Asus ROG Phone im Test: So muss ein Gaming-Smartphone aussehen

20 Minuten
Smartphones für Zocker erobern den Markt. Nachdem Razer mit seinem Razer Phone vorgeprescht ist, ziehen nun weitere Hersteller mit ihren Gaming-Handys nach. So auch Asus: Das taiwanische Unternehmen stellte im Sommer sein eigenes Spielehandy-Modell vor. Es hört auf den Namen ROG Phone und wird unter der eigenen Gaming-Marke "Republic of Gamer" ("ROG") vermarktet. Was das Zocker-Smartphone besser macht als die Konkurrenz und was nicht, zeigt der Test.
Das Asus ROG Phone
Bildquelle: David Gillengerten / inside handy

Achtung, es wird „gamy“: Mit dem ROG Phone stellt Hersteller Asus das erste Gaming-Smartphone vor, das die Prämisse des Zocker-Handys mit offenen Armen empfängt. Design, Software und Zubehör: Alles ist auf Spieler von Video- und Mobile Games ausgelegt. Wer auf der Suche nach einem unauffälligen, einfachen Smartphone ist, wird hier nicht fündig.

Wie es sich für ein Gaming-Gerät gehört, verbaut der taiwanische Hersteller nur absolute High-End-Hardware. So kommen der aktuelle Qualcomm Snapdragon 845, 8 GB Arbeitsspeicher und 128 GB interner Speicher zum Einsatz. Auch eine Dual-Kamera und ein besonderer Gaming-Bildschirm sind mit an Bord. Der Fokus liegt beim Asus ROG Phone aber klar auf dem besonderen Design, den umfassenden Software-Funktionen sowie den ansteckbaren Erweiterungen. Das ganze Paket kostet zum Marktstart 899 Euro.

 
Display6,0 Zoll, 1.080 x 2.160Pixel
Betriebssystem-VersionAndroid 8.1 Oreo
ProzessorQualcomm Snapdragon 845 Octa-Core 2.960 MHz
RAM6/8GB
interner Speicher128/512 GB
MicroSDnein
Kamera vorne/hinten8 Megapixel /
16 + 12 Megapixel (Dual Kamera)
Fingerabdruckscannerja
Akku 4.000 mAh
USB-PortUSB Typ-C
IP-ZertifizierungIP68
Abmessungen (in mm)158,83 x 76,16 x 8,65
FarbenSchwarz
Einführungspreis8GB/128GB: 899 €
Aktueller Marktpreis8GB/128GB: 899 €

Design und Verarbeitung

Asus nennt sein ROG Phone einen „Game Changer“. Ein Statement, dem man beim Anblick des Zocker-Smartphones nur zustimmen kann. Noch nie wurde ein Zocker-Handy seinem Gaming-Anspruch so gerecht wie das ROG Phone. Das von Spielkonsolen inspirierte Design ist außergewöhnlich und eindrucksvoll. Besonders der asymmetrische Aufbau auf der Rückseite dominiert den Look des Smartphones. Asus verbaut die duale Kamera sowie seinen Fingerabdruck-Sensor eigentlich sehr klassisch links und mittig auf dem Handy. Dank des rechteckigen Designs der Elemente sowie eingravierten Linien wirkt die Anordnung aber neuartig.

Dieser Eindruck wird vom optisch sichtbaren Kühlsystem auf der rechten Seite unterstützt. Das Plastik-Element hebt sich stark vom Rest der glasigen Rückseite ab und trägt ebenfalls zum asymmetrischen Look der ROG Phone bei. Auch das LED-Logo in der Mitte sowie der Schriftzug „Republic of Gamers“ lassen keinen Zweifel: Das ROG Phone möchte um jeden Preis auffallen. Und das gelingt dem Gaming-Smartphone wirklich gut. Selbst auf der Front kann es trotz bekanntem 18:9-Display Akzente setzen: So sind die Lautsprecher im auffälligen und edlen orange-kupferfarbenen Design gehalten.

