Samsung Galaxy A6+ im Test: Ein laues Flaggschiff-Lüftchen

17 Minuten

Samsung Galaxy A6+
Bildquelle: Michael Stupp / inside handy

Das Galaxy A6+ erinnert tatsächlich ein wenig an das Flaggschiff Galaxy S9+. Samsung spendiert dem Mittelklasse-Smartphone eine Dual-Kamera, Die Assistenzsoftware Bixby ist integriert und Nutzer können das Gerät per Gesicht entsperren.

All das dürfte beim Galaxy A6+ allerdings auf niedrigerem Niveau stattfinden. Wo die Abstriche deutlich werden, verrät der Testbericht.

Eine erste Einschätzung vorab erlaubt das Datenblatt des Samsung Galaxy A6+: Insbesondere bei der verbauten Hardware, angeführt vom Prozessor, zeigt sich, dass das Galaxy A6+ entgegen der ursprünglichen Erwartung nicht zwingend die „bessere Mittelklasse“ widerspiegelt. Wie so oft gilt auch hier: Grau ist alle Theorie, entscheidend ist auf dem Platz beziehungsweise in der Praxis.

Samsung Galaxy A6+ (2018)
Samsung Galaxy A6+ 2018
Bildquelle: Samsung
Display 6 Zoll, 1080 × 2220 Pixel
Betriebssystem-Version Android 8 Oreo
Prozessor Snapdragon 450
Octa-Core / 8 x 1,8 GHz
RAM 3 GB
interner Speicher 32 GB
MicroSD ja (256 GB)
Kamera vorne/hinten 24 MP / 16 + 5 MP
Fingerabdruckscanner ja
Akku 3500 mAh
induktives Laden nein
USB-Port USB 2.0 Typ-B
IP-Zertifizierung Kein Schutz
Abmessungen (mm) 160,2 × 75,7 × 7,9
Farben Schwarz, Gold, Lavendel
Einführungspreis 369 €
Marktpreis 260€

Design und Verarbeitung

Die Gestaltung des Galaxy A6+ erinnert an ein Puzzle aus der J-Serie und den aktuellen Galaxy-S9-Flaggschiffen. Nun könnte man die Logik herbeiziehen, dass die A-Klasse von Samsung ja auch zwischen diesen Serien liege.

Dennoch wirkt die Komposition tatsächlich etwas unpassend. Die eigenwillig angeordneten Antennenlinien – bekannt beispielsweise aus dem Galaxy J5 (2017) – liefern sich einen Kampf um die Dominanz der Rückseite mit dem vom Galaxy S9+ bekannten Dual-Kamera-Setup.

Eigenwillig ist zudem die Position des Lautsprechers. Dieser liegt nicht wie üblich oben oder unten am Rand, sondern seitlich darin. Es kann passieren, dass die Öffnung beim Hören oder Telefonieren via Lautsprecher von den Händen ungewollt bedeckt wird. Der nächste Kritikpunkt liegt in dem Rückschritt, den Samsung beim USB-Anschluss macht: Waren die beiden A-Smartphones 2017 noch die ersten Samsung-Vertreter (die Marktreife erreichten), die mit USB Typ-C veröffentlicht wurden, gibt es beim Galaxy A6+ wie auch beim A6 „nur“ Micro-USB vom alten Schlag mit trapezförmigem Stecker zu bestaunen.

Aber das Galaxy A6+ kann in der Außenansicht auch gefallen, und zwar viel mehr: Samsung folgt bei der A6-Linie nämlich nicht dem marktübergreifenden Glas-Trend, sondern setzt mit einem Alu-Gehäuse Akzente. Dieses wird auch nicht nur als Platte hintendrauf gesetzt, sondern greift schön um und endet im Unibody-Stil auf der Displayseite. Die Verarbeitung der beiden äußeren Materialien ist nahezu perfekt. Falzen gibt es an der einzigen Stelle, wo sie entstehen könnten nicht. Auch die angesprochenen Antennenlinien sind optisch zwar störend, handwerklich aber fein eingearbeitet. Letzteres gilt auch für die Ein- und Ausgänge wie USB- und Klinkenstecker sowie die SIM- und Speicherkarten-Schubladen.

Die drei Tasten auf dem Rand – zwei für die Lautstärkeregelung und eine für Power und Display-Timeout – haben auch bei diesem überdurchschnittlich großen Handy eine angenehme und gut zu erreichende Position und auch der Tastenhub stimmt.

