George Orwell im Taucheranzug

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HTC Desire Eye
Bildquelle: inside-digital.de

Design und Verarbeitung

Das Design des Desire Eye ist außergewöhnlich und gefällt mit Sicherheit nicht jedem. Jedoch ist das sportliche Outfit frisch und sticht im Design-Einheitsbrei der Hersteller heraus. Zum einen wird auf Metall als sichtbares Material verzichtet und der Rahmen sowie der Rücken des Smartphones mit gummiertem Kunststoff überzogen. Der ist zweifarbig und besitzt fließende und nicht erfühlbare Übergange. Dadurch wirkt das gesamte Smartphone wie aus einem Guss und bekommt eine hochwertige Haptik. Einzig der Plastikrahmen um das Display hinkt dem hochwertigen Gesamteindruck hinterher. Hier wäre ein eleganterer Übergang wünschenswert.

Die Integration der riesigen Frontkamera ist nicht elegant, aber auch nicht hässlich gelungen. Sie wirkt eben ungewöhnlich groß, woran man sich allerdings nach ein paar Stunden mit dem Handy gewöhnt hat. Auch die beiden LEDs stören nach einiger Zeit nicht mehr. Optisch hervorragend integriert sind die beiden Frontlautsprecher. Sie befinden sich hinter zwei Schlitzen über und unterhalb des Displays zwischen dem schwarzen Displayrahmen und den weißen Streifen auf der Front und sind somit kaum sichtbar, bringen im ersten Test jedoch richtig tollen Sound in ein kleines Zimmer.

Trotz der Größe von 5,2 Zoll liegt das Desire Eye recht gut in der Hand und lässt sich sicher greifen. Zum einen liegt das an der griffigen Oberfläche, zum anderen ist der Rahmen, ähnlich des iPhone-6-Rahmens abgerundet und macht den festen Griff möglich. Das Desire Eye baut trotz der Größe recht schmal und dünn, wodurch man es auch mit kleineren Fingern noch gut umgreifen kann. Es kommt dabei nie das Gefühl von Unsicherheit auf. Das Gefühl verlässt einen auch nicht, wenn es um die Tastensteuerung des Smartphones geht. Die vier Tasten auf der rechten Gehäuseflanke sind alle recht gut zu erreichen und besitzen einen etwas weichen, aber noch gut spürbaren Druckpunkt.

Auch die beiden Slots auf der gegenüberliegenden Geräteseite sind ordentlich verarbeitet und punkten mit einem festen Sitz. Der ist auch nötig, damit das Desire Eye seine IPx7-Wertung behält, die besagt, dass das Handy zeitweise untergetaucht werden kann. HTC konkretisiert die Möglichkeiten des Handys noch etwas und gibt eine Staubdichtigkeit und eine Wasserdichtigkeit von bis zu 30 Minuten in einem Meter tiefen Wasser an. Allerdings mit dem Hinweis, das Gerät nicht unter Wasser zu benutzen.

HTC Desire Eye
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Pluspunkt: Das HTC Desire Eye ist wasserdicht – zumindest für 30 Minuten in bis zu 1 Meter tiefen Wasser

Auch das Gewicht ist moderat und mit gut 150 Gramm zwar nicht federleicht, allerdings für die Handygröße ordentlich. Das Gewicht vermittelt trotz des Plastiks als Werkstoff, Qualität und Hochwertigkeit ohne dabei als schwer oder klobig zu wirken.

Insgesamt kann das HTC Desire Eye auf Anhieb gefallen und überzeugt durch eine tolle Verarbeitung, ein frisches Design und eine feine Haptik. Einzig der Plastikrahmen um das Display stört etwas den guten Gesamteindruck und kostet einen halben Stern.

Wertung 4,5 / 5

Display

Das 5,2 Zoll große Display des HTC Desire Eye löst mit Full-HD also 1.920 x 1.080 Pixeln auf. In Kombination mit der Größe von 5,2 Zoll ergibt sich daraus eine Pixeldichte von immerhin 430 ppi. Mehr als genug also um scharf und detailreich den Displayinhalt abzubilden. Das Bild ist scharf, hell und besitzt gute Farben. Sie sind auch nicht zu intensiv, könnten aber ein bisschen mehr Pepp vertragen.

