iPhone 8 im Test: Apples neue Mittelklasse

21 Minuten

Apple iPhone 8
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Das Apple iPhone 8 kommt nicht wie gewöhnlich als Erbe einer s-Version des iPhones, sondern als direkter Nachkomme des iPhone 7. Apple hat jedoch nicht nur an der Nomenklatur gedreht, sondern auch an einigen anderen Stellschrauben, wie dem Material und dem Prozessor. Dazu hat man das Sakrileg des kabellosen Ladens auf sich genommen und verbaut das erste mal in der iPhone-Geschichte eine alternative Lademöglichkeit neben dem Lightning-Anschluss. Bei einem Ausstattungsdetail konnte sich Apple jedoch nicht zum Traditionsbruch durchringen: Die Kamera baut weiter auf eine Einzellösung und stellt sich somit gegen den Trend zur Dual-Kamera.

Apple iPhone 8 – Technische Daten

Mit „großen Zahlen“ hat das iPhone noch nie geprotzt und so ist es wenig verwunderlich, dass die Ingenieure in Cupertino wieder auf High-End pfeifen und sich stattdessen auf die enge Verwebung der Hard- und Software konzentrieren. QHD-Displays sollen durch HDR und Truetone abgefangen werden und auf Acht- oder gar Zehnkern-Prozessoren reagiert Apple mit einem Hexa-Core-Rechner, der auf alle Kerne gleichzeitig zugreifen kann.

Die technischen Daten in der Übersicht:

  • Display: 4,7 Zoll mit 750 x 1.334 Pixeln
  • Prozessor: Apple A11 Bionic (Hexa-Core)
  • Arbeitsspeicher: 2 GB
  • interner Speicher: 64 GB (versionsabhängig, ca. 51 GB verfügbar, nicht erweiterbar)
  • Kamera: 12 Megapixel und Blende 1:1,8
  • Betriebssystem: iOS 11
  • Akku: 1.821 mAh (iFixit-Wert)

Design und Verarbeitung

Die Änderungen der Designabteilung von Apple müssen diesmal nicht mit der Lupe gesucht werden. Das war bei den vergangenen Modellwechseln anders und bringt das erste mal seit langem wieder etwas frischen Wind in das Aussehen des Apple-Smartphones. Wind ist dabei jedoch übertrieben. Es ist eher ein laues Lüftchen, was durch die Design-Abteilung wehte.

iPhone 8 Unboxing: Kabel, Karton und Krimskrams

Das iPhone 8 schlug in der Redaktion auf, wie es vermutlich auch die allermeisten Kunden erreicht: Ein längliches Quader aus hochwertiger Pappe beherbergt das iPhone 8. Aufgedruckt sind Apple-Logos und -Schriftzüge an den Seiten, oben auf dem Deckel prangt ein Renderbild der Handyrückseite, das keine Zweifel über dessen Inhalt lässt. Das Testgerät, das den Testparcours durchlaufen wird, ist weiß – entsprechend ist auch der Karton eingefärbt.

Zunächst einmal muss die Schachtel von einer Außenhaut aus Plastikfolie befreit werden. Erst dann kann der Deckel, der unten bündig mit dem Kartonboden abschließt, angehoben werden. Anders als bei vielen Herstellern aus dem Android-Lager liegt das Handy nicht zuoberst, sondern die Papierschatulle, die die Kurzbeschreibungen sowie zwei Apfel-Aufkleber beinhaltet. Auf der Schatulle aufgedruckt ist des Herstellers Credo: „Desinged by Apple in California“.

