Preis-Leistungs-Kracher mit fraglicher Daseinsberechtigung

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Honor 5c
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Das Honor 5C kann auf den ersten Blick nicht in der Einsteigerklasse verortet werden, nur der Preis von knapp 200 Euro spricht dafür. Genau deshalb ist das China-Handy etwas Besonderes: Mit seiner guten und fast vollständigen Ausstattung und dem vergleichsweise niedrigen Preis will es mit den typischen Honor-Tugenden begeistern – nur auf den Fingerabdrucksensor wurde verzichtet. Die reinen technischen Daten in der Übersicht:

  • Display: 5,2 Zoll Full-HD (1.080 x 1.920 Pixel)
  • Prozessor: Huawei Kirin 650 (Octa-Core, 16 nm-Technologie)
  • Speicher: 2 / 16 GB (erweiterbar)
  • Kameras: 13 / 8 Megapixel (jeweils Blende 1:2,0)
  • Akku: 3.000 mAh
  • Ausstattung: LTE, Aluminiumgehäuse, Dual-SIM
  • Farben: Schwarz, Gold und Silber
  • Preis: 199 Euro

Design und Verarbeitung

Das Design des Honor 5C wurde schon bei der Vorstellung in China gezeigt und bietet in der deutschen Version wenig Überraschungen. Das schlichte Honor-Aussehen bietet kaum Highlights, kann jedoch mit einer einfachen Eleganz auftrumpfen. Einzig die Gestaltung der Rückseite hebt sich in etwas von den restlichen Honor-Smartphones ab: Während die Fläche der Rückseite ohne Struktur auskommt, sind die Ränder etwas abgesetzt und mit einem Linienmuster versehen. Die Grenze der beiden Oberflächen lässt sich deutlich erfühlen und wird nur durch eine Linie oberhalb der Kamera unterbrochen. Ein weiterer Unterschied ergibt sich durch den weggefallenen Fingerabdrucksensor, der nun eine große Fläche ohne Unterbrechungen auf der Rückseite zur Folge hat. Neben der aus dem Gehäuse herausstehenden und mit einem Chromrand versehenen Kamera und deren LED-Blitz, findet sich auf der Rückseite nur noch der typische Honor-Schriftzug im unteren Fünftel des Geräts.

Die Verarbeitung kann rundherum als gelungen bezeichnet werden. Hier hat Honor keine Abstriche gemacht. Die Ausfräsungen sind nicht scharfkantig und oder ausgefranst. Die Materialien erscheinen hochwertig. Einzig der Plastikrahmen, der das Display vom Aluminiumgehäuse trennt, wirkt weniger edel als der Rest des Smartphones.

Noch weniger edel wirken die Kopfhörer, die von Huawei mit in den Lieferumfang gelegt werden. Die Plastik-Tröten fallen stark vom guten äußerlichen Eindruck des Huawei 5C ab. Hier sollte Huawei entweder ordentliche oder dann doch lieber gar keine Kopfhörer mitschicken.

Alles fein im Hause Honor? Fast – Die Verarbeitungsqualität ist gelungen und das Design stabiler Durchschnitt. Nur die Kopfhörer und der Plastikrahmen um das Display herum geben größeren Anlass zur Kritik.

Wertung: 4 / 5

Display

Das 5,2 Zoll große IPS-Display löst in völlig ausreichendem Full-HD auf und bringt es so auf über 400 ppi. Die Vermutung einer scharfen Grafik- und Textwiedergabe bestätigt sich im Test. Auch die Blickwinkelstabilität lässt kaum Wünsche offen. Aus allen Richtungen kann Schrift und Grafik noch bis weit in den kleinen Blickwinkelbereich abgelesen und gut erkannt werden. Dazu wird das Display kaum dunkler und verliert wenig Farbintensität. Hier wird im Alltag und auch bei anspruchsvoller Herangehensweise nichts vermisst. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Display-Technologien hat inside-digital.de in einem gesonderten Artikel übersichtlich aufgelistet.

