Xiaomi Mi Mix 2 im Test: Mehr Display, weniger Datenschutz

19 Minuten

Xiaomi Mi Mix 2
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Vorneweg: Xiaomi hat gerade seinen Marktstart in Spanien gefeiert – zum ersten Mal in einem Land in Westeuropa. Damit muss der Hersteller aus Fernost mit einigen neuen Vorgaben klar kommen. So sind LTE-Bänder, technische Gegebenheiten und nicht zuletzt der Datenschutz nicht mit den chinesischen Verhältnissen zu vergleichen. Das Testgerät, das der Redaktion von inside-digital.de freundlicherweise von Gearbest zur Verfügung gestellt wurde, kann jedoch getrost als chinesisches Original angesehen werden. Deutsche Versionen des Smartphones wird es wohl erst mit dem offiziellen Marktstart Xiaomis hierzulande geben. Bis dahin muss der Nutzer noch mit Einschränkungen leben.

Unboxing des Mi Mix 2

Xiaomi verpackt das Mi Mix 2 in einem schmucken anthraziten Karton, auf dessen Front nur der Schriftzug „MIX“ zu finden ist. Schon der erste Eindruck macht damit klar: Hier ist kein billiger China-Schrott, sondern ein edles Flaggschiff eines selbstbewussten Unternehmens untergebracht. Hebt sich der Deckel von der Box werden die dicken Wandstärken deutlich und eine Papp-Zwischenlage kommt zum Vorschein, die das darunter liegende Smartphone noch einmal bedeckt. Folgt es dem Deckel zeigt sich das Mi Mix 2 in einer Schale aus Kunststoff und in einer Schutzfolie eingeschlagen. Daneben befinden sich in Vertiefungen eingelassen der Netzadapter und das USB-Kabel. In der Testversion des Mi Mix 2 ist der Netzadapter nicht mit dem deutschen Steckdosenstandard konform. Hier muss Xiaomi nachbessern, will man den ersten Shitstorm aus Spanien direkt zum Marktstart verhindern. Unter dem Smartphone und dessen kleiner Wanne verstecken sich noch einige Kleinigkeiten. So ist dort ein Pappschuber zu finden, der den üblichen Papierkram enthält, jedoch auch eine Schutzhülle und einen Adapter von USB-Typ-C auf Klinke preisgibt.

Xiaomi Mi Mix 2 – Unboxing

Design und Verarbeitung

Im inaktiven Zustand wird nicht so recht deutlich, warum die Mi-Mix-Reihe und damit auch die vorliegende zweite Generation so viel Aufmerksamkeit erhaschen kann: Vorne und hinten Glas, dazu ein Metallrahmen und ein auf der Rückseite unterhalb der Kamera verbauter Fingerabdrucksensor. Standard möchte man meinen. Doch schon beim Anheben wird klar: Hier steckt einiges drin. Das Gehäuse besteht zum Teil aus Keramik und der Rahmen aus Metall. Dazu wirkt gerade die hintere Glasfläche extrem dick. Der erste Eindruck täuscht nicht. Das Mi Mix 2 ist mit 185 g ein Schwergewicht und hier folgt auch schon eine erste Einschränkung in der positiven Grundstimmung. Das Gewicht kooperiert nur schlecht mit dem ab und an etwas rutschigem Gehäuse. Das Smartphone liegt jedoch meist sicher in der Hand.

Das Designerlebnis ändert sich schlagartig, wenn der Bildschirm des Mi Mix 2 aktiviert wird. Dann zeigt sich die Front in weiten Teilen illuminiert und die schmalen Ränder werden deutlich. Dabei ist das Mi Mix 2 mitnichten völlig randlos. An den Längsseiten sowie an der Oberkante sind schmale Ränder zu entdecken. An der Unterseite des Displays befindet sich zusätzlich ein etwas breiterer Rand. Er ist zu vergleichen mit den Rändern des LG G6 oder V30. Mit diesen und dem neuen iPhone X hat es auch die abgerundeten Display-Ecken gemein. Das macht einen frischen und modernen Eindruck und liegt so auch voll im Trend. Insgesamt also ein designerisch beeindruckender Auftritt, auch wenn die hohen Erwartungen durch die Werbebilder nicht erfüllt werden. Dort werden die Ränder um einiges dünner dargestellt, als sie in der Realität sind.

