Test des Nokia Lumia 800

20 Minuten

Nokia Lumia 800

Für den finnischen Hersteller sah es lange Zeit nicht gut aus – sinkende Absatzzahlen und gegenüber der Konkurrenz verlor man wertvollen Boden. Ein Grund hierfür war das eigene Betriebssystem Symbian, welches nicht mehr in der Gunst der Käufer stand. Daher machte man bei Nokia einen Schnitt und setzte auf das noch junge Betriebssystem Windows Phone 7. Mit dem Lumia 800 stellte Nokia sein erstes Handy mit dem Microsoft-Betriebssystem vor. Ob Nokia wieder konkurrenzfähig ist und welche Neuerungen das WindowsPhone-Update ‚Mango‘ mit sich bringt, verrät der Testbericht auf inside-digital.de.

Das Lumia 800 wird in einer blauen rechteckigen Verpackung geliefert, auf der ein Fotoaufdruck des Smartphones zu sehen ist und aus der das Handy samt Zubehör herausgeschoben wird. Der Lieferumfang umfasst das Handy, ein Daten- und Ladekabel, ein Steckdosenadapter, ein weißes Headset mit 3,5-Millimeter-Klinken-Anschluss, eine Schutzhülle und eine Bedienungsanleitung. Eine CD mit PC-Synchronisationssoftware ist nicht im Lieferumfang vorhanden. Die Microsoft-Software Zune kann über die Microsoft-Homepage heruntergeladen werden.

Nokia Lumia 800

 

Nokia Lumia 800

Das Handy besteht aus einem Unibody, der nicht geöffnet werden kann. Der Akku ist fest mit dem Gerät verbaut. Um die Speicherkarte ein zusetzen, wird zunächst an der Stirnseite die Abdeckung für den MicroUSB-Port geöffnet. Nun kann die SIM-Kartenhalterung nach links geschoben werden, um sie aus der Arretierung zu lösen. Wie auch bei den Apple-Produkten, findet im Lumia 800 eine MicroSIM Verwendung. Normalgroße Karten können nicht benutzt werden. Entweder man bestellt sich über seinen Anbieter eine passende neue Karte oder man schneidet seine bestehende auf die richtige Größe zu. Hierfür gibt es im Netz diverse Anleitungen. Nachdem die Karte in die Halterung eingelegt wurde, wird diese wieder an der Stirnseite eingeschoben und nach rechts arretiert. Einen MicroSD-Slot zum Wechseln der Speicherkarte besitzt das Lumia, wie auch die anderen Windows Phone 7-Geräte, nicht.

Das Lumia 800 besteht nahezu komplett aus hochwertigem Kunststoff. Lediglich die Front ist durch das Displayglas unterbrochen und auf der Rückseite rahmt ein Aluminium-Streifen die Kamera ein. Trotz Kunststoff ist die Haptik sehr gut. Das Gerät ist sehr solide verarbeitet. Auch bei festem Zudrücken knarzt und knackt nichts. Durch das Unibody-Gehäuse ist zudem die Verwindungssteifigkeit sehr hoch. Das ganze Gerät wirkt wie aus einem Guss und gibt keinerlei Grund zur Beanstandung.

Nokia Lumia 800Die Rückseite ist matt und ganz leicht angeraut, so dass die Griffigkeit erhöht wird und das Handy sehr gut in der Hand liegt. Letzteres ist auch der kompakten Form zu verdanken. Mit seinen Maßen von 116.5 x 61.2 x 12.1 Millimetern und einem Gewicht von 142 Gramm ist es trotz der Größe durchaus noch als Handschmeichler zu bezeichnen. Beim Design hebt sich der finnische Hersteller von anderen Windows Phone 7-Geräten ab und zeigt eine Mischung aus kantigen und runden Elementen. Blickt man auf das Gerät, zeigt sich die typische rechteckige Form. Betrachtet man das Handy von der Seite, werden die Linien weicher. Zu den Stirnseiten hin verjüngt sich die Form des Lumia. Auch sind die beiden Flanken rund und ziehen sich bis auf die Front. Das Design wirkt frisch und modern. Hier haben sich die Designer an dem Nokia N8 orientiert und so präsentiert sich das Lumia 800 mit einer extravaganten Form.

