Testbericht zum Nokia Lumia 625

10 Minuten

Nokia Lumia 625
Bildquelle: inside-digital.de

Verarbeitung und Design

Beim Design orientiert sich Nokia an seinem knapp ein Jahr alten Lumia 820. So ist das Lumia 625 aufgrund eines deutlich größeren Displays – 4,7 Zoll – insgesamt zwar etwas größer, allerdings ist es auch flacher und bringt nahezu das selbe Gewicht auf die Waage.

Die Ecken und Kanten haben einen angenehmen Radius und fließen ineinander über. Dabei sieht es zunächst gar nicht danach aus, als ob die Rückseite abnehmbar wäre. Erst wenn man auf der Suche nach einem Steckplatz für Micro-SIM– oder Micro-SD-Karte ist, weiß man, dass diese sich irgendwo im Inneren befinden müssen. Übersieht man die Abbildung in der Verpackung, wird man etwas mehr Zeit benötigen, um die Schale abzulösen. Gorilla Glass 2 macht es möglich, dass das Display zu den Kanten hin eine Rundung bekommt und sich nahtlos an den Radius anpasst.

Diese Tatsache bescheinigt dem Lumia 625 eine Top-Verarbeitung. Das weiße Testexemplar (das Gerät gibt es auch noch in Schwarz, Grün, Gelb und Orange) besitzt einen leicht angerauten Rücken aus Kunststoff, der seinen Beitrag dazu leistet, dass das Smartphone gut in der Hand liegt. Was negativ aufstößt, ist die Tatsache, dass die Schale zwar abnehmbar, der Akku aber nicht austauschbar ist. Hinzu kommt, dass das Lumia 625 mit seinen knapp 160 Gramm nicht unbedingt ein Leichtgewicht ist. Im Vergleich: Das HTC One bringt bei gleicher Displaygröße und trotz Aluminium-Gehäuse mit 143 Gramm knapp 20 Gramm weniger auf die Waage. Dafür versteht es Nokia, die Hörmuschel über und das Mikrofon unter dem Display so optimal zu verbauen, dass es weder auffällt noch hässlich aussieht.

Nokia Lumia 625: Hands-On-Fotos

Wertung: 4/5

Display

Ein Lumia mit einem 4,7 Zoll großen Display gab es bislang nicht. Daran gibt es zunächst einmal auch nichts auszusetzen. Doch es kommt nicht allein auf die Größe an: Betrachtet man im Verhältnis zur Größe die Auflösung, stellt sich die Frage, warum Nokia auf lediglich 480 x 800 Pixel bei diesem Format setzt. Natürlich kann man ein Smartphone mit WVGA-Display-Auflösung günstiger anbieten als ein Gerät mit HD-Bildschirm. Vielleicht ist das Auge auch aufgrund der vielen Smartphones mit hochauflösenden Displays zu verwöhnt. Allerdings fällt die geringe Auflösung doch immer wieder auf. Schriften wirken zum Teil etwas unscharf und verwaschen, Treppchenbildung ist nicht von der Hand zu weisen und Details auf Fotos sind, hält man ein HD-Display eines Lumia 920 daneben, nicht so scharf. Ein Bildschirm mit einer Auflösung von 960 x 540 Pixeln hätte den Gesamtpreis vielleicht etwas nach oben getrieben, hätte dem Gesamteindruck aber gut getan.

Der Blickwinkel ist sehr stabil, was bedeutet, dass man Inhalte auch noch sehr gut erkennen kann, wenn das Smartphone um 45 Grad geneigt ist. Auch die Farben können überzeugen und werden realitätsgetreu wiedergegeben. Zudem ist – dank LCD-Technik – die Ablesbarkeit im Freien recht gut. Selbst Sonnenschein kann dem etwas spiegelnden Display kaum etwas anhaben. Die automatische Helligkeitsregelung funktioniert nahezu ohne Verzögerung.
Dank Nokias ClearBlack-Technologie werden schwarze Hintergründe auch dann noch tief schwarz dargestellt, wenn die Displaybeleuchtung hochgeregelt ist.

Der Touchscreen des Testgerätes reagierte sehr sensibel, präzise und verzögerungsfrei auf die Fingereingabe. Im Menüpunkt „Anzeige & Touchscreen“ lässt sich in den Einstellungen die Berührungsempfindlichkeit einstellen, die eingangs auf „Hoch“ eingestellt ist. Dadurch lässt sich das Display auch mit Handschuhen bedienen und reagiert bereits auf Finger, wenn diese noch nicht einmal das Display berühren. Im „Normal“-Modus nimmt die Berührungsempfindlichkeit deutlich ab, was dem einen oder anderen besser gefallen dürfte.

