Huawei Ascend P6: Flachstes Smartphone der Welt in Atemnot

10 Minuten

Huawei Ascend P6
Bildquelle: inside-digital.de

Der Test zeigt, ob das günstige Top-Modell und zugleich flachste Smartphone der Welt der Oberklasse gerecht wird, wo Huawei zu viel eingespart hat und wieviel iPhone im Ascend P6 steckt.

Verarbeitung und Design

Es scheint, als würden derzeit einige Hersteller durch die Verarbeitung von Metall oder Glas auf höhere Wertigkeit bei ihren Top-Modellen achten. Auch der einstige Produzent von „Billig-Smartphones“ Huawei setzt beim Ascend P6 auf Aluminium. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass das Gerät optisch an eines der meistverkauften Smartphones aller Zeiten erinnert, nämlich an Apples iPhone 4/4S. Allerdings ist die Verarbeitung nicht derart präzise: Die Kanten fühlen sich etwas scharf an, das Kunststoffteil an der Unterseite hat minimale Spaltmaße. Die kleinen Schubladen an der Seite, die Platz für Micro-SD- und SIM-Karte bieten, weichen von dem sonst runden Design ab. Hier hätten abgerundete Ecken sich an das Design der Lautstärke-Wippe und des Ein- und Ausschalters anpassen können. 

Huawei Ascend P6: Hands-On-Fotos

Durch die Rückseite aus Leichtmetall, die Tiefe von lediglich 6,2 Millimetern, die runde Unterkante und die geringe Breite im Vergleich zu anderen Geräten mit 4,7 Zoll großen Displays, fühlt sich das 120 Gramm leichte Ascend P6 gut an und lässt sich zudem recht gut mit einer Hand bedienen. 

Eine kleine Besonderheit liefert Huawei mit dem Verschlussstopfen, der im Kopfhörereingang sitzt. Es ist Geschmackssache, ob man das schön findet; ein Nachteil allerdings ist, dass man diesen irgendwo unterbringen muss, wenn man oft Musik über Kopfhörer hört. Da der Stopfen gleichzeitig als Werkzeug für Speicher- oder SIM-Kartenwechsel fungiert, wäre es schade, wenn man diesen verliert. 

Wertung: 4,5/5

Display 

Beim Display setzt Huawei auf 4,7 Zoll und HD-Auflösung (720 x 1.280 Pixel). Damit begibt sich der Hersteller nicht in die Gefilde von Samsung, HTC und Co., die ihre Top-Modelle mit Full-HD-Displays ausstatten. Allerdings „spart“ Huawei hier an der richtigen Stelle. Das Display liefert intensive Farben und eine überraschend hohe Blickwinkelstabilität. 

Möchte man Pixel erkennen, muss man das Smartphone schon 10 Zentimeter vor das Auge halten, ansonsten sind Schriften und Bilder klar und scharf. Die Helligkeit ist überwältigend: Selbst in der prallen Mittagssonne sind Texte sehr gut lesbar. Die automatische Helligkeitsregulierung leistet sehr gute Arbeit. Zudem lässt sich in den Einstellungen die Farbtemperatur anpassen. 

Der Schwarzwert ist brillant, weiße Flächen hingegen könnten einen Tick heller sein. 

Display Winkelstabilitäts-Vergleich beim Huawei Ascend P6

Das Display des Huawei Ascend P6 in verscheidenen Betrachtungswinkeln

Wertung 5/5

Ausstattung und Leistung 

Im Ascend P6 arbeitet ein von Huawei in Eigenregie entwickelter Quad-Core-Prozessor, dessen Kerne mit einer Frequenz von je 1,5 GHz takten. Hinzu kommen 2 GB Arbeitsspeicher und ein recht klein bemessener interner Speicher von 8GB, von dem lediglich knapp 5 GB übrig bleiben. Durch Micro-SD-Karten lässt sich das Datendepot um bis zu 32 GB ausbauen. 

Die Einheit aus Prozessor und Arbeitsspeicher sorgt für eine durchschnittliche Betriebsgeschwindigkeit. Verzögerungen treten hin und wieder auf, beispielsweise wenn mehrere Apps aus dem Play Store heruntergeladen werden und man gleichzeitig im Browser unterwegs ist. Das Wischen durch die Homescreens und das Öffnen von Apps funktioniert manchmal recht geschmeidig, manchmal bringt es das Gerät aber in Atemnot. 

