LG G7 ThinQ im Test: Leichtes Handy, hart im Nehmen

23 Minuten

LG G7 ThinQ Titelbild richtig
Bildquelle: Michael Büttner / inside handy

Anfang Mai hat LG das G7 ThinQ vorgestellt. Im Test zeigt sich das LG G7 ThinQ von seiner starken Seite: Es ist schnell, liegt prächtig in der Hand und kann auch – zumindest zum Teil – mit den Beigaben Punkten. Doch es gibt auch Schwächen, die aber nur für ein paar Kunden entscheidend sein dürften. Der Test zeigt, für wen das LG G7 ThinQ die richtige Wahl ist und wer die Finger davon lassen sollte.

Wenig überraschend gehen die Koreaner jene Trends, die sich derzeit überall finden, direkt mit: So gibt es den als Notch bekannten Einschnitt am oberen Display-Rand beim LG G7 ThinQ genauso zu „bewundern“ wie Artificial Intelligence (AI), also die künstliche Intelligenz im Handy selbst. Diese AI wird übrigens durch den neuen Beinamen ThinQ (sprich: think you) deutlich gemacht. Zur Notch, die LG vor kurzem als eigene Idee proklamiert hat, lässt sich beim G7 ThinQ im Menü beim „New Second Screen“ übrigens ausschalten.

LG G7 ThinQ: Das bietet das neue Flaggschiff

Ein Handy, das als Flaggschiff gilt, muss auch mit seinen harten Fakten und somit auch im Datenblatt glänzen. Beim Rahmen aus Metall und der Rückseite aus Glas gelingt das glänzen zumindest theoretisch schon einmal. Das 6,1-Zoll-Display löst mit 1.440 x 3.120 Pixeln im Format 19,5 : 9 auf, entspricht somit einer erweiterten QHD+-Auflösung. Im Inneren arbeitet der Snapdragon-845-Octa-Core-Prozessor, dem 4 GB Arbeitsspeicher und 64 GB interner Speicher zur Seite sehen. Eine größere Speichervariante des Gerätes wird in Deutschland nicht angeboten – immerhin ist ein Slot für MicroSD-Karten eingebaut. Der Akku bringt auf dem Papier etwas schwache 3.000 mAh mit, kann aber neben dem USB-Typ-C-Anschluss auch kabellos über den Qi-Standard geladen werden.

Auf der Rückseite hat LG, wie alle Hersteller bei ihren diesjährigen Flaggschiffen, nicht nur eine, sondern zwei Kameras platziert, die jeweils mit 16 Megapixeln auflösen, aber mit f/1.6 und f/1.9 unterschiedliche Blenden sowie mit 71 und 107 Grad unterschiedliche Winkel aufweisen. Die AI-Technologie soll den Nutzer dabei unterstützen, aus den beiden Kameras die besten Bilder herauszuholen. Selfies sind mit 8 Megapixeln möglich. Weiterer Flaggschiff-Pluspunkt ist die IP68-Zertifizierung – das Handy ist somit staub- und wasserdicht.

LG G7 ThinQ: Die technischen Daten

LG G7 ThinQ
LG G7 ThinQ 250px
Bildquelle: LG
Display 6,1 Zoll, 1.440 x 3.120 Pixel
Betriebssystem-Version Android 8.0 Oreo
Prozessor Qualcomm Snapdragon 845
Octa-Core / 8 x 2,8 GHz
RAM 4
interner Speicher 64
MicroSD ja (2 TB)
Kamera vorne/hinten 8 MP / 16 + 16 MP
Fingerabdruckscanner ja
Akku 3.000 mAh
induktives Laden ja
USB-Port USB 3.1 Typ-C
IP-Zertifizierung IP68 (Schutz vor Untertauchen)
Abmessungen (mm) 153,2 × 71,9 × 7,9
Farben New Aurora Black, New Platinum Gray, New Maroccan Blue, Raspberry Rose
Einführungspreis 849 EUR
Marktstart Anfang Juni

LG G7 ThinQ im Unboxing

Bei Spitzenmodellen wie dem G7 ThinQ erwarten Kunden zurecht nicht nur im Smartphone Technik vom Feinsten, sondern auch hochwertiges Zubehör und umfangreiche Ausstattung. Doch was steckt alles in der Box?

