Blackberry KEY2 im Test: Der Business-Instagram-Hipster

21 Minuten

Blackberry KEY2 Test Bild
Bildquelle: David Gillengerten / inside handy

Die Nische lebt: Während der gesamte Smartphone-Markt auf der Jagd nach größeren Display-Diagonalen und besseren Bildschirm-Gehäuse-Formaten ist, wehrt sich eine Sparte vehement. Die guten alten Tasten-Handys sind auch 2018, bekanntlich das Jahr der Notch, nicht ausgestorben. Im Gegenteil: Das kleine chinesisch-kanadische Dorf Blackberry Mobil von Handy-Hersteller TCL wehrt sich standhaft und erfreut sich aktuell wieder steigender Beliebtheit. Kein Wunder, sind Smartphones in den vergangenen Jahren doch ein Stück weit einheitlicher geworden. Das neue Blackberry KEY2 mit seiner mechanischen Tastatur bildet da eine willkommene Abwechslung.

Blackberry KEY2
 

Blackberry
Bildquelle: Blackberry
Display 4,5 Zoll ,1080×1620 Pixel
Betriebssystem-Version Android 8.1
Prozessor Qualcomm Snapdragon 660
RAM 6 GB
interner Speicher 64 GB
MicroSD ja (256 GB)
Kamera vorne/hinten 8 MP / 12 MP+ 12 MP
Fingerabdruckscanner ja
Akku 3500 mAh
induktives Laden nein
USB-Port USB 3.1 Typ-C
Abmessungen (mm) 151,4 mm x 71,8 mm x 8,5 mm
Farben Schwarz,Silber
Einführungspreis 649,00€
Aktueller Marktpreis 649,00€

Blackberry KEY2 – Unboxing

Schwarz ist das getestete Tasten-Smartphone. Schwarz ist auch die Verpackung, in der es anreist. Das KEY2 befindet sich in einem stabilen Karton-Schuber, der von einer weiteren Kartonschicht umhüllt wird. Dort sind das Gerät samt Namen sowie die wichtigsten technischen Daten auf der Rückseite abgebildet.

Nach dem Öffnen des Kartons kommt das Blackberry KEY2 zum Vorschein, eingebettet in eine Pappschale. Darunter sind in einem weiteren Behältnis aus Pappe die Schnellstart-Anleitung sowie das Werkzeug zum Öffnen des SIM-Karten-Slots zu finden. Darunter liegen dann das Ladekabel und der passende Netz-Stecker. Auch das mitgelieferte In-Ear-Headset sowie weitere Aufsätze sind am Boden des Kartons zu finden. Eine Schutzhülle oder ähnliche Goodies gibt es nicht.

Blackberry KEY2 Unboxing
Bildquelle: David Gillengerten / inside handy

Das steckt im Karton:

  • USB-3.0-Typ-C-Kabel
  • Netzadapter
  • In-Ear-Kopfhörer inklusive Anpassungen
  • Schnellstart-Anleitung
  • SIM-Karten-Werkzeug

Design und Verarbeitung

Willkommen im Jahr 2018: TCL hat das Blackberry KEY2 äußerlich modernisiert und auf den aktuellen Design-Stand gebracht. Im Fokus steht dabei erneut die ikonische Tastatur, die sich unter dem Bildschirm befindet. Dieser ist erneut 4,5 Zoll groß und im Seitenverhältnis 3:2 gehalten. In Zeiten von 18:9-Formaten ein ungewohnter Anblick. Auf der Rückseite des Tasten-Handys prangt nun eine Dual-Kamera. Daneben ist die LED-Leute angebracht. Der Rücken ist wie schon beim Vorgänger gummiert. Des Weiteren finden sich der Lautstärkeregler, der Power-Button sowie eine individuell-konfigurierbare „Komforttaste“ auf der rechten Seite, während die SIM-Karte links neben dem Display eingesetzt wird. Der 3,5-Millimeter-Anschluss liegt auf der oberen, der USB-3.0-Typ-C-Anschluss sowie die Lautsprecher auf der unteren Kante des Handys. Über eine IP-Zertifizierung verfügt das KEY2 immer noch nicht.