Neben dem hervorstechenden Design überzeugt das Asus ROG Phone auch mit einer vorbildlichen Verarbeitung. Jedes Element auf Vorder- und Rückseite wurde hochwertig verbaut und das Smartphone wirkt insgesamt sehr stabil. Mit einem Gewicht von 210 Gramm ist es im Gegenzug recht schwer. Die Haptik des Handys passt sich dem kräftigen Eindruck an: Es liegt schwer aber sicher in der Hand. Dafür ist unter anderem die abgerundete Rückseite mit Gorilla Glas verantwortlich.

Einziger Kritikpunkt am ROG Phone: Aufgrund des asymmetrischen Designs lässt sich der Fingerabdruck-Sensor auf der Rückseite nicht eindeutig ertasten. Eine stärkere Abhebung von den restlichen Elementen wäre wünschenswert gewesen. Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau. Apropos hohes Niveau: Wie es sich für ein Oberklasse-Smartphone gehört, ist das ROG Phone gegen Staub und das zeitweilige Untertauchen in Wasser geschützt. Das Smartphone kommt mit IP67-Zertifizierung auf den Markt.

Für Gamer: Seitliche Anschlüsse für Zubehör und AirTriggers

„Ein USB-Anschluss am Handy kann ja jeder“, muss man sich bei Asus gedacht haben und verbaute deshalb direkt einen zweiten Zugang. Der befindet sich nicht auf der Unterseite, sondern am rechten Gehäuserand. Die Vorteile liegen laut Asus auf der Hand: Über den seitlichen Port lässt sich das Handy problemlos laden, wenn man ein Mobile Game im Querformat zockt. Zudem können über den seitlichen Zugang Erweiterungen angeschlossen werden. Der Port ist mit einem Gummi-Stück verschließbar, wenn er nicht genutzt wird. Asus legt zur Sicherheit aber noch einmal Ersatz mit in die Packung.

Ebenfalls im Gehäuse verbaut sind die sogenannte AirTriggers. Dabei handelt es sich um Ultraschall-Sensortasten, die an der linken und rechten Gehäusekante liegen. Sie sind vergleichbar mit der Edge-Sense-Technologie von HTC. Das heißt, dass sich spezielle Funktionen mit Druck auf den Rand starten lassen. Im Gegensatz zum Flaggschiff der taiwanischen Konkurrenz hat Asus jedoch noch einen dritten Sensor verbaut. Er komme am oberen linken Gehäuserand zum Einsatz. Damit verfügt das ROG Phone bei Spielen im Querformat über zwei frei belegbare „Schulter-Tasten“. Eine sinnvolle und coole Funktion für Mobile Gamer.

Asus ROG Phone – Unboxing

Daran könnten sich selbst aktuelle Flaggschiffe ein Beispiel nehmen: Das Asus ROG Phone kommt aufwendig verpackt in einem Hexagon-Karton zum Nutzer. Die zylinderartige Box ist mit dem Republic-of-Gamers-Logo sowie weiteren grafischen Elementen bedruckt. Öffnet man die Verpackung, teilt sich die Box in drei Teile auf. Mittig thront das ROG Phone selbst. Rechts befindet sich der AeroActive Cooler, eine Lüftererweiterung für das Gaming-Handy. Und auf der linken Seite ist das Zubehör des ROG Phone in einer weiteren Box verpackt.

Die Zubehör-Liste des Smartphones lässt kaum Wünsche offen. Ein Netzteil mit USB-Typ-C-Kabel, In-Ear-Kopfhörer und dazugehörige Aufsätze sowie Gummistücke für den seitlichen Eingang sind Teil des Pakets. Abschließend befindet sich unterhalb des ROG Phones noch das SIM-Karten-Werkzeug und die Bedienungsanleitung des Modells. Bis auf eine Schutzhülle bleiben hier also keine Wünsche offen.

Das Design-Testsiegel des Asus ROG Phone

Das steckt im Karton:

  • Asus ROG Phone
  • AeroActive Cooler
  • USB-Kabel 3.0 Typ C
  • Netzadapter
  • In-Ear-Kopfhörer inklusive Anpassungen
  • Gummi-Einsätze
  • Bedienungsanleitung
  • SIM-Karten-Werkzeug

Das ROG Phone zeigt, dass Smartphones nicht immer gleich aussehen müssen. Asus trifft genau den richtigen Mittelweg zwischen extravagantem Gamer-Design und intelligenten Zusatzfunktionen. Kritikpunkte gibt es fast keine. Dementsprechend erhält das ROG Phone auch eine Design-Auszeichnung.  