Ein Blick auf die Displayseite: Samsung bettet die 6-Zoll-Anzeige in ein rund 16 x 7,6 Zentimeter großes Rechteck mit abgerundeten Ecken. Die Randlosigkeit visiert Samsung dabei nicht an, denn sowohl unter und über dem Display als auch daneben sind kleine, aber deutlich sichtbare Ränder auszumachen. Oberhalb des Displays finden die üblichen Sensoren, die Ohrmuschel und die Frontkamera samt dediziertem Blitz Platz. Unten und an den Seiten sind keine Funktions-Elemente sichtbar.

Hands-On des Galaxy A6+

Einmal Hand angelegt, fällt auf der Stelle auf, dass das Galaxy A6+ ziemlich schwer ist:  Mit 191 Gramm wiegt das Handy fast so viel wie zwei Schokoladentafeln. Da es aber ungleich kleiner als die süße Versuchung im Doppelpack ist, erscheint das A6+ ziemlich heftig. Wer gerne „etwas mehr“ in der Hand hält, der darf getrost zum A6+ greifen.

Samsung Galaxy A6+ im Test: Hands-On

Voraussetzung für ein gutes Handling mit dem A6+ ist aber auch, dass der Nutzer entsprechend große Hände, eher Pranken, hat. In diesem Fall ist das Samsung-Smartphone aber ein guter und handlicher Begleiter. Vor allem dadurch, dass Rand und Rückseite keinen Materialwechsel aufweisen, schmiegt sich das Gerät in die Hände – direkt loslassen will man es nicht. Negativer Nebeneffekt: Auch das glattgeschliffene Aluminium neigt zu Fettflecken und Fingerabdrücken, die den Nutzer oft zum Microfasertuch greifen lassen. Makellos ist anders.

Dazu ist das Handy trotz guter und verschlossener Verarbeitung nicht in hohem Maße IP-zertifiziert und somit offiziell weder staub- noch wasserdicht. Auch das ist ein Rückschritt gegenüber der A-Serie 2017.

Beim Design des Galaxy A6+ mischt Samsung S- und J-Serie. Das Ergebnis wirkt halbgar und nicht so stimmig, wie man es von den Designern in Südkorea gewohnt ist. Bei der Verarbeitung setzt das Galaxy A6+ jedoch Maßstäbe.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Display

Beim Display unterscheiden sich Galaxy A6+ und A6 am deutlichsten. Das liegt nicht nur an der Anzeigengröße – hier stehen glatte 6 Zoll gegen 5,6 Zoll – sondern auch an den technischen Begebenheiten. Anders als der kleine Bruder löst das Super AMOLED-Panel nicht in erweiterter HD-, sondern in Full-HD+-Qualität auf. Der Operator am Ende bezieht sich nur auf die größere Länge bei gleichbleibender Breite zur Full-HD-Referenz. In Zahlen bringt das Galaxy A6+ 1.080 x 2.220 Pixel (bei Full HD wären es 1.080 x 1.920 Bildpunkte) auf das Parkett. Das Seitenverhältnis beträgt somit 18,5:9 und die Pixeldichte beträgt 411 ppi – ein überzeugender Wert in der Mittelklasse.

In der Praxis wirkt es so, als seien die Helligkeitsparameter etwas verschoben: So kann das Display des A6+ sehr sehr, dunkel sein – ein Umstand, der womöglich im Kino zum Tragen kommt, wenn im dunklen Saal noch schnell ein Blick auf das Handy geworfen wird – dann erschlägt es den Nutzer nämlich nicht mit gleißendem Licht. Allerdings fehlen auch die letzten Prozentpunkte nach oben. In sehr hellen Umgebungen kommt die AMOLED-Beleuchtung nämlich nicht gegen die äußeren Einflüsse an. Das Display ist schlicht ein My (µ) zu dunkel.

Displayeinstellungen des Samsung Galaxy A6+
Bildquelle: Michael Stupp / inside handy

Die Anpassungsfähigkeit der Helligkeitsautomatik arbeitet dafür – im benannten Spektrum – erfreulich flott. Auch die manuell einstellbaren Display-Eigenschaften sind zahlreich und kleinteilig. Einerseits unterstreicht das Samsungs Display-Expertise, mit der sich das Unternehmen gerne und zurecht brüstet. Andererseits sind solch vielfältige Modifizierungsmöglichkeiten gerade in der unteren Mittelklasse keineswegs üblich.