Im Vergleich zum Vorgänger, dem KEYOne, hat der Hersteller einige Veränderungen am Gehäuse vorgenommen. Die offensichtlichste betrifft die Tastatur. Sie ist nun circa 20 Prozent größer und soll sich noch einfacher bedienen lassen. Dementsprechend ist das KEY2 mit 151,4 Millimetern auch höher als sein Vorgänger mit 149,3 Millimetern. Im Gegenzug hat TCL das Design des Gehäuses vor allem auf der Rückseite verändert. Anstelle einer geraden Fläche und eckiger Kanten, die ein wenig an Smartphones von Sony erinnern, ist die Hülle nun leicht abgerundet. Deshalb ist das KEY2 auch schmaler als noch das KEYOne (8,8 Millimeter vs. 9,4 Millimeter). Die seitlichen Ränder wurden etwas kantiger gehalten. Auf der Rückseite kommt derweil eine andere Textur für die gummierte Fläche zum Einsatz.

Ein weiterer Unterschied zwischen dem KEY2 und seinem Vorgänger betrifft das Design: So ist das Gehäuse des neuen Blackberrys wesentlich minimalistischer gehalten und wirkt hochwertiger. Dieser Eindruck bestätigt sich auch beim ersten Hands-On: Das KEY2 punktet mit einer erstklassigen Haptik. Dank einer Kombination von Aluminium, Polycarbonat, Kunststoff und Edelstahl fühlt sich das Handy sehr stabil an. Alle Tasten, ob nun auf dem Keyboard oder den Seiten, verfügen über einen angenehmen Druckpunkt. Schönes Detail: Der Power-Button in der Mitte hebt sich mit einer geriffelten Oberfläche ab. Der Nachteil: Dort sammelt sich besonders gerne Dreck.

Das Blackberry KEY2 liegt aber nicht nur gut in der Hand, es sieht auch noch unverschämt sexy aus. Besonders die schwarze Variante mit seinen matten Oberflächen ist wie gemacht für die nächste Instagram-Story. Die gut sichtbaren, aber als Stilelement eingesetzten Spaltmaße auf der Rückseite sowie das reduzierte Blackberry-Logo wirken derweil wie ein Schmankerl für die Augen. Das KEY2 sieht somit im Vergleich zu anderen Tastatur-Handys wie ein Posterboy aus. Kein Wunder also, dass die Social-Media-Maschinerie rund um das Smartphone heiß läuft.

Die QWERTZ-Tastatur

Wer Blackberry erwähnt, muss im gleichen Atemzug auch Keyboard sagen: Die kanadische Marke gilt heute immer noch als Synonym, wenn es um Tastatur-Handys geht. Es dürfte also keine Überraschung sein, dass auch beim KEY2 ein QWERTZ-Keyboard zum Einsatz kommt. Die besteht aus insgesamt 35 hintergrundbeleuchteten Tasten, wobei in der Spacebar ein Fingerabdruck-Sensor verbaut ist. Kleinere Design-Tricks wie die Ausrichtung der Tasten sollen für ein angenehmes Tipp-Gefühl sorgen. Wie schon erwähnt, sind die Tasten beim KEY2 im Vergleich zum KEYOne nun circa 20 Prozent größer und darüber hinaus wesentlich resistenter gegenüber Kratzern.