Die Front wird durch das Display dominiert. Darunter befinden sich die für Windows Phone obligatorischen drei Sensortasten. Über dem Display liegt kaum sichtbar eine kleine Öffnung für die Helligkeits- und Annäherungssensoren. Eine Frontkamera besitzt das Lumia nicht. Auf der linken Geräteseite liegen die Lautstärkewippe, die Taste für Displaysperre und eine Taste für den Kamerastart, welche auch als Auslöser fungiert. Die untere Stirnseite beherbergt den Lautsprecher und dem Gegenüber findet man den 3,5 Millimeter Kopfhöreranschluss, sowie die schon beschriebenen Steckplätze für das Daten- und Ladekabel und die SIM-Karte. Neben der schwarzen Farbe des Testgerätes, gibt es das Lumia 800 auch noch in blau und pink.

Nokia Lumia 800Die Sprachqualität des Lumia 800 wurde im Vodafone-Netz getestet und bewegt sich auf sehr gutem Niveau. Egal ob im Fest- oder Mobilfunknetz, die Ausgabe der Stimme des Gesprächspartners ist klar und deutlich, ohne Verzerrungen oder Störgeräusche zu vernehmen. Auch man selbst wird vom Gegenüber sehr gut verstanden. Das Telefonieren über die integrierte Freisprecheinrichtung hinterlässt ebenso einen guten Eindruck. Die Ausgabe ist laut genug, um Telefonate in belebter Umgebung zu führen ohne zu verzerren oder zu übersteuern. Telefonate mit dem Headset sind sehr gut zu bewerkstelligen. Am Empfang gibt es nicht zu kritisieren.

Der 1450 mAh Akku liefert laut Hersteller eine Standby-Zeit von bis zu 265 Stunden im GSM-Netz und 335 Stunden über 3G. Telefonate sollen im GSM-Netz knapp 13 Stunden und im UMTS-Netz bis zu neun Stunden möglich sein. Hierbei handelt es sich natürlich nur um Laborwerte, die im Test nach unten korrigiert werden müssen. Bei ständig aktiviertem W-Lan und Push-Mail, 80 Minuten Telefonie, zwei Stunden surfen, durchsuchen, herunterladen und ausprobieren von diversen Applikationen, musste das Smartphone nach knapp 24 Stunden wieder mit Strom versorgt werden. Damit ist das Lumia wahrlich kein Dauerläufer, befindet sich damit aber in prominenter Gesellschaft mit vielen aktuellen Smartphones. Nokia hat allerdings schon ein Update angekündigt, welche die Akkulaufzeit verbessern soll. Zum Testzeitpunkt stand dieses für das Testgerät allerdings noch nicht zur Verfügung.

Für den SAR-Wert am Kopf gibt Nokia 0.940 W/kg an, was mit Blick auf die Konkurrenz einen ziemlich hohen Wert darstellt, aber noch weiter unter der gesetzlichen Höchstgrenze von 2 W/kg liegt.

Nokia Lumia 800Der 3,7-Zoll-Touchscreen mit kratzfestem Gorilla-Glas, löst mit 480 x 800 Pixel (WVGA) Pixel auf. Als Displaytechnik verwendet Nokia ein AMOLED-Display mit ‚Clear Black‘-Technologie. Letztere sorgt für eine Reduzierung von unerwünschten Reflexionen im Display. Dies wird durch einen speziellen Polarisationsfilter, welcher direkt im Touchscreen verbaut ist, erreicht. Damit erhöht sich nicht nur die Ablesbarkeit im Freien, sondern bringt zudem noch eine Erhöhung des Kontrasts und Sättigung mit sich. Da die Reflexionen reduziert werden, braucht die Hintergrundbeleuchtung nicht auf den höchsten Wert gestellt werden, was den Akku schont und die Laufzeit erhöht. In der Tat zeigt sich der positive Effekt der ‚Clear Black‘-Technologie unter freiem Himmel. Verglichen mit einem LCD-Display, lässt sich selbst bei starkem Sonnenschein mehr erkennen. Nur bei direkter Sonneneinstrahlung auf das Display ist es auch weiterhin nahezu unmöglich was zu erkennen. Allerdings reicht eine geringe Winkeländerung aus um dem zu entgehen.

