5G-Auktion beendet: 1&1 Drillisch wird vierter deutscher Mobilfunk-Netzbetreiber

6 Minuten
Es ist geschafft! Nach sage und schreibe 497 Bieterrunden ist die 5G-Frequenzauktion am Mittwoch zu Ende gegangen. Das teilte die Bundesnetzagentur am Abend mit. Für die insgesamt 420 Megahertz an 5G-Spektrum aus den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz zahlen die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica Deutschland und 1&1 Drillisch 6,55 Milliarden Euro.
Mobilfunk-Standards 3G, 4G, 5G auf einem Tacho
Bildquelle: Iaremenko Sergii/Shutterstock.com

Das meiste Geld nimmt davon die Deutsche Telekom in die Hand. Sie zahlt insgesamt 2,17 Milliarden Euro für 2 x 40 MHz im Bereich 2 GHz. Zudem zahlt sie 1,32 Milliarden Euro für 90 MHz im Bereich 3,6 GHz. Vodafone lässt sich die neuen 5G-Frequenzen 1,88 Milliarden Euro kosten. Davon entfallen 807 Millionen Euro auf 2 x 40 MHz im Bereich 2 Megahertz. Und weitere 1,07 Milliarden Euro auf 90 Megahertz im Bereich 3,6 GHz.

1&1 betreibt künftig ein eigenes Mobilfunknetz

Telefónica Deutschland muss am Ende 1,42 Milliarden Euro an den deutschen Staat zahlen. Dafür gibt es 2 x 20 MHz im Bereich um 2 GHz (für 381 Millionen Euro) und 70 MHz im 3,6-GHz-Bereich (für 1,04 Milliarden Euro). Und mit 1&1 Drillisch hat sich auch der Neueinsteiger am Ende wichtiges Frequenzspektrum sichern können – für insgesamt 1,07 Milliarden Euro. Dabei entfallen 335 Millionen Euro auf 2 x 20 MHz im Bereich 2 GHz. Außerdem 735 Millionen Euro auf 50 MHz im 3,6-GHz-Bereich.

Damit steht fest: 1&1 Drillisch wird in Zukunft als vierter Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland mit einem eigenen 5G-Netz agieren. In Gegenden, in denen noch kein eigenes Netz zur Verfügung steht, möchte 1&1 Drillisch ein National-Roaming-Abkommen mit Telefónica Deutschland nutzen.

Zuletzt hatten die vier zu der Auktion zugelassenen Unternehmen erbittert um 10 Megahertz im 3,6-GHz-Band gestritten. Am Ende hat 1&1 auf diese 10 Megahertz verzichtet und nur fünf statt sechs Frequenzblöcke ersteigert. Das könnte vor allem langfristig mit höheren Kosten beim Netzaufbau und Netzbetrieb verbunden sein.

Wofür wird das 5G-Geld ausgegeben?

Die Erlöse aus der 5G-Auktion fließen in das Sondervermögen „Digitale Infrastrktur“ (Digitalinfrastrukturfonds) und sollen damit für eine öffentliche Förderung von Glasfaseranschlüssen und für Investitionen in die digitale Infrastruktur von Schulen eingesetzt werden.

So geht es mit 5G in Deutschland jetzt weiter

Das ersteigerte Spektrum hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2040. Die Bundesnetzagentur wird die formale Zuteilung des Spektrums an die vier Unternehmen im Bereich von 2,1 GHz abhängig vom ersteigerten Block mit Wirkung zum 1. Januar 2021 beziehungsweise 1. Januar 2026 vornehmen. Das 3,6 GHz Spektrum steht schrittweise in den nächsten Jahren und vollständig ab 2022 zur Verfügung.

Telefónica Deutschland will das erworbene Spektrum aufgrund seiner physikalischen Ausbreitungseigenschaften in einem ersten Schritt insbesondere für die 5G-Versorgung von Ballungsräumen und Industriestandorten mit hohen Datenraten und geringen Latenzzeiten nutzen. Die anderen Anbieter dürften ganz ähnlich vorgehen.

Zudem meldete Telefónica Interesse an bereits genutztem Frequenzspektrum unterhalb von 1 GHz an, um einen schnellen und räumlich weitreichenderen Breitbandausbau vorantreiben zu können. Das notwendige Spektrum werde aktuell zum Teil von den Netzbetreibern noch für GSM- (2G) und LTE-Anwendungen (4G) genutzt. Regulär ist es erst ab Anfang 2026 (800 MHz Spektrum) beziehungsweise 2034 (700 & 900 MHz Spektrum) verfügbar. Eine Verlängerung des auslaufenden Frequenzspektrums sei wichtig, um dadurch eine schnellere Verbreitung von mobilem Breitband in der Fläche zu fördern.