Das ist jedoch nicht die einzige Neuerung: So feiert beim neuen Blackberry erstmalig ein neuer Knopf sein Debüt. Der sogenannte Speed Key ersetzt die rechte Shift-Taste und erlaubt es Nutzern, von einer App in die nächste zu springen. Das ist jedoch nicht der einzige Tastatur-Trick, den das Blackberry KEY2 beherrscht. So lassen sich die meisten Touch-Screen-Eingaben auch per Keyboard-Gesten steuern. Wer zum Beispiel durch eine E-Mail scrollen will, kann dies direkt per Wisch-Bewegung auf der Tastatur erledigen oder Auto-Correct-Vorschläge lassen sich direkt in ein Dokument „werfen“. Natürlich erlaubt es die Tastatur auch, alle möglichen Anwendungen und Funktionen mit einem Tastenkürzel zu verbinden.

Blackberry KEY2 – Tasten-Einstellungen

Design-Siegel Blackberry KEY2

In den ersten Minuten mag die Steuerung des Smartphones mit Hardware-Tasten merkwürdig erscheinen. Jedoch stellt sich schnell ein Gefühl der Vertrautheit ein. Die QWERTZ-Tastatur des KEY2 lässt sich angenehm bedienen und holt die Tipp-Erfahrung des heimischen Keyboards auf das Handy. Besonders die größeren, nun gut fühlbaren Tasten und das allgemeine haptische Feedback können überzeugen. Tastenkürzel und Gestensteuerung sind eine nette Dreingabe. Sie revolutionieren die Bedienung des Handys nicht, sorgen bei normalen Smartphone-Nutzer aber durchaus für große Augen. Einziger Kritikpunkt hier: Eine mitgelieferte Übersicht aller Befehle wäre wünschenswert gewesen.

Was für ein Anblick! Das Blackberry KEY2 darf es sich auf die Fahne schreiben, das muffige Image eines Tasten-Handys gegen einen coolen Designer-Look eingetauscht zu haben. Denn das Handy ist nicht nur eine Augenweide – vor allem in der matt-schwarzen Version -, sondern auch ein Handschmeichler. Die Tastatur des KEY2 wurde derweil genau an den richtigen Stellen wie der Größe verbessert. Deshalb gibt es auch verdiente 5 Sterne und eine Auszeichnung.

Einzelwertung: 5 von 5 Sternen

Display

Der Bildschirm des KEY2 behält das eher ungewöhnliche 3:2-Format seines Vorgängers. So ist das Display in der Diagonale 4,5 Zoll groß, Inhalte werden in 1.080 x 1.620 Pixeln dargestellt. Die Pixeldichte beträgt 434 ppi. Damit ist das neue Blackberry erneut auf einer Zwischenstufe zwischen HD- und Full-HD-Auflösung angesiedelt. Es handelt es sich beim Bildschirm des KEY2 weiterhin auch um ein IPS-Panel. Die Technik ist für ihre gute Blickwinkelstabilität und hohe Farbgenauigkeit bekannt. Erneut kommt auch Gorilla Glass zum Einsatz. Doch während beim KEYOne noch die vierte Generation des Schutzglases verwendet wurde, ist es beim Nachfolger nur noch Version Nummer Drei.

Die Einlassung des Displays ist zwischen beiden Handys ebenfalls beinah baugleich. So sind die Menü-Tasten fest in einem separaten Bereich unterhalb des Bildschirms angebracht. Auch die großen schwarzen Balken ober und unterhalb des Panels sind noch da. In Zeiten von fast randlosen Smartphones wäre hier auf jeden Fall mehr drin gewesen. Nutzer müssen sich darauf einstellen, dass viele Medieninhalte wie Videos und Spiele, die eigentlich auf 16:9 ausgelegt sind, beim KEY2 noch kleiner wirken. Damit unterstreicht das Modell jedoch seinen Anspruch, vor allem ein Geschäfts-Handy zu sein.