Die Anzeige hinterlässt einen gespaltenen Eindruck. Im System und auch im Browser sind in weißen Bereichen, trotz der hohen Auflösung, einzelne Pixel zu erkennen. So sind Linien oder Unterstreichungen als kleine Punkte zu erkennen. Vergrößert man allerdings ein Bild oder eine Internetseite, zeigt sich ein komplett anderes Ergebnis: die Anzeige ist nun äußerst scharf. Selbst auf maximaler Vergrößerung von Texten und Bildern sind keine Treppchenbildung oder einzelne Pixel zu erkennen. Wirklich störend sind die kleinen Pixel in der Standardansicht nicht und sie zeigen sich auch nur in weißen Bereichen. Wen das allerdings stört, der sollte ein entsprechend dunkles Farbschema in den Einstellungen auswählen.

Ein Helligkeitssensor regelt die Beleuchtung auf Wunsch automatisch. Deaktiviert man diesen, kann die Anzeige in drei Stufen angepasst werden. Ein Annäherungssensor schaltet das Display ab, sobald das Gerät zum Telefonieren an das Ohr gehalten wird und der Lagesensor dreht die Anzeige ohne Verzögerung je nach Position des Displays. Da sich das Display nach einiger Zeit der Nichtbenutzung komplett ausschaltet, vermisst man eine Status-LED, welche im inaktiven Zustand über verpasste Anrufe, neue SMS oder E-Mails informiert.

Das Lumia 800 verfügt über eine 8-Megapixel-Kamera mit Autofokus und LED-Licht. Die Optik wird von Carl Zeiss bereit gestellt. Gestartet wird die Kamera über die seitliche Taste. Die Kamera ist innerhalb von einer Sekunde einsatzbereit. Über die gesonderte Kamerataste wird diese auch ausgelöst. Wie bei einer normalen Fotokamera, verfügt der Auslöser über zwei Druckpunkte. Betätigt man den Auslöser leicht, wird das Motiv scharf gestellt. Drückt man ihn durch, wird das Bild aufgenommen. Bei der Aufnahme über den Auslöser wird jeweils das in der Mitte befindliche Motiv scharfgestellt. Alternativ kann auch über den Touchscreen ausgelöst werden. Dank Touchfokus tippt man den scharf zustellenden Bereich an und das Bild wird aufgenommen. Für das Speichern des Bildes braucht die Kamera lediglich eine Sekunde. Dem Nutzer stehen umfangreiche Einstellungen zur Verfügung:

  • Nokia Lumia 800Szene (Auto, Hintergrundbeleuchtung, Strand, Kerzenlicht, Makro, Nacht, Portrait, Schnee, Sport, Sonnenuntergang)
  • Weißabgleich
  • Belichtungskorrektur
  • ISO
  • Belichtungsmessung
  • Effekt (Schwarz-Weiß, Sepia, Negativ, Solarisation)
  • Kontrast
  • Sättigung
  • Fokus (Normal, Makro)
  • Auflösung
  • Fotolicht

Im Videomodus gibt es folgende Einstellungsmöglichkeiten:

  • Szene (Auto, Hintergrundbeleuchtung, Strand, Kerzenlicht, Makro, Nacht, Portrait, Schnee, Sport, Sonnenuntergang)
  • Weißabgleich
  • Belichtungskorrektur
  • Effekt (Schwarz-Weiß, Sepia, Negativ, Solarisation)
  • Kontrast
  • Sättigung
  • Autofokus
  • Auflösung

Die Qualität der Bilder mit ausreichend Licht ist gut. Die Bilder sind scharf und weisen einen guten Kontrast auf. Lediglich die Sättigung ist ein wenig zu gering. Ein schwaches Bildrauschen ist zudem zu erkennen. Dennoch arbeitet die Rauschunterdrückung harmonisch und greift nicht zu stark sein, so dass auch Details sichtbar bleiben, ohne in einem Pixelmatsch zu enden. Die Videos in 720p und 30 Bilder pro Sekunde sind ebenfalls scharf und flüssig. Zwischen hellen und dunklen Bereichen vermag die Kamera schnell und sicher zu unterscheiden. Auch arbeitet der Autofokus sauber und zielsicher. Der Ton wird größtenteils klar und sauber aufgezeichnet.

