8,5
Farben Schwarz,  Blau, Violett
Einführungspreis  849 Euro 949 Euro

Samsung Galaxy S9 Unboxing: Ausgepacktes Flaggschiff

Das Galaxy S9 erscheint in einer schlichten, schwarzen Box aus dicker Pappe. Die Lettern S und 9 erstrahlen in blau-türkis, wenn die Verpackung den Lieferkarton erstmals verlässt. Die Rückseite zeigt weitere Informationen für Datenblatt-Fans, die Seiten sind ohne weitere Verzierung gehalten.

Wird die Katze, also das Smartphone aus dem Sack gelassen, muss hierzu erst einmal die Plastikverpackung entfernt werden, die die eigentliche Box vor Transportschäden schützt. Erst danach kann der, alle Seiten außer der Rückseite umschließende Deckel entfernt werden. Die leichte Behäbigkeit dieses Schrittes zeigt, dass Samsung hier auf den Millimeter genau arbeitet und nicht den Eindruck erwecken will, dass Deckel und Schachtel womöglich ausgeleiert sind.

Zuoberst erwartet den Käufer dann noch nicht das Objekt der Begierde, sondern erst einmal eine weitere Papierschachtel. Darunter erst liegt das Smartphone gebettet und behütet in seiner Wiege. In der ersten Schachtel befinden sich unter anderem die Quick-Start-Anleitung sowie das SIM-Karten-Tool, mit dem man die Schublade für SIM- und Speicherkarte lösen kann.

Unterhalb des Handys erscheint dann der eigentliche Lieferumfang des Galaxy S9. Dieser besteht aus dem obligatorischen Schnelllade-Adapter, dem zugehörigen USB zu USB-C-Kabel und den AKG-Schriftzug gezierten Kopfhörern.

Außerdem packt Samsung zwei Adapter in die Packung, die als Zusatz zur „Packungsbeilage von der Stange“ bezeichnet werden dürfen: Einerseits gibt es einen USB-C- zu Micro-USB-Adapter, damit man auch ältere USB-Kabel zum Strom- oder Datentransport nutzen kann. Daneben liegt ein USB-C- zu USB-Adapter, dank dem zum Beispiel ein USB-Stick oder auch eine USB-Maus an das Smartphone gesteckt werden können.

Dem versierten Nutzer fällt auf, dass sich die technischen Daten in weiten Teilen eher leicht verbessert, denn revolutioniert haben. Einzig die Dual-Kamera des Galaxy S9 Plus und die erhöhten Blendenwerte sowie die Speichererweiterung auf 400 GB fallen ins Auge. Vieles sonst scheint gleich geblieben. Das stimmt auch zum großen Teil, jedoch gibt es doch Unterschiede zu den Vorgängern.

Damit ist der Lieferumfang des Galaxy S9 vollständig und rundherum beschrieben. Einerseits hat Samsung die Standardware lobenswert um Adapter ergänzt. Andererseits kam exakt dieselbe Zusammenstellung bereits mit dem Galaxy S8 zum Käufer. Weiterentwickelt hat Samsung seinen hohen Standard damit nicht.

Design und Verarbeitung

Gerade beim Design müssen selbst erfahrene Nutzer zweimal hinsehen, um die wenigen Unterschiede zum Vorgänger zu erkennen. Doch es gibt sie. Das Samsung Galaxy S9 ist unverkennbar der direkte Sohnemann des Galaxy S8. Die zum Rahmen hin abgerundeten Flächen der Front und des Hecks münden in an den Längsseiten in einen schmalen Steg, der das Gerüst des Handys aus Korea bildet. Der Rahmen wirkt dabei noch graziler als beim Galaxy S8. Er verdickt sich zu den kurzen Enden des Galaxy S9 und mündet in den abgerundeten Rahmenteilen, die an der Unterseite den Klinkeneingang, den Lautsprecher und den USB-Typ-C-Port und an der Oberseite die SIM-/Micro-SD-Karten-Schublade beinhalten. Auf einen farblich abgesetzten Rahmen verzichtet Samsung und färbt ihn lieber in der Chassis-Farbe ein. Neben den obligatorischen Farben Schwarz und Blau hat es dieses Jahr die zusätzliche Farbe „Lilac Purple“ in das Portfolio des Galaxy S9 geschafft. Eine weiße, silberne oder graue Version sucht man dagegen vergebens.