Im AnTuTu-Benchmark erreicht das Ascend P6 8.317 Punkte. Dieser doch recht niedrige Wert veranlasste die Redaktion zu einem zweiten Test. Der bestätigte mit 8.448 Punkten die erste Wertung. Ein Nexus 4 beispielsweise erreicht hier knapp 17.000 Punkte, das Galaxy S4 und das HTC One rund 25.000 Punkte – allesamt mit Quad-Core-CPU. 
 
Die Sprachqualität geht in Ordnung, allerdings ist die Freisprecheinrichtung über den eingebauten Lautsprecher recht leise. Zudem gibt es anscheinend kein Mikro, dass laute Umgebungsgeräusche herausfiltert. 

An Verbindungsmöglichkeiten bietet das Ascend P6: 

Was fehlt ist NFC und ein LTE-Modul. Huawei hat allerdings eine Version des P6 in Aussicht gestellt, die mit LTE kommen soll. Ob und wann es ein Ascend P6 mit LTE in Deutschland geben wird, ist allerdings noch völlig unklar.  

Wertung 3/5 

Kamera 

Huawei stattet das Ascend P6 mit zwei Kameras aus: Auf der Rückseite befindet sich ein 8-Megapixel-Objektiv, über dem Display sorgt eine 5-Megapixel-Kamera für Fotos. Damit macht der chinesische Hersteller etwas, was alle anderen bislang vernachlässigt haben: Eine – zumindest auf dem Datenblatt – wesentlich bessere Kamera auf der Vorderseite als üblich. 

Im Test zeigt sich aber, dass 5 Megapixel nur eine hohe Angabe ist, nicht mehr. Die Frontkamera des iPhone 5 liefert mit ihren 1,2 Megapixeln deutlich kontrastreichere Fotos. 
 
Mit der Hauptkamera lassen sich bei guten Lichtverhältnissen sehr gute Bilder schießen. Bei weniger guten Lichtverhältnissen nimmt die Detaildichte ab und das Farbrauschen sichtbar zu. 

Huawei Ascend P6: Kamera-Testfotos

Mit dem Ascend P6 gemachte Testaufnahmen gibt es in voller Auflösung hier

Videos können in Full-HD aufgenommen werden. Startet man die Kamera, ist HD-Qualität aktiv und der Bildstabilisator ausgeschaltet. Eine nette Funktion ist, dass man während der Aufnahme diese pausieren und fortsetzen kann; schlecht hingegen, dass es keinen Autofokus gibt. So muss man stets auf dem Bildschirm herumtippen um Bereiche scharfzustellen. 

Wertung 3,5/5 
 

Musik und Spiele 

Das Ascend P6 hat die Huawei-eigene App „Musik“ vorinstalliert. Die ist wenig aufwendig und bietet keinen Equalizer oder sonstige Einstellungen. Wahlweise kann Musik auch über die App „Play Music“ wiedergegeben werden. Über den eingebauten Lautsprecher wird Musik zwar recht laut wiedergegeben, jedoch vermisst man die Tiefen. Über das beiliegende Headset klingt die Musik schon besser, allerdings fehlt es den Kopfhörern an Bässen und Dynamik. Angeschlossen an eine Anlage oder hochwertigere Kopfhörer ist der Sound wesentlich besser. 

Aufwendige Spiele wie Real Racing 3 bereiten dem P6 und seiner CPU mittelgroße Schwierigkeiten. Nicht nur das Öffnen der App dauert recht lang, auch der Spielspaß bleibt auf Grund ruckeliger Wiedergabe auf der Strecke. Zudem wird die Rückseite sehr warm. 

Wertung 3/5

Akku 

Trotz der geringen Tiefe des P6 schafft Huawei es, einen 2.000-mAh-Akku einzubauen. Die Redaktion stellt für alle Smartphone-Tests den selben Parcours auf: Der Akku muss sich bei dauerhaft aktiviertem Bluetooth, WLAN und GPS sowie E-Mail-Push einem 30-minütigen Gespräch, 30 Minuten Musikhören per Webstream sowie 30 Minuten Spielen und einer 30-minütigen HD-Video-Wiedergabe über YouTube stellen. Hinzu kommt die Aufnahme mehrerer Fotos und Videos und das Surfen auf verschiedenen Webseiten. 