Neben der Auflösung ein weiterer Kritikpunkt: Gorilla Glass 2 dient wie auch im Lumia 920 als Displayabdeckung, allerdings saugt diese nicht derart das Fett der Finger auf, wie es beim Lumia 625 der Fall ist.

Display Winkelstabilitäts-Vergleich beim Nokia Lumia 625

Das Display des Lumia 625 in verschiedenen Betrachtungswinkeln

Wertung 3,5/5

Ausstattung und Leistung

Ein Dual-Core-Prozessor mit 1,2 GHz Taktung und 512 MB Arbeitsspeicher fungieren als Motor des Lumia 625. Was bedeutet das aber für den Nutzer? Wie bereits bekannt, brauchen Smartphones, die mit Windows Phone laufen, keinen Octa-Core-Prozessor und 4 GB RAM, um eine flüssige Bedienung zu gewährleisten. So wischt man auch beim Lumia 625 trotz der gering wirkenden Zahlen auf dem Datenblatt geschmeidig durch die Menüs. Apps öffnen meist schnell und das Gerät kommt selten mal aus der Puste.

Für Dateien steht ein 8 GB großer interner Speicher bereit, der sich mit Micro-SD-Karten um bis zu 64 GB erweitern lässt.
Im AnTuTu-Benchmark-Test erreichte das Lumia 625 einen Wert von 9.412 Punkten. Damit schneidet das Gerät besser ab als das Lumia 720 und 520. Beide Lumias kommen auf rund 7.400 Punkte.

Benchmarktest Lumia 625

AnTuTu-Benchmarktest beim Lumia 625

Erfreulich ist, dass LTE mit an Bord ist, weniger schön, dass NFC fehlt. An Verbindungsmöglichkeiten bietet das Lumia 625:

Wertung 4/5

Kamera

Mit seiner 5-Megapixel-Kamera auf der Rückseite kommt das Lumia 625 nicht an die von Carl Zeiss gefertigten Linsen und die großen Bildsensoren eines Lumia 920 oder Lumia 925 heran. Für ein Mittelklasse-Smartphone zu diesem Preis ist die Kamera aber ausreichend. Das bedeutet: Schnappschüsse bei guten Lichtverhältnissen bereiten der Kamera keine größeren Probleme. Nahaufnahmen sind okay, bei Dunkelheit hingegen offenbart die Kamera ihre Schwächen. Selbst mit Blitz bleiben Bilder bei einer Entfernung von mehr als zwei Metern dunkel.

Videos können in HD und Full-HD aufgenommen werden, überzeugen aber auf einem großen Bildschirm wie dem Fernseher nicht vollends. Dunkle Bereiche werden zu dunkel dargestellt; Probleme hat die Kamera auch bei Schwenks von dunklen in helle Bereiche. Hinzu kommt, dass es keinen optischen Bildstabilisator gibt, weshalb man eine sehr ruhige Hand braucht, um wackelfreie Videos zu drehen.

Nokia Lumia 625: Kamera-Testfotos

Mit dem Lumia 625 gemachte Testaufnahmen gibt es hier in voller Auflösung

Wertung 3/5

Musik und Spiele

Der Musikplayer des Nokia Lumia 625 befindet sich im Musik+Video-Hub des Handys. In einer Bibliothek sind gespeicherte Musikstücke unter den Kategorien Songs, Genres, Playlists, Interpreten und Alben gespeichert. Über den Handylautsprecher wird Musik recht blechern wiedergegen; Bässe fehlen nahezu gänzlich. Die Lautstärke lässt sich sehr stark hochregeln. Bei voll aufgedrehter Lautstärke neigen Höhen etwas zum Verzerren. Etwas mehr Bässe gibt es beim Einsatz des mitgelieferten Headsets. Allerdings wirkt dieses ansonsten nicht besonders hochwertig und die glatten und großen Ohrstöpsel rutschen sehr schnell aus dem Ohr. Über höherwertigere Kopfhörer oder über die Anlage gibt es am Sound aber nichts zu meckern.

Hervorzuheben und ein Plus-Punkt sind die Audio-Einstellungen, die allerdings nur mit Kopfhörern vorzunehmen sind. Dazu gehört ein Equalizer mit Voreinstellungen wie Jazz, Rock, mehr Bässe oder weniger Gesang sowie frei justierbare Höhen und Tiefen in verschiedenen Frequenzbereichen. Hinzu kommt die Möglichkeit der Audio-Nivellierung, die die Lautstärke für alle Musik- und Videotitel auf das gleiche Niveau regelt.

Nokia Musik

Nokia-Musik-App

Im Musik- und Video-Hub findet man außerdem Zugriffsmöglichkeiten auf Nokia Musik inklusive Mix Radio zum kostenlosen Streamen von Musikstücken und -Mixen, Xbox SmartGlass, den Xbox Music Store und Music Pass sowie auf Podcasts. Die Mixe kann man sich zudem herunterladen und auch offline hören.