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Farben, Finger, Touch-ID

Am deutlichsten treten die Farben auf der Rückseite auf. Sie besteht aus Glas und Kunstlicht schimmert ihn ihr wie ein Regenbogen. Doch nicht lange kann sich der geneigte Fan daran erfreuen: Nimmt man das Galaxy S9 in die Hand, sind die Fingerabdrücke auch schon wie eingebrannt. Das Putztuch begleitet also den reinlichen Elite-Smartphonista auf Schritt und Tritt. Im Vergleich zu so manchem Konkurrent ist die Fingerabdruck-Neigung jedoch nicht ganz so präsent.

Dazu gilt es auf der Rückseite eine viel wichtigere Neuerung zu begutachten: Die viel gescholtene Positionierung des Fingerabdrucksensors wurde verändert. Und das zum Guten: Der biometrische Sensor liegt jetzt unterhalb der Single-Kamera und ist damit ohne große Verrenkungen fassbar. Ein Lob gibt es dafür nicht. Zu offensichtlich war die Fehlplatzierung des Fingerabdrucksensors beim Galaxy S8. Ein kleines Lachgesicht gibt es jedoch dafür, dass Samsung lernfähig ist und nicht auf der Lösung des alten Flaggschiffs beharrt.

Neben dem eingefärbten Rahmen und dem versetzen Fingerabdrucksensor, sind es die etwas kleiner gewordenen Rahmen um das Display herum, die ins Auge fallen. Trotz des beengten Platzes hat es Samsung geschafft, in den oberen Balken einen Lautsprecher zu integrieren, was dem Spitzenmodell Stereo-Sound verschafft. Dazu wurde das Design der Lautsprecheraussparung geändert: Nun schaut der Nutzer in einen schmalen durchgezogenen Schlitz anstatt auf viele kleine Aussparungen im Rahmen des Galaxy S8.

Hands-On des Galaxy S9

Die nach vorne und hinten abgerundeten Flächen des 18,5:9-Smartphones bilden zusammen mit dem winzigen Rahmen an den Längsseiten den ersten Berührungspunkt bei der Begutachtung. Dabei fällt auf, dass der Rahmen noch etwas schmaler ausgefallen ist als beim S8. Zumindest liegt er etwas kantiger in der Hand. Damit stellt sich schon der weitere Eindruck des Galaxy S9 ein: irgendwie ist sehr viel zu spüren. Damit soll nicht gemeint sein, dass die Rückseite keine handschmeichlerische Ebene bildet oder dass das Gehäuse an irgendeiner Seite oder Ecke zu groß oder zu klein geraten ist. Gemeint ist vielmehr, dass die Hand und die Finger das gesamte Handy locker umfassen können und damit jede Kante, jeder Knopf und jede Erhebung des Glas-Metall-Gehäuses spürbar wird – und das schon in den ersten Sekunden des Berührens. Nichts bleibt verborgen und trotz dessen, dass sich die einzelnen Teile, Kanten, Ecken und Radien allesamt im einzelnen hochwertig anfühlen, überkommt einen das Gefühl, dass das Galaxy S9 etwas überfrachtet ist. Das Gute daran: Das Smartphone hat einen Wiedererkennungswert und man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl ein Seifestück in der Hand zu halten.

Das Handling, das Gewicht und die Größe sind wieder sehr vergleichbar mit denen des Galaxy S8. Hier hat sich, wie bei der Verarbeitung, wenig getan. Es ist und bleibt ein hervorragend verarbeitetes Handy mit allerhand Feinschliff und Sinn fürs Detail. Trotz 5,8-Zoll-Panel in der Front lässt sich das Galaxy S9 einfach mit einer Hand bedienen, obwohl der Daumen in den oberen Ecken, besonders bei Menschen mit kleinen Händen, heftig auf Streckung gehen muss.

Wer die Design-Revolution erwartet hat, hat zum einen die unzähligen Gerüchte und Leaks verpasst und dürfte zum anderen massiv enttäuscht sein. Das Samsung Galaxy S9 ist im Detail verbessert worden. Mehr allerdings auch nicht. Beim Design und der Verarbeitung muss dem Nutzer also ein etwas veränderter Rahmen, ein versetzter Fingerabdrucksensor und um Winzigkeiten verkleinerte Ränder genügen. Die Verarbeitung hingegen ist wieder auf ganz hohem Niveau.

Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Display

Mit 5,8 Zoll Diagonale und einer QHD+-Auflösung kommt das Galaxy S9 auf eine Pixeldichte von maximal 570ppi. Wer es etwas sparsamer angehen möchte findet das Flaggschiff per Werkseinstellung auf Full-HD+-Auflösung von 1.080 x 2.220 Pixeln eingestellt vor. Damit reduziert sich die Pixeldichte immens, jedoch fällt die reduzierte Auflösung kaum auf. Zu weit ist man hinter der Grenze des vom Menschen sichtbaren Bereichs.

Die abgerundeten Kanten des Panels und die in einer Kurve ausgeführten Ecken wirken im Zusammenspiel mit den auf den Längsseiten nicht vorhandenen Rändern sehr modern und immer noch frisch, auch wenn die Optik schon ein Jahr alt ist. Die Bildqualität steht der Optik in nichts nach: Die Farben können von kalt bis unnatürlich warm eingestellt werden und die Kontraste sind stark. Dazu gesellt sich ein toller Schwarzwert und gute Weißwerte. Mit der voreingestellten „anpassungsfähigen Anzeige“ stellt sich das Display auf die jeweiligen Situation selbstständig ein. Wer lieber einen festen Modus bevorzugt, kann sich zwischen „AMOLED-Kino“, „AMOLED-Foto“ und „Einfach“ entscheiden oder er nimmt die erweiterten Optionen war, in denen die einzelnen Farben per Hand angepasst werden können.

Die Einstellbarkeit mit Anpassungen auf das 18,5:9-Format für Drittanbieter-Apps und beispielsweise einem Nachtmodus können sich ebenfalls sehen lassen. Bei der maximalen Helligkeit gibt es ebenfalls keine Kritik. Die Blickwinkelstabilität ist auch auf referenzfähigem Niveau. Einzig ein leichter Blaustich ist zu erkennen, wenn man das Galaxy S9 vor dem Auge dreht. Doch es bleibt bis in den Extrembereich hervorragend ablesbar.

Die automatische Helligkeitsanpassung des Galaxy S9 reagiert schnell und regelt in einem sehr weiten Bereich. Die Geschwindigkeit ist dabei hervorragend und der eingestellte Wert passt sehr gut zur Umgebung. Beim Regeln sind kleine Stufen zu erkennen, die jedoch im Alltag nicht auffallen. Somit rundet die Helligkeitsautomatik den sehr guten Eindruck ab.

Hell, scharf, einstellbar: Das Display des Galaxy S9 kann in vollem Umfang überzeugen und zusammen mit dem Panel des großen Bruders getrost als Referenzprodukt angesehen werden.

Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Angetrieben von einem eigenen Exynos-Prozessor in 10nm-Fertigung und mit acht Kernen (2,7 und 1,7 GHz) sowie 4 GB Arbeitsspeicher geht das Galaxy S9 in den Kampf um die Leistungskrone am Markt. Dazu gibt es in der Grundversion 64 GB Speicher, der um bis zu 400 GB erweitert werden kann.

Benchmark-Test des Galaxy S9

Der Benchmark-Test des kleineren Flaggschiffs von Samsung enttäuscht nicht und in der AnTuTu-Version 7.0.4 erreicht das Spitzenmodell 244.895 Punkte. Damit reiht es sich hinter dem großen Bruder Galaxy S9 Plus ein und belegt damit Rang zwei auf der Android-Liste der schnellsten Smartphones die je von inside-digital.de getestet wurden.

Benchmark-Tests im Vergleich (AnTuTu 6.2)

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Testgerät Samsung Galaxy S9+ 249.185
Samsung Galaxy S9 244.895
 direkte Konkurrenten Huawei Mate 10 Pro 176.482
HTC U11+ 183.506
Xiaomi Mi Mix 2 176.904
 ehemalige Spitzenmodelle Samsung Galaxy S8 174.550
Huawei Mate 9 123.182
OnePlus 3T 163.521
 aktuelle Referenz (Android) Motorola Moto Z2 Force 181.823
OnePlus 5T 180.828
Nokia 8 175.517

Praktischer Eindruck der Geschwindigkeit

Der praktische Eindruck der Geschwindigkeit des Galaxy S9 bestätigt den Benchmark-Test und ist über jeden Zweifel erhaben. Während des Tests gerät das neue Flaggschiff nie ins Straucheln oder muss gar Luft holen. Holperer oder Ruckler sucht man also vergebens. Dabei gibt die Software dem Prozessor aus eigenem Hause mächtig zu tun. Bixby Vision mit Übersetzungsfunktion, AR Emojis oder die Aufnahme von 60 Bilder pro Sekunde in 4K-Auflösung würden wohl den halben Smartphone-Markt heillos überfordern. Doch das Galaxy S9 verzieht bei den ganzen Spielereien nicht einmal die Miene und arbeitet alle Aufgaben stur ab.