Der Akku des Ascend P6 machte während des Tests vorzeitig schlapp und ließ das Gerät nach nicht einmal 8 Stunden herunterfahren. Dabei standen 25 Minuten Spielen und das halbstündige YouTube-Video noch aus. Ein recht enttäuschender Wert. 

Auch der Energieverbrauch im Stand-By-Modus war enorm: In 8 Stunden zeigte der Akku 20 Prozentpunkte weniger Ladung an. Nach einem 30-minütigem YouTube-Video verlor die Batterie 10 Prozent ihrer Ladung. 

Wertung 2/5

Fazit 

Das Huawei Ascend P6 machte vor allem durch sein Design und die flache Bauweise einen sehr guten ersten Eindruck. Mit einer auf dem Datenblatt hochklassigen Ausstattung versprach das Smartphone zu einem Preis von aktuell rund 400 Euro eine Alternative zu Flaggschiffen wie dem Galaxy S4, HTC One oder dem Optimus G zu werden. Allerdings enttäuschte das Gerät in vielen Punkten. Das Design und die eingesetzten Materialien sind zwar ansprechend und erinnern vielleicht an eine Mischung aus iPhone 4 und LG Viewty, die Verarbeitung ist aber beim genauen Hinsehen und Anfassen nicht erste Klasse. 

Auch wäre Huawei vermutlich gut beraten gewesen, auf einen Quad-Core-Prozessor von Spezialisten wie beispielsweise Nvidia oder Qualcomm zu setzen, statt eine eigene unausgereifte Lösung zu verbauen. Nicht nur das die Rückseite des Öfteren sehr warm wird, auch gerät das Ascend P6 schon mal aus dem Takt. Das äußert sich beispielweise in langen Ladezeiten beim Öffnen großer Apps oder einem Absturz beim Benchmark-Test. 

Die rückwärtige Kamera kann vor allem bei guten Lichtverhältnissen überzeugen; mit der 5-Megapixel-Frontkamera aber verspricht Huawei etwas, hält es aber nicht. Frontkameras anderer Smartphones mit weniger Megapixel machen mindestens genau so gute Selbstporträts. 

Punkten kann das Ascend P6 mit seinem HD-Display. Es muss also nicht Full-HD sein, um zur Oberklasse dazu zu gehören. Farben, Blickwinkel und Helligkeit samt Farbtemperaturanpassung können sich sehen lassen. 

Enttäuscht hat der Akku und seine Laufzeit: Nach nicht einmal 8 Stunden ließ die leere Batterie das Ascend P6 herunterfahren. Über Nacht (8 Stunden) verlor der Akku im Standby 20 Prozent Ladung. 

Huawei hätte nicht sparen und lieber den einen oder anderen Millimeter mehr in die Tiefe bauen sollen. Denn die flache Bauweise ist nur beim ersten in die Hand nehmen spürbar, danach fällt es kaum noch auf, dass man ein derart dünnes Gerät in den Händen hält. Durch 1 bis 2 zusätzliche Millimeter hätten die Chinesen mehr Platz für einen leistungsstärkeren Prozessor, einen besseren Akku sowie LTE und NFC gehabt – Sachen, die man von einem Oberklasse-Smartphone erwartet. Darüber kann auch nicht der Preis von aktuell 399 Euro hinwegtrösten.  

Testsiegel Huawei Ascend P6Pro: 

  • Ansprechendes Design 

  • Helles und farbintensives Display 

Contra: 

  • Miserabler Akku 

  • Schwache/r Leistung/Prozessor 

  •  NFC und LTE fehlen 

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Alternativen 

Für unter 400 Euro bekommt man mit dem Ascend P2, ebenfalls aus dem Hause Huawei, eine sehr gute Alternative (Link zum Testbericht). Zwar ist das Gerät nicht so flach, läuft aber trotz dem selben Prozessor und 1 GB Arbeitsspeicher weniger wesentlich runder und hat einen besseren Akku. Weitere Alternativen sind das HTC One X oder One X+, die beide in der Preisspanne von 330 und 400 Euro liegen. 

Hier ein Datenblatt-Vergleich zwischen dem Ascend P6, P2 und dem One X.

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