Die automatische Helligkeitssteuerung liegt nicht auf Topniveau. Sie reagiert etwas träge und die Helligkeitsstufen sind sichtbar. Im Alltag wird das kein Beinbruch sein, jedoch wird der Perfektionist die Nase rümpfen. Bei der gebotenen Gesamthelligkeit muss die Sonnenbrille zwar nicht aufgesetzt werden, jedoch gilt auch hier: Für den Alltag völlig ausreichend.

Honor 5c

Mehr als ausreichend sind die Einstellungen zur Display-Anpassung auf den individuellen Geschmack. So kann neben der Helligkeit auch die Farbtemperatur festgelegt werden. Dazu kommen Farbtemperatur-Anpassungen, die eine voreingestellte „kalte“ oder „warme“ Balance herstellen.

Beim Display des Honor 5c gibt es keine großen Kritikpunkte. Es fällt jedoch auch nicht mit Referenzleistung auf. Somit muss sich der Nutzer hier keine großen Gedanken machen.

Wertung: 4 / 5

Ausstattung und Leistung

Die Geschwindigkeit des Honor 5C stand laut Honor im Mittelpunkt der Entwicklung des Smartphones. Dafür wurde auch der Fingerabdrucksensor eingespart und dafür mehr Wert auf die Leistung des Handys gelegt. Das Herzstück des Honor 5c bildet der hauseigene Kirin 650. Der Prozessor wird im 16-nm-Verfahren produziert und besitzt acht Kerne, die von einer Mali-GPU und 2 GB Arbeitsspeicher unterstützt werden.

Im Benchmarktest erreicht das Honor 5c einen respektablen Wert von 45.000 Punkten und zieht damit beispielsweise mit dem Sony Xperia XA gleich. Das heißt jedoch nicht, dass man es mit einer Rakete zu tun hat. Die Leistung ist stabil und liegt auf einem akzeptablen Wert, trotzdem schleichen sich ab und an kleine Ruckler in die Bedienung ein. Das ist nicht weiter tragisch, zumal beispielsweise beim Spielen des anspruchsvollen Spiels Asphalt 8: Airborne Leistung kaum vermisst wird. Die Zwischensequenzen laden zwar etwas länger, trotzdem kann munter drauf los gespielt werden.

Honor 5c

Bei der Ausstattung wird in manchen Bereichen etwas gespart: Die Speichererweiterung kann nur im Single-SIM-Betrieb genutzt werden und der Fingerabdrucksensor, der in der asiatischen Variante des Honor 5c vorhanden ist, wurde weggelassen. Hier will man wohl mehr Raum schaffen, zwischen dem Honor 5C und dem Huawei P9 Lite.

Verbindungsmöglichkeiten des Honor 5c

Feature Vorhanden Funktion

HSPA

▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ ▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE ▲  Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s
USBOTG ▼  Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA ▼  Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC ▲  Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung ▲  Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL ▼  Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung ▼  Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version ▲  4.1
WLAN-Standards ▲  802.11 b/g/n
Qi ▼  Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones
Dual-SIM ▲  Ermöglicht den Betrieb von zwei SIM-Karten parallel

Die Sprachqualität bei Telefonaten liegt im gehobenen Standardbereich. Die Sprache kommt klar und laut genug beim Gegenüber an. Die Freisprech-Funktion krankt etwas am Lautsprecher, der voll aufgedreht etwas übersteuert beziehungsweise etwas zu leise ist, wenn man eben nicht 100 Prozent Leistung einstellt.

Eine durchschnittliche Leistung und eine ebenso unaufgeregte Ausstattung sprechen im Alltag für, aus der Sicht eines Intensivnutzers allerdings gegen das Honor 5c. Trotzdem kann es mit dem Gebotenen in der Masse der Smartphones locker mitschwimmen und hat sich eine befriedigende Bewertung verdient.

