Das Männer-Smartphone, das nicht hält, was es verspricht

13 Minuten

Phicomm Passion
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Verarbeitung und Design

Das Phicomm Passion zeichnen zwei Merkmale ganz besonders aus: Zum einen sieht das Dual-SIM-Smartphone sehr schick aus. Ein solches Handy kann man sich sehr gut in den Händen eines Agenten wie James Bond oder eines anderen Gentleman vorstellen. Außerdem ist es kantig, hat aber trotzdem Rundungen, die es weich in der Hand liegen lassen. Die Rückseite besteht aus einem warmen Softtouch-Kunststoff, der über die obere und untere Kante bis nach vorne zum Display gefalzt ist. Dabei wirkt das Material aber weder billig noch langweilig. Die Flanken sind aus kaltem Leichtmetall gefertigt und verstärken das Bild des formvollendeten Korpus.

Darüber hinaus wird man über das geringe Gewicht sprechen, wenn jemand nach einem Ersteindruck des Passion fragt. Bei einer Display-Diagonale von 5 Zoll bringt das Gerät lediglich 122 Gramm auf die Waage. Mit 7,8 Millimetern hat der Hersteller eine angenehme Bautiefe gewählt. Das Gerät wirkt nicht zu dick, gleichzeitig steht der Technik aber so viel Platz zur Verfügung, dass man sich eine Erhebung rund um das Objektiv der Kamera erspart.

Phicomm Passion: Hands-On-Fotos

High-End-Smartphones können das Kriterium einer Verarbeitung auf hohem Niveau nicht mehr exklusiv für sich beanspruchen. Zunehmend lassen sich auch in der Einsteiger- und Mittelklasse sehr gut verarbeitete Smartphones beobachten. Auch das Phicomm Passion gehört dazu und liefert im Test keinen Grund zur Beanstandung.

Im Lieferumfang befinden sich ein Netzadapter sowie ein USB-Daten- und Ladekabel. Ein Headset sucht man indes vergeblich. Letztlich ist dieses dafür ausschlaggebend, dass das Passion nicht mit der vollen Punktzahl in dieser Kategorie bewertet wird.

Phicomm zeigt mit dem Passion, dass es nicht unbedingt Glas in Verbindung mit Metall sein muss, um ein Smartphone hochwertig aussehen zu lassen. Vor allem die harten Kanten machen das Passion zu einem reinrassigen Männer-Smartphone.

Wertung: 4,5/5

Display

Offenbar haben Hersteller erkannt, dass Nutzer Smartphones mit 5-Zoll-Display bevorzugen. Auch das Passion besitzt einen Bildschirm mit dieser Diagonale und löst dabei in Full-HD-Qualität auf. Letzteres soll dem Gerät im Verlauf des Tests noch Schwierigkeiten bereiten. Eine Pixeldichte von 441 ppi sorgt für eine knackescharfe Darstellung von Inhalten.

Displayhelligkeit Wiko Rige 4G vs. Phicomm Passion
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Maximale Displayhelligkeit im Vergleich: Wiko Rige 4G (links) vs. Phicomm Passion (rechts)

Die Blickwinkel sind relativ stabil, die Farben nicht gerade intensiv, dafür aber warm. Federn lassen muss das Display des Passion aber sowohl bei der absoluten Helligkeit, die den Bildschirm im Vergleich zu anderen Smartphones im Dunkeln stehen lässt, als auch bei der automatischen Helligkeitsregelung. Diese funktioniert sehr zeitverzögert und man hat vor allem im Freien sehr oft das Gefühl, dass das Display zu dunkel ist. In den Displayeinstellungen lässt sich lediglich die Helligkeit einstellen. Auf Farbtemperatur und -sättigung hat man keinen Einfluss.

Löblich ist, dass die Chinesen ein Full-HD-Display ins Passion einbauen. Farben, Kontraste und Schärfe sind exzellent, die (automatische) Helligkeit sorgt aber für Abzug.

Wertung 4/5

Ausstattung und Leistung

Ein Neuling auf dem Smartphone-Markt sollte mit Angaben wie Octa-Core-Prozessor von Qualcomm und 2 GB Arbeitsspeicher starke Verkaufsargumente haben. In der Realität aber liefert der verbaute Snapdragon 615 zwar eine sehr hohe Leistung ab. Man merkt jedoch ab und zu, wie ihm die Puste ausgeht und er ins Straucheln gerät. Ruckler und längere Wartezeiten sind an der Tagesordnung. Zudem wird man das Gefühl nicht los, dass die 64-Bit-CPU sehr energiehungrig ist, was sich negativ auf die Akkulaufzeit auswirkt.