Befreit man die Packung von dem Papier, erscheint es: Das iPhone 8 in seiner ganzen Pracht. Ebenfalls rundum eingehüllt in Plastikfolie zieht es „Apple-Jünger“ direkt in seinen Bann. Wer sich nun noch für die restlichen Beilagen interessiert, der darf sich auf folgende Komponenten freuen, die in dem Kunststoff-Inlay der Verpackung zu finden sind:

  • Kopfhörer mit Lightning-Anschluss
  • Lightning- zu 3,5-Millimeter-Klinke-Adapter
  • Strom- und Datenkabel (USB zu Lightning)
  • Steckdosenadapter (5 Volt)
  • SIM-Werkzeug

Der Packungsinhalt darf somit als vollständig bezeichnet werden. Lob verdient Apple für die Zugabe eines Klinken-Adapters für diejenigen, die die beiliegenden Kopfhörer nicht verwenden und ebenso nicht auf kabellose Kopfhörer setzen wollen. Im Vergleich zum iPhone 7 hat der Box-Inhalt allerdings auch nicht an Wert gewonnen.

Apple iPhone 8 im Test: Unboxing

Äußerlichkeiten: Die alternde Prinzessin bekommt neue Fingernägel

Das angegraute Design des iPhone 8, das im Grunde aus dem iPhone 6 stammt, wird auch mit der Glasrückseite nur bedingt verjüngt. Insbesondere auf der Front hat sich nichts getan und es prangen immer noch die alten dicken Balken ober- und unterhalb des mittlerweile als winzig empfundenen Displays. Dabei sind es jedoch nicht nur diese beiden Rahmenbreiten, die Apple die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte, sondern die längsseitlichen. Dass man bei Apple die Querbalken aufgrund von Frontlautsprechern, Fingerabdrucksensor und mechanischem Home-Button beibehalten will, kann verstanden werden. Die Breite der seitlichen Flächen wird jedoch mittlerweile auch von Einsteigergeräten unterboten und eine Verkleinerung wäre auch technisch kein Hexenwerk mehr gewesen.

Auf der Rückseite hat sich Apple etwas mehr ins Zeug gelegt und das Material getauscht. Der Aluminium-Body schrumpft auf Rahmengröße zusammen und der Rücken wird komplett von einem eigenentwickelten Glas überzogen. Dazu wurde das Logo neu gestaltet und ist nun in das Glas eingelassen, womit es nicht mehr erfühlbar ist. Die Kamera lugt immer noch aus dem Rücken heraus und macht ein wackelfreies Ablegen des Smartphones etwa auf einem Tisch unmöglich. Der Übergang vom rückseitigen Glas und dem Metallrahmen gelingt Apple perfekt. Er ist nicht erfühlbar und lediglich der Temperaturunterschied und die Oberflächenstruktur zeigen, wo welches Material verortet ist. Schade, dass das auf der Front nicht zu 100 Prozent kopiert wurde. Hier ist eine klare Grenze spürbar.

Die Verarbeitung des iPhone 8 zeigt sich, wie es bei Apple schon seit Jahren Tradition ist, auf höchstem Niveau. Kein Grat oder Spalt stört die Haptik. Böse Zeitgenossen kritisieren die Rundungen und die völlige Abwesenheit von charakterstarken Kanten oder Flächen, an denen die Finger oder die Handflächen keine Perfektion spüren.

Das Design des Apple iPhone 8 ist beileibe nicht mehr frisch, auch wenn die Glasrückseite und deren Integration ins Handy für ein kleines Highlight sorgen. Die Verarbeitung ist dagegen auf ganzer Linie beispielhaft.

Abschnittswertung: 4,5 von 5 Sternen

Display

Das 4,6 Zoll kleine Panel des iPhone 8 löst mit altbacken wirkenden 750 x 1.334 Pixeln auf und baut im Gegensatz zum iPhone X weiter auf LCD-Technik. Das Ganze produziert 326 ppi und eine Helligkeit von maximal gut 600 cd/m². Bei allen Trends bis hin zu 4K-Auflösungen zeigt das iPhone 8 wie man auch mit einer derart geringen Auflösung ein astreines Display bieten kann. Die Schärfe lässt kaum zu Wünschen übrig und die sekundärleistungen überzeugen wie schon aus den Vorgängermodellen gewohnt. So ist die Ablesbarkeit bei flacher Draufsicht hervorragend und die Farben sowie die Schärfe bleibt beim Drehen vor dem Auge sehr lange stabil.