Die Verarbeitung lässt kaum Raum zu meckern, allerdings gibt es das Eine oder andere Detail, das negativ ins Auge sticht. So ist die Kameraeinfassung auf der Rückseite etwas grobschlächtig geraten und die Aussparung für den USB-Typ-C-Port etwas scharfkantig. Alles in allem jedoch kann die Verarbeitung überzeugen. Knarzen oder andere Geräusche sind auch beim Verbiegen oder bei der Torsion des Gehäuses nicht zu hören. Dazu wirkt das gesamte Konstrukt massiv und robust.

Das Design des Mi Mix 2 ist beeindruckend, allerdings ist der Zauber der ersten Generation etwas verschwunden. Die Konkurrenz schläft eben nicht und hat ebenfalls randlose Smartphones auf den Markt geworfen. Die Verarbeitung liegt ebenfalls auf einem guten Niveau und es kommt mit sehr wenig Kritik aus der Begutachtung.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Display – groß, randlos, dunkel

Das Display des Xiaomi Mi Mix 2 ist wohl das herausragende Verkaufsargument der Chinesen. Trotzdem besitzt das Panel einige kleine Schwächen, die etwas überraschen. Auf dem Papier kommt es jedoch hervorragend weg: knapp 6 Zoll Diagonale, FHD+-Auflösung mit 1.080 x 2.160 Pixeln und ein Seitenverhältnis von 2:1, dazu kommt ein Kontrast von 1.500:1 und eine Pixeldichte von gut 400 ppi. Damit dürfte wenig schief gehen. Tut es auch nicht. Bis auf eine recht derbe Schwäche: Die maximale Display-Helligkeit kann nicht mit dem guten Eindrücken bei Schärfe, Kontrast und den Farben mithalten. So richtig strahlend ist das Display also nicht. Dazu kommt, dass die Automatik, die das Display an die Umgebungshelligkeit anpasst, ebenfalls immer ein wenig zu dunkel regelt. In vielen Situationen regelt der Nutzer also per Hand nach, was auf Dauer den Spaß am Display trübt. Der Umstand ist umso ärgerlicher, als dass die Regelung selbst flüssig und von dunkel zu hell sehr schnell regelt. Andersherum lässt Xiaomi das Mi Mix 2 etwas verzögert reagieren, was im Alltag jedoch ein ständiges Hoch- und Herunterregeln verhindert und so Sinn ergibt.

Die Blickwinkelstabilität kann punkten und die Zusatzfunktionen wie ein dynamischer Kontrast und ein programmierbarer Blaufilter zahlen ebenfalls auf die Habenseite ein. Die manuellen Farbeinstellungen sind dagegen nur rudimentär enthalten: Es gibt drei wählbare voreingestellte Farbabstimmungen, die „Warm“, „Standard“ und „Kalt“ enthalten. Das lösen andere Hersteller bei Weitem besser.

Das Display kann insgesamt überzeugen, wenn es auch ein wenig zu dunkel abgestimmt ist. Die Einstellungen sind ebenfalls etwas mager geraten, jedoch werden diese Schwächen auch von der guten Blickwinkelstabilität aufgefangen.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Im Bereich Ausstattung und Leistung lässt Xiaomi augenscheinlich die Muskeln spielen. Mit dem Snapdragon 835 und 6 GB Arbeitsspeicher sowie einer Adreno-GPU mit der Modellnummer 540 ist man bestens für jede Lebenslage gewappnet. Dazu kommt ein mit 64, 128 oder sogar 256 GB ordentlich dimensionierter Hauptspeicher, der jedoch nicht erweiterbar ist. Somit steht einem Benchmark-Test nichts im Wege und den erledigt das Mi Mix 2 mit Bravour. 