Das Display von Samsungs Galaxy A6+ zeigt wenige Schwächen und viele Stärken. Es scheint durch, dass Samsung sich in dieser Disziplin keine Blöße geben will und trotz der untergeordneten Güteklasse Flaggschiff-Technik an den Start bringt. Nur ein Stück heller dürfte es sein.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Der erste Blick auf das Datenblatt des neuen A-Klasse-Smartphones ließ Verwunderung zurück. Anstatt auf den erprobten Exynos-Prozessor in der Serie zu setzen, schickt Samsung beim Galaxy A6+ einen Snapdragon von Qualcomm in den Einsatz. Und damit nicht genug: Statt eines Chipsatzes der 600er-Reihe, setzt Samsung „nur“ einen Snapdragon 450 in sein „Mittelklasse-Flaggschiff“ ein. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass mit dem Galaxy A8 ein weiteres Gerät der oberen Mittelklasse doch nach Deutschland kommt.

Samsung Galaxy A6+ im Test: Benchmark-Tests

Zusammen mit den 3 GB, die ihm als Arbeitsspeicher zur Seite gestellt werden, zeigt das Galaxy A6+ ein Gesicht der bescheideneren Mittelklasse. Im Benchmark-Test von AnTuTu (Version 7.x) kann das Smartphone sogar nur knapp der Einsteiger-Sparte entsteigen. Nach dem Test stehen 69.754 Zähler auf der Habenseite des A6+, womit es sich in einer Gesellschaft mit dem HTC Desire 12+ und dem Motorola Moto G6 wiederfindet. Zwei Geräten, die auch preislich eigentlich eine Nummer tiefer als das Samsung-Handy anzusiedeln sind. Im Benchmark-Test deutlich besser als das Samsung-Smartphone schneiden beispielsweise das Huawei P smart, das Honor 9 Lite oder das Sony Xperia XA2 ab. Letzteres kommt immerhin auch mit einem Snapdragon-Prozessor der 600er-Serie.

Benchmark-Tests im Vergleich

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Testgerät Samsung Galaxy A6+ 69.754
 direkte Konkurrenten Huawei P Smart 87.360
Motorola Moto G6 70.031
HTC Desire 12+ 70.559
ehemalige Mittelklassemodelle Huawei Y6 2017 40.974 (AnTuTu 6.0)
Samsung Galaxy A5 (2017) 61.515 (AnTuTu 6.0)
Honor 6A 43.925 (AnTuTu 6.0)
 aktuelle Referenz (Android) HTC U12+ 270.006
Samsung Galaxy S9+ 249.185
LG G7 ThinQ 262.448

Ohne Zahlenspiel gibt sich das Samsung Galaxy A6+ weniger Blöße. Denn das System läuft weitgehend ruckelfrei. Selbst aufwendige Spiele wie „Asphalt 8: Airborne“ lassen sich mit Freude spielen – nach einiger Zeit wird das Alugehäuse hier aber merklich wärmer. Auch ansonsten macht das A6+ keine schlechte Figur. Im Vergleich mit anderen, teils mit mehr Arbeitsspeicher ausgestatteten Modellen, zeigt sich das Smartphone speichereffektiv. Auch bei mehreren parallel laufenden Apps, werden in der „Gerätewartung“ in der Regel mehr als 1 GB freier Arbeitsspeicher ausgewiesen.

Der Massenspeicher ist mit 32 GB ordentlich, aber nicht herausragend groß. Samsungs Benutzeroberfläche Experience 9.0 mitsamt Android 8.0 und den vorinstallierten Apps, besetzt außerdem schon beim ersten Einschalten knapp 10 GB Speicherplatz. Per Micro-SD-Karte kann der Speicherplatz um maximal 256 GB ergänzt werden.

Sensoren und Verbindungen

Wo schnuppert das Galaxy A6+ Flaggschiff-Luft? Es macht den Anschein, als würde Samsung das Galaxy A6+ mit ziemlich feiner Technik bespicken. Auf dem Datenblatt stimmt das auch. Vieles ist aber auch nur Fassade. Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite ist etwas langsam und benötigt ein paar Anläufe mehr als der Sensor im Flaggschiff. Die Gesichtserkennung funktioniert hingegen gut und lässt sich auch nicht mal eben mit einem Selfie austricksen. Allerdings funktioniert sie nur in gut ausgeleuchteten Umgebungen.