Der schwarze Karton, in dem das Paket aus Smartphone und Zubehör beim Kunden ankommt, besteht aus dicker Pappe und kommt simpel gestaltet daher. Zieht man den Deckel, der den eigentlichen Karton umschließt, ab, präsentiert sich obenauf zuerst ein Putztuch mit LG-Logo und dem Format des LG G7 ThinQ. Darunter befindet sich das Smartphone in einem Folieneinschlag. Wird das Handy herausgenommen, gibt es den Blick auf das Zubehör frei. Folgendes ist dort zu finden:

  • Netzadapter
  • Daten- / Stromkabel
  • In-Ear-Kopfhörer
  • Ersatz-Ohrstöpsel

Papiere und ein SIM-Karten-Werkzeug finden sich in der Verpackung nicht. Der Netzadapter und das Kabel für den Daten- und Energie-Transfer sind Weiß ausgeführt und passen so nicht ganz in das sonstige Farbkonzept. Die Qualität kann also als Standard beschrieben werden. Andere Hersteller legen hier höherwertige Kabel bei.

Die Audio-Ausstattung kann auf den ersten Blick überzeugen. Das Kabel ist bis zur Teilung mit Stoff ummantelt und mündet in einen abgewinkelten Klinkenstecker mit langer Zugentlastung. Das andere Ende des Kabels fühlt sich ebenfalls hochwertig an, jedoch wirken die Ohrhörer recht leicht. Die Kabelfernbedienung der Kopfhörer ist die Schwachstelle in diesem Bereich. Sie fühlt sich nicht ganz so hochwertig an wie der Rest. Trotzdem sind die Druckpunkt der drei Taster satt und sorgen so für eine sichere Bedienung.

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Design und Verarbeitung des LG G7 ThinQ

LGs G-Reihe wird beim Äußeren mit jeder Generation komplett auf Links gedreht. War das LG G4 noch ein mit Leder-Rückseite ausstattbares 16:9-Smartphone mit Wechselakku und einem in zwei Richtungen gekrümmten Design, hat sich zum G7 ThinQ vieles weiter- und nicht alles zum Besseren entwickelt. Punkten kann es mit echten Verbesserungen wie dem riesigen Display in einer fast randlosen Front und einem wasserdichten und robusten aber trotzdem eleganten Gehäuse. Es fehlt dem LG G7 ThinQ jedoch etwas an der Eigenständigkeit, die noch die Vorgänger ausgemacht haben. Die Eigenständigkeit wurde von den potentiellen Kunden nicht immer goutiert, trotzdem stach LG immer wieder mit individuellen Ideen heraus. Hier hat das LG G7 ThinQ nichts zu bieten. Einzig von der Norm abweichendes Design-Element ist die Tastenanordnung die sich auf dem linken und nicht dem rechten Rahmenteil eingebettet sieht. Von angesprochenen Leder-Rückseiten, wie beim G4, modularer Bauweise, wie beim G5 oder einem mutig-kantigem und sehr maskulinen Metallrahmen, wie beim G6, ist nichts zu finden.

LG G7 ThinQ - G-Reihe
Bildquelle: inside handy

LG geht beim Äußeren auf Nummer sicher und sollte so eher den Geschmack des Massenmarktes treffen. Eine spiegelnde Glasrückseite mit abgerundeten Rändern, Metallrahmen in Smartphone-Farbe, die obligatorische Notch und die abgerundete Display-Ecken sind schick, voll im Trend, dem Flaggschiff-Anspruch entsprechend und leider auch langweilig.

Das Hand-On

Das LG G7 ThinQ liegt gut in der Hand. Es hat eine angenehme Breite auch für kleinere Hände. Auch in Sachen Gewicht scheint LG genau den richtigen Punkt getroffen zu haben – es ist nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht und gerät so auch nicht in die Gefahr, billig in der Hand zu wirken. Der Übergang zwischen Vorder- und Rückseite des Gehäuses ist – wenn man sich drauf konzentriert – zwar zu merken, aber zu vernachlässigen. Auf der Rückseite des Gerätes sind im oberen Bereich die Dual-Kamera sowie darunter der Fingerabdruck-Sensor untergebracht. Bemerkenswert: Die Kamera steht kaum aus dem Gehäuse heraus, der Fingerabdrucksensor ist sogar leicht im Gehäuse versenkt. Bei Einhandbedienung ist der Sensor leicht mit dem Zeigefinger zu finden – alles richtig gemacht.

Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und auch das Gehäuse aus Metall und Glas glänzt nur wenige Minuten nach dem Auspacken des Handys. Vor allem die Rückseite des LG G7 ThinQ ist enorm anfällig für Fingerabdrücke und Staub. Auch auf dem Display machen sich schnell Fingerabdrücke breit. LG hat auf eine ab Werk angebrachte langfristig haltbare Schutzfolie verzichtet. Angesichts der Fingerabdrücke freut sich der LG-Kunde sicherlich, dass im empfohlenen Preis von 849 Euro direkt ein Putztuch dabei ist. Außerdem im Lieferumfang: In-Ear-Klinken-Kopfhörer in der Handyfarbe.

Das Design des LG G7 ThinQ orientiert sich am Markt und kommt entsprechend eintönig und trotzdem elegant und schick daher. Die Haptik kann voll überzeugen. Zusammen mit der Robustheit und der Verarbeitungsqualität verdient sich das Flaggschiff eine hervorragende Wertung.

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Display

Das LG G7 ThinQ weist nicht nur durch die softwareseitig versteckbare Notch eine Besonderheit auf, sondern soll auch besonders hell sein. Bis zu 1.000 Nit kann das Display entweder automatisch oder aber manuell erreichen. Im ersten Eindruck bei direkter Sonneneinstrahlung konnte das Feature überzeugen: Alles auf dem Display war gut lesbar – allerdings auch nicht wesentlich besser, als beim zum Vergleich zur Verfügung stehenden Mate 10 Pro von Huawei. Im Test werden diese Eindrücke noch einmal bestätigt. Das Display ist hell, jedoch nicht überproportional zum Markt.

Übrigens: Regelt der Nutzer die Helligkeit manuell hoch, schaltet das LG-Handy nach drei Minuten automatisch auf den Ursprungswert zurück. So wird Akku gespart. Abseits des superhellen Displays macht selbiges in Sachen Blickwinkelstabilität und Farbtreue eine gute Figur: Das Display lässt sich aus nahezu jedem Winkel gut ablesen, die Farben sind bei einer 90-Grad-Draufsicht sehr kräftig aber angenehm und werden mit kleiner werdendem Winkel nur unwesentlich schwächer. Allerdings: Ein etwas matteres Display zur Reduzierung der Umwelt-Spiegelungen hätte dem G7 ThinQ gutgetan. Nichts zu kritisieren gibt es hingegen bei der automatischen Helligkeit. Sie arbeitet so unaufgeregt, flüssig, auf den Punkt und zügig, dass man sie nicht bemerkt, außer man achtet auf die immer korrekt eingestellte Intensität des Panels.

LG G7 ThinQ – Display-Einstellungen

Die Einstellungen um das Display auf die eigenen Bedürfnisse einzustellen sind enorm. LG-typisch sind die Einstellungen mittels voreingestellter Charakteristika wie „Spiel“, „Kino“ oder „Sport“ und auch die „Experten“-Einstellungen in der die Farbkanäle und der Weißabgleich einzeln gesteuert werden können. Darüber hinaus kann das Always-On-Display individualisiert und zeitgesteuert werden. Ebenfalls zeitlich und automatisiert geregelt ist die „Komfortansicht“, also ein Blaufilter, der um die Option „Schwarz & Weiß“ erweitert wurde. Damit auch wirklich kein LG G7 ThinQ displayseitig dem anderen gleicht, kann auch noch die Darstellung rund um den Display-Einschnitt, von Apple „Notch“ getauft, verstellt werden. Die Display-Ecken neben der Notch verschwinden bei Bedarf oder leuchten mit individuellen Designs. Dazu können die abgerundeten Ecken des Panels mit kleinen oder etwas größeren Radien ausgestattet werden.

Groß, randlos, individualisierbar: Das Display des LG G7 ThinQ kann auf ganzer Linie überzeugen. Hier gibt es kaum Kritikpunkte und so spielt LG hier einen echten Trumpf aus.

Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Qualcomms aktueller Spitzenprozessor Snapdragon 845 und 4 GB Arbeitspeicher stellen Leistung satt zur Verfügung. Das zeigt auch der Praxistest. Beim Wischen durch die Menüs, dem Öffnen von Apps und dem Spielen des anspruchsvollen Rennspiels „Asphalt 8: Airborne“ zeigt das LG G7 ThinQ nie Schwächen und kommt völlig ohne Ruckler oder Verzögerungen aus. Es stellt beim Spielen grafische Details gekonnt dar und auch das Nachladen neuer Levels gelingt schnell und ohne große Wartezeit. Dazu verbindet sich das LG G7 ThinQ mit allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und kann mit einer prall gefüllten Checkliste aufwarten:

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 1.200 Mbit/s, Up-max: 150 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher (nicht ab Werk vorhanden)
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 5.0
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

LG G7 ThinQ im Benchmark-Test

Das neue LG-Flaggschiff stellt sich im Laufe des Tests auch einem Benchmark-Test – eine Aufgabe, die das LG G7 ThinQ zunächst mit Bravur erfüllt. So erreichte das schlaue Gerät im Test von AnTuTu in der Version 7 eine extrem hohe Wertung von 233.077 Punkten. Damit sprintet das Smartphone an Oberklasse-Handys wie dem Kamera-Vorreiter Huawei P20 Pro (208.497 Punkte) und dem HTC U11+ (216.125 Punkte) vorbei. Wirklich konkurrenzlos ist das KI-Gerät allerdings keineswegs, denn einige Handys platzieren sich nichtsdestotrotz über dem LG G7 ThinQ. So erreichten die beiden Samsung-Flaggschiffe Galaxy S9 und Galaxy S9+ Werte von jeweils 244.895 und 259.185 Zählern. Die Android-Top-Geräte stellen indes das Sony Xperia XZ2 und das Xperia XZ2 Compact dar, wobei die „kompakte“ Variante (265.730 Punkte) die Standard-Version (259.397 Punkte) in den Schatten stellt. Die Krone in dem Bereich haben allerdings noch einmal andere Geräte auf: Das HTC U12+ kommt wie das OnePlus 6 auf rund 270.000 Punkte.

Benchmark-Tests im Vergleich

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Testgerät LG G7 ThinQ 233.077
 direkte Konkurrenten Huawei P20 Pro 208.497
HTC U11+ 216.125
Samsung Galaxy S9 244.895
 ehemalige Spitzenmodelle Samsung Galaxy S8 174.550
Huawei Mate 9 123.182
OnePlus 3T 163.521
 aktuelle Referenz (Android) Sony Xperia XZ2 Compact 265.730
Sony Xperia XZ2 258.397
Samsung Galaxy S9+ 249.185

Telefon – Klang mit und ohne Lautsprecher

Die Grundfunktion eines noch so hochgezüchteten Smartphones ist das Telefonieren. Dabei fiel im Testtelefonat auf, dass das LG G7 ThinQ zwei unterschiedliche Gesichter zeigt: Mit dem Smartphone am Ohr gibt es keinen Grund für Beanstandungen. Der Gesprächspartner kommt mit einem warmen, voluminösen und klaren Klang zum Ohr des Smartphone-Besitzers. Der Gesprächspartner wird ebenfalls hervorragend mit akustischen Signalen versorgt. Anders sieht es bei aktiviertem Freisprechmodus aus. Dann nämlich zeigt sich das Mikrofon als kleiner Schwachpunkt des LG G7 ThinQ. Der Sound über den eingebauten Lautsprecher ist ebenfalls nicht auf dem Niveau der Ohrmuschel.

Die Leistung des LG G7 ThinQ stimmt und es sind lediglich Kleinigkeiten, die in diesem Bereich für einen kleinen Abzug sorgen. Alles in allem bietet das neue Spitzenmodel jedoch hier eine sehr gute Leistung.

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Kamera

Die große Kamera-Revolution bleibt beim LG G7 ThinQ vorerst aus. Zwei 16-Megapixel-Module bilden die Doppelkamera, die LG-typisch zwei Brennweiten und nicht zwei unterschiedliche Sensoren bietet. Die Weitwinkelkamera besitzt einen Bildwinkel von 107, die „normale“ Brennweite von 71 Grad. Letztere kommt mit einer Blende von 1:1,6, erstere mit einer Blende von 1:1,9 zum Kunden. Die Dritte Kamera im Bunde ist nicht, wie es beim Konkurrenten Huawei P20 Pro der Fall ist, auf der Rückseite und damit Teil der Hauptkamera, sondern auf der Front. Sie erstellt Bilder mit 8 Megapixeln Auflösung und besitzt eine Blende von 1:1,9 und einen Winkel von 80 Grad.