Das Lumia 800 ist das erste Windows Phone 7-Gerät des finnischen Herstellers und kommt gleich in der zweiten Version „Mango“ daher. Microsoft führt diverse Erweiterungen mit der neuen Version ein. Die größte ist die Erweiterung von Multitasking für Drittanbieter-Anwendungen – für diverse Systemprogramme war dies ohnehin schon möglich. Ob eine Applikation im Hintergrund weiterläuft und den Nutzer auf dem neusten Stand hält, liegt an dem Entwickler der Anwendung. Mit dem Update auf Mango erhalten die Entwickler lediglich die Möglichkeit, ihre Anwendungen mit Multitasking-Option zu versehen. Ohne eine Erweiterung des Programms auf die neuen Schnittstellen (API), hat der Nutzer selbst keinen Vorteil vom Multitasking. Ein echtes Multitasking ist es weiterhin nicht. Das heißt, die Anwendungen sind nicht im Hintergrund aktiv. Lediglich gezielte APIs bleiben aktiv. Der Rest des Programms wird eingefroren, um beim erneuten Start genau an der gleichen Stelle weiter zu machen, wo man es verlassen hat. Bei einem Chat-Programm zum Beispiel, wird beim Verlassen die eigentliche Applikation eingefroren. Nur die Schnittstelle zur Abfrage nach neuen Nachrichten bleibt aktiv. Dies hat einen entscheidenden Vorteil: nicht benutzte Programme belegen zwar Arbeitsspeicher, verbrauchen aber keinen Strom. Die gleiche Prozedur verwendet man auch bei iOS.

Um zwischen den abgelegten Anwendungen schnell wechseln zu können, öffnet ein längerer Druck auf die Pfeil-Taste den Taskswitcher. Alle Anwendungen im Hintergrund werden als kleine Fenster angezeigt und können nach rechts oder links durch gescrollt werden. Da die Programme nicht wirklich aktiv sind, können diese auch nicht geschlossen oder gelöscht werden. Dies übernimmt das System selbst. Sobald ein anderes Programm den belegten Arbeitsspeicher braucht, schmeißt Windows Phone 7 ein eingefrorenes Programm aus dem Speicher. Desweiteren erweitert Microsoft die Live-Kacheln auf dem Startbildschirm und lässt nun mehr Informationen anzeigen. Mit dem Mango-Update gibt es nun auch einen gemeinsamen Posteingang für verschiedene E-Mail-Konten.

Dennoch bleiben diverse Kritikpunkte unberührt. Weiterhin ist es nicht möglich, dass Handy per Datenkabel als Massenspeicher zu nutzen. Desweiteren ist der Abgleich mit Outlook nur bedingt möglich und erfordert Zusatzprogramme auf dem Rechner. Das Design von Windows Phone 7 lässt sich teilweise personalisieren. So kann entweder ein schwarzer oder ein weißer Hintergrund gewählt werden. Zudem lässt sich die Farbe der Kacheln ändern. Ein Hintergrundbild ist nur für den Standby-Bildschirm möglich, also die aktivierte Display-Sperre. Auch ist der Austausch von Media-Inhalten über Bluetooth nicht möglich.

Über den SMS-Hub erhält man Zugriff auf den SMS-Posteingang. Dieser stellt die Konversationen in Chat-Optik dar. Deshalb gibt es auch kein gesonderter Postausgang. Um eine neue SMS zu schreiben, tippt man auf das + am unteren Ende des Bildschirms und legt den Empfänger. Die eingeblendete virtuelle QWERTZ-Tastatur ist komfortabel zu bedienen. Eine automatische Vervollständigung erkennt anhand des geschriebenen Wortstammes alle Möglichkeiten und stellt die etwaigen Wörter bereit. So muss nicht immer das ganze Wort geschrieben werden. Es reichen schon die ersten Buchstaben und man kann da Wort aus einer Liste heraus antippen und einfügen. Zudem gibt es eine Korrekturfunktion, welche falsch geschriebene Wörter automatisch korrigiert. Fügt man einer Nachricht ein Bild hinzu, wird aus der SMS eine MMS erstellt.