Xiaomi Mi Mix 2
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Benchmark-Tests im Vergleich

Umfeld Modell Benchmark-Wert
  Sony Xperia XZ Premium 170.532
direkte Konkurrenten Samsung Galaxy S8 174.550
  Nokia 8 175.517
     
  Samsung Galaxy S7 132.648
ehemalige Spitzenmodelle LG G5 137.548
  OnePlus 3T 163.521
     
aktuelle Referenzen  OnePlus 5

180.641

176.904 Punkte stehen am Ende der Teststrecke der AnTuTu-App in der Version 6.3.6 auf dem Tableau. Damit reiht es sich in die Reihe der Android-Spitzenmodelle dieses Jahres ein und kann auch im Alltagstest mit hoher Geschwindigkeit und ruckelfreier Nutzung punkten. An der Leistung wird das Xiaomi Mi Mix also nicht scheitern. Doch sparen die Chinesen bei der Ausstattung? Die Antwort gibt ein Blick auf die Verbindungstabelle:

Feature Vorhanden Funktion

HSPA

▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ ▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE ▲  Mobilfunkstandard, Down-max 1.000 Mbit/s, Up-max: 100 MBit/s
USB-OTG ▲  Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA ▲  Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC ▲  Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung ▲  Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL ▼  Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung ▼  Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version ▲  5.0
WLAN-Standards ▲  IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Qi ▲  Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Sie ist prall gefüllt und auch eventuelle Sorgen um den LTE-Anschluss im deutschen Netz wegen fehlender Bänder kann Xiaomi zerstreuen. Die rasante Datenautobahn kann in fast jedem Land der Welt angezapft werden. Dafür sorgen gleich 43 Bänder und 6 Netzwerkmodi. Mit GLONASS, Baidou und GPS sowie AGPS kommen gleich vier Ortungssysteme hinzu. Das europäische Galileo fehlt allerdings, was zur Zeit aber nur selten Verwendung findet.

Die Telefonfunktion bedarf einer genaueren Betrachtung, da hier der Unterschied der Kulturen deutlich wird. Warum? Weil sich dort eine Funktion versteckt, die in Deutschland problematisch ist. Hier muss Xiaomi noch einmal ran und, falls sie wirklich auf dem deutschen Markt landen wollen, die Nutzersoftware noch einmal anpassen. In der Testversion, die inside-digital.de vorliegt, können automatisch oder manuell Telefongespräche mitgeschnitten werden. Der Angerufene bekommt davon nichts mit und die Aufnahme bleibt geheim. Dabei können alle oder auch nur bestimmt Anrufe aufgenommen werden; alles frei einstellbar. Diese Funktion kann in Deutschland zu Problemen mit dem Strafgesetzbuch führen und darf nicht ungefragt genutzt werden. Die unbefugte Aufnahme des nichtöffentlich gesprochenen Wortes auf einen Tonträger ist in Deutschland nicht erlaubt und kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden.

Update – Auch das Global-ROM kommt mit der Telefon-Aufnahmefunktion und stellt somit eine rechtlich fragwürdige Funktion zur Verfügung. An der Wertung in diesem Bereich ändert das entsprechend nichts.

Xiaomi Mi Mix 2
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Das Ganze überschattet etwas die gute Freisprechfunktion und die ordentliche „normale“ Telefonfunktion. Die Gesprächsqualität beim Handybesitzer kann als sehr gut beschrieben werden. Der Angerufene hat nur einen deutlichen Kritikpunkt: Wird „normal“ telefoniert, hört es sich für den Angerufenen so an, als würde der Mi-Mix-2-Besitzer am Mikrofon vorbeireden. Das hat zur Folge, dass die Freisprechfunktion besser klingt als der normale Anruf. Somit setzt es hier noch einmal einen kleinen Minuspunkt.