Spiele wie Jetpack Joyride laufen flüssig, allerdings wird hier manchmal der kleine Arbeitsspeicher zum Verhängnis: Fifa 13, Real Racing 2 oder Halo: Spartan Assault beispielsweise sind im Store nicht vorzufinden.

Das Spiel Jetpack Joyride auf dem Lumia 625

Jetpack Joyride auf dem Lumia 625

Wertung 3,5/5

Akku

Wie eingangs bereits beschrieben, lässt sich die Rückseite am Lumia 625 abnehmen. Diese Tatsache weist normalerweise darauf hin, dass man den Akku austauschen kann. Dem ist aber nicht so. Weshalb die Finnen trotz abnehmbarer Schale auf einen fest verbauten Akku setzen, wissen wohl nur sie allein. Das ist aber auch das einzige Manko. Nokia setzt auf einen 2.000 mAh großen Akku, was nicht unbedingt gang und gäbe im Mittelklasse-Segment ist. Dieser leistet auch dementsprechend ganze Arbeit.

Der Akku muss sich im Test bei dauerhaft aktiviertem Bluetooth, WLAN und GPS sowie E-Mail-Push einem 30-minütigen Gespräch, 30 Minuten Musikhören per Webstream sowie 30 Minuten Spielen und einer 30-minütigen HD-Video-Wiedergabe über YouTube stellen. Hinzu kommt die Aufnahme mehrerer Fotos und Videos und das Surfen auf verschiedenen Webseiten.

Nach 8,5 Stunden im Dauertest waren noch 67 Prozent Ladung übrig. Bei über 15 Stunden im Standby verlor der Akku des Lumia 17 Prozent und war damit insgesamt noch bei 50 Prozent. Demnach kommt das Windows-Phone bei intensiver Nutzung auch mal 2 Tage ohne Steckdose aus.

Wertung 4/5

Fazit

Mit dem Lumia 625 hat Nokia ein Nischengerät auf den Markt gebracht, das von den eigenen Smartphones kannibalisiert werden könnte. Vermutlich mit dem Hintergedanken, dass viele andere Hersteller Smartphones mit sehr großen Displays herausbringen, wollte Nokia diesen Schritt ebenfalls gehen. Stattdessen hätte man auf das Lumia 625 auch verzichten können. Denn das Mittelklasse-Gerät ist zwar schon für 299 Euro erhältlich, bietet aber bis auf ein großes Display nicht die Qualität, die man von Nokia gewöhnt ist. Von einer zu geringen und damit nicht mehr zeitgemäßen Bildschirm-Auflösung über eine mittelmäßige Kamera bis hin zu einem etwas zu kleinen Arbeitsspeicher: Nokia hätte keinen Fehler gemacht, wenn man das Gerät nicht auf den Markt gebracht hätte.

Gründe die für das Lumia 625 sprechen sind der starke Akku, dass die Finnen LTE mit an Bord bringen und Nokias kalligrafisches Design und die gute Verarbeitung.

Testsiegel Nokia Lumia 625Pro

  • Verarbeitung auf hohem Niveau
  • Gute Akkulaufzeit
  • LTE vorhanden

Contra

  • Geringe Display-Auflösung
  • Akku trotz abnehmbarer Schale nicht austauschbar
  • Kamera nur Mittelmaß

Alternativen

Das Lumia 920 (hier im Test) ist zwar nicht mehr neu, kostet aktuell aber ebenfalls 299 Euro. Dieses Smartphone könnte auch der Grund sein, weshalb sich das Lumia 625 kaum verkaufen lassen wird. Das Lumia 920 bietet eine HD-Display-Auflösung, kommt mit NFC und kann induktiv aufgeladen werden. Zudem hat es eine deutlich bessere Kamera und mehr Power.

Eine weitere Alternative, für alle die nicht unbedingt ein 4,7 Zoll großes Display brauchen, könnte das gut 200 Euro teure HTC 8X (hier im Test) sein. Das deutlich leichtere Windows-Phone bietet ebenfalls einen HD-Bildschirm, NFC und eine 8-Megapixel-Kamera. Nutzer, die auf die Nokia-Dienste wie Here Drive und Nokia Musik nicht verzichten wollen, können sich auch das 250 Euro teure Lumia 720 (hier im Test) einmal genauer anschauen. Das 720 hat zwar die selbe Display-Auflösung wie das 625, allerdings verteilen diese sich auf 4,3 statt auf 4,7 Zoll. Das Ergebnis: Der Bildschirm ist deutlich schärfer.

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