Apple iPhone 8
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Die fehlenden manuellen Einstellmöglichkeiten werden von einem Blaufilter für augenschonendes Lesen bei Dunkelheit und von der Truetone-Technologie abgefangen. Letztere ist schon aus dem iPad Pro bekannt und misst stetig das Umgebungslicht. Auf dieser Basis passt das iPhone 8 das Display ebenfalls stetig an und bietet damit immer das im Verhältnis zur Umgebung „richtige“ Weiß und damit die „richtigen“ Farben. Wer die originalen Farben sehen will und damit auf eine Anpassung auf die Umgebung pfeift, kann die Truetone-Technologie deaktivieren und dem Spuk ein Ende machen. Die dritte Besonderheit des Displays ist seine Druckempfindlichkeit. Mit der 3D-Touch-Funktion kann beispielsweise schon vor dem Öffnen einer App eine Funktion in der App ausgesucht werden. Hat man sich an die Funktion gewöhnt, beschleunigt sich so die Benutzung einiger Apps und der Zugang beispielsweise zu den Einstellungen um einiges.

Das Display wird von den tollen Features und der guten Qualität des Panels hochgehalten. Die reinen Zahlen sprechen jedoch nicht gerade für das iPhone 8, was jedoch nur beweist, das Zahlen eben doch nicht alles sind.

Abschnittswertung: 4,5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Apple stattet das iPhone 8 mit dem A11 Bionic Chip aus, der deutlich effizienter arbeiten soll als sein Vorgänger A10 Fusion. Apple wechselt mit der neuen Prozessorgeneration auf das 10-nm-Verfahren, das schon der Snapdragon 835 von Qualcomm und der Exynos 8895 aus dem Galaxy S8 und Galaxy Note 8 von Samsung aufweisen. Das Vorgängermodell wurde noch im 16-nm-Verfahren gefertigt und war folglich deutlich größer.

Apple hat den Hexa-Core-Chip mit zwei Hochleistungs-Kernen und vier niedriger getakteten Kernen ausgestattet, die weniger Strom verbrauchen. So soll der Sechskerner eine bessere Auslastung erhalten, als dies noch beim Vorgängermodell der Fall war. Apple ist auch besonders stolz darauf, dass der Prozessor gleichzeitig auf alle sechs Kerne zugreifen kann und sich nicht „entscheiden“ muss, ob nun Hochleistung oder Effizienz im Mittelpunkt seiner Aktivitäten steht. Erstmals hat der Chip auch eine von Apple selbst entwickelte GPU an Bord, die ebenfalls zur gesteigerten Effizienz beitragen soll. Zur Unterstützung der Recheneinheiten sind 3 GB Arbeitsspeicher mit an Bord.

iPhone 8 im Benchmark-Test: Leistung, Leistung, Leistung

Das Gesamtpaket von Hard- und Software wird im Benchmark-Test von AnTuTu an seine vermeintliche Grenzen gebracht. Die Vergleichbarkeit des Tests bei verschiedenen Betriebssystemen ist umstritten. Mit dem iPhone 8 Plus lässt sich das iPhone 8 aber sehr wohl vergleichen. Und siehe da, der Test-Wert des iPhone 8 liegt mit 210.754 ein Stück unter jenem des großen Bruders.

Benchmark-Tests im Vergleich

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Samsung Galaxy S8+ 171.108
direkte Konkurrenten Samsung Galaxy Note 8 167.779
Sony Xperia XZ Premium 170.532
Samsung Galaxy S7 132.648
ehemalige Spitzenmodelle LG G5 137.548
OnePlus 3T 163.521
HTC U11 174.417
aktuelle Referenzen Samsung Galaxy S8 174.550
OnePlus 5 180.641