Blackberry KEY2 – Display-Einstellungen

Bei aller Kritik: Das KEY2 kann mit einer ausreichenden Funktionalität bei den wichtigsten Display-Einstellungen punkten. So wird der Farbraum gut ausgefüllt, Kontraste sowie Schwarzweiß-Werte befinden sich im akzeptablen Bereich. Die Blickwinkelstabilität ist über jeden Zweifel erhaben. Anders sieht es bei der Helligkeit aus. Hier kann das Blackberry-Handy nur bedingt überzeugen. Denn während die automatische Helligkeitsregelung durchaus rasch und stufenlos reagiert, kommt sie schnell an ihre Grenzen. Nach unten wie auch nach oben hin fehlt es der Hintergrundbeleuchtung an Spielraum. In der Sonne wirkt der Bildschirm damit zu dunkel, in der Nacht zu hell. Apropos Nacht: Ein eingebauter Blaulicht-Filter ist ebenso an Bord wie Farbeinstellungen für das Display.

Keine Veränderung beim Bildschirm: Das KEY2 teilt sich das Display mit seinem Vorgänger. Was 2017 aber noch als akzeptable galt, ist im Jahr des Notchs und der 18:9-Panels veraltet. Dementsprechend wird das neue Blackberry im Vergleich zum KEYOne auch abgewertet.

Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Während beim Display des KEY2 Stillstand herrscht, hat Hersteller TCL die Hardware des Handys zum größten Teil umgekrempelt. Anstelle des angestaubten Snapdragon 625 von Qualcomm kommt nun der aktuelle Snapdragon 660, ein Prozessor der gehobenen Mittelklasse, zum Einsatz. Die 3 GB Arbeitsspeicher beim KEYOne wurden im Nachfolger auf oberklassewürdige 6 GB verdoppelt. Der interne Speicher ist nun von Haus aus 64 GB oder 128 GB groß. Die maximale Erweiterung um 256 GB wurde vom Vorgänger übernommen.

Das Blackberry KEY2 im Benchmark-Test

Kenner des Smartphone-Marktes wissen: Der Snapdragon 660 von Qualcomm macht aktuellen Mittelklasse-Handys gehörig Feuer unter dem Hintern. Und das ist auch der Fall beim Blackberry KEY2. So erreichte das Handy im Test von AnTuTu in der Version 7 eine Wertung von 133.389 Punkten. Damit positionierte sich das Blackberry KEY2 laut den AnTuTu-Informationen besser als 65 Prozent der getesteten Geräte. Konkret ähnelt die erreichte Punktzahl der des Nokia 7 Plus (138.440 Zähler), wobei der Grund hierfür ziemlich offensichtlich ist: derselbe Prozessor. Etwas schwächer, jedoch ebenfalls auf einem ähnlichen Niveau liegt die Leistung des BQ Aquaris X2 (116.583 Punkte). Damit ist das Blackberry KEY2 zwar in guter Gesellschaft und überragt selbst beliebte Geräte wie das Huawei P20 Lite (87.260 Punkte) weiterhin um zwei Köpfe. Mit den derzeitigen Leistungsmonstern wie dem HTC U12+ (270.006 Punkte) kann sich das KEY2 allerdings auf keinen Fall messen.

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Testgerät Blackberry Key 2 133.389
aktuelle Konkurrenz (Android) Nokia 7 Plus 138.440
ZTE Axon 7 120.264
BQ Aquaris X2 116.637
Samsung Galaxy S8 174.550
ehemalige Spitzenmodelle OnePlus 5T 180.828
Google Pixel 2 165.828
aktuelle Referenz OnePlus 6 268.802
Samsung Galaxy S9+ 249.185
HTC U12+ 270.006

Auch im Praxis-Test zeigt sich die Geschwindigkeit des Snapdragon 660: Ladezeiten oder Ruckler sind praktisch nicht vorhanden. Weder bei alltäglichen Anwendungen wie Facebook oder WhatsApp, noch bei leistungshungrigen Apps wie Mobile Games. Selbst mit vielen Programmen gleichzeitig kann das KEY2 dank seines 6-GB-Arbeitsspeichers umgehen. Die Performance des Blackberry-Smartphones befindet sich somit durchaus auf Oberklasse-Niveau – auch wenn der Prozessor nur gehobene Mittelklasse ist.