Enttäuschend ist der USB-Port. Dass Samsung im Jahr 2018 immer noch beziehungsweise wieder auf den ausgedienten Micro-USB-Port setzt, ist auch mit dem Nutzungsszenario alter Kabel nicht zu entschuldigen. Die Möglichkeit, drahtlos per Qi geladen zu werden, hat das A6+ ebenfalls nicht vom Flaggschiff geerbt.

Die Verbindungstabelle zeigt, welche klassischen Verbindungstypen und -Protokolle das Samsung Galaxy A6+ unterstützt – und welche nicht:

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s, Up-max: 50 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher (nicht ab Werk vorhanden)
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 4.2
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Dass es sich beim Galaxy A6+ eben nicht um ein Gerät der oberen Mittelklasse oder gar der Oberklasse handelt, wird spätestens hier klar: Die Extrem-Eigenschaften, wie Bluetooth 5.0 oder der WLAN-Typ ac fehlen. Immerhin findet sich das A6+ sowohl im 2,4-GHz- als auch im 5-GHz-WLAN zurecht. Bei den Ortungstechnologien fehlt das europäische Galileo – der Nutzer muss mit dem amerikanischen GPS, dem chinesischen Beidou (BDS) und dem russischen GLONASS Vorlieb nehmen. Die fehlende Galileo-Unterstützung hat das A6+ aber nicht exklusiv – nur eine Handvoll Smartphones glänzen hierdurch.

Beim Telefonieren zeigen sich weitere Schwächen des Galaxy A6+. Der Geräusche-Filter arbeitet unpräzise und auch die Soundqualität der Ohrmuschel lässt zu wünschen übrig. Auf der anderen Seite kann hier das Mikrofon überzeugen, das bei optimalen Bedingungen einen sauberen Klang aufnimmt und überträgt. In der Freisprecheinrichtung kommt der Lautsprecher schnell an seine Grenzen – Tipp: Das Handy zum Telefonieren lieber direkt am Ohr lassen.

Ein Lob gibt es aber noch: Das Galaxy A6+ erscheint als Duos-Variante. Samsung flunkert bei seiner Dual-SIM-Art nicht und bietet insgesamt drei Steckplätze an: Zwei für Nano-SIM-Karten und eine für Micro-SD-Speicherkarten. Man kann hier von „echtem“ Dual-SIM sprechen, wo andere Hersteller lediglich Hybrid-Lösungen anbieten, die entweder zwei SIM-Karten oder eine SIM- und eine Speicherkarte erlauben.

Das Galaxy A6+ ist nicht überragend ausgestattet, macht hier aber mehr draus, als erwartet. Nichtsdestotrotz wirft Samsung Potenzial über Bord. Vor allem die magere Prozessorleistung stellt die A-Serien-Bezeichnung infrage. Bei der Dual-SIM-Funktion punktet das Handy.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Kamera

Von außen sieht das Kamera-Bauteil aus, wie das im Galaxy S9+. Zwei Sensoren blicken durch zwei Objektive. Die Dual-Kamera ist wie folgt aufgebaut:

  • Erste Kamera: 16 Megapixel, f/1.7, Weitwinkel
  • Zweite Kamera: 5 Megapixel, f/1.9, Tele

Auf der Vorderseite knipst eine 24-Megapixel-Kamera mit einer Offenblende von f/1.9. Sowohl vorne als auch hinten gibt es einen eigenen LED-Blitz.

Die Dual-Kamera auf der Rückseite erscheint mit allerlei Schnickschnack: So gibt es einen Autofokus für die Weitwinkel-Kamera, verschiedene Messmodi sowie die Möglichkeit, HDR-Effekte zur Entfaltung zu bringen.

Was diese Ansammlung von Kamera-Daten zu leisten imstande ist, wird in der folgenden Galerie erläutert:

Samsung Galaxy A6+ im Test: Kamerabilder

Es zeigt sich, dass doppelt nicht auch doppelt so gut ist. Die Kamera zeigt vor allem in den Bereichen der Farben, des Fokus und der Belichtung Schwächen, die auch in der Mittelklasse, insbesondere bei Samsung, nicht üblich sind.

Kamera-App

Angesteuert wird die Kamera über die altbekannte Samsung-App. Die Nutzung ist weitgehend intuitiv, ein paar Dinge ergeben sich aus der Verwendung – so zum Beispiel das Verschieben des Auslösers zum Zoomen.