Biometrische Sensoren und Konnektivität

Neben den Standard-Verbindungsmöglichkeiten, von denen es praktisch alle gibt, legt Samsung wieder die DeX-Konnektivität in das Spitzenmodell-Paket. Mit der verbesserten DeX-Station kann das Flaggschiff nun auch als Touchscreen genutzt werden und bekommt so eine zusätzliche Funktion verpasst.

Verbindungstabelle

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 1.200 Mbit/s, Up-max: 100 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher (nicht ab Werk vorhanden)
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 5.0
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n/ac/ad
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Die biometrischen Sensoren im Galaxy S9 decken einen weiten Bereich der vom menschlichen Körper abgesonderten Informationen ab. So kann nicht nur der Puls, die Sauerstoffsättigung des Blutes und der Stresspegel, sondern auch der Fingerabdruck und die IRIS gemessen werden. Der Sensor liegt mit Blick auf die Rückseite rechts neben dem Kameramodul, was das schnelle Messen mit dem Zeigefinger problematisch macht: Der Finger muss immer über das Kameramodul hinweg greifen und so kommen schnell Schmierer zustande, die beim nächsten Foto unter Umständen sogar zu sehen sind. Dazu kommt die Gesichtserkennung, die schon zu Beginn der Testphase bei der Geschwindigkeit mit der des Galaxy Note 8 mithalten kann. Nach einiger Zeit „Übung“ überholt sie dann die ältere Version der Gesichtserkennung.

Die Ausstattung wird mit der bei der S-Linie obligatorischen Sicherheit vor Nässe und Staub komplettiert. Hier gibt es die Industrieschutzklasse IP68. Vor versehentlichem Eindringen von Nässe über das SIM-Kartenfach schützt eine Warnung, die aufpoppt, sobald der Schacht geöffnet wird oder nicht ganz geschlossen wurde.

Das Galaxy S9 ist nicht nur raketenschnell, es bringt auch alle nötigen und zum Teil auch unnötigen Verbindungsmöglichkeiten und biometrischen Sensoren mit. So gibt es hier kaum Beanstandungen.

Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Kamera

Die Kamera des Galaxy S9 ist weniger spannend als erwartet. So wurde lange vermutet, dass sich Samsung überwindet und seinem kleinen Spitzenmodell eine Doppelkamera spendiert. Doch Pustekuchen. Die doppelte Sensorpower bleibt dem Galaxy S9+ und dem Note 8 vorbehalten. Trotzdem wurde auch beim Galaxy S9 an der Kamera-Software gedreht und die Hauptmodi im Sucher-Display eingebunden. Damit lässt sich jetzt beispielsweise flink zwischen Automatik und manuellem Modus hin- und herwischen.

Dazu lässt sich die Blende, und das ist eine Weltneuheit im Smartphone-Markt, beim S9 verstellen. Das geschieht tatsächlich mechanisch und ist kein Software-Firlefanz, sondern echte Physik. Die Auswirkung: Die Schärfenebene vergrößert sich und die Belichtungszeiten können verlängert werden, sobald die Blende von 1:1,5 auf 1:2,4 abgedunkelt wird. Das ist auch in der Praxis sichtbar. Der Hintergrund verschwimmt mit der größeren Blende mehr und das zentrale Objekt kommt deutlicher zur Geltung. Im Dunkeln holt man mit der großen Blende die letzten Zehntel Sekunden für ein unverwackeltes Bild heraus. Doch es geht auch andersherum: Mit der etwas mehr geschlossenen Blende lassen sich längere Belichtungszeiten erzeugen, ohne dass das Bild überbelichtet. Damit lässt sich mit etwas Geschick auch Wasser weich darstellen, ohne dass der Rest des Bildes unscharf wird.