HTC Desire Eye
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Die Winkelstabilität des Displays lässt wenig Gund zur Kritik aufkommen. So kann bis weit in den flachen Bereich noch erkannt werden, was sich auf dem Smartphone so tut. Die Farben verblassen dann jedoch ein wenig, was sich allerdings vollkommen im Rahmen bewegt.

Die Reaktionzeit bei automatischer Helligkeitsregelung ist in Ordnung und dauert beim Wechsel von heller in dunkler Umgebung etwas länger als umgekehrt. Die Abstufungen sind jedoch recht fein und mit vielen Zwichenschritten auch schön dosierbar.

Gegen das Display des HTC Desire Eye gibt es kaum Argumente. Es löst fein auf, ist hell genug und kann durch Blickwinkelstabilität und relativ wenig Spiegelungen überzeugen.

Wertung 5 / 5

Ausstattung und Leistung

Das HTC Desire Eye ist nicht nur ein großes, sondern auch ein leistungsstarkes Smartphone. Dazu kommt ein Datenblatt, das sich sehen lassen kann. Mit dem Snapdragon 810 spendiert HTC dem Desire Eye denselben Prozessor von Qualcomm, wie seinem Spitzenmodell One (M8). Dazu kommt ein 2 GB großer Arbeitsspeicher und ein 16 GB großes internes Datendepot, das mit Micro-SD-Karten mit bis zu 128 GB aufgeblasen werden kann.

HTC Desire Eye
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Leistung satt: Das HTC Desire Eye ist mit über 40.000 Punkte im Benchtest sportlich unterwegs

Die Leistung, die das HTC Desire aus dem Aggregat holt, ist aller Ehren wert und sorgt für ein ruckelfreies Bedienen und Arbeiten. Dazu kommt, dass auch anspruchsvolle Anwendungen wie das Spiel Real Racing 3 sehr flüssig laufen und nur eine leichte Wärmeentwicklung spürbar ist. Im Antutu-Benchmarktest holt sich das HTC Desire Eye gut 40.000 Punkte und spielt damit bei den großen Jungs mit. Solche Benchmarktests sind allerdings mit Vorsicht zu genießen und sollten nicht als alleiniges Kaufargument herhalten.

Feature

Ja Nein Funktion

HSPA

X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE X   Mobilfunkstandard, Down-max 300 Mbit/s
USBOTG   Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA   Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC   Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
HTC Connect X   Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät
MHL    X Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung    X Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version X   4.0
WLAN-Standards X   802.11 a/b/g/n

Beim Testtelefonat fiel eine sehr gute Gesprächsqualität mit der Freisprecheinrichtung auf. Nicht nur die Wiedergabe durch die eingebauten Lautsprecher ist weit überdurchschnittlich – auch die Leistung der integrierten Mikrofone ist hervorragend. So konnte der Gesprächspartner kaum unterscheiden, ob gerade über die Freisprechen-Funktion oder direkt am Gerät miteinander telefoniert wurde.

Das HTC Desire Eye kann mit genügend Leistung und einer soliden Ausstattung überzeugen und hat mit der extrem guten Freisprech-Funktion ein Extra-Ass im Ärmel. Der fehlende MHL-Anschluss und die eingeschränkte Konnektivität von HTC Connect im Gegensatz zu Miracast kosten das Desire Eye dann doch einen halben Stern.

Wertung 4,5 / 5

Kamera

Die Kamera des HTC Desire Eye würde im Markt der Smartphones nicht besonders auffallen, wenn da nicht der Selfie- und Videotelefonie-Zwilling auf der Frontseite des Smartphones prangen würde. Mit 13 Megapixel Auflösung und einem umfangreichen Softwarepaket lassen sich mit den beiden Kameras eine ganze Menge Spielereien anstellen, die mächtig Spaß machen, aber auch ein paar kleine Fallstricke bereit halten.

Beide Kameras kommen mit einem 13-Megapixel-Sensor und zumindest an der Frontseite einer vergleichsweise aufwendigen Objektivgestaltung. Beide sind zudem mit je zwei Aufhell-LEDs bestückt, die jeweils in zwei unterschiedlichen Farben einem unterbelichteten Bild entgegenwirken. Die rückseitig verbaute Kamera wird von HTC mit einem Objektiv mit einer maximalen Blendenöffnung von 1:2,0 und einer Brennweite von 28 mm beseelt. Die Frontkamera ist noch ein wenig weitwinkliger und besitzt eine Brennweite von 22 mm. Dafür kommt hier maximal weniger Licht am Sensor an. Das größte Öffnungsverhältnis beläuft sich hier auf 1:2,2. Videos werden von beiden Kameras in Full-HD aufgenommen.

