HD Voice: So telefonierst du in bester Sprachqualität mit dem Handy

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Knarzende Telefonie wie aus der Steinzeit - das muss schon lange nicht mehr sein - auch und erst recht nicht per Handy. Du kannst mit deinem Smartphone nahezu in realer Tonqualität telefonieren. Das geht per WhatsApp & Co, aber auch über einen normalen Anruf. HD Voice machts möglich.
Telefonierende Frau
Bildquelle: T-Mobile

Bei HD-Telefonie, auch bekannt unter dem Namen HD Voice, handelt es sich um einen Sprach-Standard, durch den klassische Handy-Gespräche mit einer deutlich höheren Sprachqualität möglich sind. Die Stimmen beider Gesprächsteilnehmer sind klarer und natürlicher zu vernehmen, was die Verständlichkeit untereinander verbessert. Praktisch ist auch, dass störende Hintergrundgeräusche unter Zuhilfenahme eines speziellen Komprimierungsverfahrens automatisch ausgeblendet werden.

HD Voice aus technischer Sicht

HD-Telefonie wird im Frequenzbereich zwischen 50 und 7.000 Hertz realisiert, klassische Telefon-Verbindungen ohne hochauflösende Audio-Übertragung im Bereich zwischen 300 und 3.400 Hertz. Berücksichtigt man in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die menschliche Sprache im Bereich zwischen 50 und 12.000 Hertz stattfindet, wird allein an diesen Zahlen deutlich, dass das Klangbild mit HD Voice natürlicher klingen muss.

Technisch wird bei HD-Verbindungen im Mobilfunk der Audio-Codec AMR-WB verwendet und die High-Definition-Audio-Verbindung in der Regel über die Mobilfunknetze der drei deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber realisiert. Grundsätzlich wird die Stimme bei HD-Telefongesprächen zunächst aufgenommen, in einem nächsten Schritt digitalisiert und dann komprimiert, aber qualitativ aufgewertet zum Gesprächspartner übertragen.

Gute Sprachqualität kostet nichts extra

HD-Telefonie ist in den Mobilfunknetzen von O2, Vodafone und der Deutschen Telekom kostenlos aktiviert. Und doch muss eine Voraussetzung erfüllt sein, um den Sprachstandard überhaupt nutzen zu können. So muss natürlich dein Handy die High-Definition-Sprachverbindungen unterstützen. Da aber Apple ab dem iPhone 5 und Samsung ab dem Galaxy S3 diesen Standard verwendet, dürften die meisten HD Voice nutzen können. Anders ausgedrückt: Nur wer mit einem noch sehr alten Smartphone-Modell telefoniert, kann HD Voice nicht nutzen. Das sind dann oft auch jene Telefonie, die kein LTE unterstützen und ohnehin mal ausgetauscht werden sollen.

Mit LTE solltest du auch überprüfen, ob dein Smartphone Voice over LTE (VoLTE) unterstützt und ab es im Handy aktiviert ist. Hier die Gesprächsqualität ebenfalls besser als bei einer klassischen GSM-Verbindung. Auch der Aufbau einer Verbindung ist schneller. Grundsätzlich ist aber HD Voice auch im GSM-Netz möglich, sofern das Handy es unterstützt.

HD Voice Plus: Bessere Tonqualität dank LTE

Mittlerweile haben die alle drei Netzbetreiber eine aufgebohrte Version von HD Voice vorgestellt und in Betrieb genommen. HD Voice Plus soll dieselben Vorteile wie der schon bekannte Sprach-Standard bieten. Darüber hinaus wurden aber noch Verbesserungen an der allgemeinen Qualität des Dienstes vorgenommen. Die Netzbetreiber betonen, dass die Technologie ausschließlich im LTE-Netz nutzbar ist und dank sogenanntem Enhanced Voice Services (EVS) Codec für einen höheren Frequenzbereich von bis zu 20.000 Hertz sorgt. Bisher waren nur bis zu 7.000 Hertz möglich. HD Voice Plus gibt es seit Mai 2017 im Netz der Telekom. Bei Vodafone Deutschland heißt die Technologie Crystal Clear und ist seit Mai 2016 in Betrieb. Telefónica spricht direkt vom EVS-Standard.

HD Voice Plus soll dabei die Sprachqualität noch einmal verbessern und wesentlich robuster gegenüber Übertragungsfehlern und Signalschwankungen sein. Insgesamt verspricht die Technologie ein natürlicheres Klangerlebnis. Anbieter-übergreifende Gespräche sollen ebenfalls möglich sein.

VoLTE: Netzbetreiber machen gemeinsame Sache

Hochqualitative Telefongespräche im Mobilfunknetz hatten lange Zeit einen Haken: Die Netzbetreiber konnten VoLTE lediglich nur innerhalb des eigenen Netzes anbieten. Das Problem liegt auf der Hand: Ruft man einen Gesprächspartner an, orientiert man sich ja nicht an dessen Netzbetreiber. Dieser Problematik arbeiten die Netzbetreiber mittlerweile entgegen und führen Schnittstellen ein, durch die VoLTE-Gespräche netzübergreifend möglich sind.

HD Voice funktioniert auch im Festnetz – aber längst nicht zwischen allen Anbietern

Übrigens: Auch im Festnetz der Deutschen Telekom ist HD Voice kostenlos nutzbar. Dafür müssen beide Gesprächsteilnehmer einen IP-basierten Anschluss der Telekom und HD-Voice-fähige Endgeräte nutzen, die den Codec-Standard G.722 unterstützen.  Dies ist nun auch bei Telefónica der Fall: Gespräche zwischen Nutzern aus dem LTE-Netz und dem IP-Festnetz werden ebenfalls per HD Voice unterstützt. Zum Teil sind auch netzübergreifende Gespräche in HD-Qualität möglich, zum Beispiel zwischen Telekom und Vodafone Kabel. Grundsätzlich müssen für netzübergreifende Verbindungen aber die Netze miteinander zusammengeschaltet werden.

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