Bildqualität und massive Verzeichnung

Doch was leistet die Kamera des LG G7 ThinQ? Die technischen Daten sind beeindruckend, jedoch muss die Software der App und die Bildverarbeitung dem auch Rechnung tragen. Vorweg: Das geschieht in großen Teilen gut. Wie schon ab dem LG G5 zeichnet sich die Kamera des G-Modells von LG durch ihre Variabilität aus. Der breitere Bildwinkel hilft in einigen Situationen einfach mehr auf das Bild zu bekommen. Doch eine Krankheit ist ebenfalls seit den Vorgängern erhalten geblieben: Die starken Verzeichnungen der Weitwinkelkamera. Sie fallen bei Landschaftsaufnahmen oder Gruppenbildern mit gehörigem Abstand der Menschen zur Kamera nicht weiter auf, jedoch sind die Krümmungen am Rand des Bildes bei näheren Objekten oder bei linearen Strukturen sehr deutlich. Eine Chance ergibt sich jedoch dabei. Kreativ eingesetzt sind die die krummen Bildbereiche ein Werkzeug der Bildgestaltung. So lassen sich neue Akzente setzen und angestaubte Darstellungsformate aufbrechen.

LG G7 ThinQ – Kamera Testbilder

Die Bildqualität insgesamt ist auf einem hohem Niveau. Farben poppen etwas zu viel, treffen so jedoch den Nerv des Marktes. Bei Bedarf können sie aber nicht trivial in der Foto-App zurückgenommen werden. In der Galerie-App LGs lassen sich einige globale Bildveränderungen und -anpassungen durchführen. So können Filter auf die Bilder gelegt oder die Helligkeiten, die angesprochenen Farben und der „Pop“ in der Intensität geregelt werden. Bei Letzterem werden Schärfe, Farbintensität, Kontrast und Tiefe angehoben.

Selfies und Videos

Das LG G7 ThinQ hat die Video-Optionen aus dem LG V30 mitbekommen und punktet so durch eine Vielzahl an Filtern und vor allem durch den sehr ansprechenden Zoom-Effekt. Er ermöglicht es quasi-Kamerafahrten mit dem G7 ThinQ zu realisieren, ohne dass ein Dolly oder eine sonstige Stabilisierungsmöglichkeit genutzt werden muss.

Die Videos passen sich schnell an die Lichtverhältnisse der Umgebung an und der Autofokus trifft meistens den korrekten Bereich. Er hinkt bei schnellen Wechseln der Perspektive etwas hinterher, befindet sich jedoch auf einem noch guten Niveau. Die Klangqualität kommt nicht ganz mit der guten Bildqualität mit. So wirkt das gesprochene Wort etwas blechern und das Mikrofon zeigt sich wenig ausgeglichen. Trotzdem meckert man hier auf hohem Niveau.

Die Frontkamera mit 8 Megapixeln Auflösung und einer Blende von 1:1,9 zählt nicht zu den Dynamik-Spezialisten am Markt, jedoch konzentriert sie sich deutlich auf die korrekte Belichtung des Gesichts und stellt es immer korrekt dar. Dabei kann es passieren, dass der Hintergrund ausbrennt. Sobald der Kontrast jedoch nicht mehr ganz so anspruchsvoll ist, zeigt sie sich über den Markt-Durchschnitt erhaben und punktet mit realistischen Hauttönen und vielen Details.

App und Software

In der App merkt man den großen Funktionsumfang recht schnell. Sie versteckt ihn nicht und die meisten Funktionen und Highlights sind schnell zu erreichen – wenn man weiß, welche der vielen Knöpfchen man drücken und welche Regler man bedienen muss. Die Übersichtlichkeit hat LG in diesem Bereich auch schon besser hinbekommen. Dennoch stellt sich schnell ein heimeliges Gefühl ein und man ist berechtigterweise überzeugt alles im Griff zu haben – inklusive aufwendigerer Bildkonstruktionen. Ganz rund wird das Paket allerdings nur durch die Galerien-App, die die Nachbearbeitung der Bilder ermöglicht. Das zwingt jedoch auch dazu sie mitzubenutzen. Wer also lieber die Bildverwaltung von Google Fotos nutzen möchte und auf die Bildbearbeitung nicht verzichten will, muss insgesamt drei Apps bedienen.