HTC Desire Eye Kameratest

Softwareseitig gibt es bei den beiden Kameras einiges zu entdecken: Der Selfie-Modus kann mit Lächel-Automatik und schon voreingestelltem Selbstauslöser als Spaßmaschine für den schnellen Schnappschuss zwischendurch genutzt werden. Mit Autofokus-Tracking gelingt es aber auch, Businessanwendungen zu integrieren. So kann man sich beispielsweise bei Videokonferenzen vor der Kamera bewegen, ohne dass die Person unscharf wird.

Der Splitscreen-Modus hält noch eine schöne Neuerung bereit: Mit ihm kann das Selfie parallel zu einer normalen Aufnahme gemacht werden. So wird in einem Bild das Foto der Front-, sowie der rückseitig verbauten Kamera gezeigt. Hier liegt aber auch ein wesentlicher Kritikpunkt. Die Fotos können nicht beide durch Einstellungen verändert werden. So bleibt das Selfie-Bild zum Teil unterbelichtet oder es fokusiert an die falsche Stelle, ohne dass darauf Einfluss genommen werden kann.

Die Naheinstellgrenze der rückseitigen Kamera liegt hingegen im guten Mittelfeld auf dem Smartphonemarkt und zeigt an der Grenze zwar Fokusprobleme, die aber mit ein wenig Geduld behebbar sind.

Die Frontkamera ist das Kaufargument für den Selfie-verrückten Nutzer oder den Businessanwender, der über das Telefon Videokonferenzen abhalten möchte. Beides kann die Frontkamera außergewöhnlich gut. Punktabzug gibt es dafür für das nicht verstellbare Selfie-Bild im Splitscreen-Modus und die Fokusprobleme bei Nahaufnahmen.

Wertung 4,5 / 5

Software und Multimedia

Das HTC Desire Eye verfügt neben dem Betriebssystem Android 4.4.4 KitKat über die von HTC entwickelte Benutzeroberfläche HTC Sense in der Version 6.0. Sie gibt sich – im Gegensatz zu vielen der Konkurrenten – sehr zurückhaltend. Das stört in keiner Weise und ermöglicht einen erfreulich wenig zugemüllten und aufgeräumten Betrieb des Smartphones mit dem Glubschauge.

Zur Ordnung tragen auch verschiedene App-Ordner bei, deren Inhalt nach Themen sortiert ist. So gibt es einen Medien-, Google- und Extras-Ordner, der jeweils sinnvoll bestückt ist. Ebenfalls vorinstalliert ist die App „Car“: Sie stellt Anwendungen und Informationen größer dar und erleichtert so die Bedienung des Smartphones bei der Fahrt im Auto. Mit dem HTC Dot View kann mit einer speziellen Handyhülle auch während sie zugeklappt ist noch die Uhrzeit abgelesen oder verschiedene Themes abgespielt werden. Damit spart sich der Nutzer das Aufklappen der Hülle für einen Blick auf das Display.

Bei der Multimedialeistung fährt das Desire Eye erhebliche Geschütze ins Feld. Mit den beiden Frontlautsprechern mit HTC Boom Sound kann ein kleiner Raum beschallt und auch eine Telefonkonferenz realisiert werden. Und dabei fehlt es der Musik an fast nichts. Baubedingt kann nicht mit einem Bassgewitter gerechnet werden, alerdings spielt das HTC Desire Eye zumindest in die Nähe der tieferen Lage und übersteuert auch bei Maximallautstärke nicht. Das ist vor allem bei hohen Tonlagen sehr angehm, da es kaum zu Zischeln oder Verzerrern kommt.

HTC Desire Eye Screenshots

Wenn nicht gerade das ganze Bahnabteil beschallt werden soll, kann auf den ebenfalls gut spielenden Klinken-Anschluss zurückgegriffen werden. Der verrichtet sein Werk ebenfalls kontrolliert und mit genug Lautstärkenreserven. Ganz aufgedreht und mit den Testkopfhörern von inside-digital.de knallt einem das HTC Desire die Musik nur so um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist.