Ein weiteres Ass im Ärmel hat Phicomm mit dem internen Speicher, der für ein Mittelklassegerät ungewöhnlich groß ist. Satte 32 GB stünden dem Nutzer zur Verfügung, würde Android und die vorinstallierte Software nicht schon knapp 5 GB besetzen. So bleiben immerhin gut 27 GB, die zudem mit Micro-SD-Karten aufgestockt werden können.

Im Testbetrieb liefen Spiele wie „Real Racing 3“ flüssig. Lange Ladezeiten waren aber keine Ausnahme und wurden im Laufe der Zeit zu einem großen Ärgernis. Die Wärmeentwicklung hingegen hielt sich in Grenzen. Im AnTuTu-Benchmarktest gelang es dem Passion gut 26.000 Punkte zu holen. Damit liegt es auf dem gleichen Niveau wie das HTC Desire 820, das ebenfalls mit einem Snapdragon 615 ausgestattet ist.

Phicomm Passion im Benchmarktest
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Bei den Verbindungsmöglichkeiten muss der Nutzer weder auf NFC noch auf LTE verzichten. Außerdem ist das Phicomm Passion Dual-SIM-fähig – auch wenn die zweite SIM-Karte den Slot der SD-Karte nutzt und diese beim Gebrauch verdrängt

Verbindungsmöglichkeiten

Feature

Ja Nein Funktion

HSPA

X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE   Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s
USB-OTG   Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA   Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC   Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Miracast   X Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät
MHL   Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung   X Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version X   4.0
WLAN-Standards X   802.11 b/g/n 
Qi   Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones
Dual-SIM X   Ermöglicht den Betrieb von zwei SIM-Karten parallel

Die Sprachqualität bewegt sich beim Telefonat auf einem sehr hohem Niveau – zumindest solange man das Gerät am Ohr hält. Aktiviert man den Lautsprecher um frei sprechen zu können, wird man sich zunächst fragen, ob man die Taste auf dem Display wirklich erwischt hat. Der Gesprächspartner ist kaum zu hören, womit das Passion als Freisprecheinrichtung im Auto nahezu ausscheidet.

64-Bit-Octa-Core-Prozessor mit 2 GB RAM sieht auf der Verpackung und dem Schildchen mit den technischen Spezifikationen des Geräts im Elektronikmarkt gut aus. Allerdings sollte dann auch geliefert werden, was man bestellt hat. Ab und an kommt aber weniger an und man muss warten. Erfreulich hingegen ist der große und erweiterbare Speicher.

Wertung 4/5

Kamera

Die Hauptkamera des Phicomm Passion besitzt einen 13-Megapixel-Sensor. Bei schlechten Lichtverhältnissen lässt sich eine LED hinzuschalten, die einen kleinen Raum ausleuchtet. Außerdem hat der Nutzer einige Einstellungsmöglichkeiten in der Kamera-App: Neben diversen Farbeffekten, mit denen man das Bild überziehen kann, lassen sich beispielsweise auch der Weißabgleich oder die Belichtung definieren. Im Punkt „Aufnahme-Modus“ gibt es die Option „0 Verschluss“. Aktiviert man diese, werden geschossene Fotos deutlich schneller abgespeichert und die Kamera ist für das nächste Foto bereit.

Die geschossenen Bilder können sich sehen lassen – sogar auf einem großen Bildschirm wie einem Fernsehapparat. Es mangelt weder an Details noch an knackigen Farben oder Kontrasten. Bei schlechten Lichtbedingungen gesellt sich schon einmal Rauschen hinzu, was sich aber in Grenzen hält.

Phicomm Passion: Kamera-Testfotos

Mit dem Phicomm Passion gemachte Testaufnahmen gibt es 

Auch als Videokamera macht das Passion eine gute Figur. Die Belichtungskorrektur arbeitet bei Schwenks von hellen in dunkle Bereiche sehr schnell. Ebenfalls positiv: Es befinden sich zwei Mikrofone an Bord – neben dem Micro-USB-Anschluss und rechts neben der Kamera-LED. Sie sorgen für einen Stereo-Sound bei Videoaufnahmen.

Die Frontkamera kann ebenso überzeugen und liefert vor allem bei viel Licht gute Selfies. Bei schwachem Licht werden Bilder aber mit einem sichtbaren Farbrauschen überzogen.