Telefonieren und Konnektivität

Auch in der gerne vernachlässigten Kerndisziplin, dem Telefonieren, zeigt sich das KEY2 auf der Höhe der Zeit. So ist die allgemeine Gesprächsqualität ausgezeichnet. Abzüge gibt es nur bei der Hörmuschel des Tasten-Handys: Sie knackt und rauscht manchmal ohne erkennbaren Grund. Der Lautsprecher des KEY2 hingegen muss lobend erwähnt werden: In der Freisprech-Einstellung ist der Gesprächspartner einwandfrei und ohne Verzerrung zu hören. Das Mikrofon des Smartphones funktioniert derweil sowohl bei einem normalen Telefonat als auch über Lautsprecher tadellos.

Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 300 Mbit/s, Up-max: 50 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher (nicht ab Werk vorhanden)
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 5.0
WLAN-Standards IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Bei der Konnektivität lässt das Blackberry Smartphone nur wenige Wünsche offen: Kabelloses Laden wäre schön gewesen. Dieser Nachteil wird durch den aktuellen Bluetooth-Standard 5.0 jedoch wieder ausgeglichen. Mit maximal 300 Mbit/s im Downstream ist das Handy auch für die aktuellen Mobilfunk-Netze ausgerüstet.

Starke Performance im gesamten Bereich: Das Blackberry KEY2 zeigt in der Kategorie „Ausstattung und Leistung“ wenig Schwächen. TCL hat sich die Kritik aus dem Vorjahr zu Herzen genommen und die Innenausstattung des Handys komplett überarbeitet.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Kamera

Willkommen im Jahr 2018, Teil 2: Nachdem das Blackberry KEYOne noch mit einer einfachen Kamera ausgestattet war, spendiert Hersteller TCL dem neuen Modell nun ein duales Modul. Das ist mit einem Weitwinkel-Objektiv inklusive 12-Megapixel-Sensor und 1:1,8-Blende sowie einem Tele-Objektiv mit ebenfalls einem 12-Megapixel-Sensor und einer 1:2,6-Blende ausgestattet. Auf der Front ist eine 8-Megapixel-Kamera mit 1:2,0-Blende verbaut. Ein optischer Bildstabilisator kommt nicht zum Einsatz. Videos kann die Kamera in bis zu 4K-Qualität aufnehmen.

Nach einiger Zeit mit den Kameras des Blackberry KEY2 stellt sich die Erkenntnis ein, dass die Fotoqualität erheblich schwankt. Eine zentrale Rolle spielt dabei Licht: So schießen die Hauptkamera wie auch die Frontkamera bei guter Helligkeit ansehnliche Bilder. Farben werden satt dargestellt und die Schärfe stimmt auch – zumindest solange man nicht zu weit ins Bild hinein zoomt. Das ändert sich jedoch schlagartig, sobald die Lichtverhältnisse schlecht werden. Mit zunehmender Dunkelheit geht dem KEY2 die Puste aus, vorne wie auch hinten. Darüber hinaus gelingen dem Handy Außen-Aufnahmen im Schnitt besser als Fotos von geschlossenen Räumen. Mehr Auskunft über die Kamera-Qualität des KEY2 gibt die folgende Galerie.

Blackberry KEY2 – Kamerabilder

Noch ein Wort zu den Videoaufnahmen des KEY2. Wie schon beim Vorgänger sind Filme in 1080p oder sogar 4K möglich. Die ordentliche digitale Bildstabilisierung arbeitet jedoch nur bei maximal 1080p mit 30 fps, sodass die besten Ergebnisse in diesem Modus erzielt werden. Die Aufnahmen lassen sich dank guter Stabilisierung und schnellem Auto-Fokus sehen. Auch die Soundqualität ist passable – zumindest hinter der Kamera. Das Geschehen vor der Kamera wird hingegen nur sehr dumpf aufgenommen.

Blackberry KEY2 – Die Kamera-App

Nutzer des Vorgängers fühlen sich sofort heimisch, denn die Kamera-Software des KEY2 hat sich im Vergleich zum KEYOne kaum verändert. Die Auswahlmöglichkeiten sind immer noch simpel gehalten. Neben Standard-Funktionen wie Blitz, Selbstauslöser, verschiedenen Formaten und HDR stehen auch die typischen Modi wie Panorama oder Zeitlupe zur Auswahl. Die App gibt dem Nutzer auch die Möglichkeit, Fotos direkt in Blackberrys „Locker“-Anwendung zu sichern. Eine Funktion, die im Vergleich zum Vorgänger fehlt: Die Helligkeitsregulierung lässt sich nicht mehr verändern. Neu hinzugekommen ist jedoch der Zoom mit dem Tele-Objektiv.

Blackberry KEY2 – Kamera-App

Mit der Umstellung auf eine Dual-Kamera modernisiert TCL das KEY2 – ein richtiger und notwendiger Schritt. Das neue Modul auf der Rückseite ist jedoch zu stark von guten Lichtverhältnissen abhängig, um einen durchweg guten Eindruck zu hinterlassen. Auch die spartanische Kamera-App hilft da wenig.

Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

In keinem Bereich zeigt sich der Einfluss von Blackberry so stark wie bei der Software. Denn wo andere Handys eigene Benutzeroberflächen oder pures Android in den Fokus stellen, will das KEY2 mit Sicherheit und Produktivität punkten. Während andere Hersteller ihre Modelle mit eigenen Multimedia-Apps ausstatten, versieht TCL das Tasten-Smartphone mit Kontrollzentren und passwortgeschützten Datei-Tresoren. Die Basis liefert – wie schon seit längerem bei Blackberry – Googles Betriebssystem Android in der aktuellen Version 8.1 Oreo.

Auch bei den vorinstallierten Apps konzentriert sich das KEY2 vorrangig auf Google-Software – vor allem, wenn es um Multimedia-Anwendungen geht. So kommt unter anderem Play Music als einzige Musik-Software zum Einsatz. Anders sieht es hingegen im Bereich Produktivität und Sicherheit aus. Hier setzt das Smartphone ausschließlich auf Angebote aus dem eigenen Haus. So gibt die App „DTEK by BlackBerry“ eine Übersicht der allgemeinen Gerätesicherheit, während „Private Locker“ eine passwortgeschützte Umgebung für Dateien darstellt. Mit den neuen Anwendungen „Privacy Shade“ und „Redactor“ lassen sich sogar Inhalte auf dem Bildschirm oder auf Screenshots ausblenden. Produktivitäts-Werkzeuge wie der „BlackBerry Hub“ inklusive der einblendbaren Seitenleiste „Produktivität“ dürfen ebenfalls nicht fehlen. Wer immer auf dem Laufenden bleiben muss, kann sich außerdem über die verbaute, mehrfarbige Benachrichtigungs-LED freuen.

Blackberry KEY2 – Software

Im Bereich Multimedia hat das Blackberry KEY2 nur wenig zu bieten. Die schon erwähnte Musik-App Play Music ist mit ihren Sound-Einstellungen so durchschnittlich wie es nur geht. Die Lautsprecher des Smartphones mögen bei Telefonaten gute Qualität liefern, bei Musik fehlt es jedoch an Tiefe. Mehr als einen kleinen Raum lässt sich damit nicht beschallen. Die In-Ear-Kopfhörer sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ist die Tonqualität durchaus beachtlich und sorgt für einen angenehmen Klang. Andererseits bestehen die Kopfhörer aus billigem Plastik und wirken somit alles andere als hochwertig.

Das Blackberry KEY2 kann seine Yuppie-Seite oft verstecken. Bei der Software zeigt es aber sein Business-Gesicht: Sicherheit und Produktivität stehen im Vordergrund, Multimedia und Spaß treten einen Schritt zurück. Dennoch bietet das Handy vor allem dank aktuellem Android 8.1 Oreo und ordentlicher Musik-Hardware ein abgerundetes Paket.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Akku

Im Vergleich zum Vorgänger hat Hersteller TCL beim Blackberry KEY2 keine Veränderung am Akku vorgenommen – zumindest, wenn man die nackten Nennladungen vergleicht. Mit 3.500 mAh ist die Batterie des Tasten-Handys aber immer noch großzügig bemessen. Vor allem, weil damit nur ein 4,5-Zoll-Display mit Full-HD-Auflösung betrieben wird. Diesen Eindruck vermittelte auch schon das KEYOne, das 2017 mit 4,5 von maximal 5 Sternen in der Akku-Kategorie punkten konnte.

Damals wie heute wird der Akku des Smartphones in einem Verfahren getestet, das einen kompletten Nutzungs-Tag simuliert. So sind acht Stunden aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video streamen, Radio hören und telefonieren vorgesehen. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen und in der nichts mit dem Smartphone unternommen wird.

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
 Blackberry Key2 4000 73 57 27 16
Alternativen
Samsung Galaxy A6+ 3.500 70 60 30 10
Motorola Moto G6 3.000 53 47 47 6
Huawei P Smart 3.000 65 54 35 11
Huawei Mate 10 Lite 3.340 67 56 33 11
Nokia 7 Plus 3.800 66 53 34 13
Referenz
LG X power2 4.500 83 74 17 9

Mit einem Verbrauch von gerade einmal 27 Prozent nach 8 Stunden Nutzung kann sich das KEY2 selbst auf die Schulter klopfen. Dieser Wert ist vorbildlich und übertrifft selbst den Vorgänger um einige Prozentpunkte. TCL wirbt damit, dass der Akku des neuen Handys nun noch „smarter“ sein soll und bis zu zwei Tage Energie birgt – ein Versprechen, das der Akkutest bestätigt. Einen großen Anteil an dem guten Ergebnis dürfte unter anderem das „Akku-Center“ von Blackberry haben. Die Übersichts-App ermöglicht es, schnell und einfach den Energie-Verbrauch des Handys zu überwachen und schlägt selbstständige Verbesserungen der Laufzeit vor.

Blackberry KEY2 Akku-Center
Bildquelle: David Gillengerten / inside handy

Einen Kritik-Punkt gibt es dann aber doch: Der Standby-Verbrauch ist mit 16 Prozent hoch. Hier war das KEYOne mit gerade einmal 6 Prozent in den 16 Stunden wesentlich sparsamer. Ein direkter Grund für den Verbrauch ist nicht erkennbar. Zum Vergleich: Das Nokia 7 Plus, ebenfalls ein Modell mit Snapdragon 660 und Android 8.1 Oreo, verbraucht nur 6 Prozent seiner Akku-Ladung im Standby-Modus.

Das Blackberry KEY2 setzt neue Maßstäbe beim Akku-Verbrauch: Trotz neuer Hardware konnte es im Vergleich zum Vorgänger den Verbrauch bei aktiver Nutzung noch einmal dramatisch reduzieren. Die beigelegte und übersichtliche Akku-Anwendung muss ebenfalls lobend erwähnt werden. Einziger Kritikpunkt: der Verbrauch im Standby-Modus.

Einzelwertung: 5 von 5 Sternen

Fazit

Mit dem Blackberry KEY2 will Hersteller TCL die Zielgruppe des Tasten-Handys erweitern. Neben Geschäftsleuten und Unternehmen, die die kanadische Marke für ihre Sicherheit schätzen, sollen nun auch Individualisten und Schöngeister angesprochen werden. Und das gelingt – sehr gut sogar. Denn das Blackberry KEY2 ist ein wunderschönes Handy, das sogar noch einiges auf dem Kasten hat. Besonders im Bereich Hardware- und Software-Leistung legt das Modell im Vergleich zu seinem Vorgänger noch eine Schippe drauf. Garniert wird die positive Wertung mit einer vorbildlichen Akku-Laufzeit sowie Pluspunkten im Bereich Individualität für die verbaute und verbesserte Tastatur.