LG G7 ThinQ – Kamera-App und -Einstellungen

Mit einem Tipp auf „AI Cam“ aktiviert sich die AI-Funktion der Kamera und sie begibt sich auf die Suche nach Objekten im Bild, anhand derer sie den besten Modus und die besten Einstellungen vornehmen kann. Das geschieht flott, jedoch nicht überragend schnell. Hier stößt der sonst superschnelle Prozessor an seine Grenzen. Trotzdem erkennt die Kamera sehr zuverlässig Objekte und ordnet sie einem entsprechenden Modus zu. Damit erleichtert die AI, also die künstliche Intelligenz, die Bedienung.

Die drei Kameras bilden kein revolutionäres Paket, gehören jedoch absolut zur Oberklasse am Markt. Zur neuen Referenz reicht es jedoch nicht. Andere Hersteller haben eben auch sehr gute und zum Teil bessere Kamera-Technik verbaut. Alles in Allem kann jedoch kaum gemeckert werden.

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

LG installiert auf dem G7 ThinQ Android in der Version 8.0 und stattet es zum Marktstart mit der Sicherheitsebene Mai 2018 aus. Dazu kommt die hauseigene Benutzeroberfläche, die LG-typisch viele Veränderungen in der Menüstruktur bereithält. Dazu zählt beispielsweise die Einteilung der Einstellungen in Kategorien, die der Nutzer jedoch mit wenigen Klicks auflösen kann. Dann werden die Einstellungen in der bekannten Listenform angezeigt. Die Homescreens können ebenfalls individuell gestaltet werden. Sie bieten auch ganze Themes, die nicht nur den Hintergrund, sondern auch die App-Symbol-Darstellung verändern. Freunde puristischer Software werden die Nackenhaare hochstehen, wer jedoch die volle Android-Individualisierungs-Power schätzt, wird mit dem LG G7 ThinQ seine reine Freude haben.

LG G7 ThinQ – Menü und Einstellungen

Die Geschwindigkeit der Software lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Dazu kommt, dass Bloatware keine Rolle spielt und stattdessen ein prall gefüllter Software-Werkzeugkasten vorhanden ist. Das hat allerdings auch den Nachteil, dass es einige App-Dopplungen gibt. So sind beispielsweise der Musik-Player oder die Galerie zweimal vorhanden.

Sound mit Kniff

Die Multimedia-Leistungen des LG G7 ThinQ werden mit DTS:X und einem 32bit-Quad-DAC befeuert. Dazu verspricht LG mit viel Lautsprechervolumen einen satten Klang über den eingebauten Schallwandler. Beim Probehören aus der Hand heraus gibt sich das LG G7 ThinQ jedoch eher zurückhaltend und wenig beeindruckend. Was jedoch deutlich zu spüren ist: Das Flaggschiff vibriert heftig und die gesamte Rückwand macht den Eindruck mitmachen zu wollen. Legt man das Smartphone auf eine feste Unterlage, zeigt sich die ganze Leistung des kleinen Lautsprechers. Dann nämlich wird der Sound deutlich fülliger und Bässe werden raumfüllend wiedergegeben. Mit diesem Trick gelingt LG ein tolles Feature.

Die beigelegten In-Ear-Kopfhörer finden ihren Anschluss an einer 3,5mm-Klinkenbuchse, die bei Bedarf auch alte Kopfhörer-Schätzchen oder die nicht Bluetooth-fähige Stereo-Anlage zu Hause versorgen kann. Die Ohrstöpsel bieten dabei ordentlichen Sound und überzeugen durch Lautstärke und Ausgewogenheit.