Das HTC Desire Eye ist ein waschechtes Multimedia-Telefon mit klasse Sound, sinnvollen vorinstallierten Anwendungen und einer zurückhaltenden Nutzeroberfläche, die keinen Grund zur Beanstandung liefert.

Wertung 5 / 5

Akku

Der Akku des HTC Desire Eye zählt mit seinen 2.400 mAh nicht mehr zur absoluten Spitzenklasse unter den Smartphones. An die 3.000 mAh sind mittlerweile Standard und echte Könner kommen mit solchen Akkus auf richtig gute Werte was Arbeitszeit und auch StandBy-Zeit anbelangt. So stellte Gionee gerade mit dem Marathon M3 ein Smartphone vor, das mit einem 5.000 mAh starken Akku bestückt ist und 33 Tage StandBy-Zeit ermöglichen soll.

Davon ist das Desire Eye meilenweit entfernt. Mit einem nicht einmal halb so großen Energiespeicher verlor es im standardisierten inside-digital.de-Test recht viel Akkukapazität. Am Ende des Testtages mit jeweils 30 Minuten Radiohören, Full-HD-Videostreamen, Telefonieren und Spielen hatte es noch 37 Prozent an Akkustand. Nach einer StandBy-Zeit von weiteren 15 Stunden kommt es noch auf einen Restakkustand von 31 Prozent.

HTC Desire Eye
Bildquelle: inside-digital.de

Stromfresser: Der Akku des HTC Desire Eye ist dem großen Display und der Leistung des Smartphones nicht ganz gewachsen.

Das Ergebiss dürfte jedoch besser werden, sobald man Stromfresser wie Bluetooth, WLAN und die EMail-Push-Funktion abschaltet, oder einen der Stromsparmodi von HTC einsetzt.

Beim HTC Desire Eye ist der Akku der Pferdefuß. Er kann nicht mit den sonst guten Testergebnissen mithalten. Er ist beileibe keine Luftpumpe und versorgt das Smartphone locker durch den Tag mit Energie, jedoch können das Konkurenten wie das OnePlus One, das Sony Xperia Z3 Compact oder das Motorola Moto G viel besser.

Wertung 3,5 / 5

Fazit

Bei 1984 sind die Bürger des Überwachungsstaates Ozeanien durch Teleschirme ständiger Überwachung ausgesetzt und müssen sich jeden Morgen überwacht von der Partei sportlich betätigen. Das verlangt das HTC Desire Eye nicht von seinem Besitzer. Allerdings ist er gut beraten, sich fit zu halten, um mit dem HTC-Smartphone mitzuhalten. Es ist schnell, bietet viele innovative Möglichkeiten und macht mit seinem wasserfesten und erfrischend anderen Gehäuse so viel mit, dass man sich schwer tut, es an seine Grenzen zu zwingen.

Dabei ist das HTC Desire Eye eher ein Sprinter als ein Marathon-Läufer. Der Akku ist der einzige echte Schwachpunkt des Selfie-Smartphones. Hätte Orwells Partei so wenig Durchhaltevermögen, wäre Winston Smith wohl nicht erwischt worden und seinem Schicksal entgangen. Dem Testschicksal muss sich das Desire Eye sowieso stellen und bekommt insgesamt gute 4,5 / 5 Sterne und eine Wertung von 92 Prozent.

HTC Desire Eye

Pro

  • tolle Kamerafunktionen
  • sportlich-schickes Gehäuse
  • herausragende Multimedia-Leistung

Contra

  • mieser Akku
  • verbesserungswürdige Kamerasoftware

Alternativen

Das Desire Eye bewirbt sich in einem sehr dynamischen Markt mit hervorragenden Smartphones. Die Hauptargumente für den Kauf dürften also die Frontkamera und das wasserdichte Gehäuse sein. Das bietet in dieser Klasse vor allem das Sony Xperia Z3, das wie auch das Desire Eye mit einem 5,2 Zoll großen Full-HD-Display ausgestattet ist, allerdings auf eine viel schwächere Frontkamera zurückgreifen muss. Eine vergleichbare Kamera für den Selfie-Einsatz bietet sonst nur der Hersteller Oppo, der jedoch beispielsweise mit seinem N1 nur eingeschränkt in Deutschland verfügbar ist. 

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