Von den Möglichkeiten bietet die Kamera-Software mehr, als von der unteren Mittelklasse zu erwarten ist. Der Pro-Modus ist beispielsweise ausgeprägt und kleinteilig. Für die „Generation Instagram“ fehlt es auch nicht an Stickern und Filtern, die über die Bilder gelegt werden können.

Samsung Galaxy A6+ im Test: Kamera-App

Für die Frontkamera ist außerdem eine Gestenerkennung und –steuerung integriert. Samsung stellt also ein buntes Potpourri zur Verfügung und zimmert eine schicke App zusammen. Die gute Software passt leider nicht zur mäßigen Hardware.

Anders als beim Display schafft es Samsung nicht, die Kamera-Fähigkeiten auch nur zum Teil in die Mittelklasse zu bringen. Der Doppel-Apparat im Galaxy A6+ ist nur für Schnappschüsse zu gebrauchen.

Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Samsung Experience 9.0 heißt die Benutzeroberfläche des Galaxy A6+ – bekannt ist sie aus de Galaxy S9 und S9+. Darin versieht der Hersteller Android 8.0 mit einem eigenen Anstrich. Das passiert einerseits durch die Optik der Menüs, andererseits durch die App-Auswahl. Klassische Bloatware ist auf dem Gerät nicht zu finden. Wohl aber die Apps aus Microsofts Office-Paket und einige Samsung-Apps. Außerdem Apps wie die von Facebook oder LinkedIn. Manko der vorinstallierten Apps – sie können lediglich deaktiviert werden und sind nicht ohne Weiteres deinstallierbar.

Einige der Samsung-Apps erscheinen aber zumindest sinnvoll: So gibt es die altbekannte App „Sicherer Ordner“, in der abgelegte Dateien vor unbefugten geschützt sind. Mit der App „SmartThings“ kann das Galaxy A6+ ins Zentrum einer Smart-Home-Umgebung gestellt werden. Das Diktiergerät beschränkt sich aber auf die reine Tonaufnahme und besitzt keine so gute Sprache-zu-Text-Funktion, wie es in den Flaggschiffen der Fall ist.

Samsung Galaxy A6+ im Test: Screenshots

Musik und Sound

Wer noch auf den klassischen Weg, Musik vom Speicher über einen Player abzuspielen vertraut, der wird auf dem Galaxy A6+ mittels Google Play Musik fündig. Ansonsten wird der Streamingdienst des Vertrauens heruntergeladen oder – noch klassischer –  das UKW-Radio bemüht. In der Flaggschiff-Szene längst ausrangiert, kommt das klassische Radio in der Mittelklasse immer noch zum Einsatz. Kopfhörer als Antenne rein, Frequenz auswählen und los geht’s.

Apropos Kopfhörer: Die beiliegenden In-Ear-Ohrstecker sehen zwar billig aus, sind aber gar nicht so schlecht. Zumindest sind die Hörer besser als der Lautsprecher am seitlichen Rand, der Basstöne vermissen lässt und zu schnell blechern klingt. Wirklichen Komfort bieten die mitgelieferten Kopfhörer allerdings auf Dauern nicht.

Audioeinstellungen des Samsung Galaxy A6+
Bildquelle: Michael Stupp / inside handy

Die Software trägt Samsungs Handschrift. Wer sich damit zufrieden gibt, wird hier wenig zu bemängeln haben. Die App-Auswahl ist sinnvoll – will man das Software-Paket aber umkrempeln, gerät man schnell an Samsungs Vormundschaft.

Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Akku

Mit 3.5000 mAh ist der Li-Ion-Akku des Samsung Galaxy A6+ angesichts der 6 Zoll großen Displaydiagonale nicht gerade üppig bemessen. Samsung glänzt aber mit Hardware-Harmonie und effizientem Management: Die Akkuleistung ist nämlich über jeden Zweifel erhaben. Unter hoher Last, zeigt das Energiepaket keine Atemnot und auch im Standby-Modus hält sich der Ladungsverlust trotz Always-On-Display in Grenzen.