Sowohl die Haupt- als auch die Frontkamera liefert eine gute Leistung ab. Die Kamera-Software hätte ein wenig übersichtlicher gestaltet und die Naheinstellgrenze etwas geringer ausfallen können.

Wertung 4/5

Software und Multimedia

Wie nahezu alle Smartphone-Hersteller setzt auch Phicomm auf Android als Betriebssystem. Auf dem Passion läuft das Google-OS in der Version 4.4.4 KitKat und ist mit einer eigenen Nutzeroberfläche bezogen. Im Wesentlichen verleiht diese dem Gerät lediglich eine andere, sehr sterile und flache Optik.

Wenn man sich die App-Icons im App-Drawer des Passion ansieht, wird man nach dem ersten Einschalten feststellen, dass erfreulich wenige Apps vorinstalliert sind. Dabei handelt es sich vor allem um hauseigene Anwendungen wie ein Barometer, einen Kompass oder die App „WLAN-Speicher“, mit deren Hilfe man das Smartphone als Speicher im WLAN nutzen kann. Auf dem Passion gibt man Ordner frei und kann auf diese über den Browser im FTP-Server-Stil zugreifen.

Barometer des Ohicomm Passion
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Was man vergeblich im App-Drawer suchen wird: allerlei Google-Apps. Bis auf den Play Store wird man weder eine Google Suche, noch Google Maps oder Gmail finden. Auch YouTube, Chrome oder Hangouts sind nicht vorinstalliert. Seltsam hierbei ist, dass Hersteller seitens Google dazu verpflichtet wurden, diverse Google-Apps auf dem Homescreen zu platzieren und deinstallierbar zu machen. Wer sich als Hersteller nicht an diese Richtlinien hält, bekommt im Normalfall keine Google-Zertifizierung – und darf somit auch den Play Store auf dem Smartphone nicht installieren. Es ist also davon auszugehen, dass das Phicomm Passion im Laufe der Zeit ein Update bekommen wird, das die Google-Apps auf den Homescreen bringt.

Phicomm Passion: Screenshots von Benutzeroberfläche und Android 4.4.4

Während die fehlenden Google-Apps weniger ein Ärgernis sein dürften, wird man beim Dateitransfer mit dem Computer vor eine Herausforderung gestellt. Per Drag & Drop lassen sich nur Fotos verschieben. Zwar gibt es – nach dem Verbinden mit dem Computer – in den Einstellungen die Möglichkeit, das Smartphone als Mediengerät auszuwählen, was die Übertragung von Medieninhalten erlauben sollte, allerdings erkennt der Rechner bei dieser Option das Phicomm Passion nur als CD-Laufwerk. Möchte man also Musik auf das Handy spielen, um es auch als MP3-Player nutzen zu können, muss man einen Umweg in Kauf nehmen und über die App „WLAN-Speicher“ Musik aufs Smartphone ziehen. Dazu öffnet man den Explorer des Computers und gibt in die Adresszeile die ftp-Adresse ein, die in der App angezeigt wird. Wenn man in der Anwendung auf dem Handy die entsprechenden Ordner freigegeben hat, kann man auf diese nun auch über den Computer zugreifen und Dateien kopieren und verschieben.

Phicomm Passion als FTP-Server
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Hat man es geschafft, seine Lieblingslieder auf das Passion zu bekommen, lassen sie sich über den sehr minimalistisch gehaltenen Musikplayer abspielen. Neben der Wiedergabe von Musik und dem Sortieren nach Titel, Interpreten, Alben und Ordnern hat man in den Einstellungen die Möglichkeit, den Schlafmodus einzuschalten, der die Musik nach bis zu 120 Minuten abschaltet. Ein Equalizer fehlt allerdings.

Musik-App des Phicomm Passion
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Spielt man Musik über den auf der Rückseite untergebrachten Lautsprecher ab, wird man zwar erkennen, um welches Lied es sich handelt; ein Genuss für die Ohren ist es aber eher nicht. Fehlende Tiefen und kaum Dynamik sorgen dafür, dass man den laufenden Song direkt wieder stoppt. Über hochwertige Kopfhörer ist der Sound sehr gut. Auch als Teil der heimischen HiFi-Anlage kann das Passion überzeugen.

Vor allem die Soundqualität über den Lautsprecher, der fehlende Equalizer sowie die wenig personalisierbare Benutzeroberfläche sorgen für Punktabzug. Auch der Umweg für den Transfer von Dateien ist ärgerlich. Positiv hingegen ist, das Phicomm weder auf eine Benachrichtigungs-LED noch auf ein FM-Radio verzichtet.