Dennoch besitzt das KEY2 immer noch ein paar Schwächen. So zum Beispiel der Bildschirm, der mit 4,5 Zoll sowie dicken Balken ober- und unterhalb veraltet wirkt. Oder die neue Dual-Kamera, die nur sehr situativ wirklich gute Bilder macht. Wenn TCL und Blackberry hier in Zukunft noch nachbessern, steht einer Höchstwertung für den Nachfolger des KEY2 nichts im Wege. Im aktuellen Zustand ist das Blackberry-Smartphone vor allem für Menschen eine Empfehlung wert, die gerne auffallen wollen.

Test-Siegel Blackberry KEY2

Gesamtwertung: 4,5 von 5 Sternen

Pros des Blackberry KEY2

  • Außergewöhnliches Design mit Tastatur
  • Gute Performance
  • Business-Software-Paket
  • Vorbildliche Akku-Leistung

Contras des Blackberry KEY2

  • Große Display-Ränder
  • Schön-Wetter-Kamera
  • Hoher Akkuverbrauch im Stand-By

Preis Leistung

Der unverbindliche Preise für das Blackberry KEY2 beläuft sich auf 649 Euro. Ein stattlicher Preis für ein Handy, das zwischen Mittel- und Oberklasse rangiert. Alleine auf die gebotene Smartphone-Leistung geschaut, ist das Modell sein Geld nicht wert. Zum Vergleich: Das dem KEY2 in vielen Belangen sehr ähnliche Nokia 7 Plus kostet laut UVP nur 399 Euro, der aktuelle Preis kratzt hingegen schon an der 300-Euro-Marke.

Jedoch schwächen zwei Faktoren dieses harsche Urteil ab: Der erste Aspekt ist die Tastatur des KEY2. Sie ist ein klares Alleinstellungsmerkmal und treibt den Preis ganz automatisch ein Stück weit in die Höhe. Faktor Nummer Zwei ist die Individualität des Blackberry KEY2: Nutzer des Handys können sich sich sein, in einem Meer voller glasiger Flaggschiffe der Regenbogenfisch zu sein. Wer also unbedingt auffallen möchte, der kann den erhöhten Preis durchaus verschmerzen.

Alternativen

Wenn man streng ist, gibt es eigentlich nur eine Alternative zum Blackberry KEY2: das KEYOne. Denn der Vorgänger bietet als einziges, aktuell noch erhältliches Handy die Mischung aus Android-Smartphone und Hardware-Tastatur. Ältere Modelle wie das Blackberry Priv könnten auch noch dazu gezählt werden, jedoch bietet der Vorgänger des aktuellen Modells das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, Tastatur-Aufsätze für Touch-Smartphones wie das Samsung Galaxy S8 zu kaufen.

Wer jedoch auf der Suche nach einem alternativen Handy ist, das den Stil des KEY2 simuliert und eine ähnliche Leistung bietet, aber keine Hardware-Tastatur besitzen muss, der wird mit dem Nokia 7 Plus zufrieden sein. Das Modell aus der gehobenen Mittelklasse wurde in diesem Test schon mehrmals erwähnt – zurecht, denn dank seines besonderen Designs und einem guten Gesamtpaket hat sich das Handy der finnischen Traditionsmarke einen Platz weit oben auf der Empfehlungsliste gesichert.

Nutzer, die beiden Alternativen nichts abgewinnen können, seien die Übersichtsartikel zu den besten Smartphones für unter 300 und unter 400 Euro empfohlen. In beiden Beiträgen hat die Redaktion eine große Auswahl an Handys gesammelt, die im Bereich Preis-Leistung auf einem Niveau mit dem KEY2 liegen. Und das beste daran: Die Artikel werden regelmäßig aktualisiert.

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