Die Leistung des Xiaomi Mi Mix 2 ist über Kritik erhaben und die Ausstattung würde den meisten aktuellen Spitzenmodellen der etablierten Hersteller auch gut zu Gesicht stehen. Dennoch gibt es hier einen Abzug, der sich vor allem auf durch die Schwächen bei der Telefonfunktion zurückführen lassen.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Kamera – Einäugig und mit Selfie-Knipse am unteren Rand

Xiaomi verzichtet beim Mi Mix 2 auf eine Doppelkamera und verbaut stattdessen einen einzelnen Sensor von Sony. Der Exmor RS IMX386 besitzt 12 Megapixel und wird von einem Objektiv begleitet, das eine Blende von 1:2 aufweist. Dazu spendieren die Chinesen der Kamera einen 4-Achsen-OIS, also einen optischen Bildstabilisator der in vier Richtungen funktioniert. Scharf gestellt wird mit PDAF, also Phasenautofokus. Die Frontkamera bietet 5 Megapixel und erkennt bei Bedarf Geschlecht und Alter des Selfie-Jüngers, was erstaunlich gut funktioniert.

Im Videobereich bietet das Mi Mix 2 maximal 4K-Qualität bei 30 Bildern pro Sekunde und eine Zeitlupenfunktion, die mit 120 Bildern pro Sekunde in HD-Qualität aufnimmt. Damit bewegt man sich auf einem guten, wenn auch nicht sehr guten Niveau. Bei den Testaufnahmen konnte eine zügige Schärfenverschiebung zwischen unterschiedlichen Objekten im Video beobachtet werden. Dazu wurde die Belichtung flott angepasst. Es gibt Videospezialisten am Markt, die hier bessere Ergebnisse erzielen, jedoch bewegt sich Xiaomi hier auf einem soliden Niveau zwischen ambitionierten Mittelklasse-Kameras und denen der Spitzenmodelle am Markt.

Die detaillierte Kritik an der Bildqualität von Fotos wird in der Bildergalerie anhand von Alltagsaufnahmen aufgezeigt.

Xiaomi Mi Mix 2 – Kameratest

Die Kamera-App ist mit allerlei Spielereien wie Beauty-, 1:1- oder einer Tilt-Shift-Funktion vollgestopft, was jedoch das anerkennende Nicken, ausgelöst durch manuelle Bedienelemente, nicht verringert. Trotzdem könnte sich Xiaomi hier ein paar Modi sparen und besser in Bedienbarkeit der App investieren: Der Tilt-Shift-Effekt beispielsweise seht einem Spitzenmodell nicht gut zu Gesicht und ringt dem Nutzer höchstens Mitleidsbekundungen aber keinen Lobgesang ab. Ebenfalls nicht ganz durchdacht ist, dass die Einstellungen erst über die Modiauswahl zu erreichen ist. So verlängert sich der Weg zum Umstellen des Bildformates oder der Farbeinstellung um einen Klick und bei einhändiger Nutzung um ein Umgreifen beim Durchklicken. Dabei ist das Design der App schlicht, funktional und fast schon elegant.

Xiaomi Mi Mix 2
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Die Selfie-Kamera produziert Fotos mit 5 Megapixeln und erfordert ein Umdenken beim Nutzer: Sie ist unterhalb des Displays angebracht, womit entweder die Hand- und Armhaltung beim Selbstporträt geändert werden oder das Mi Mix 2 immer umgedreht werden muss. Diesen Tipp gibt auch die Kamera-App. Ein Kompromiss, der dem randlosen Display geschuldet ist und den Kunden akzeptieren müssen. Die Qualität der Selfies genügt, um sich in den sozialen Medien zu präsentieren, jedoch müssen auch eine geringe Dynamik und ab und an lange Belichtungszeiten ausgehalten werden. So entstehen des Öfteren verwackelte Bilder, weil die Kamera gerade bei wenig oder Gegenlicht an ihre Grenzen stößt.