Wertung 3,5/5

Akku

Der Akku des Phicomm Passion besitzt eine Kapazität von 2.300 mAh. Im standardisierten Test musste sich der Energiespeicher bei dauerhaft aktiviertem Bluetooth, WLAN und GPS sowie E-Mail-Push bei automatischer Helligkeitsregelung einem 30-minütigen Gespräch, 30 Minuten Musikhören per Webstream sowie 30 Minuten Spielen und einer 30-minütigen Video-Wiedergabe über YouTube stellen. Hinzu kam die Aufnahme mehrerer Fotos und Videos, das Surfen auf verschiedenen Webseiten und ein Benchmarktest.

Am Ende dieses anspruchsvollen 8-stündigen Arbeitstages blieben dem Phicomm Passion noch schlappe 37 Prozent. In einer 16-stündigen Standby-Phase verlor der Akku hingegen lediglich 6 Prozentpunkte. Nach einem 24-Stunden-Tag blieben somit nur 31 Prozent übrig. Im weiteren Testverlauf und bei mehreren laufenden Prozessen machte es den Anschein, als würde auch die Laufzeit im Standby-Modus einbrechen und der Akku deutlich mehr verbrauchen.

Akkulaufzeit Phicomm Passion
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Das Display ist im Vergleich zu anderen Modellen nicht gerade das hellste. Auch die automatische Helligkeitsregelung dimmt den Bildschirm derart weit ab, dass man oft Schwierigkeiten hat, Inhalte zu erkennen. Dennoch saugt das Display am Akku wie ein 10-jähriger an einem heißen Sommertag am Strohhalm, der in einem kalten Milchshake steckt.

Die schlechte Akkulaufzeit und der nicht wechselbare Akku sorgen für Punktabzug. Für ersteres sind vor allem das Display und der Prozessor verantwortlich. Vielleicht wäre hier weniger mehr gewesen.

Wertung 3/5

Fazit

Der erste Eindruck des Phicomm Passion war sehr gut. Das Smartphone wirkt – trotz Kunststoff-Verkleidung – edel und seriös. Auch das Full-HD-Display bringt eine hohe Schärfe mit sich. Allerdings ist dieses dabei gleichzeitig zu dunkel. Ominös dabei ist, dass der Bildschirm dennoch den Akku leersaugt.

Vom Octa-Core-64-Bit-Prozessor in Verbindung mit 2 GB RAM erhofft man sich mehr. Die Leistung ist nicht gerade berauschend. Positiv hingegen ist, dass der interne Speicher sehr groß ist und auch noch per Micro-SD-Karte erweitert werden kann.

Der Lautsprecher ist zwar kein Totalausfall, klingt aber als würde man in eine leere Konservendose singen. Auch der Umstand beim Verbinden mit einem Computer ist nervig. Dafür kann das Passion mit seiner guten Kamera punkten. Die Akkulaufzeit hingegen lässt zu wünschen übrig.

Preis/Leistung

Fast 300 Euro muss man für das Phicomm Passion berappen. Dafür bekommt man laut Datenblatt ein sehr gut ausgestattetes Smartphone. In der Praxis zeigen aber Modelle mit schwächerer Hardware zu einem geringeren Preis, dass sie mehr können – und das auch noch schneller.

Testsiegel Phicomm Passion

Pro

  • Edles und seriöses Gehäuse
  • Dual-SIM-fähig
  • Gute Kameras

Contra

  • Schlechte Akkulaufzeit
  • Verbindungsprobleme mit dem Computer
  • Schlechter Lautsprecher

Alternativen

Eine Alternative zum Phicomm Passion stellt das ebenfalls gut verarbeitete Samsung Galaxy A5 dar. Die Ausstattung ist in nahezu jeder Hinsicht mit der des Passion vergleichbar. Auch der Preis ist identisch.

Auch das Honor 6, das aktuell 300 Euro kostet, könnte in Frage kommen, wenn einem die Contras des Passion zu sehr überwiegen. Das Huawei-Smartphone ist mit 3 GB RAM ein wenig besser ausgestattet und hat ebenfalls einen hochwertigen Look.

Wer auf die Dual-SIM-Funktionen des Passion nicht verzichten kann, der kann sich auch einmal das Wiko Ridge 4G anschauen, das im Test der Redaktion besser abgeschnitten hat und das auch noch rund 80 Euro günstiger ist als das Passion.

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