Einzelwertung: 5 von 5 Sternen

Display

Der Bildschirm des Asus ROG Phone wirkt im Gegensatz zum Design des Zocker-Handys geradezu traditionell. AMOLED-Technologie, 18:9-Format und Full-HD+-Auflösung (1.080 x 2.160 Pixel) gehören 2018 zu den Oberklasse-Standards. Anders als einige Flaggschiffe rührt Asus die Notch sowie eine WQHD-Auflösung nicht an. Die Pixeldichte des 6 Zoll großen Panels liegt bei 402 ppi und damit noch knapp über der magischen Grenze von 400 ppi.

Im Alltag kann das Display des Gaming-Smartphones mit einer gelungenen Farbdarstellung und einer vorbildlichen Helligkeit glänzen. Allein die automatische Regelung der Hintergrundbeleuchtung lässt zu wünschen übrig. Sie pendelt die Helligkeit zwar schnell und passend auf das jeweilige Umgebungslicht ein. Jedoch passiert das in eindeutig wahrnehmbaren Stufen und Schüben. Das wirkt für ein Oberklasse-Smartphone im Jahr 2018 nicht mehr zeitgemäß.

Wer mit den Bildschirmeinstellungen nicht zufrieden ist, kann sie im umfassenden Menü des Asus ROG Phone abändern. Dort lassen sich unter anderem verschiedene Farbmodi sowie ein Blaulichtfilter einstellen. Wer möchte, kann auch ein Always-On-Display aktivieren. Da das Handy über eine Benachrichtigungs-LED verfügt, ist das aber nicht unbedingt notwendig.

Für Gamer: 90 Hertz treffen auf eine Millisekunde

Der Bildschirm ist für den Gamer ein wichtiger Teil seines Setups. Denn dort spielt sich das ganze Geschehen ab. Das weiß auch Asus und verbaut dementsprechend ein besonderes Panel beim ROG Phone. So unterstützt das Display einerseits eine höhere Bildwiederholungsrate von 90 Hertz. Andererseits ist der Bildschirm in der Lage, Reaktionszeiten von einer Millisekunde zu erreichen. Zusätzlich gibt der Hersteller noch an, dass Gaming HDR und Mobile HDR für bessere Kontraste unterstützt werden.

Ob und wie weit diese Besonderheiten sich vorteilhaft auf Mobile Games auswirken, lässt sich nur schwer erfassen. Im Test wirkten die Spiele jedoch schön flüssig und sahen gut aus. Das reicht ja auch schon.

Der Bildschirm des ROG Phone von Asus muss sich vor der Flaggschiff- und Gaming-Konkurrenz nicht verstecken. Für eine Höchstwertung hat es im ersten Anlauf aber nicht gereicht. Mit einer höheren Display-Auflösung und einer besseren automatischen Helligkeitsregelung ist in Zukunft aber noch mehr drin.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Einfach nur den aktuellen Flaggschiff-Prozessor zu verbauen, war Asus zu langweilig. Deshalb hat sich der Hersteller dazu entschlossen, den im ROG Phone verbauten Qualcomm Snapdragon 845 noch einmal zu übertakten. Das Ergebnis: Der Chip erreicht bis zu 2,96 GHz im Betrieb. Zusätzlich sind noch 8 GB Arbeitsspeicher und 128 GB interner Speicher mit an Bord. Erweitern lässt sich Letzterer übrigens nicht. Asus spendiert zum Ausgleich jedoch ein Google-Drive-Abonnement mit 100 GB für 2 Jahre. Danach würde es weiter 1,99 Euro pro Monat kosten.

Das Asus ROG Phone im Benchmark-Test

Im Benchmark-Test von AnTuTu (Version 7.1.0) zeigt das ROG Phone mit seinem übertakteten Prozessor dann auch direkt einmal, was es kann. Mit einem Punktestand von 299.279 Zählern darf es sich neuer Benchmark-König bei inside handy nennen. Kein Android-Modell hat bisher so gut abgeschnitten. Einzig das OnePlus 6T mit 296.028 Punkten reicht an das Ergebnis des Gaming-Smartphones heran. Selbst der größte Konkurrent, das Razer Phone 2, wird mit knapp 286.678 Punkten abgehängt.

Eine Besonderheit beim Benchmark-Test des ROG Phone: Es gibt mehr als nur ein Ergebnis. Insgesamt vier Wertungen konnte das Gaming-Smartphone mit unterschiedlichen Einstellungen erzielen. So sorgte zum Beispiel die angeschlossene Lüfter-Erweiterung des Modells für eine bessere Punktzahl als den hier angegebenen „Vanilla“-Wert. Das beste Ergebnis erzielte das ROG Phone aber in seinem X-Modus, der an späterer Stelle noch erklärt wird: Damit kam das Handy sogar auf einen Wert von über 300.000 Punkten. Interessanterweise fiel der Benchmark im X-Modus und mit angeschlossenem Kühler jedoch schlechter aus als erwartet. Da vermeldete der Benchmark-Test erneut ein Stand von unter 300.000 Punkten.

UmfeldModellBenchmark-Wert
TestgerätAsus ROG Phone299.279
 
Honor Play206.394
direkte Konkurrenten Mate 20 Pro249.187
Razer Phone 2286.678
 
Sony Xperia XZ3277.699
aktuelle ReferenzGoogle Pixel 3 XL285.146
OnePlus 6T296.028
 
OnePlus 6268.802
ehemalige FlagschiffeHuawei Mate 10 Pro176.482
 Razer Phone208.107

Die Power des Asus ROG Phone überträgt sich eins zu eins auf den alltäglichen Gebrauch. Im gesamten Testzeitraum rannte das Smartphone geschmeidig – selbst, wenn viele Anwendungen gleichzeitig liefen. Bei Games bot sich ein ähnliches Bild: Das Handy verzog keine Miene und lieferte beeindruckende Spielerlebnisse ohne Ruckler und Verzögerungen. Selbst zwei Titel im Parallelbetrieb waren kein Problem für das ROG Phone.

Telefonieren und Konnektivität

Bei all den Hinweisen auf die Gaming-Fähigkeiten des ROG Phone: Telefonieren kann man damit auch und das ziemlich gut sogar. Die Anrufqualität stimmt auf beiden Seiten. Obwohl die Lautsprecher nicht an die absoluten Telefon-Flaggschiffe von Apple und Samsung heranreichen, machen sie doch eine gute Figur. Ähnliches gilt übrigens auch für die Konnektivität. Mit Bluetooth 5.0, Dual-SIM-Funktion und Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1,2 Gbit/s lässt das Asus ROG Phone kaum Wünsche offen. Selbst ein 3,5-Millimeter-Eingang ist mit dabei.

Asus ROG Phone
HSPA
HSPA+
LTE (Down-max Mbit/s)▲ (1000 MBit/s)
USB-OTG
DLNA
NFC
Kabellose Display-Übertragung
MHL
Infrarot-Fernbedienung
Bluetooth-Version5.0
WLAN-Standardsa/b/g/n/ac
QI
Dual-SIM

Für Gamer: Dampfkammer und ansteckbare Erweiterungen

Das Asus ROG Phone setzt auf ein sogenanntes „GameCool-Kühlsystem“, um auch bei anspruchsvollen Games und Apps nicht warm zu werden. Dazu verbaut der Hersteller eine „3D-Vapor-Chamber-Kühlung“ sowie Kupferwärmeleiter und eine Karbon-Kühlplatte. Und tatsächlich: Selbst bei langen Spielsitzungen bleibt das ROG Phone angenehm kühl. Einzig Benchmark-Tests können für eine leichte Erwärmung der Rückseite sorgen.

Wenn es dann trotzdem mal heiß werden sollte, lässt sich das Handy dank beigelegter „AeroActive“-Erweiterung schnell abkühlen. Der Aufsatz für das ROG Phone gehört zur Standardausrüstung jedes Geräts und wird am seitlichen Port angesteckt. Dank verbauten 3,5-Millimeter- und USB-Typ-C-Eingängen kann das Handy beim Abkühlen normal weiter genutzt und sogar geladen werden. Eine nette Spielerei, die im Test jedoch nicht notwendig wurde.

Das Gaming-Testsiegel des Asus ROG Phone

Ähnlich wie bei Motorolas Moto Mods bietet Asus neben dem Kühler noch weitere Gadgets an, die separat zum Verkauf stehen. So zum Beispiel einen ansteckbaren Controller und mehrere Docking-Stationen. Je nach Gerät werden zwischen 100 und 290 Euro fällig. Wirklich notwendig sind die Erweiterungen aber nicht.

Klarer Gaming-Tipp: Das ROG Phone könnte das schnellste Smartphone des Jahres 2018 werden. Asus geht hier einen Schritt weiter als die Konkurrenz und macht sich sogar am etablierten Snapdragon 845 zu schaffen, um noch mehr Performance rauszuholen. Einziger Wermutstropfen ist der nicht erweiterbare Speicher.

Einzelwertung: 5 von 5 Sternen

Kamera

Während bei „normalen“ Flaggschiffen die Kamera im Fokus der Aufmerksamkeit steht, ist sie bei Gaming-Modellen eher schmückendes Beiwerk. Beim Asus ROG Phone schafft es das duale Setup auf der Rückseite aber, ein eigenes kleines Highlight zu sein. Zum Einsatz kommen bei dem Smartphone:

  • eine Hauptkamera von Sony (IMX363) mit 16 Megapixeln, optischem Bildstabilisator und einer 1:1,7-Blende
  • ein 120-Grad-Weitwinkelobjektiv mit 8-Megapixel-Auflösung
  • eine Front-Kamera mit 8-Megapixel-Sensor und einer 1:2,0-Blende

Das Kamera-System des ROG Phone ist für Kenner von Gaming-Smartphones eine kleine Offenbarung. Besonders das Sony-Objektiv IMX363 überzeugt auf ganzer Linie. Wie die Galerie mit Testbildern zeigt, schießt die Hauptkamera bei gutem wie bei schlechtem Licht großartige Fotos. In geschlossenen Räumen fällt die Bildqualität des 16-Megapixel-Objektiv im Vergleich zu draußen etwas ab. Sie ist jedoch immer noch auf sehr hohem Niveau.

Weniger Begeisterung löst das 120-Grad-Weitwinkelobjektiv aus. Es leistet einen passablen Job – vor allem bei gutem Licht und unter freiem Himmel. Sobald die Helligkeit jedoch schwindet und sich das Geschehen nach drinnen verlagert, stürzt die Fotoqualität merklich ab. Weitwinkel-Bilder gelingen dann kaum noch. Die Selfie-Kamera fällt derweil nicht besonders negativ auf. Selbstporträts lassen bei schlechtem Licht zu wünschen übrig, ansonsten gibt es aber nicht viel zu meckern. Zugegeben: Selfiequalitäten dürften für Gamer eher uninteressant sein.

Videos sind eine weitere Stärke des ROG Phone. Aufnahmen in 4K oder Full-HD mit bis zu 60 fps bleiben weitestgehend scharf und gelingen auch ohne Stativ. Die verbauten Mikrofone des Smartphones sorgen darüber hinaus für eine gute Geräuschkulisse beim Bewegtbild. Weitere Funktionen wie Zeitlupe und -raffer sind ebenfalls mit an Bord.

Asus ROG Phone – Die Kamera-App

Die Kommandozentrale für Bilder und Videos gibt ein geteiltes Bild ab. Die Bedienung der App geht einerseits einfach von der Hand. Da das ROG Phone über wenige Kamera-Modi und -funktionen verfügt, sind alle wichtigen Optionen nur einen Wisch entfernt. Andererseits verpackt Asus zu viele Informationen hinter Icons und Einstellungen. So verfügt die Hauptkamera des Handys beispielsweise über einen Porträt-Modus. Der ist jedoch hinter einem unscheinbaren Symbol am oberen Rand versteckt und nicht in der Modi-Auswahl. Auch lassen sich Video-Einstellungen nicht direkt in der App, sondern nur umständlich über die allgemeinen Optionen einstellen.

Im Test fiel außerdem auf, dass einige Funktions- und Kamerawechsel die App zum Stocken bringen. Die Reaktionszeit der Anwendung ist dafür umso vorbildlicher: Beim Wechsel von Licht zu Schatten braucht es meistens nur eine Sekunde und der Sensor hat sich auf die neue Umgebung eingestellt. Ein weiteres Lob verdiente sich der Pro-Modus des ROG Phone. Er bietet abseits der bekannten Optionen wie ISO-Werte und Weißabgleich auch die Möglichkeit, die Verschlusszeit oder den Lichtwert zu ändern. Zusätzlich wird noch ein künstlicher Horizont eingeblendet. Daran könnten sich andere Hersteller ein Beispiel nehmen.

Das Asus ROG Phone zeigt, wie Kamera bei Gaming-Smartphones geht. Besonders das Hauptobjektiv von Sony kann sich sehen lassen. Leider ist die Weitwinkelkamera zum Vergessen. Aber man kann ja nicht alles haben.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Obwohl das ROG Phone Monate nach der Vorstellung von Anroid 9 Pie auf den Markt kommt, unterstützt das Gaming-Handy die neueste Betriebssystem-Version nicht. Dafür installiert Asus Android 8.1 Oreo. Darüber stülpt der Hersteller seine eigene Benutzeroberfläche, ROG UI. Sie sieht schön „gamy“ aus und passt zum allgemein auffälligen Design des Handys.

Ein Problem von ROG UI: Die Benutzeroberfläche versteckt viele Funktionen tief in seinen Einstellungen. Wer zum Beispiel das mitgelieferte UKW-Radio nutzen möchte, findet dies weder irgendwo als App noch unter den Sound-Einstellungen. Es befindet sich hingegen auf Seite drei des Android Benachrichtigungscenters. Das ist nicht besonders intuitiv. Somit dauert es einige Zeit, bis der Nutzer sein ROG Phone komplett kennt und durchschaut hat.

Neben den Google-Apps hat Asus auch eigene Anwendungen auf dem Gerät vorinstalliert. Die beschränken sich jedoch auf Standard-Programme wie eine Galerie oder einen Taschenrechner. Eine eigene Musik-App fehlt hingegen. Töne und Sound kommen übrigens aus den zwei frontal ausgerichteten Lautsprechern. Die hören sich ganz ordentlich an, können bei der Klangvielfalt jedoch nicht mit den Boxen anderer Flaggschiffe mithalten.

Etwas besser schneidet da das mitgelieferte In-Ear-Headset ab. Dank DTSX-Technologie bietet es virtuellen 7.1 Surround-Sound an, der sich auch positiv im Ohr bemerkbar macht. Wer lieber selbst Hand anlegt und die Musik seinen Wünschen anpassen möchte, kann das dank umfassenden Sound-Einstellungen tun.

Für Gamer: X-Modus und alles leuchtet rot

Neben der Hardware richtet Asus auch die Software seines ROG Phones vollends auf Gamer aus. Das zeigt sich schon daran, dass auf dem Start-Bildschirm die Game-Center-App prominent in der Mitte angebracht ist. In der Anwendung schlägt das softwareseitige Gaming-Herz des Zocker-Smartphones. Dort lässt sich die Wärme von CPU und GPU sowie die Auslastung des Prozessors und des Arbeitsspeichers anzeigen. Einstellungen wie die Beleuchtungssteuerung des rückseitigen LED-Logos sind dort ebenfalls zu finden.

Eine Kern-Funktion des ROG Phone stellt der sogenannte X-Modus dar. Dabei handelt es sich um eine Funktion, die automatisch die Systemleistung verbessert und freie Ressourcen für Games blockt. Für klar spürbare Unterschiede im Spiel sorgte der X-Modus im Test aber nicht. Was sich hingegen ändert und ziemlich cool ist: Das Standard-Wallpaper sowie die Asus-Apps ändern ihre Farbe in ein glühendes Rot. Diese nette Spielerei zeigt, mit wie viel Liebe zum Detail das ROG Phone von Asus ausgestattet ist.

Wie jedoch auch schon bei der normalen Software leidet der Gaming-Teil unter einer latenten Unübersichtlichkeit. Als Nutzer kann man schnell einmal von den verschachtelten Menüs überfordert werden. Das ist jedoch Kritik auf hohem Niveau. Denn insgesamt sind die umfassenden Einstellungsmöglichkeiten genau das, was Gamer sich wünschen.

Das ROG Phone weiß, was Gamer wollen: eine auffällige Benutzeroberfläche, umfassende Einstellungsmöglichkeiten sowie guten Sound. All das bietet Asus in seinem Gaming-Smartphone auch an. Einziger Kritikpunkt: Das Software-Paket ist aktuell noch zu unordentlich und verschachtelt.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Akku

Energieverbrauch ist beim Gaming ein wichtiger Faktor. Das gilt umso mehr bei Zocker-Handys, da sie ausschließlich auf einen Akku als Stromquelle setzen. Asus verpasst der Batterie des ROG Phone eine Kapazität von 4.000 mAh. Das ist ein stattlicher Wert, der bei einem 6 Zoll großen Display sowie einem LED-Logo aber auch notwendig ist. Wie gut sich das Smartphone beim Energiemanagement schlägt und ob es auch länger als einen Tag durchhält, zeigt der Akku-Test.

Das ROG Phone durchläuft dafür im Testcenter von inside handy eine standardisierte Prozedur. Diese sieht wie folgt aus: Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und es wird im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der eine Standby-Zeit von 16 Stunden ansteht.

ModellKapazität (mAh)AkkustandVerbrauch
Arbeitstag (8h)Nacht im Standby (16h)Intensivtest (8h)Standby (16h)
Testgerät
Asus ROG Phone4.00064553645
direkte Konkurrenten
Razer Phone 24.000 6249389
Sony Xperia XZ33.3005346477
OnePlus 6T3.7006656 3410
Samsung Galaxy S9 3.000 61 4939 12
Huawei Mate 20 Pro4.2007363 2710
LG G7 ThinQ 3.000 63 523311

Wie die Akku-Tabelle zeigt, schlägt sich das ROG Phone im standardisierten Test vorbildlich. Mit 64 Prozent nach 8 Stunden überlebt es den Arbeitstag ohne größere Energieprobleme. Nach weiteren 16 Stunden steht der Zähler auf 55 Prozent. Dieser Wert ist ebenfalls ziemlich gut. Zwei Tage ohne Nachladen könnte das Asus-Smartphone prinzipiell aushalten. Apropos Nachladen: Das geht beim ROG Phone rasend schnell. Gerade einmal 33 Minuten brauchte das Handy, um von 30 auf 80 Prozent zu springen. Kabelloses Laden ist derweil nicht möglich.

Beim Akku-Test von inside handy gilt zu beachten: Der Alltag eines passionierten Gamers sieht anders aus und dürfte für einen höheren Verbrauch sorgen. Hinzu kommen noch viele Energiefresser, die im Test der Redaktion wenig bis keine Anwendung gefunden haben – wie zum Beispiel der X-Modus oder die dauerhafte Beleuchtung des LED-Logos. Die Laufzeit dürfte bei einer artgerechten Haltung des ROG Phones also von den Test-Werten abweichen.

Großes Strom-Depot trifft auf Energie-Fresser: Dennoch erzielt das Asus ROG Phone eine gute Wertung beim Akku-Test. Trotz hoher Performance bleibt die Anzeige bei über 50 Prozent nach 24 Stunden. Und wenn dann doch einmal die Energie ausgeht, hält die „Downtime“ dank hervorragender Schnelllade-Technologie nicht zu lange an.

Einzelwertung: 4,5 von 5 Sternen

Fazit

Asus macht keine halben Sachen: Das ROG Phone ist wohl das erste Gaming-Smartphone, das dem Namen vollends gerecht wird. Viele Aspekte des Handys wie zum Beispiel das Design, die Hardware und die Software sind auf die zockende Zielgruppe abgestimmt. Dank seiner Expertise im Gaming-Bereich macht der taiwanische Hersteller hier auch fast alles richtig. Hardware und Performance sind auf absolutem High-End-Niveau. Es gibt viele Spielereien, die Nutzer dabei helfen, die für sie perfekte Gaming-Erfahrung einzustellen. Und das Gesamtpaket wirkt qualitativ hochwertig.

Das Testsiegel des Asus ROG Phone

Natürlich gelingt Asus beim ROG Phone nicht alles direkt auf Anhieb. Da wäre zum Beispiel die fehlende Speicherplatzerweiterung oder die noch etwas unübersichtliche Software. Das sind jedoch kleine Kritikpunkte im Vergleich zu dem, was Asus mit Gaming-Smartphone geleistet hat. Denn während sich andere Hersteller eher am Mainstream orientieren und in Zurückhaltung üben, will Asus die leuchtende und auffällige Gaming-Nische besetzen. Und für diesen Mut möchte man dem Unternehmen ein lautes „GG“ entgegen schmettern.

Gesamtwertung: 4,5 von 5 Sternen

Pro des Asus ROG Phone

  • Auffälliges und ungewöhnliches Design
  • High-End-Performance
  • Gaming-Software en masse

Contra des Asus ROG Phone

  • Fehlende Speicher-Erweiterung
  • Teilweise unübersichtliche Menüs
  • Schlechte Weitwinkel-Kamera

Preis-Leistung

Mit einem Preis von 899 Euro befindet sich das Asus ROG Phone in der höchsten Flaggschiff-Klasse. Für Gamer kein ungewöhnlicher Anblick: Die erwartete Performance und das besondere Aussehen haben einen hohen Preis, den das Smartphone auf jeden Fall wert ist. Für durchschnittliche Verbraucher, die gerne ein Oberklasse-Handy haben möchten, sind die knapp 900 Euro aber auf jeden Fall zu viel. Übrigens: Wer das ROG Phone in Kombination mit einem Tarif haben möchte, wird dies bis Ende 2018 nur exklusiv bei 1&1 bekommen.

Alternativen

2017 wäre das ROG Phone eine Seltenheit gewesen. Ein Jahr später kommen aber immer mehr Gaming-Handys auf den Markt. Dementsprechend haben Nutzer aktuell ein wenig Auswahl, was Alternativen für das Asus-Modell angeht. Da wäre zum Beispiel die Konkurrenz von Razer mit ihrem Razer Phone und Razer Phone 2. Beide Handys ähneln dem ROG Phone von der Leistung und der Software-Ausstattung. Größte Unterschiede sind jedoch das Design und die Kameras. So sehen beide Smartphones wesentlich mehr nach aktuellem Flaggschiff-Mainstream aus. Die Kamera-Leistung lässt im Vergleich zum ROG Phone leider zu wünschen übrig.

Wer es etwas günstiger haben möchte, aber dennoch nicht auf das Leitmotiv Gaming verzichten will, wird bei Honor fündig. Die Huawei-Tochter bietet ihr Honor Play aktuell für gerade einmal knapp 270 Euro an. Natürlich müssen Nutzer hier einige Abstriche machen – unter anderem beim eher ernüchternden Gaming-Aspekt des Smartphones.

Huawei selbst begeht mit dem neuen Mate 20 X ebenfalls Gaming-Neuland. Aktuell ist der Bruder des Mate 20 Pro noch nicht in Deutschland verfügbar. Das Modell soll jedoch dank großem Display und hervorragender Kamera überzeugen. Es wird Ende November beziehungsweise Anfang Dezember auf dem deutschen Markt erscheinen.

Wer darüber hinaus nach guten Oberklasse- oder Gaming-Modellen sucht, könnte in den folgenden Artikeln fündig werden. Das Beste daran: Sie werden regelmäßig erneuert und sind dementsprechend immer auf dem neuesten Stand.

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