LG G7 ThinQ – Musik-App und Sound-Einstellungen

So unspektakulär sich die Musik-App zeigt, so spektakulär fallen die Einstellungen in diesem Bereich aus. Nicht nur ein Equalizer oder voreingestellte Sound-Profile lassen das Herz des Musik-Enthusiasten höher schlagen. Auch die Klangprofile, die unterschiedliche räumliche Effekte mitbringen, machen Spaß und bieten einen Mehrwert. Dazu lassen sich digitale Filter über die Medienausgabe legen. So kann der Klang weiter verfeinert und auf die Umstände angepasst werden. Abgerundet wird das Multimedia-Paket von einem UKW-Radio. Das mag für viele Nutzer ein Relikt aus vergangenen Zeiten sein, jedoch ist der Radio-Konsum ohne Datenverbrauch für viele andere Nutzer ein echter Mehrwert und so in nur noch wenigen Spitzenmodellen zu finden.

Die Software des LG G7 ThinQ kann mit Individualisierungsmöglichkeiten, Übersicht und Geschwindigkeiten überzeugen. Dazu kommt ein phänomenaler Sound, der nicht nur, aber auch, über die Software stark abliefert.

Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Akku

Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video Streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen wird in der nichts mit dem Smartphone getan wird.

Uhrzeit Aktivität Akku vorher Akku nachher
08:23 Beginn des Akkutests 100%
08:31 30 Minuten Video (Youtube) 100% 98%
09:02 30 Minuten Radio 98% 97%
09:32 Benchmark-Test 97% 92%
10:01 30 Minuten telefonieren 91% 89%
10:37 30 Minuten spielen (Asphalt 8) 88% 79%
12:12 30 Minuten Testfotos, partielle Onscreen-Zeit 78% 73%
16:23 Ende Produktiv-Phase 63%
08:23 Ende Standby-Phase 52%

Mit einem Ergebnis von 63 und 52 Prozent reiht sich LG im Oberklassesegment zwischen dem leicht schwächeren Samsung Galaxy S9 und dem leicht stärkeren Apple iPhone X ein. Dass man dabei zwischen zwei der beliebtesten Geräte verortet ist, ist zwar gut, jedoch geht es am Markt auch deutlich besser, ohne dass man sich aus dem Spitzenmodel-Bereich entfernen muss. So können das OnePlus 5T und auch das LG V30 eine weit bessere Akkuleistung vorweisen. Auch das Mate 10 Pro von Huawei kann mit 75 und 69 Prozent Akku-Testwert einen souveräneren Auftritt aufs Parkett legen.

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
Testgerät
 LG G7 ThinQ 3.000 63 52 33 11
direkte Konkurrenz
Honor 10 3.400 52 36 48 16
Samsung Galaxy S9+ 3.500 66 56 34 10
Oneplus 6 3.300 53 8 44 16
ehemalige Spitzenmodelle
HTC U11+ 3.930 72 68 28 4
Huawei Mate 10 Pro 4.000 75 69 25 6
Xiaomi Mi Mix 2 3.400 68 53 32 15
aktuelle Referenzen
iPhone X 2.716 64 57 36 7
Motorola Moto Z2 Force 4.000 62 53 38 9
Nokia 8 3.090 71 65 29 6
OnePlus 5T 3.300 72 59 28 13

Trotzdem wird der Nutzer locker und auch mit kräftiger Nutzung durch den Tag chauffiert. Die folgende Nacht überlebt das LG G7 ThinQ ebenfalls ohne Steckdose, auch wenn eventuelle nächtliche Updates am Energiereservoir saugen. Heavy User werden jedoch nur schwerlich zwei volle Tage mit dem LG G7 ThinQ durchhalten. Schuld daran ist auch der hohe Standby-Verbrauch, der ohne das Always-On-Display ermittelt wurde. Mit der ständigen Anzeige erhöht sich der Verbrauch nochmals deutlich, kann aber auch zeitlich eingestellt werden und beleuchtet so in den Nachtphasen nicht das Schlafzimmer. Die Schnellladefunktion bringt das Energieniveau jedoch flott wieder auf Kurs und so ergibt sich eine knappe aber verdiente gute Gesamtbewertung in diesem Bereich.