Die Kameras des Xiaomi Mi Mix 2 erlauben es Fotos, Videos und Selfies auf einem guten Niveau zu erstellen. Xiaomi ist hier jedoch eine ganze Ecke von der aktuellen Spitzenklasse entfernt.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Android 7.1.1 und die hauseigene Software MIUI 8.5.7.0 sorgen für das Rückgrat bei der Steuerung der Hardware und fungieren als Schnittstelle zum Nutzer. Doch es gibt ein außerordentliches Problem: Xiaomi installiert nur Googles Android auf dem Mi Mix 2 jedoch nicht die Google Services, was zur Folge hat, dass man auf Gedeih und Verderb auf das Ökosystem Xiaomis angewiesen ist. Und das ist bei Weitem nicht so weitreichend ausgebaut, ist auf den asiatischen Markt ausgerichtet und bietet im App-Store keine auch nur ansatzweise ähnliche Auswahl an Apps. Wer sein teures Schätzchen also nicht flashen möchte, muss mit einigen Einschränkungen auskommen. Die Systemsprache lässt sich zumindest auf Englisch umstellen und so taucht auch der lateinische Zeichensatz auf. Sobald jedoch in die Anwendungen selbst eingetaucht wird, gerät der Nutzer immer wieder an die Grenzen der Sprachkulturen. Dann geht es nur noch im Blindflug oder sehr aufwendig weiter.

Xiaomi Mi Mix 2 – Menü und Einstellungen

Wären im App-Store Xiaomis die Google-Anwendungen zu finden, wäre das alles kein Beinbruch, da man sich ein Google-Paralleluniversum auf das Mi Mix 2 herunterladen könnte, jedoch bietet der App-Store eben das nicht an. In diesem Bereich bleibt nur zu hoffen, dass Xiaomi in den europäischen Märkten angepasste ROMs installiert, die auch die Google-Services enthalten. So kann man das Smartphone keinem unbedarften Nutzer empfehlen. Dabei machen viele der Einstellungen und Funktionalitäten einen guten Eindruck. Vor allem die Anpassbarkeit des Betriebssystems ist hier lobend zu erwähnen. Dabei erinnert sie zum Teil an Cyanogen und bringt damit spannende Gimmicks wie die erweiterte Anpassbarkeit der Statusleiste zum Vorschein.

Wie bei allen Xiaomi-Original-Apps ergeht es dem Nutzer auch bei der Musik-App. Die Rahmenfunktionen der App, die nicht nur eine reine Musik-App ist, sondern gleichzeitig auch ein Angebot an Inhalten präsentiert, werden verständlich angezeigt, Inhalte und Auswahlmöglichkeiten wie Filter und Listenfunktionen jedoch in chinesischen Schriftzeichen. Auch hier gilt: Xiaomi muss sich dem Markt anpassen.

Update – Das Mi Mix 2 wird mittlerweile auch vom deutschen Händler DEINHANDY vertrieben und bekommt damit auch eine deutsche Software-Version mit den Google Services und Deutsch als Systemsprache. Sie konnte von der Redaktion ebenfalls getestet werden. Die Version MIUI Global 9.6 bringt die Software auf den Stand, dass auch unbedarfte Nutzer das Mi Mix 2 vom Start weg wie ein gewöhnliches Android-Handy nutzen können. Die Vorteile der Software – tolle Einstell- und Individualisierungsmöglichkeiten, performante Nutzeroberfläche und Übersichtlichkeit – bleiben beim Software-Wechsel erhalten. Dazu hat Xiaomi mit Andorid 8 Oreo noch einmal nachgelegt und eine neuere Version von Googles mobilen Betriebssystem aufgespielt. Damit ist das Mi Mix 2 auf dem Sicherheits-Patch-Stand Mai 2018. Die Chinesen lassen mit der neuen Software auch die Gestensteuerung in das Mi Mix 2 einfließen. So spart man sich durch gezielte Wischerei die Navigationstasten und bekommt noch mehr Display zur Verfügung.