Präsident der Bundesnetzagentur nimmt Bieter in die Pflicht

„Das Ende der Auktion ist zugleich der Startschuss für 5G in Deutschland„, sagte am Mittwoch der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. „Ich freue mich, dass vier Unternehmen Frequenzen ersteigert haben und beim 5G-Netzausbau in Wettbewerb treten. Die Frequenzen sollen nicht nur für den neuen Mobilfunkstandard 5G, sondern auch für eine bessere Mobilfunkabdeckung in Deutschland eingesetzt werden.“

Für Homann liegt es nun in der Hand der Unternehmen, die Frequenzen zügig zu nutzen und die damit verknüpften Versorgungsauflagen zu erfüllen.

Reaktionen der Netzbetreiber

Die Deutsche Telekom teilte in einer ersten Reaktion mit, jenes Spektrum erhalten zu haben, das man sich zum Ziel genommen habe. „Trotzdem hinterlässt die Auktion einen bitteren Nachgeschmack“, sagte Telekom-Vorstand Dirk Wössner am Abend. „Auch diesmal ist das Spektrum in Deutschland viel teurer als in anderen Ländern. Das Geld für die Auktion fehlt den Netzbetreibern in Deutschland. Mit dem Auktionserlös hätte man circa 50.000 neue Mobilfunk-Standorte bauen und viele weiße Flecken schließen können.“

Auch von Vodafone war zu vernehmen, das Auktionsziel erreicht zu haben. Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland, gibt zu Protokoll: „Wir haben die Frequenz-Ausstattung bekommen, auf die wir abgezielt haben.“ Weil viel Geld ausgegeben wurde, sei es nun wichtig, „dass Politik und Branche gemeinsam ein Reinvestitions-Programm erarbeiten, mit dem die Erlöse direkt in den Mobilfunkausbau fließen.“

Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas sagt: „Wir haben in der Auktion ein gutes Ergebnis erzielt und ein werthaltiges Frequenzpaket erworben, das unser bestehendes Spektrum ideal ergänzt.“ Zudem kritisierte Telefónica-Managerin Valentina Daiber noch einmal den gesamten Ablauf der Auktion: „Der Verlauf der Auktion hat gezeigt, dass das Design sowie die nicht ausreichende Menge an zur Verfügung gestellten Frequenzen die Kosten in die Höhe getrieben haben.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt
Dieser externe Inhalt von Twitter ergänzt den Artikel. Du hast die Wahl, ob du diesen Inhalt laden möchtest.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass externer Inhalt geladen wird. Personenbezogene Daten werden womöglich an Drittplattformen übermittelt. Nähere Informationen enthält die Datenschutzerklärung.

Für 1&1 Drillisch bedeutet der Erwerb der Mobilfunkfrequenzen „den Grundstein für eine erfolgreiche und dauerhafte Positionierung der 1&1 Drillisch Gruppe als vierter Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland“. Das teilte der Vorstand des Unternehmens am Abend in einer Mitteilung mit. Ziel sei es nun, ein leistungsfähiges Mobilfunknetz in Deutschland aufzubauen. „Als vierter Netzbetreiber werden wir einen Beitrag leisten, Deutschland zum Leitmarkt für 5G zu machen und neue Geschäftsfelder für unser Unternehmen erschließen“, sagte Unternehmenschef Ralph Dommermuth.

BREKO fordert ein Umdenken der Bundesregierung

Der Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO), Stephan Albers, fordert das durch die Auktion eingenommene Geld schnellstmöglich und effizient in eine zukunftssichere digitale Basisinfrastruktur zu investieren. „Wir brauchen eine Gesamtstrategie für den Glasfaserausbau, um größtmögliche Synergien zwischen Festnetz- und Mobilfunkausbau zu ermöglichen. Nicht zielführend wäre eine losgelöste `reine`Mobilfunkstrategie, wie sie die Bundesregierung gerade vorbereitet.“

Der Branchenverband VATM teilte am Donnerstag in Person von Präsident Martin Witt mit: „Marktteilnehmer und Politik müssen nun sehr schnell und gemeinsam über einen deutlich optimierten Ausbau von Glasfaser– und Mobilfunknetzen sprechen. Wir brauchen eine integrierte Lösung, denn Glasfaserausbau und Mobilfunknetze dürfen nicht länger isoliert betrachtet werden.“

Auktions-Beobachter Stephan Knapek von der Beratungsgesellschaft TWS Partners sagte zu inside handy: „Obwohl das Auktionsdesign eine Art Kommunikation der Bieter untereinander mittels der Gebote ermöglicht, was die Bieter auch intensiv genutzt haben, waren sie nicht in der Lage sich frühzeitig zu einigen.“ Und weiter: „Zwar hat die Bundesnetzagentur den handwerklichen Fehler gemacht, das Mindestinkrement zu früh zu reduzieren, kann aber für sich die hohen Erlöse und insbesondere den Erfolg des zukünftigen 4. Netzbetreibers verbuchen.“

Knapek regt für die Zukunft an, am nicht optimalen Auktionsdesign zu arbeiten. Es führte in seinen Augen nicht nur zu der langen Auktionsdauer, sonder ließ zudem auch eine unnötige Kommunikation der Bieter untereinander zu. „Relativ einfache Änderungen am Vergabeverfahren könnten hier Abhilfe schaffen“, meint der Berater.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein