Großes Gehäuse, wenig dahinter

12 Minuten

HTC Desire 510 im Test
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Verarbeitung und Design

Dass HTC bei einem Modell dieser Preisklasse nicht die hochwertigen Materialien der One-Serie einsetzt, ist klar. Der eingesetzte Kunststoff macht aber auch für diese Preisklasse keinen ansprechenden Eindruck. Obwohl der Akkudeckel fest auf dem Gehäuse sitzt, fühlt sich das Desire 510 etwas wackelig an: Fasst man das Gerät fester an oder verdreht man es nur leicht in sich selbst, gibt es ein deutliches Ächzen von sich. Stabil wirkt das nicht. Immerhin gibt die Verarbeitung optisch keinen Grund für Beanstandungen, größere Spaltmaße sind nicht vorhanden.

Allerdings ist das Gehäuse mit seinen Maßen von 140 x 70 x 10 Millimetern recht groß geraten und wirkt klobig. – Insbesondere angesichts des nur 4,7 Zoll großen Displays, das mit dicken Rändern umgeben ist. Das verhältnismäßig hohe Gewicht von knapp 160 Gramm rundet den wuchtigen Gesamteindruck ab. Vergleicht man das Gehäuse beispielsweise mit dem des LG Nexus 4, das ebenfalls mit einem 4,7-Zoll-Display ausgestattet ist, so ist das Desire 510 6 Millimeter höher und stolze 20 Gramm schwerer.

HTC Desire 510: Hands-On-Bilder

Trotz hohen Gewichts macht das Gehäuse keinen hochwertigen und keinen stabilen Eindruck. Optische Mängel gibt es zwar nicht, das ungünstige Verhältnis von Displaygröße zur Gehäusegröße wirkt aber nicht mehr zeitgemäß.

Wertung: 3/5

Display

HTC Desire 510: Display

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Auch das Display bleibt hinter den Erwartungen zurück, die der Name HTC normalerweise weckt. Dafür sorgt schon die geringe Auflösung von 480 x 854 Pixeln. Diese wirkt in Zeiten von HD-Displays auch in der Einstiegsklasse veraltet. Schriften, insbesondere kleine, wirken unruhig und teilweise ausgefranst. Das wird vor allem an Rundungen und auch App-Symbolen deutlich.

Bei der Farbdarstellung liefert das Display ebenfalls ein schlechtes Bild ab: Blass und kontrastarm wirkt die Darstellung. Verstärkt wird diese Wahrnehmung durch die geringe Blinkwinkelstabilität. Schon kleine Änderungen des Winkels genügen, um die Anzeige deutlich zu verschlechtern – kippt man das Gerät leicht nach vorne, wird das Display dunkel; kippt man es nach hinten, schwindet der ohnehin schwache Kontrast rapide.

Die Kombination von niedriger Auflösung und niedrigem Kontrast führt auch dazu, dass Schriften beim Scrollen, beispielsweise auf einer Webseite oder im Blinkfeed, schnell verwischen und nicht mehr zu erkennen sind.

Die automatische Helligkeitsregulierung wird vom Tester – obwohl nachregulierbar – als zu dunkel empfunden und auch die manuell einstellbare maximale Helligkeit dürfte gerne einiges höher sein. Dieses Manko macht sich besonders im Freien bemerkbar: Scheint die Sonne, wird das Ablesen sehr schwierig, zudem spiegelt das Display stark.

Die Auflösung reicht gerade noch für eine annehmbare Darstellung, von aktuellen Smartphones ist man aber Besseres gewohnt. Auch die blasse und kontrastarme Farbdarstellung lassen das Display in einem schlechten Licht erscheinen.

Wertung: 2,5/5

Ausstattung und Leistung

Im Desire 510 kommt der Quad-Core-Prozessor Snapdragon 410 von Qualcomm zum Einsatz. Die Taktung der vier Kerne liegt bei maximal 1.200 GHz. In Verbindung mit einem 1 GB großen Arbeitsspeicher ergibt sich eine ordentliche Arbeitsgeschwindikeit. Zwischen Apps lässt sich schnell hin- und herwechseln, auch aufwendige Spiele wie Real Racing 3 sind gut spielbar. Allerdings muss sich der Nutzer bei dem ein oder anderen App-Start kurz gedulden bis die Anwendung geladen ist.
Im AnTuTu-5-Benchmark erreicht das Smartphone 20.784 Punkte und liegt damit etwas hinter dem LG Google Nexus 4, das auf knapp 24.000 Punkte kommt.

Das HTC Desire 610
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Desire 510 im AnTuTu-Benchmark

Der interne Speicher ist mit 8 GB gerade ausreichend groß bemessen. Zwar bleiben dem Nutzer nach Abzug der Systemdateien hiervon nur noch 4,2 GB übrig, allerdings kann der Speicher per Micro-SD-Karte um bis zu 128 GB erweitert werden.
Die Sprachqualität liegt auf gutem Niveau – auf beiden Seiten wurden die Gesprächspartner deutlich verstanden. Bei zugeschalteter Freisprechfunktion wurde der Desire-510-Nutzer allerdings als dumpf und blechern wahrgenommen.

Positiv hervorzuheben ist, dass das Desire 510 bereits den schnellen Mobilfunkstandard LTE unterstützt, mit dem schnelleres Surfen möglich ist.

Verbindungsmöglichkeiten:

Feature

Ja Nein Funktion

HSPA

X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE X   Mobilfunkstandard, Down-max 100 Mbit/s
USBOTG  X   Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen (entsprechender Adapter notwendig)
DLNA X   Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC   Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Miracast   Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät
MHL    X  Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung    X Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version X   4.0
WLAN-Standards X   802.11 b/g/n

Speicher und Arbeitsspeicher sind gerade ausreichend groß dimensioniert. Zudem verfügt das Desire 510 über die wichtigsten Anschlussmöglichkeiten und unterstützt bereits den schnellen Mobilfunkstandard LTE.

Wertung: 5/5

Kamera

Die Kamera löst mit maximal 5 Megapixeln auf. Allerdings nur im Format 4:3. Als Standard ist 16:9 eingestellt, womit das gesamte Display ausgefüllt wird. Die Auflösung sinkt damit jedoch auf nur noch rund 3,7 Megapixel. Beim Betrachten auf dem Smartphone fällt das kaum auf; auf einem Computerbildschirm wirken die Bilder aber recht grobkörnig. Alleine durch diese Beschränkung sind detailreiche Bilder kaum möglich.

Aber das ist nicht die einzige Schwäche der Desire-510-Kamera: Der Dynamik-Umfang ist recht gering, wodurch Details in dunklen oder hellen Bildbereichen schnell verloren gehen. Zudem hat die Kamera Probleme mit grellen Farben, deutlich zu erkennen an den Magenta-farbenen Blüten auf Bild 4, bei denen jegliche Struktur im Farbmatsch untergeht.
Andere Farben wirken oft etwas blass, selbst bei guten Lichtverhältnissen. Das etwas teurere Desire 610 lieferte hier weitaus bessere Ergebnisse.

HTC Desire 510: Beispielbilder

Die Beispielbilder gibt es 

In Innenräumen produziert die Kamera schnell Bildrauschen, das erwartungsgemäß bei schwindendem Licht stark zunimmt.

HTC Desire 610: Kameramenü
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Kamera-Menü

Beim Kamera-Interface bedient sich HTC des gleichen Konzepts, das auch beim Desire 610 zum Zuge kommt. Es wirkt aufgeräumt und bietet schnellen Zugriff auf Einstellungsmöglichkeiten wie Weißabgleich, Belichtungskorrektur, Filter und Modi wie HDR, Verwacklungsschutz und Panorama. Aufgrund der technischen Einschränkungen helfen jedoch auch die Einstellungsmöglichkeiten wenig.

Auf den Einsatz eines LED-Blitzes verzichtet HTC beim Desire 510 genauso wie auf die Möglichkeit, den Fokus manuell setzen zu können.

Auch auf dem Desire 510 ist es möglich, Bilder und Videos zu kleinen Highlight-Clips zusammenzustellen. Dies findet allerdings nicht mehr in der Album-App statt, sondern in einer eigenen Zoe-App, für die man sich über Google+, Facebook oder einen HTC-Account anmelden muss. HTC macht aus der Funktion ein Foto-Netzwerk, über das man Freunde finden und dann Bilder und Videos mit ihnen teilen kann.

HTC Desire 510: Zoe
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Zoe-App

Die Funktionalität bleibt in etwa die gleiche: Bilder und Videos werden vom Nutzer ausgesucht, dazu kann er noch eine Musik und einen Stil auswählen, den Rest erledigt die App alleine. Sie schneidet das Ganze zu einem Video mit Farbeffekten, Schwenks und Zooms zusammen. Das Ergebnis sieht in der Regel ganz nett aus. Seine Kreativität kann der Nutzer damit allerdings nicht ausleben.

Eine Frontkamera ist auch vorhanden und löst mit 640 x 480 Pixeln auf. Entsprechend grobkörnig wirken auch die damit geschossenen Bilder. Immerhin können die Selfies mit ein paar Software-Spielerein aufeghübscht werden. Augen lassen sich vergrößern und das Gesicht schmaler oder breiter machen. Bei umgerechnet 0,3 Megapixeln macht diese „Retusche“ allerdings kaum Sinn.

Wirklich gute Bilder kann man mit dem Desire 510 kaum schießen, dafür sorgt schon die recht geringe Auflösung. Ein kleiner Dynamik-Umfang und blasse Farben tun ihr Übriges. Die Zoe-Videos sind eine nette Spielerei. Dass man sich hierbei jedoch für einen Online-Dienst anmelden muss, dürfte nicht jedermanns Sache sein.

Wertung. 2,5/5

Software und Multimedia

Auf dem Desire 510 ist Android 4.4.3 installiert. HTC überzieht das Google-Betriebssystem mit seiner Sense-Benutzeroberfläche in der Version 6. Wie auf anderen aktuellen HTC-Smartphones ist auch hier der sogenannte BlinkFeed integriert. Dieser bietet eine Übersicht über verschiedene Nachrichten und Benachrichtigungen. Der Nutzer kann verschiedene Sparten und Nachrichtenseiten abonnieren, deren Artikel dann im BlinkFeed angezeigt werden. Auch soziale Netzwerke und Community-Seiten wie Instagram können in den BlinkFeed integriert werden. Zudem hält der BlinkFeed den Nutzer über Einträge im Kalender auf dem Laufenden.
Über die Startseitenkonfiguration, die beispielsweise über längeres Drücken des Homescreens aufgerufen wird, kann der BlinkFeed auch entfernt werden.

Die Musik-App ist bereits von anderen HTC-Smartphones bekannt. Die Anwendung bietet die üblichen Optionen, um die Musiksammlung nach Interpreten, Alben und Titeln zu sortieren. Klangeinstellungen sind allerdings nicht möglich. Praktisch für alle, die gerne mitsingen: Unter Visualisierung können die Texte der laufenden Lieder in Echtzeit angezeigt werden. Als Alternative zur HTC-Musik-App ist auch Googles Play Music vorinstalliert.

Die Musik-App und der BlinkFeed haben sich im Vergleich zum Desire 610 nicht verändert

Auch ein FM-Radio ist integriert. Für den Betrieb ist der Anschluss eines Kopfhörers oder Headsets als Antenne notwendig. Das Radioprogramm kann dann trotzdem noch über den integrierten Lautsprecher wiedergegeben werden. Dieser ist im Radiobetrieb etwas leise. Hört man Musik über die Musik-App, liefert er eine höhere Lautstärke. Der Klang ist für ein Smartphone okay. Tiefen sind wie meistens bei Smartphones ziemlich schwach und der Ton insgesamt recht blechern.

HTC setzt zwar seine markante Sense-Oberfläche ein, überfrachtet das Gerät jedoch nicht mit Software-Features und Widgets. Wer den auffälligen BlinkFeed nicht mag, kann ihn vom Homescreen entfernen.