Xiaomi Mi Mix 2 – Globale Software

Xiaomi Mi Mix 2
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Richtig stark gibt sich Xiaomi allerdings bei der Musikwiedergabe und den Einstellmöglichkeiten. So lässt sich der Sound auf verschiedene hauseigene Kopfhörer anpassen, voreingestellte Musikprofile wählen oder per Equalizer direkt manuell Hand an die Musikausgabe legen. Gerade mit der Möglichkeit die Musik direkt auf die Kopfhörer anzupassen klingt verlockend, jedoch liegen dem Xiaomi Mi Mix 2 keine eigenen Kopfhörer bei. Damit bleibt dem Nutzer nichts anderes übrig als solche zu kaufen, wenn er denn diese Funktion dringend nutzen will. Ansonsten müssen es eben die alten Kopfhörer mit Klinkenanschluss richten. Über den mitgelieferten USB-Typ-C-Adapter klappt das auch reibungslos und der Output ist beeindruckend satt. So vermisst man den Klinkenausgang beileibe nicht. Die Kopfhörer werden mit massig Leistung und tollem Sound beschickt und somit bleibt hier wenig Raum für Kritik.

Die Software des Xiaomi Mi Mix 2 in der Version, wie sie über Importeure nach Deutschland kommt, kann keinem unbedarften Nutzer empfohlen werden. Wenn Xiaomi die Google-Services in Europa jedoch berücksichtigt und seine Anwendungen auf den hiesigen Markt anpasst, kann man sich auf ein ordentliches Fundament an Software stützen. Die Multimedia-Sektion leidet zwar am eingesparten Kopfhörer, jedoch bietet das Xiaomi Mi Mix 2 soundtechnische Hochküche und ein tolles Paket.

Update – Mit der neuen Software ist das Mi Mix 2 ein zu empfehlender Kandidat auch für den deutschen Nutzer. Die Anpassungen greifen und das Smartphone bietet einem angenehmen Mix aus schlanken Oberflächen und großem Funktionsumfang. Beim Sound und den Multimedia-Fähigkeiten hat sich dagegen nichts getan. Sie verhageln weiterhin etwas die Wertung.

Einzelwertung: 2,5 von 5 Sternen

Update – Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Akku

Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen wird in der nichts mit dem Smartphone getan wird.

Xiaomi Mi Mix 2
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Nach den ersten acht Stunden zeigte sich das Xiaomi Mi Mix 2 noch fit und zeigte 68 Prozent Restladung an. Ein Wert der sich im sehr guten Bereich bewegt. Gerade bei Belastung könnte man davon ausgehen, dass das Mi Mix 2 durch den großen Bildschirm und den Muskelberg von Prozessor in die Knie geht, doch weit gefehlt. Selbst das Spielen der chinesischen Version von „Asphalt 8: Airborne“ kostete dem Mi Mix 2 lediglich sechs Prozentpunkte, was ein sehr starker Wert ist, da diese halbe Stunde zumeist zweistellige Verlusste mit sich bringt.

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand  Verbrauch 
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
direkte Konkurrenz    
Samsung Galaxy Note 8 2500 59 43 41 16
Nokia 8 3090 71 65 29 6
Huawei P10 3200 54 38 46 16
ehemalige Spitzenmodelle
Samsung Galaxy S7 3000 58 35 42 23
OnePlus 3T 3400 69 61 31 8
Moto Z2 Play 3000 75 68 25 7
aktuelle Referenzen
LG X power 2 4500 83 74 17 9
Huawei Mate 10 Pro 4000 75 69 25 10
Huawei Y7 4000 75 69 25 6