Die Bildqualität der Hauptkamera

Die Hauptkamera auf die variable Blende zu reduzieren wird ihr jedoch nicht gerecht. Klar ist, dass das lichtstärkste Objektiv am Markt gerade in der Nacht viel Potential bietet, was der Sensor auch erfolgreich umsetzen kann. Auch bei schlechtem Licht gelingen scharfe und vergleichsweise rauscharme Fotos, die immer noch gute Farben bieten. Hinzu kommt eine sehr kurze Naheinstellgrenze mit der man ganz nah an Objekte herangehen kann. So entstehen tolle Makros. Dazu gelingen Schnappschüsse im Alltag schnell und mit zuverlässigem Autofokus.

Ein aufdringliches Problem der Kamera ist jedoch bei Gegenlicht deutlich sichtbar. Lensflares und sogar Geisterbilder von Leuchtreklamen sind bei Nachtaufnahmen auch im Alltag deutlich zu sehen. Das lässt auf eine schlechte Vergütung der Linsen oder des Schutzglas schließen. Hier sollte Samsung wenn möglich zukünftige Chargen nachrüsten oder eine Software-seitige Lösung durch ein Update ausliefern. Zweiteres sollte jedoch nicht trivial sein. Falls es keine Lösung gibt, können die Einstrahlungen und Reflexionen zur Bildgestaltung genutzt werden. Das ist eine Notlösung, jedoch eine optisch ansprechende.

Samsung Galaxy S9 Geisterbilder
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Sefies und Videos mit 960 fps

Bei der Frontkamera verbaut Samsung einen Sensor mit 8 Megapixeln Auflösung und ein lichtstarkes Objektiv mit einer Blende von 1:1,7. Die Ergebnisse der Kamera bei Selfies können sich sogar im Dunkeln sehen lassen auch wenn die Schärfe dabei von einer immer noch recht langen Belichtungszeit beeinträchtigt wird. Bei einfacheren Lichtverhältnissen bildet sie scharf und mit ordentlichen Farben ab. Die etwas eingeschränkte Dynamik ist bei Gegenlicht bemerkbar, jedoch im Vergleich mit dem Markt-Durchschnitt gut.

Doch auch die Selfie-Knipse hat das schon von der Hauptkamera bekannte Problem. Deutlich zeichnen sich Lichtreflexe und Einstrahlungen ab. Somit muss sehr darauf geachtet werden, in welchem Winkel und mit welchen Lichtquellen im Umfeld das Selbstporträt geschossen wird. Wie auf dem Testbild klar zu erkennen ist, kann das eine schöne Spielerei sein, ist jedoch trotzdem ein technischer Fehler und eine Unzulänglichkeit, gerade in Anbetracht dessen, wie viel Wert Samsung bei der Kommunikation auf die Kamera-Ausstattung legt.

Samsung Galaxy S9+ Frontkamera
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Die Videoleistung hingegen ist sehr gut. Besonders die Superzeitlupe mit 960 Bildern pro Sekunde kann beeindrucken. Hier gibt es jedoch auch Kritik: Samsung bringt den Sensor lediglich dazu in HD-Auflösung, also in 720p aufzunehmen. Konkurrent Sony verbaut in seine neue Spitzenklasse Xperia XZ2 und Xperia XZ2 Compact einen Sensor mit den gleichen Spezifikationen, schafft es aber die gleiche Bildfolgegeschwindigkeit mit Full-HD zu realisieren. Trotzdem lassen sich beeindruckende Super-SlowMo-Videos produzieren. Vor allem die Vorauswahl des Startbereiches kann gefallen: Man wählt einen Punkt im Bild aus und die Zeitlupenphase mit 960 Bildern pro Sekunde startet in dem Moment, in dem das Galaxy S9 eine Bewegung erkennt.

Bixby Vision, AR Emojis und die Kamera-App

Die Kamera-App wurde von Samsung übersichtlich gestaltet und kommt trotzdem mit einem großen Portfolio an Funktionen. Dazu zählt auch die Animoji-Konkurrenz-Funktion AR Emoji, die Spaß macht und personalisierte Emojis erstellen lässt. Sie können in WhatsApp und dem Facebook Messenger versandt werden. Insgesamt 18 Emotionen sind dabei schon vorgebaut und lassen sich in die Kommunikation einstreuen. Die Realitätsnähe der Emoji-Ergebnisse wirft jedoch Fragen auf. So richtig passend ist die Optik nicht.