Über die Einstellungen lassen sich diverse E-Mail-Postfächer definieren. Wie schon erwähnt, können die verschiedenen Konten in einer Ansicht angezeigt werden. Ansonsten bietet der E-Mail-Hub jeglichen gewohnten Komfort. E-Mails werden in HTML-Ansicht dargestellt, lassen sich in Ordner verschieben oder weiterleiten. Verfügt das Postfach über Push-Mail, werden die Nachrichten sofort beim Eintreffen auf den Server übermittelt und an das Handy übertragen.

Nokia Lumia 800In Sachen Verbindungsmöglichkeiten, unterscheidet das Lumia 800 nicht wirklich von anderen Windows Phone 7-Geräten. Hier macht Microsoft auch strikte Vorgaben, was die Geräte mindestens mitbringen müssen. UMTS steht mit HSDPA (14.4 Mbit/s) und HSUPA (5.76 Mbit/s) für schnellen Up- und Download ebenso bereit wie W-Lan mit den b/g/nStandards. Für den lokalen Datenaustausch kann auf USB 2.0 zurück gegriffen werden. Zwar beherrscht das Gerät Bluetooth 2.1, dies kann allerdings nur bedingt zum Datenaustausch genutzt werden. Nach der erstmaligen Verwendung des USB-Kabels werden die benötigten Treiber automatisch im PC-System integriert. Als Synchronisationssoftware wird Microsoft Zune verwendet, welches kostenlos über die Microsoftseite bezogen werden kann. Hiermit lassen sich komplette Musik- und Videosammlungen mit dem Windows Phone 7-Gerät und dem PC abgleichen. Weitere Standards, wie man sie mittlerweile auf aktuellen Android-Geräten oder beim iPhone findet, sucht man indes vergeblich. So muss beispielsweise auf USB-OTG, MHL, NFC oder HDMI verzichtet werden.

Insgesamt verfügt das Gerät über 16 Gigabyte Speicher. Eine Erweiterung per Speicherkarte ist nicht vorgesehen. Dafür stehen dem Nutzer insgesamt 25 Gigabyte Onlinespeicher über den Microsoft Dienst SkyDrive zur Verfügung. Während mittlerweile die ersten Quad-Core-Geräte das Licht der Welt erblicken, nutzt das Lumia 800 einen Einzelkern-Prozessor aus dem Hause Qualcomm, der mit einer Taktfrequenz von 1,4 Gigahertz arbeitet. Dem zur Seite stehen 512 Megabyte Arbeitspeicher. Die verwendete Hardware ist vollkommen ausreichend für das Gerät. Das System läuft erfreulicherweise äußerst flüssig und stabil. Es kommt zu keinen längeren Wartezeiten beim Öffnen von Programmen, was nicht zuletzt dem sehr ressourcenschonenden Betriebssystem zu verdanken ist.

Mit dem Mango-Update hält auch eine neue Version des Internet Explorer Einzug. Der Browser ist nun Hardware-beschleunigt, unterstützt den HTML5-Standard und hat deutlich an Geschwindigkeit gewonnen. Die Startseite von inside-digital.de wird über W-Lan in knapp 10 Sekunden geladen. Über HSDPA benötigt der Browser ein paar Sekunden länger. Ein wenig ungewohnt ist die Tatsache, dass die Adressleiste sich nicht wie sonst gewohnt oben sondern sich unten befindet. Das Vergrößern und Verkleinern der Internetseite mittels „pinch-to-zoom“ geht, ebenso wie das Scrollen, butterweich vonstatten. Streicht man schneller auf dem Display, verschiebt sich der Inhalt ohne jegliches Ruckeln. Tippt man einen Ausschnitt doppelt an, wird der Inhalt automatisch an die Bildschirmgröße angepasst. Das Rendering der Seiten ist perfekt und steht der Ansicht auf einem PC in nichts nach. Interessante Seiten lassen sich als Favoriten abspeichern oder als Kachel auf dem Startbildschirm legen. Insgesamt lassen sich sechs verschiedene Seiten parallel öffnen, zwischen denen hin und her gewechselt werden kann. Der Inhalt lässt sich nach bestimmten Wörtern durchsuchen. In den Einstellungen kann festgelegt werden, dass alle Seite nur in der Desktopversion angezeigt werden. Eine ständige Abfrage, ob man die Seite in der mobilen Ansicht betrachten will, fällt damit weg. Der Browser unterstützt kein Flash. Adobe hat aber unlängst angekündigt, dies zeitnah nachreichen zu wollen.