Diese Werte passen ins Bild; Apple braucht sich mit seinem neuen Prozessor, dem A11 Bionic keinesfalls zu verstecken. Wird angenommen, dass die Werte unter Android und iOS tatsächlich vergleichbar wären, entflieht Apple der Konkurrenz klar – das OnePlus 5, aktueller Android-Speed-Sieger, liegt knapp 20.000 Punkte hinter dem iPhone 8 und fast 40.000 Zähler hinter dem iPhone 8 Plus. Doch nicht nur der Chip zahlt hier in die guten Werte ein. Auch die vergleichsweise niedrig auflösenden Displays der beiden iPhones steigern das Ergebnis. Immerhin müssen zur Darstellung von Grafiken weit weniger Bildpunkte berechnet werden und somit hält sich der Rechenaufwand pro Einzelbild zurück.
Die Leistung in der Praxis

Apple iPhone 8: Benchmark-Test

Benchmark-Tests sind Schall und Rauch, wenn es in der alltäglichen Nutzung hakt. Das kann man beim Apple iPhone 8 jedoch in keiner Weise behaupten. Die Steuerung des Smartphones gelingt jederzeit sehr flüssig und Parallelbetrieb sowie aufwändige Apps und Anwendungen werden sehr flott abgearbeitet beziehungsweise betrieben. Die Erwärmung des iPhones ist bei Benchmarktests oder Dauerzockerei deutlich spürbar, jedoch überhitzte das Smartphone während des Tests nie. Somit hält sich das Apple-Telefon in diesem Bereich schadlos.

Konnektivität – Lieber drahtlos

Mit kabelgebundenen Verbindungsmöglichkeiten geht Apple äußerst sparsam um: Neben dem Lightning-Anschluss lässt das iPhone 8 keine weiteren Steckerverbindungen zu. Apple liefert sowohl ein geeignetes Headset, als auch einen Adapter für andere Kopfhörer mit. Der Nachteil: Während man Musik hört, kann das Handy nicht geladen werden. Abhilfe schafft hier der ebenfalls verbaute Standard Bluetooth 5.0 für kabellosen Musikgenuss. Dual-Band-WLAN nach den Standards IEEE 802.11a/b/g/n/ac sorgt nicht nur für die Verbindung mit dem Internet, sondern auch mit AirPlay-kompatiblen Abspielgeräten wie dem Apple TV. Ein kleines Highlight, dass vor allem der Konkurrent Samsung in seine Spitzenmodelle integriert, fehlt dem iPhone 8: Einen Desktopmodus sucht man vergebens. Das ist kein Beinbruch, jedoch konnte Samsungs DeX-System im Test gefallen und bietet einen tollen Mehrwert, den das iPhone 8 nicht bieten kann.

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 600 Mbit/s, Up-max: 100 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 5.0
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Telefon und Gesprächsqualität

Die Hauptaufgabe eines mobilen Telefons ist auch in Zeiten von smarten Alleskönnern das Telefonieren. Das gelingt mit dem Apple iPhone 8 auch prima, was wenig verwunderlich und so zu erwarten war. Die Klangqualität liegt dabei auf gutem Niveau. Gespräche, die am Ohr geführt werden, klingen klar, sind auf beiden Seiten laut genug und können ohne Verzögerungen geführt werden. Wird der Freisprechmodus genutzt, wird klar, dass der Lautsprecher nicht ganz mit dem Rest der Klangqualität mithalten kann. Bei moderater Lautstärke gibt es noch nichts zu Meckern, dreht man den Regler jedoch auf, übersteuert der Lautsprecher ein ums andere mal. Trotzdem ist die Leistung auch in diesem Bereich satt im grünen Bereich.

Die Leistungen des iPhone 8 im Benchmark- wie auch im Praxis-Test liegen auf Referenzniveau und die Ausstattung ist ansprechend bemessen. Echte Highlights sind jedoch Mangelware und die Telefonqualität ist guter Durchschnitt, mehr jedoch auch nicht.