Samsung Galaxy S9: Die Kamera-App

Bixby Vision ist wie beispielsweise beim Galaxy Note 8 ebenfalls an Bord. Hier können Texte übersetzt und Produkte erkannt werden. Dazu zeigt die Foto-App die Kalorien von unterschiedlichen Lebensmitteln an. Alles nette Gimmicks wobei die Übersetzungsfunktion den meisten Mehrwert bietet. Um Bixby Vision zu nutzen muss sich der Galaxy-S9-Besitzer in Samsungs Ökosystem einbinden und dort ein Konto erstellen. Wem das zu viel Datensammelei ist, der muss auf diese Zusatzoption verzichten.

Die Kamera des Samsung Galaxy S9 kann bei der Bildqualität fast vollständig überzeugen. Dazu kommt eine starke Videoleistung und tolle Software. Die Einstrahlungen im Objektiv und die eingesparte zweite Kamera des Galaxy S9+ und Galaxy Note 8 trüben jedoch ein wenig die Begeisterung.

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Die Software wurde von Samsung immer wieder als Kernelement der Neugestaltung des Galaxy S9 angeführt. So kommt eine neue App für Smart-Home-Anwendungen auf das Spitzenmodell: Die „Smart Things App“ steuert alles, was mit dem Samsung Galaxy S9 kompatibel ist. Dazu kommt eine Verbesserung der DeX-Funktion und die Software-seitige Kombination aus Iris-Scanner und Face-Unlock, die jedoch erst im Mai per Software-Update auf dem Galaxy S9 landen soll.

Schon jetzt integriert ist Android 8 Oreo und die hauseigene Nutzeroberfläche Experience in der neuesten Fassung. Bloatware findet sich auf dem Galaxy S9 keine, jedoch ein Set an Microsoft-Produkten und eine Ansammlung von Samsung-eigenen Funktionalitäten. Darunter befinden sich viele nützliche Software-Bausteine wie die Aufnahmefunktion mit Sprach-zu-Text-Funktion und Samsung Health in der sich die biometrischen Daten sowie sportlichen Erfolge und Misserfolge sammeln lassen.

Das Alles steckt in einer übersichtlichen und schön gestalteten Oberfläche, in der sich auch Samsung-Neulinge schnell zurechtfinden. Dazu trägt auch bei, dass in den Einstellungen verwandte Themen „verlinkt“ sind und so schnell von einem Einstellungsbereich zum nächsten gesprungen werden kann. Fans von schnellem Zugriff auf unterschiedliche Datensätze der Kontakte, Funktionalitäten oder Apps, können sich mit der bekannten und einschiebbaren Seitenleiste Sucherei in unterschiedlichen Apps sparen.

Auch bei der Audio-Ausgabe wurde an der Software geschraubt. So klingen die Stereo-Lautsprecher durch Dolby-Atmos von AKG tatsächlich räumlicher und machen selbst aus „normalem“ Stereo-Sound ein räumliches Erlebnis. Zu hoch sollte man den Effekt jedoch nicht hängen, denn allzu oft sollte es nicht vorkommen, dass man sich über einen orchestralen Klang in der S-Bahn freut. Trotzdem ist der oft bemängelte Sound der Galaxy-S-Reihe über die Außenlautsprecher mit dem Stereo-Speaker-Set passé.

Bei der Musikausgabe navigiert man durch die Google-eigene Musik-App. Samsung verzichtet also auf eine Eigenentwicklung und überlässt das Feld dem Suchmaschienenriesen. Das verschlankt die Software, verhindert Dopplungen und wirkt etwas lieblos. Hier zeigt sich deutlich der schmale Grad und das Dilemma der Hersteller: Eigenentwicklung oder Google-Bausteine. Beides hat Vorteile aber auch Nachteile.

Die beigelegten AKG-Kopfhörer machen ebenfalls einen sehr ordentlichen Job und gehören zum Besten, was man in Smartphone-Kistchen bekommen kann. Sie klingen satt und es fehlt auf dem Frequenzband nichts. Manchmal wünscht man sich etwas mehr Kraft im unteren Bereich, jedoch kann hier mit der App-Software nachgeholfen werden.

Samsung baut beim kabelgebundenen Musikausgang weiter auf eine 3,5mm-Klinkenbuchse. Damit verzichtet man auf den digitalen Musikausgang über USB-Typ-C und klinkt sich nicht in Reihe der klinkenlosen Hersteller ein.

