Samsung Galaxy A80 im Test: Der abgedrehte Riese

7 Minuten
Das Samsung Galaxy A80 stellt sich dem Test und wird speziell auf seine Selfie-Leistung und der Mechanik der Drehkamera geprüft. Doch es gibt auch andere Merkmale, die Samsungs Spitzenmodell in der Mittelklasse positiv wie auch negativ kennzeichnen.
Das Smartphone Samsung Galaxy A80 mit eingeschaltetem Display

Samsung hielt 2019 Frühjahrsputz und stellt seine Mittelklasse mit der A-Reihe neu auf. Kunden wollen große Displays, jedoch kompakte Größen und eine gute Kamera, die jederzeit für Schnappschüsse bereitsteht. Als Reaktion auf die Kundennachfrage enthüllten die Südkoreaner das Galaxy A80.

Auf die Forderungen seiner Kundschaft vermag Samsung beim Galaxy A80 in zweierlei Hinsicht einzugehen: in puncto Kamera und Display. Doch der Reihe nach. Das Galaxy A80 sticht aus der A-Familie hervor, da es ein Display besitzt, das weder von Lautsprechern, noch von einem Steg am oberen Gehäuserand unterbrochen wird. Das Full-View-Display, wie Samsung das Panel nennt, trägt in diesem Fall seinen Namen zurecht.

Samsung Galaxy A80 im Hardware-Test

Das Samsung Galaxy A80 kostet knapp 650 Euro. Dafür darf es bei der Ausstattung und der Hardware schon etwas mehr sein, als das Mittelklasse-Einerlei. Und dieses Mehr bietet Samsung an vielen Stellen. Zu nennen ist hier die guten Konnektivitäts-Möglichkeiten. Bluetooth 5, Dual-Band-WLAN und vier Ortungsdienste machen es zu einem verbindungsfreudigen Smartphone. Beim USB-Port spart Samsung jedoch. Hier kommt trotz Typ-C-Hardware lediglich USB 2.0 zum Einsatz.

Die Hardwarebewertung im Einzelnen

  • Design und Verarbeitung: 4 von 5 Sternen
  • Display: 3,5 von 5 Sternen
  • Ausstattung und Leistung: 3 von 5 Sternen
  • Kamera: 4,5 von 5 Sternen
  • Software und Multimedia: 4 von 5 Sternen
  • Akku: 3 von 5 Sternen

Damit kommt das Samsung Galaxy A80 auf 4 von 5 Sternen bei der Vorbewertung. Das ist ein sehr guter Wert für ein Mittelklasse-Smartphone. Da es aber preislich so manches Spitzenmodell anderer Hersteller anvisiert, sollte Samsung sich hier nicht zu sehr freuen. Die Benchmark-Werte siedeln sich zwischen eben diesen beiden Geräteklassen an. Die Werte sind auf durchschnittlichen Spitzenmodell-Niveau aus dem vergangenen Jahr. Mit aktuellen Flaggschiffen kann es aber nicht mithalten.

ModellBenchmark-Wert
AnTuTu
Benchmark-Wert
Geekbench
Akkutest GFX-Bench
(Displaytime-Minuten, hochgerechnet)
Samsung Galaxy A80205.182Single-Core: 2.499
Multi-Core: 6.896
309,6
Samsung Galaxy S10322.666Multi-Core: 10.437
Single-Core: 4.524
285,3
Google Pixel 3a158.175Multi-Core: 5.182
Single-Core: 1.639
348,3
Referenz-Modelle
OnePlus 7 Pro373.849Multi-Core: 10.929
Single-Core: 3.428
258,5
Motorla Moto G7 Power258.397Multi-Core: 4.460
Single-Core: 1.242
423,5