Als Navigationssoftware ist Nokia Maps installiert, welches wie bei Nokia gewohnt, kostenlos zur Verfügung steht. Das gewünschte Kartenmaterial für Deutschland, Europa, Amerika oder die restliche Welt wird beim ersten Start wahlweise heruntergeladen. Die Navigation lässt keine Wünsche offen. Die Sprachansagen sind klar, deutlich und vor allem punktgenau. Neben der Auto-Navigation steht auch eine Fuß-Navigation für einen Städtetrip bereit.

Musik wird über den speziellen Multimedia-Hub eingebunden. Dieser stellt jeweils das letzte Video oder die zuletzt verwendete Musikdatei dar. Ein Wisch nach rechts zeigt die Zune-Integration. Über Zune lassen sich Musik, Videos, Podcasts, das Radio und der Marketplace öffnen. Die Musikbibliothek, welche nur mit Zune auf dem Rechner bestückt werden kann, stellt die Lieder unterteilt nach Künstler, Alben, einzelnen Liedern und Genre bereit. Öffnet man die Alben einer Band, lädt Zune ein Hintergrundbild herunter und stellt alle Inhalte vor diesem Bild der Band dar, was sehr nett ausschaut.

Die Ausgabe über den stirnseitig verbauten Lautsprecher ist klar und laut. Zu einem Übersteuern kommt es selbst auf maximaler Lautstärker nicht. Die Mitten und Höhen dominieren, Tiefen oder satte Bässe sind kaum zu vernehmen. Die Ausgabe über das mitgelieferte Headset ist gut, aber nicht perfekt. Die Dynamik ist sehr ausgewogen und über das komplette Spektrum ist der Klang gut. Auf maximaler Lautstärke sind keine Verzerrungen oder ein Übersteuern zu vernehmen. Lediglich druckvolle Bässe lässt die Ausgabe vermissen. Einen Equalizer gibt es indes nicht. Zur Inbetriebnahme des FM Radios ist das Headset vonnöten, da dieses als Antenne fungiert. Jedoch kann die Radio-Wiedergabe jauch über die Handylautsprecher erfolgen. Die simple Darstellung stellt zu den Radiosendern auch die RDS-Informationen bereit.

Eine sehr gute Integration verschiedener Internet-basierter Dienste, stellt die Kontaktdatenbank auf dem Windows Phone 7-Gerät dar. Über verschiedenste Wege können Kontaktdaten mit dem Handy abgeglichen werden. Der direkte Abgleich mit Outlook ist nicht ohne weiteres möglich. So benötigt man für den Abgleich mit Outlook entweder einen Exchange-Account oder man wählt die kostenfreie Variante und exportiert seine Kontakte in eine .csv-Datei. Diese Datei importiert man dann in seinem Google-Konto oder in den Windows Live-Account, welchen man zum Herunterladen von Zune gleich mit anlegt. Sind die Daten einmal importiert, können diese mit dem Handy ganz leicht abgerufen und integriert werden.

Nokia Lumia 800
Nokia Lumia 800
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Im Kontakte-Hub wählt man das gewünschte Konto und das Smartphone gleicht die Kontakte ab. Wählt man zudem noch das Facebook-Konto als Quelle, werden auch hier alle Kontakte übernommen. Insofern die Namen überein stimmen, werden die Kontaktinformationen aus dem E-Mail-Konto mit denen von Facebook zusammengeführt und in einer Ansicht dargestellt. Sind die Namen verschieden, können Kontaktinformationen manuell verknüpft werden. Die Datenbank ist dynamisch aufgebaut, es können so viele Kontakte angelegt werden, wie das Gerät Speicherplatz bietet. Neben den obligatorischen Informationen wie diversen Telefonnummern, E-Mail- und private Andressen, Webseiten, Geburtstag und Notizen können noch eine Vielzahl von weiteren Fakten zu einem Kontakt hinzugefügt werden.