Die Software des Samsung Galaxy S9 ist gelungen: übersichtlich, schlank und trotzdem mit vielen Möglichkeiten und Angeboten für den Nutzer. Die Multimedia-Abteilung wird mit dem Stereo-Set deutlich aufgewertet. Ihr fehlt lediglich ein UKW-Radio und eine eigene Musik-App, die sich Samsung ruhig hätte leisten können.

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Akku

Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video Streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesuft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen wird in der nichts mit dem Smartphone getan wird.

Samsung Galaxy S9+ Akkulaufzeit
Bildquelle: inside-digital.de

Nach dem Intensivtest legen beim kleinen Flaggschiff von Samsung noch 61 Prozentpunkte im Energiespeicher. Nach der Standby-Zeit verblieben darin noch 49 Prozent. In Anbetracht der Leistung des neuen Spitzenmodells gute Werte, jedoch verglichen mit einigen Konkurrenten eher durchschnittlich. Wer also zwei Tage durcharbeiten will, kommt über eine zwischenzeitliche Ladepause nicht hinweg. Sie gestaltet sich jedoch nur kurz. Dank Schnellladetechnik holt das Galaxy S9 flott Luft und ist schnell für neue Missetaten bereit.

Akku-Vergleich

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
Testgerät
Samsung Galaxy S9+ 3500 66 56 34 10
Samsung Galaxy S9 3000  61 49  39 12
direkte Konkurrenz
Huawei Mate 10 Pro 4000 75 69 25 6
HTC U11+ 3930 72 68 28 4
Xiaomi Mi Mix 2 3400 68 53 32 15
ehemalige Spitzenmodelle
Samsung Galaxy S8 3000 58 51 42 7
Huawei P10 Plus 3750 47 44 53 4
OnePlus 3T 3400 69 61 31 8
aktuelle Referenzen
iPhone X 2716 64 57 36 7
Motorola Moto Z2 Force 4000 62 53 38 9
Nokia 8 3090 71 65 29 6
OnePlus 5T 3300 72 59 28 13

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Fazit

Samsung ist mit dem Galaxy S9 ein Upgrade auf das Galaxy S8 gelungen, ohne den ganz großen Wurf zu landen. Es wird für die Koreaner schwer, Kunden davon zu überzeugen, von einem Galaxy S8 auf das Galaxy S9 zu wechseln. Dafür sind die Unterschiede zu gering. Wechselwilligen Nutzern eines Galaxy S7 jedoch kann das neue Spitzenmodell empfohlen werden. Insgesamt sorgt Samsung mit dem Galaxy S9 für ein Produkt-Update welches evolutionäre Züge annimmt. Die Revolution bleibt also aus.

Gesamtwertung: 4,5 von 5 Sternen

S9 Sternesiegel

Pros des Galaxy S9

  • hervorragendes Display
  • Blendenverstellung
  • Blitzschnell
  • toll verarbeitet

Contras des Galaxy S9

  • keine Design-Weiterentwicklung
  • keine Doppelkamera

Preis-Leistung

Das Samsung Galaxy S9 kommt für knapp 850 Euro auf den Markt und ist damit 50 Euro teurer als der direkte Vorgänger zu seiner Zeit. Das neue Flaggschiff ist als Technologieträger und mit der Einzigartigkeit der Blendenverstellung sein Geld Wert, potentiellen Kunden sei jedoch geraten, mindestens zwei oder drei Monate zu warten. Dann rückt in der Regel der Preis in einen etwas weniger schmerzhaften Bereich. Hinzu kommt, dass der Unterschied zu den 2017er Flaggschiffen aus eigenem Haus und auch der Konkurrenz nicht mehr so groß ist, wie es beim Galaxy S8 der Fall war. So ist das Samsung Galaxy S9 beileibe kein Schnäppchen und erst recht nicht konkurrenz- oder alternativlos.

Alternativen

Im Preisbereich des Samsung Galaxy S9 befinden sich nicht so viele Smartphones auf dem Markt, dass schnell die Übersicht verloren gehen würde. Den Preis von 899 Euro rufen nur wenige Hersteller auf. Doch es gibt auch günstigere Alternativen. Man kann aber auch noch mehr Geld ausgeben. Wer auf absolute Spitzentechnologie aus ist, kommt an den folgenden Smartphones kaum vorbei:

Wer jedoch ein paar Euro sparen und immer noch im High-End-Segment unterwegs sein will, wird mit den folgenden Flaggschiffen aus dem aktuellen Portfolio anderer Hersteller glücklich:

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