Abschnittswertung: 4,5 von 5 Sternen

Kamera

12 Megapixel und eine Blende von 1:1,8: Die Kamera des Apple iPhone 8 kommt mit ordentlichem Zahlenwerk und ohne Aufreger daher. Zu beachten dabei ist allerdings, dass Apple es schon immer verstand, aus nominell langweiligen Kamera-Eigenschaften das Maximum an Bildqualität aus der Hardware zu holen. Das kann auch beim iPhone 8 so unterschrieben werden. Doch die Kamera hat zwei Probleme: Das Modul ist ein Einsames. Fast alle Hersteller bauen mittlerweile, und das nicht nur in den Spitzenmodellen, auf eine Doppelkamera mit entsprechend mehr Funktionsumfang. Das schließt Porträt-Effekte, Zooms oder dedizierte Schwarz-Weiß-Sensoren mit ein. Alles Dinge, die die Kamera des iPhone 8 entweder nicht zu bieten hat oder lediglich softwareseitig simuliert. Dazu kommt die Software wieder mit wenigen manuellen Einstellungsmöglichkeiten daher und der Nutzer ist auf Gedeih und Verderb auf die Automatik angewiesen und von ihrer Intelligenz abhängig.

Die detaillierte Bildkritik wird in der Galerie aufgeschlüsselt:

 

Steuerung, Geschwindigkeit und Einstellungen

Auch die Kamera-App profitiert vom schnellen Prozessor und der tollen Verheiratung der Hard- mit der Software. Befehle werden sofort umgesetzt wodurch Schnappschüsse auch gelingen wenn es mal sehr schnell gehen muss. Dazu trägt auch die Einfachheit de App bei. Ein Auslöseknopf und ein paar Wischegesten genügen um die puristisch ausgestattete Software zu bedienen. Genau hier liegt jedoch auch der Knackpunkt: Neben dem Fehlen des zweiten Sensors, muss man auch auf die manuellen Einstellungen der Kamera verzichten. Daran haben sich Nutzer der iOS-Kamera schon lange gewöhnt, jedoch werden sich Wechsler aus dem Android-Lager oder Fotografen, die auch schwierige Bildkompositionen erzeugen wollen, ärgern.

In der Postproduktion und mittels Live-Bildern sieht der Beeinflussungsgrad ganz anders aus: Mit der neuen Nachbearbeitungsmöglichkeit von Live-Bildern, in dem unterschiedliche Bewegungsmuster ins Bild gebaut werden, kommt viel Action in die Kamera. Dazu gibt es die Möglichkeit, aus einem solchen Bild eine Langzeitbelichtung zu machen. Dadurch entsteht eine neue Möglichkeit schnell und unkompliziert auch Nachts ein brauchbares Foto zu erzeugen. Dazu können beispielsweise bei Helligkeit auch auf einem „stehenden“ Bild Bewegungseffekte erzeugt werden. Das alles funktioniert gut, wobei die Bewegungseffekte noch etwas flüssiger, runder und durchdachter erstellt werden könnten. Diese Funktion kommt auf allen Smartphones mit dem neuen Software-Update auf iOS 11. Hier entsteht ein kleiner aber feiner Minuspunkt für das iPhone 8: Warum sollte ein Kunde ein Gerät austauschen, auf das die neuen Funktionen ebenfalls aufgespielt werden? Grundsätzlich ist es jedoch sehr löblich, solche Funktionen auch auf ehemalige Flaggschiffe per OTA zu bringen.

Apple iPhone 8: Kamera-App

Selfies und Videos

Apple verzichtet beim iPhone 8 auf Funktionen, die bei beinahe jedem anderen Hersteller mittlerweile zum Standardrepertoire gehören. Wer sein Gesicht im Falle eines Selfies nicht nur dank Truetone-Display-Blitz perfekt ausgeleuchtet, sondern eben auch ein wenig perfekter haben möchte, der muss zu einer Drittanbieter-App greifen. Mit solchen Filtern und Kosmetik-Software will Apple wohl die App nicht belasten. Apples Kamera-App kann und will solcherlei Spielereien nicht leisten. Auch herkömmliche und etwas ambitioniertere Videos sind kein Problem für das iPhone 8. Apple bietet hier nicht nur die Standard-Aufzeichnung in Ultra-HD an, sondern als Varianten auch eine Zeitlupe sowie einen Zeitraffer.