Hardware-Wertung: 4 von 5 Sternen

Das Samsung Galaxy A80 im Test: Riesiger Wackelkopf

Ein komplett rand- und bauteilelose Front ist das Erste, was dem Nutzer ins Auge fällt. Doch was ist mit Lautsprechern zum Telefonieren und der Frontkamera? Bei Telefonaten erfolgt die gesamte Stimmwiedergabe beim Galaxy A80 ausschließlich über das Display – ähnlich, wie auch Meizu es mit seinem Meizu Zero zu lösen versuchte. Neu in der Mittelklasse ist der Fingerabdrucksensor, der sich fortan unter dem Bildschirm befindet. So umgeht Samsung auch hier einem physischen Button auf der Front, im Rahmen oder auf der Rückseite. Trotz der überdurchschnittlichen Größe von 6,7 Zoll bleibt das Galaxy A80 verhältnismäßig kompakt und aufgrund des 20:9-Display-Formats ebenso schlank.

Die rotierende Kamera…

Das offensichtliche Highlight des Galaxy A80 ist die Kamera. Das Modul mit drei Objektiven ist nicht nur die Hauptkamera, sondern zeitgleich auch für Selfies gedacht. Die maßgebliche Technik zur Lösung dieser Idee ist ein Slider, der aus dem Gehäuse herausfährt, sobald die Frontkamera aktiviert wird. In diesem Slider befindet sich die Kamera in einem rotierenden Element, das sich automatisch nach vorne dreht. Farblich ist das Modul mit einem Goldrand vom Rest des Gehäuses abgesetzt.

Blume, aufgenommen mit dem Samsung Galaxy A80 im Test
Samsung Galaxy A80 im Kameratest

Wie man schon vorab vermutet, benötigt diese Technik Platz. Und diesen Platz nimmt es sich, sodass das Galaxy A80 im Vergleich zu seinen Geschwistern ein wenig dicker ist. Man versucht diesen Umstand durch eine recht stark abgerundete Rückseite zu kaschieren. Dadurch liegt das Smartphone bauchig in der Hand und erinnert an frühere Samsung-Geräte. Optisch soll der weiterhin schmale Gehäuserahmen – wie man ihn seit dem Galaxy S8 kennt – einen schlanken Eindruck hinterlassen. Dies gelingt Samsung insgesamt auch recht gut.

… und ihre Probleme

Mehr Sorge machen in diesem Zusammenhang die breiten Schlitze zwischen der herausfahrbaren Kamera und dem Gehäuse. Ist der Slider eingefahren, verbleiben Fingernagelbreite Spalten, die potenziell schnell verschmutzen oder sich gar verbreitern könnten. Ist die Kamera herausgefahren, bildet sich etwa mittig des Rahmens ein ebenfalls großer Spalt. Ein augenscheinlich hakeliges Konstrukt, das einige „Gefahren“ für tollpatschigere Nutzer birgt. Das Modul wackelt auch im eingefahrenen Zustand etwas hin und her. Sobald es einfährt und dabei aber auf dem Tisch liegt, wirkt die ganze Konstruktion recht hilflos – wie im folgenden Video zu sehen.

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Das geschieht beispielsweise, wenn man das Galaxy A80 nach einer Selfie-Session einfach auf den Tisch legt, ohne das Display zu deaktivieren oder die Kamera-App zu schließen. Das übernimmt die Automatik nämlich nach exakt zwei Minuten. Dann rüttelt die Kamera hilflos am Tisch, ohne einfahren zu können. Der Grund: Beim Drehen des Kameramoduls beschreibt es eine Kurve über die Ebene der Rückseite hinaus. Der Motor ist jedoch nicht stark genug, um das das Gewicht des Handys zu heben und die Kamera so um die Kurve zu drücken. Damit ist hier im Alltag Vorsicht geboten.

