Zu Besuch bei e.Go Mobile: So hilft 5G beim Autobau

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Während die Frequenzen für die 5G-Netze der Zukunft erst kürzlich durch die Bundesnetzagentur versteigert wurden, arbeiten die Mobilfunk-Netzbetreiber schon daran, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Wie so etwas aussehen kann, konnte inside handy am Mittwoch in Aachen erleben. Beim Automobilhersteller e.Go Mobile. Dort wurde die moderne Fabrik der Zukunft gezeigt - in der Vieles einfacher und vor allem effizienter abläuft, als man es bisher kennt.
Hannes Ametsreiter vor e.Go Life
Bildquelle: Vodafone

Es ist warm an diesem Mittwoch in Aachen. Die Sonne strahlt bei Temperaturen um die 30 Grad mit allen Beteiligten um die Wette, als am Stammsitz von e.Go der Startschuss für die mobile Datenvernetzung in der Produktion gegeben wird.

5G in der Fabrik – Ein Meilenstein

Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter hat es ebenso in die Studentenstadt an der deutsch-holländischen Grenze verschlagen wie Nordrhein-Westfalens Wirtschafts- und Digitalminister Andreas Pinkwart (FDP). „Hier wird heute Technologie- und Innovationsgeschichte geschrieben“, ist der Politiker vollen Lobes und unterstreicht die Wichtigkeit des Zusammenwirkens der beteiligten Unternehmen.

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Doch was genau ist überhaupt passiert? Wenn man so will, bezieht der technische Fortschritt ab sofort auch den neuen Mobilfunk-Standard 5G mit ein – ganz offiziell. Dafür schickt Vodafone gemeinsam mit Netztechnik-Partner Ericsson im Werk von e.Go Mobile die Fabrik der Zukunft an den Start. Möglich ist das durch den Einsatz von kleinen 5G-Antennen. Sie sorgen nicht nur für die Digitalisierung vor Ort, sondern stellen auch den gesamten Fertigungsprozess deutlich effizienter auf.

5G-Antennen sorgen für moderne Auto-Fertigung

In den Fertigungshallen des Werks 1 von e.Go sorgen in Zukunft insgesamt 36 kleine 5G-Antennen auf 8.500 Quadratmetern für die Einbindung von Mobilfunk der fünften Generation in die laufende Produktion der Elektroautos. Die Antennen sind direkt mit kleinen Echtzeit-Rechenzentren verbunden. Das macht Datenanalysen in Windeseile möglich.

Denn über die 5G-Infrastruktur ist es möglich, ein 5G-Campus-Netz mit Bandbreiten im Gigabit-Bereich und niedrigen Latenzzeiten von wenigen Millisekunden zu nutzen. Gleichzeitig tauschen vernetzte Transportfahrzeuge, Maschinen und Werkzeuge laufend Informationen miteinander aus – über den aktuellen Standort, zum momentanen Batteriestand oder zur geplanten Fahrtroute. Und all das dank 5G quasi in Echtzeit.

Im Fall von e.Go sorgt das zum Beispiel dafür, dass bei der Fertigung der E-Autos digitale Fahrzeugakten zum Einsatz kommen. Per Mobilfunk ist der Hersteller zum Beispiel in der Lage, Daten zu erfassen, für die bisher manuelle Prozesse notwendig waren. Das fängt schon bei der Erfassung von Materialien im Wareneingang an. Über eine RFID-Schnittstelle erfolgt direkt nach der Anlieferung automatisch und berührungslos eine Identifizierung. Und per Mobilfunk verbucht das System den gesamten Wareneingang im Online-System – schnell und lückenlos.

Mit der gleichen Technologie erkennt das 5G-Netzwerk die zu fertigenden Fahrzeuge schon zum Produktionsstart. Entsprechend der Kundenwünsche beginnt nach der Identifizierung des Fahrzeugs der Montageprozess.

Vernetzte Automobilproduktion

Wenn der Schlagschrauber per Mobilfunk funkt

Doch das ist längst nicht alles. 5G lässt in der Fabrik der Zukunft zum Beispiel auch zu, dass elektrische Schrauber – intelligent vernetzt – direkt melden, welche Schraube wo und mit welchem Drehmoment im Auto verbaut wurde. Und sollte es einmal zu einer Fehlfunktion beim Drehmomentschrauber kommen, wird auch das automatisch gemeldet und anschließend behoben.

Für den Betrieb des 5G-Netzes in der Fabrik reserviert Vodafone übrigens einen kleinen Teil des verfügbaren Frequenzspektrums. Es ist nur von e.Go per Network Slicing in einem autarken Netz nutzbar. Überhaupt haben nur die Mitarbeiter von e.Go Zugriff auf das 5G-Campus-Netz. Es handelt sich demnach auch nicht um ein Shared Medium, auf das die Allgemeinheit Zugriff hat.

Auf Fließband-Arbeit wird bei e.Go übrigens komplett verzichtet. Stattdessen werden die Chassis des e.Go Life im modernen Werk der Zukunft auf vernetzten Mini-Transportern (Automated Guided Vehicles) zusammengebaut und damit von Fertigungs-Station zu Fertigungs-Schritt gefahren. Ausgestattet mit Sensoren erfassen die Transport-Roboter eigenständig sämtliche Umgebungsinformationen.

Weil die erfassten Daten direkt in den in der Produktionshalle installierten Rechenzentren ausgewertet werden, gelangen sie per Mobilfunk in Echtzeit zurück zum Fahrzeug. Und das kann entsprechend auf etwaige Verzögerungen sofort reagieren. Um den Weitertransport des Chassis zur nächsten Station zum Bespiel zu verzögern

Vodafone-Chef hofft auf Mut der Industrie

Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter ließ am Mittwoch in Aachen keinen Zweifel daran, dass man mit dem 5G-Campus bei e.Go ein klares Signal für die Zukunft setzen wolle. Er ermutigte andere Firmen, ähnlich mutig zu agieren wie es der nordrhein-westfälische Elektroautobauer tue. „Umstellungen sind natürlich immer schwierig. Das fängt schon im Kopf an. Ich denke aber, dass für viele Unternehmen ein Neustart von Vorteil sein kann. 5G und die Digitalisierung schaffen die Möglichkeit, sich gerade in einem industriellen Unternehmen komplett neu aufzustellen.“

NRW-Wirtschaftsminister Pinkwarth hob den Pioniergeist von e.Go, Ericsson und Vodafone hervor. 5G und das Internet der Dinge schaffen in seinen Augen „die Voraussetzung für moderne Produktionsprozesse.“ Man müsse 5G durch Anwendungen erlebbar machen, „um auf dem Weg zu smarter Mobilität, Industrie 4.0 und innovativen Prozessen deutlich voranzukommen.“ Die e.Go Smart Factory bezeichnete er als „Leuchtturm und Vorbild für die Industrie in ganz Deutschland.“

Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart

Für Günther Schuh, Chef und Gründer von e.Go Mobile, ist die informationstechnische Vollvernetzung ein echter Meilenstein. „Die Konnektivität verknüpft die physische mit der digitalen Welt. Das 5G-Netz von Vodafone ermöglicht es uns, dass diese Abläufe in Zukunft noch schneller und sicherer in Echtzeit umgesetzt werden können. Zu jedem Zeitpunkt ist der Zugriff auf relevante Informationen gewährleistet und erlaubt sofortiges Eingreifen.“

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