Die Standby-Zeit wird mit 53 Prozent Restenergie abgeschlossen, was einem ordentlichen Wert entspricht. Damit kann es dann in den zweiten Nutzungstag gehen, der mittels softwareseitiger Akkuschonung auch durchstanden werden kann.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Fazit

Xiaomi startet in Europa mit einem Flaggschiff, das eine tolle Alternative zu den hierzulande schon eingeschliffenen Spitzenmodellreihen darstellt. Das Problem: Xiaomi muss seine Software auf den europäischen und nicht zuletzt auf den deutschen Markt anpassen. Dann allerdings wird das Mi Mix 2 seine Fans finden. Die Stärken sind überdeutlich: Das tolle Design, die schiere Leistung, ein tolles Ausstattungspaket und ein starker Akku sowie eine kräftige Musikwiedergabe sprechen für den Sechszöller aus dem Reich der Mitte. Neben den Softwareproblemen gibt es allerdings auch negative Gesichtspunkte: Die Ränder um das Display herum sind zwar klein, aber den Eindruck der Werbebilder hält die Realität nicht stand. Dazu kommt eine durchwachsene Leistung bei der Kamera und eine etwas zu dunkle Darstellung auf dem Bildschirm im Allgemeinen und in der Automatik im Speziellen. Der letzte Kritikpunkt betrifft die Telefonfunktion, die nativ ein fragwürdiges Aufnahme-Tool mitbringt und auch bei der Sprachqualität nicht mehr up to date ist.

In der Testversion ist das Xiaomi Mi Mix 2 eher etwas für Smartphone-Abenteurer, die ihr Handy entweder flashen oder auch solche die auf Google als Service-Anbieter und App-Lieferant verzichten wollen. Für den „normalen“ Verbraucher kann das Xiaomi Mi Mix derzeit nicht empfohlen werden, auch wenn es ein starkes Smartphone ist und alles mitbringt um – Softwareanpassungen vorausgesetzt – den etablierten Herstellern einzuheizen.

Update – Mit der globalen Software-Version und dem damit Einzug haltenden Google-Services, sowie durchgängig Deutsch als Systemsprache wertet Xiaomi sein Mi Mix 2 für den deutschen Markt deutlich auf. Die Telefon-Aufnahme-Funktion bleibt jedoch erhalten und führt weiter zu Abzügen. Das Endergebnis wird durch die höhere Wertung im Bereich Software und Multimedia – 3,5 statt 2,5 Sterne – jedoch nicht deutlich verbessert. So erarbeitet sich das Mi Mix 2 eine sehr starke Gesamtwertung von 4 von 5 Sternen.

Xiaomi Mi Mix 2

Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen

Pros des Xiaomi Mi Mix 2

  • tolles Design und gute Verarbeitung
  • starker Akku
  • Leistung auf Spitzenklasseniveau

Contras des Xiaomi Mi Mix 2

  • keine Spitzenklassekamera
  • chinesische Software ohne Google-Services (nur in der chinesischen Variante)
  • fragwürdige Aufnahmefunktion

Alternativen

Im Preisbereich des Xiaomi Mi Mix 2 befinden sich so viele Smartphones auf dem Markt, dass die Übersicht nicht immer gewahrt bleibt. So bleibt die ganze Breite der aktuellen Android-Flaggschiffe zur Wahl. Allesamt im Preis auf die 500 Euro des Xiaomi Mi Mix 2 gefallen oder von Anfang an dort angesetzt. Einen Überblick über die besten Smartphones unter der 500-Euro-Grenze hat die Redaktion von inside-digital.de in einem separaten Artikel zusammengestellt und aktualisiert sie in regelmäßigen Abständen.

Der Test wurde durch eine Leihstellung des Xiaomi Mi Mix 2 von Gearbest ermöglicht. Die deutschsprachige Variante des Smartphones wurde der Redaktion von DeinHandy zur Verfügung gestellt. 

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