Teilwertung: 4,5 von 5 Sternen

Fazit

Das LG G7 ThinQ ist ein tolles Handy und ein schlaues Smartphone mit einigen sehr ansprechenden Funktionen. Darunter befinden sich die Software, die Multimedia-Funktionen und auch die mannigfaltigen Einstellungsmöglichkeiten des Displays und das Panel selbst. Dazu rennt das G7 ThinQ wie der Teufel. Doch warum gibt es dann keine perfekte Bewertung? Die Antwort lautet: All das kann die Konkurrenz auch. Zum Teil billiger, zum Teil teurer, manche in diesem, manche in einem anderen Bereich. Was dem LG G7 ThinQ jedoch fehlt ist ein Alleinstellungsmerkmal. Samsung hat seine gekrümmten Displays, Apple sein Betriebssystem, Huawei mittlerweile gleich drei Kameras und OnePlus einen vergleichsweise günstigen Preis. War es beim LG G5 die Modularität, das Design des LG G4 und des LG 6, vermisst man nun einen solchen Mehrwert. LG versucht mit AI, erkennbar am „ThinQ“, zu punkten, doch so wie die Doppelkamera nichts Besonderes im Spitzenmodel-Bereich mehr darstellt, so ist die künstliche Intelligenz ebenfalls schon bei fast allen Herstellern eingetroffen.

Was bleibt also vom LG G7 ThinQ? LG geht mit seinem neuen Flaggschiff wenig Risiko ein und positioniert sich im Mainstream. Das kann eine Chance sein. So hat der maskuline Rahmen des LG G6 wohl einige Nutzer abgeschreckt und die Modularität des LG G5 hatte ihre wohl bekannten Schwächen. Eine solche Schwäche erlaubt sich das LG G7 ThinQ nicht, verpasst dabei aber, sich aus der Masse an Top-Geräten die Eigenständigkeit zu behalten.

Gesamtwertung 4,5 von 5 Sternen

LG G7 ThinQ

Pros des LG G7 ThinQ

  • tolles Display
  • starke Software
  • gute Kamera

Contras des LG G7 ThinQ

  • Keine Besonderheiten
  • eher langweiliges Design
  • unübersichtliches Kamera-Setting

Preis-Leistung

Der Test zeigt, dass das LG G7 ThinQ selbst einen direkten Vergleich mit den aktuellen Spitzenmodellen der Konkurrenz nicht scheuen muss. Anders sieht es hingegen aus, wenn ein weiterer Faktor hinzugefügt wird, nämlich der Preis. Da der Marktstart für das neue LG-Flaggschiff erst im Juni erfolge, gilt hier die unverbindliche Preisempfehlung von 849 Euro. Das Sony Xperia XZ2 Compact bietet hingegen nicht nur einen deutlich niedrigeren Einführungspreis, sondern ist schon seit einiger Zeit verfügbar und unterliegt bereits dem Android-typischen Preisverfall. Im Endeffekt kann das Gerät derzeit schon für unter 500 Euro erworben werden, wie der Preisvergleich von günstiger.de zeigt. Damit wäre das Sony-Smartphone nicht nur deutlich kostengünstiger, sondern auch deutlich performanter als das LG G7 ThinQ. Letzteres gilt jedoch lediglich für den Benchmark-Bereich.

Alternativen

Im Preisbereich des LG G7 ThinQ befinden sich nicht so viele Smartphones auf dem Markt, dass schnell die Übersicht verloren gehen würde. Dennoch erschweren die Anzahl an Modellen von verschiedensten Herstellern, wie auch die jährlichen Modellpflege-Maßnahmen die Suche nach geeigneten Alternativen. Vor allem: Durch den Preisdruck am Markt und die mittlerweile überschaubare Entwicklungsgeschwindigkeit pro Smartphone-Generation werden Flaggschiffe aus dem Vorjahr immer interessanter.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Chris Huebsch

    Im Text so: „Der Akku bringt auf dem Papier etwas schwache 3.000 mAh mit, kann aber neben dem USB-Typ-C-Anschluss auch kabellos über den Qi-Standard geladen werden.“

    In der Tabelle:
    „Qi ▼ Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones“

    Korrekte Aussage: Ja, Kabellos laden geht.

    Antwort
  2. Nutzerbild Stephan

    Leider schwächelt LG mit den Updates. Der Support antwortet auf meine Anfrage es gibt keine Informationen zu Andoid 9 Updates. Des Weiteren unterstützt das LG kein Galileo und Beidou.

    Antwort
  3. Nutzerbild Melanie Maushart

    Im Karton befindet sich sehr wohl ein SIM-Karten-Tool, ebenso wie ein Quick Start Guide. Man muss nur in den schwarzen Umschlag schauen.

    Antwort

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