Wertung 4,5/5

Akku

Ja, das Desire 510 verfügt auch über eine Stärke und die liegt in der langen Akkulaufzeit. Nach dem 24-stündigen Test, der 30 Minuten Musik-Streaming, 30 Minuten Video-Streaming, 30 Minuten Surfen, 30 Minuten Spielen und ein 30-minütiges Gespräch beinhaltet, zeigte der Akkustand noch rund 50 Prozent an. Während dieser Zeit wurden außerdem mehrere Bilder geschossen und größere Dateien von mehr als 1 GB heruntergeladen.
Das ist ein recht guter Wert, dem sicherlich die Schwächen des Displays und der damit einhergehende geringere Energieverbrauch zu Gute kommen.

Außerdem verfügt das Desire 510 über einen Energiesparmodus, der automatisch aktiviert werden kann, wenn ein bestimmter Prozentsatz der Akku-Anzeige unterschritten wird. Hierdurch verlängert sich die Akkulaufzeit nochmals. Im „Extremen Energiesparmodus“ stehen nur noch wenige Anwendungen zur Verfügung und die Datenverbindung schaltet sich bei ausgeschaltetem Display ab. So kann die Akkulaufzeit im Notfall nochmals verlängert werden.

Der Akku hält lange durch, kann gewechselt werden und zwei verschiedene Energiesparmodi helfen dem Gerät wenn es mal eng wird. Viel besser geht es nicht.

Wertung: 4,5/5

Fazit

Das recht klobige Desire 510 macht keine besonders gute Figur. Rechengeschwindigkeit und Akku können sich zwar sehen lassen und die Software kommt unaufdringlich und mit sinnvollen Funktionen daher, aber die Schwächen des Geräts sind ebenso offensichtlich.

Das fängt bereits mit den großen Maßen an, die in keinem guten Verhältnis zur Displaygröße stehen. Obwohl die Anzeige nur 4,7 Zoll in der Diagonale misst, nimmt das Gerät in der Hosentasche sehr viel Platz ein. Zudem wirkt das Gehäuse nicht besonders stabil und gibt geradezu besorgniserregende Geräusche von sich, wenn man es leicht in sich verdreht.

Das Display ist ebenfalls kein Hingucker. Auflösung und Technik wirken nicht mehr zeitgemäß. Auch in dieser Preisklasse findet man heutzutage IPS-Displays, die bessere Farben und eine bessere Blickwinkelstabilität liefern. Beim Desire 510 hingegen ändern sich Kontrast, Helligkeit und Farbdarstellung schon, wenn man es nur leicht in die ein oder andere Richtung neigt.

Ähnlich enttäuschende Ergebnisse liefert die 5-Megapixel-Kamera. Detailarme Bilder mit geringer Dynamik und oft blassen Farben können nicht begeistern.

Insgesamt wirkt das Desire 510 nicht mehr zeitgemäß. Einsteiger können heutzutage auf günstige Geräte zurückgreifen, die ohne die Schwächen des 510 ausgeliefert werden.

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HTC Desire 510: Testsiegel

Bildquelle: inside-digital.de

Pro:

  • Lange Akkulaufzeit
  • Aufgeräumte Nutzeroberfläche
  • Unterstützt LTE

Contra:

  • Wackelige Verarbeitung
  • Schlechtes Display
  • Unterdurchschnittliche Kamera

Alternativen

Zu Preisen um 200 Euro bieten andere Hersteller schon bessere Modell. Motorola beispielsweise mit dem Moto G. Schon das Modell aus dem Vorjahr konnte mit einem Top-Preis-Leistungsverhältnis, einer guten Verarbeitung und einem tollen Display überzeugen. Die Neuauflage verfügt nun sogar über einen erweiterbaren Speicher.

Aber auch das Acer Liquid E700 Trio bietet für unter 200 Euro bereits ein besseres Gesamtpaket. Allerdings muss der Nutzer auch hier mit einer miserablen Kamera leben.

Auch das Wiko Wax weist in der Preisklasse unter 200 Euro nur wenige Schwächen auf. Hier muss der Nutzer sich allerdings mit einem recht dürftigen internen Speicher arrangieren.

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