Auch der Kalender kann mit einem vorhandenen Google- oder Windows Live-Accounts abgeglichen werden, insofern die Daten dort verfügbar sind. Der Kalender stellt beim Start die Tagesansicht dar und unterteilt für diese für jede Stunde. Ein kompletter Geschäftstag lässt sich so sauber und übersichtlich planen. Neben der Darstellung verfügt der Kalender noch über die Monatsansicht. Die einzelnen Monate sind nach unten und nach oben scrollbar. Einen Termin können neben den Zeiten und den Erinnerungen auch noch der Ort, der Status während des Termins und die Teilnehmer definiert werden. Weitere Ansichten für den Kalender-Hub sind eine Agenda und eine Aufgabenverwaltung.

Sehr umfangreich präsentiert sich auch die Office-Anwendung. Mit ihr lassen sich OneNote, Excel, Word und Powerpoint-Dokumente öffnen und komfortabel bearbeiten. Für PDF-Dateien muss indes noch der Acrobat Reader heruntergeladen werden, welcher kostenlos im Marketplace zu finden ist. Dokumente können lokal auf dem Handy oder Online über Office365, SkyDrive oder SharePoint gespeichert werden.

Zusätzlich befindet sich noch ein Rechner, ein Wecker und der Xbox-Live Hub auf dem Gerät. Über Xbox Live ist es möglich, sich mit anderen User in diversen Spielen zu messen. Auf dem Gerät befinden sich auch vorinstallierte Nokia-Anwendungen, wie zum Beispiel eine Applikation welche Empfehlungen aus dem Marketplace auflistet oder die Nokia Music Applikation, welchen einen Zugriff auf das eigene Nokia Konto gewährt um Musik zu kaufen und herunter zu laden. Zwar wurde Bluetooth von Microsoft stark eingeschränkt, dennoch erlaubt eine spezielle Applikation auf dem Nokia Gerät das Übertragen von Kontakten per Bluetooth. Dies funktionierte mit einem Android-Gerät sehr gut.

Der Marketplace beherbergt eine Vielzahl an Programmen und Spielen, welche teils kostenlos, aber auch kostenpflichtig sind. Die meisten kostenpflichtigen liegen knapp an der Euro Grenze. Viele kostenpflichtige Programme können zuvor auch als Testversion herunter geladen werden. Somit entfallen in der Regel die vielen kostenlosen „Lite“-Versionen, was auf Dauer den Markt übersichtlicher halten wird.

Nokia Lumia 800

Mit dem Lumia 800 machen die Finnen beinahe alles richtig und melden sich eindrucksvoll zurück. Das Gerät ist wohl das beste Windows Phone 7-Gerät, welches im Moment hierzulande zu haben ist. Ein äußerst ansprechendes Design, eine perfekte Verarbeitung, dass sehr gute Display sowie eine umfangreiche Softwareausstattung sprechen für das Lumia 800. Die Erweiterungen des Mango-Updates sind weitreichend, wenngleich es immer noch einige Kritikpunkte gibt. Allerdings haben dies alle Geräte mit dem Microsoft-Betriebssystem gemein und stellt so keinen wirklichen Nachteil dar – zumindest nicht mit Blick auf die Windows-Phone-Familie. Nicht gänzlich überzeugen kann die Qualität der Audiowiedergabe und auch die Akkulaufzeit könnte besser sein. Ob die Entscheidung von Nokia, auf Windows Phone 7 zu setzen, dem Unternehmen zurück in die Spur verhilft, wird sich noch zeigen müssen. Mit dem Lumia 800 machen sie zumindest schon einmal einen sehr guten Anfang.

Pro

  • ansprechendes Design
  • sehr gute Verarbeitung
  • ausgezeichnete Businessfunktionen
  • kaum Reflexionen im Display

Contra

  • fehlende Dynamik bei der Audiowiedergabe
  • kein Speicherkarten-Slot
  • bekannte Kritikpunkt von WP7

Das Testgerät wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt von:

Nokia Lumia 800

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