Der Akkutest in der Chronik

Uhrzeit Aktivität Akku vorher Akku nachher
07:38 Beginn des Akkutests 100%
08:51 30 Minuten Audiostream (Spotify) 100% 98%
10:15 AnTuTu-Benchmark-Test 96% 94%
11:25 30 Minuten Spielen (Asphalt 8: Airborne) 92% 85%
13:12 30 minuten Telefonieren 84% 81%
14:10 Einige Fotos 81% 77%
15:01 30 Minuten Videostream 74% 72%
bis15:38 Upload der Testfotos und Screenshots 72% 70%
15:38 Ende Intensiv-Phase 70%
+1, 07:38 Ende Standby-Phase 70% 60%
12:13 30 Minuten Aufladen 40% 60%

Mit den Richtwerten 70 Prozent nach 8 und 60 Prozent nach 24 Stunden spielt das Galaxy A6+ weit vorne mit und darf getrost als Akku-Tipp bezeichnet werden.

Im Ladeverhalten macht das Galaxy-Smartphone trotz fehlender Schnellladetechnologie eine gute Figur, der Unterschied zu entsprechend technisierten Kollegen wird aber auch deutlich: Nach 30 Minuten am Netz ist die Akku-Anzeige von 40 auf 61 Prozent hochgeschnellt. Handys mit neuer Technologie und ähnlichem Akkuvolumen schaffen in einer halben Stunde deutlich mehr als 21 Prozent Zuwachs.

Der Akku hievt das Galaxy A6+ auf den letzten Metern nach oben. Dank gleichmäßigem und effizientem Energiemanagement klettert das Samsung-Smartphone in der Akku-Rangliste weit nach oben.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Akku-Vergleich

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
Samsung A6+ 3.500 70 60 30 10
Alternativen
LG Q6 3.000 61 54 39 7
Motorola Moto G6 3.000 53 47 47 6
Huawei P Smart 3.000 65 54 35 11
Huawei Mate 10 Lite 3.340 67 56 33 11
Nokia 7 Plus 3.800 66 53 34 13
Referenz
LG X power2 4.500 83 74 17 9

Fazit

Samsungs A-Serie glänzte vor allem im vergangenen Jahr durch Flaggschiff-Features in der Mittelklasse. 2018 wird dieses Ziel verfehlt. Das Galaxy A6+ ist zwar im Vergleich mit dem A6-Basismodell das bessere Handy, die Extravaganz der vergangenen Generation fehlt aber.

Das Display ist top, die Kamera floppt im Vergleich. Bei der Software gibt es wenig zu bemängeln aber auch nichts extra zu bejubeln. Am Ende verhilft dem Galaxy A6+ der überaus starke Akku dabei, dass die 4-Sterne-Messlatte zwar wackelt, aber nicht fällt.

Samsung Galaxy A6+ im Test: 4 von 5 Sternen

Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen (~77 Prozent)

Tops des Samsung Galaxy A6+

  • Gutes Display
  • Alu-Gehäuse
  • Starker Akku
  • Echtes Dual-SIM

Flops des Samsung Galaxy A6+

  • Schlechte Kamera
  • Keine IP-Zertifizierung
  • Lahmer Fingerabdrucksensor

Preis-Leistung

Stolze 369 Euro ruft Samsung für das Galaxy A6+ auf. Unter 400 Euro klingen erst einmal gut für ein Mittelklasse-Smartphone mit einem „Plus“ als Kennzeichen. Allerdings kann man ebendieses „Plus“ auch auf den Preis beziehen.

Das Samsung Galaxy A6+ liegt preislich nämlich auf einer Linie mit deutlich besser ausgestatteten Modellen wie dem Huawei P20 Lite oder dem Sony Xperia XA2. Ähnlich bestückte Modelle – zum Beispiel das Moto G6 von Motorola – kosten den berühmten „Hunni“ weniger.

Alternativen

Damit liegen die Alternativen zum Galaxy A6+ auf der Hand: Neben dem bunten Mix der Konkurrenzmodelle unter der 400- und 300-Euro-Marke, können es auch ein paar Geräte aus dem eigenen Haus mit dem Galaxy A6+ aufnehmen. Das Galaxy A5 (2017) muss den Vergleich nicht scheuen – trotz eines Jahres mehr auf dem Buckel, was in der Smartphone-Welt eine halbe Ewigkeit sein kann.

Die wohl bessere Alternative könnte das Galaxy A8 sein – wenn es denn ein Samsung-Gerät sein soll. Das nachgeschobene und wahre Mittelklasse-Flaggschiff der Koreaner merzt – zumindest auf dem Datenblatt – einige Schwächen des A6+ aus. Es kostet aber auch ein paar Scheine mehr.

Weitere Alternativen pflegt die Redaktion in den nach Preisstufen sortierten Artikeln:

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