Die Kamera des iPhone 8 ist zweifelsohne ein tolles Werkzeug für Puristen und Menschen, die es komfortabel und einfach haben möchten. Die Bildqualität hat viel zu bieten, jedoch fehlen die Alleinstellungsmerkmale und ein paar manuelle Einstellungen.

Abschnittswertung: 4 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Schon im Frühsommer zur Entwicklerkonferenz WWDC hat Apple die iOS-11-Katze aus dem Sack gelassen und einige neue Features gezeigt. So wurde das Kontrollzentrum von Grund auf neu entworfen und der Benachrichtigungsbereich mit dem Sperrbildschirm zusammengefasst. Auch einen dunklen Farbmodus hat Apple seinem Betriebssystem spendiert, mag sich aber nicht so ganz zur dunklen Seite bekennen. So ist der Modus nicht etwa eine Stilentscheidung, die der Nutzer treffen soll, sondern eine Bedienhilfe für visuell beeinträchtigte Menschen. Folglich findet man die entsprechende Einstellung auch dort verortet und recht unsexy als „Farben umkehren – Intelligent“ bezeichnet. Und vielerorts passiert eben auch genau dies – die Farben werden umgekehrt. Eine weitergehende Personalisierung der Benutzeroberfläche mit Farben oder eigenen Icons ist weiterhin ausgeschlossen.

Apple iPhone 8: Einstellungen und Menü

Wer gerne Screenshots verschickt, kann sich unter iOS 11 über neue Bearbeitungstools freuen, die auch handschriftliche Anmerkungen auf Bildschirmfotos einfach machen. Die Funktion „Apps auslagern“ soll vollem iPhone-Speicher den Garaus machen. Das System wird ungenutze Apps einfach löschen, beziehungsweise in die Cloud auslagern. Dabei bleiben persönliche Daten und Einstellungen erhalten und stehen bei einer Neuinstallation so zur Verfügung, als wenn nichts gewesen wäre.

Ebenfalls an Bord und immer wichtiger wird der digitale Assistent Siri, der wahlweise in weiblich oder männlich mit einer jetzt noch besser klingenden Sprachausgabe aufwarten kann. Doch viele Leute fühlen sich noch immer unwohl dabei, mit ihrem Smartphone zu reden. Auch für diese Leute hat Apple Abhilfe geschaffen. So kann man nun auch mit dem Assistenten chatten.

Einer der großen Pluspunkte von iOS ist der üppige App Store, in dem es für fast alles ein passendes Programm gibt. So erscheinen noch immer viele Apps zunächst für iOS und erst zu einem späteren Zeitpunkt für Android. Wer also gerne immer am Ball ist, trifft mit iOS auf jeden Fall die richtige Wahl. Doch auch die mitgelieferten Apps machen sich immer mehr. So haben sich Notizen, Kalender und Erinnerungen zu praktischen Werkzeugen gemausert, die dabei helfen, den eigenen Alltag zu organisieren. So kann der Kalender nun beispielsweise in den Mails, SMS und in Safari nach Ereignissen Ausschau halten und diese dann an der entsprechenden Stelle vorschlagen. Auch nutzt die App nun Apple Karten, um Auskunft über die optimale Zeit zum aufbrechen zu geben. Die Notizen wurden abermals aufgewertet und entsprechen im Funktionsumfang nun vergleichbaren Lösungen wie OneNote von Microsoft.

Musik, Klang und Kopfhörer

Apple nimmt Musik sehr wichtig. Neben lokal auf dem iPhone gespeicherter Musik steht auf dem iPhone 8 mit dem iTunes Store auch der führende Download-Shop für Musik zur Verfügung. Seit 2015 bietet der Technologiekonzern aus Cupertino mit Apple Music zudem einen eigenen Musikstreaming-Dienst, der nahtlos in die Musik-App integriert ist und mittlerweile sogar für Android zur Verfügung steht. Weiterhin nicht im Angebot ist jedoch ein Equalizer, der über die App zugänglich ist. Unter Einstellungen → Musik → EQ sind aber einige vordefinierte Modi auswählbar, ohne die Möglichkeit zu bieten, selbst an den Reglern aktiv zu werden.

Apple iPhone 8: Musik-App

Apple hat die internen Lautsprecher des iPhone 8 – zu finden in der Ohrmuschel und unten rechts – mit der neuen Modellgeneration überarbeitet. Und das hört man. Unbeschwert zu genießen ist der Klang des iPhone 8 deshalb aber noch nicht – die meisten Bluetooth-Lautsprecher im mittleren Preissegment klingen nach wie vor deutlich besser und sind lauter. Dazu können die Lautsprecher nicht in allen Belangen überzeugen. Stimmen werden klar und fein gestaffelt dargestellt, Bass oder hohe Tonlagen mögen die Lautsprecher besonders bei hoher Lautstärke nicht und quittieren sie mit quietschen, übersteuern und scheppern.

Wer Radio hören will, ist beim iPhone 8 auf einen Internet-Stream angewiesen, denn wie die meisten Flaggschiff-Smartphones verfügt auch jenes aus Cupertino über keinen UKW-Radio-Tuner.

iOS hat mit dem 11er-Update an Funktionsumfang dazugewonnen, ohne wirkliche Innovationen zu liefern. Ein rundes Update ist iOS 11 allemal, auch und vor allem in Verbindung mit der soliden Multimedia-Leistung des iPhone 8.

Abschnittswertung: 3,5 von 5 Sternen

Akku

Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen wird in der nichts mit dem Smartphone getan wird.

Apple iPhone 8
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Nach den ersten acht Stunden zeigte sich das Apple iPhone noch fit und zeigte 52 Prozent Restladung an. Ein Wert der sich im akzeptablen Bereich bewegt, jedoch keine Begeisterung hervorruft. So geht es auch beim Standby-Test weiter: Mit 15 Prozentpunkten Verlust ist auch hier der Akku maximal auf Durchschnittsniveau.

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
direkte Konkurrenz
Samsung Galaxy S8+ 3500 64 49 36 15
LG G6 3300 66 51 34 15
Nokia 8 3090 71 65 29 6
ehemalige Spitzenmodelle
Samsung Galaxy S7 3000 65 58 35 7
LG G5 2800 58 43 42 15
OnePlus 3T 3400 69 61 31 8
aktuelle Referenzen
HTC U11 3000 47 33 53 14
Samsung Galaxy S8 3000 58 51 42 7
OnePlus 5 3300 66 46 34 20

Abschnittswertung: 3,5 von 5 Sternen

Fazit

Was bleibt von Apples ikonischem Smartphone in seiner aktuellen Version zurück? Zuerst fällt dem geneigtem Nutzer auf, dass das iPhone mittlerweile weit davon entfernt ist, das Flaggschiff des Herstellers zu sein. Ohne Frage ist das iPhone 8 Plus mit mehr Möglichkeiten gesegnet und besitzt auch eine etwas mehr in die Zeit passende Display-Diagonale. Bei der Gestaltung sind beide jedoch weit vom heutigen Standard entfernt, und das ist kein Lob. Das iPhone X muss sich erst mal durch den Test kämpfen, jedoch kann man jetzt schon festhalten, dass das normale iPhone 8 nicht mehr den Stellenwert besitzt, den es noch vor wenigen Jahren genoss – nicht am Markt und wohl auch nicht bei Apple selbst.

Das Apple iPhone 8 ist zweifelsohne kein schlechtes Handy. Mit dem rasend schnellen Rechner, dem Alleinstellungsmerkmal iOS und der hervorragenden Verarbeitung sowie einem einfachen und nie hakendem Nutzergefühl bringt es die klassischen Stärken Apples mit sich. Doch eines hat Apple beim iPhone 8 eingestellt: Das Streben nach „one more thing“ oder weniger verklausuliert, dem Drang zur Innovation.

iPhone 8 Sternesiegel

Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen

Pros des Apple iPhone 8

  • Hervorragende Verarbeitung
  • rasend schnell
  • tolles Display

Contras des Apple iPhone 8

  • unspektakuläre Kamera
  • maximal durchschnittlicher Akku
  • kaum Weiterentwicklungen

Preis-Leistung

Apples Gerätschaften, ob Mac, iPad, Set-Top-Box oder auch MacBooks, sind vergleichsweise kostspielig. Der Smartphone-Bereich ist da keine Ausnahme. Das Apple iPhone 8 kostet in der Version mit 64 GB knapp 800 Euro und verteuert sich bei 256 GB auf knapp 970 Euro. Ein stolzer Preis, betrachtet man die Testwertung im Fazit. Das Alleinstellungsmerkmal des Betriebssystems wird durch die Konkurrenz aus dem eigenen Hause aufgeweicht und es lohnt sich für viele Nutzer, eher ein älteres Modell zu erstehen und sich so einiges an Geld zu sparen. Die Neuerungen auf der Hardware-Seite sind beim iPhone 8 überschaubar und somit ist der Aufpreis gegenüber älteren Modellen nicht gerechtfertigt.

Vergleicht man den iPhone-8-Preis mit der Android-Konkurrenz, so wird sehr schnell deutlich, dass, egal wie hoch die Samsungs, HTCs, LGs und Sonys dieser Welt an der Preisschraube drehen, Apple immer einen Schritt voraus ist. Das ist wie schon die Design-Kritik kein Lob. Zumal es bei Apple keine Hoffnung auf Besserung gibt. Der Preis bleibt in der Regel zumindest im ersten Jahr sehr stabil und damit wird das Apple iPhone 8 auch Mittelfristig nicht attraktiver.

Alternativen

Im Preisbereich des iPhone 8 befinden sich nicht so viele Smartphones auf dem Markt, dass die Übersicht nicht gewahrt bleibt. Nur eine Hand voll Hersteller trauen sich überhaupt in die Gegend kurz vor der 1.000-Euro-Marke. Samsung hat es mit dem Galaxy Note 8 gewagt, zielt damit jedoch auf eine ganz andere Nutzergruppe. Ansonsten Bleibt die ganze Breite der aktuellen Android-Flaggschiffe zur Wahl. Allesamt um einiges günstiger als das iPhone 8. Innerhalb des Apple-Stalls sind es vor allem das iPhone 7, das iPhone 7 Plus und das iPhone 8 Plus, die Alternativen bieten. Das iPhone X könnte ebenfalls herhalten, jedoch muss dafür noch einmal tiefer in die Tasche gegriffen werden.

Doch es geht auch weit sparsamer: Das geeignetste Mittel um sich einen Überblick über die vergleichbar guten Smartphones für die Hälfte des Geldes zu verschaffen, ist die Bestenliste von inside-digital.de:

Das iPhone 8 wurde der Redaktion zur Verfügung gestellt von preis24.de -> iPhone 8 bei preis24

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Rolf N.

    Ein ziemlich nüchterner und auch realativ ungefärbter Test.Gut ca.1 Jahr nach erscheinen des Telefons.Vielen Dank dafür.Ich habe mich sehr bewusst nach ca. 5 Jahrens des erscheinens des Telefons für dieses Gerät entschieden,aus Technischen Gründen,wie auch(und ich muss zugeben,dazu stehe ich auch voll,zuerst aus ästhetischen Gründen) für dieses Phone entschieden.Das Obst Phone 8 ist und war schon seit seinem erscheinen mein Optisch absoluter Liebling.Ist natürlich sehr Subjektiv,ich weiß. Wir schreiben das Jahr 11/2022.Ich habe das Phone gebraucht,und natürlich dadurch sehr viel günstiger erstanden.Ich liebe es durch und durch,auch wenn ich iOS noch nicht so ganz“begriffen“ habe.Ändert aber nichts an der liebe zu diesem Phone.

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