Flaggschiff-Feeling – Aber nicht beim Entsperren

Das Samsung Galaxy A80 fühlt sich in der Hand richtig stark an. Gerade mit Blick auf das völlig von optischen Störungen befreite Display kommen Flaggschiff-Gefühle auf. Man könnte meinen, ein etwas zu klobig geratenes Spitzenmodell in der Hand zu halten. Doch das Gefühl verfliegt schnell. Sobald man das Display aus seinen Träumen reißt und aktiviert, verlangt das Galaxy A80 sich auszuweisen. Das kann über die traditionellen Wege wie eine PIN-Eingabe geschehen oder über den Fingerabdrucksensor im Display. Der grüne Punkt, der Anzeigt, dass der Fingerabdrucksensor scannt, und der Effekt machen auch gegenüber Dritten ordentlich was her. Das Problem: Der Fingerabdrucksensor ist vergleichsweise langsam. Unter anderem verliert er das Rennen gegen das OnePlus 7 Pro.

Noch mehr Eindruck hätte das Entsperren über die Kamera gemacht. Mit einem ToF-Modul und hochauflösenden Sensoren hätte es die Ausstattung, einen 3D-Gesichtsscan zu realisieren. Doch Samsung verzichtet auf die Umsetzung. Warum, bleibt wohl das Geheimnis der Südkoreaner. Man kann aber davon ausgehen, dass eine aufwendige Gesichtserkennung der S-Klasse vorbehalten bleibt und damit die Drehmechanik geschont werden soll.

Beide Entsperrmethoden klauen dem Galaxy A80 ein bisschen Flaggschiff-Feeling. Das ist schade, denn hier klopft man eigentlich an der Tür zu den High-End-Boliden am Markt.

Selfie-Kamera – die neue Referenz

Rotierende Kameras sind keine neue Erfindung. Schon vor Jahren hat Huawei eine drehbare Kamera im Shot X verbaut. Doch was damals mit einer einfachen 13-Megapixel-Kamera begann, wurde von Samsung jetzt zu einem wahren Selfie-Monster weiterentwickelt. Die Kamera liefert schon auf der Rückseite eine stabile Leistung. Doch bei den Selfies kann kaum eine andere Kamera mithalten. 4K-Videos mit der Selfie-Cam? Kein Problem! Zwei echte Brennweiten und ein starker Digitalzoom? Auch kein Problem. Die mechanische Drehkamera bringt die Bildqualität und die Variabilität von Selfie-Kameras auf ein neues Level. Wer also bei der Selbstdarstellung keine Kompromisse eingehen will, sollte sich das Galaxy A80 ganz genau ansehen.

Samsung Galaxy A80 im Test – Das Fazit

Mit einer Hardware-Benotung von 4 von 5 Sternen wird das Samsung Galaxy A80 dem Anspruch gerecht. Das Steckenpferd ist dabei die Selfie-Abteilung. Kein Wunder, sie wird ja auch von der Heckkamera befeuert. Die negativen Punkte sind aber auch dort zu finden. Die Mechanik überzeugt nicht. Man muss immer auf der Hut sein und das Smartphone noch pfleglicher behandeln als die schon anfälligen Glas-Kollegen. Ebenfalls enttäuschend ist der langsame Fingerabdrucksensor und die fehlende Gesichtsentsperrung.

Testsiegel des Samsung Galaxy A80 mit 4 von 5 Sternen

Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen

Pros des Galaxy A80

  • Selfie-Referenz
  • Wow-Effekt
  • echtes Full-Vision-Display

Contras des Galaxy A80

  • wackelige Mechanik
  • für ein Mittelklasse-Smartphone zu teuer

Alles in allem ist das Samsung Galaxy A80 ein Smartphone mit Wow-Effekt, aber mit einer sehr spitzen Zielgruppe. Nur echte Selfie-Enthusiasten sollten sich das Galaxy A80 näher anschauen. Für alle anderen gibt es weniger verspielte, aber dafür mit mehr Leistung versorgte Spitzenmodelle, wie das Huawei P30, das Galaxy S10e oder das OnePlus 7. Sie kosten zum Teil schon weniger als das Mittelklasse-Flaggschiff von Samsung.

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