Wertung: 3 / 5

Kamera

Die beiden Kameras lösen mit 13 und 8 Megapixel auf, wobei die rückseitige Kamera fast voll manuell gesteuert werden kann. Einzig der Fokus lässt sich nicht mit einem Schieberegler verändern. Er muss mit einem Tipp auf die Bildebene gesetzt werden, was in manchen Situationen nicht ganz so komfortabel ist. Mit den manuellen Einstellungen lassen sich schwierige Lichtsituationen zumindest ein wenig verbessern und es entstehen ordentliche Bildergebnisse. Bei der Selfie-Kamera kommen die bekannten Weichzeichner und verschiedene Modi zur Verschönerung zum Einsatz. Sie sind allerdings eher dazu geeignet die Karikaturen von sich selbst, als technisch verbesserte Selbstporträts zu kreieren. Völlig überzeichnete Augenpartien, die eher an Manga-Mädchen, als an realistische Fotos eines Gesichts erinnern, wirken oft lächerlich und können auch in der kleinsten Verschönerungsstufe nicht ganz wegdiskutiert werden.

Honor 5c Testfotos

Die Kamera-App ist relativ übersichtlich und der Nutzer findet sich schnell zurecht. Eine Ungereimtheit stellt die Darstellung des manuelle Modus dar: Bei Bildern, die nicht hochkant, sondern in der klassischen Breitbildansicht geschossen werden, dreht sich das Menü nicht mit und so muss der Kopf zum Lesen der einzelnen Funktionen etwas gedreht werden.

Alles in allem holt das Honor 5c sehr viel aus der verbauten Hardware und liefert bei Bildqualität und Bedienung ordentlich ab. Die Verschönerungsfunktion der Frontkamera sollte jedoch einem Update unterzogen werden. Dann wird die gute, jedoch knappe Wertung noch etwas stabiler.

Wertung: 4 / 5

Software und Multimedia

Honor kombiniert bei der Software des Honor 5c Android 6.0 Marshmallow mit der hauseigenen Benutzeroberfläche Emotion UI in der Version 4.1. Sie verzichtet auf einen App-Drawer und lässt den Nutzer lediglich mit den Homescreens alleine. Damit verliert die Software an Tiefe, aber auch etwas an Übersichtlichkeit. Apps, die nur im Hintergrund laufen sollen, können zur besseren Übersicht in Ordner eingebettet werden. So organisiert Honor selbst auch seine Werkzeuge: Kleine Programme, die das Leben oft vereinfachen. Darunter befinden sich beispielsweise die Klassiker wie Taschenlampe, Rechner, Audioaufnahme und Dateimanager. Insgesamt wirkt das Softwarepaket weder überladen, noch vermisst man wichtige Funktionen. Durch die Menüs und die Einstellungen wird in der Regel zügig gewischt, jedoch schleichen sich ab und an Ruckler ein. Dafür ist die Oberfläche in vielen Varianten variabel und so auf den eigenen Geschmack anpassbar.

Honor 5c Menü

In der Multimedia-Sektion bekleckert sich Honor nicht mit Ruhm. Die beigelegten Kopfhörer sind klassische Lärmproduzenten aus Hartplastik. Sie sitzen recht schlecht im Ohr und produzieren einen bassfreien Sound, der sich durch zischelnde Höhen auszeichnet. Der Lautsprecher im Honor 5c wirkt ebenfalls etwas überfordert. Bass sucht man auch hier vergeblich und die Höhen zischeln auch hier. Die Musik-App reißt hier auch nichts raus: Sie verzichtet auf Anpassungen wie Equalizer oder vordefinierte Soundprofile.

Die Software des Honor 5c ist gefällig und kommt mit vielen praktischen Funktionen daher. Die Multimedia-Performance lässt jedoch stark zu wünschen übrig.

Wertung: 3,5 / 5

Akku

Satte 3.000 mAh Kapazität bringt der fest verbaute Akku des Honor 5c mit. Damit lässt es sich entspannt in den Tag starten und auch die Vermutung, dass er eine ordentliche Leistung abliefert, bestätigt sich im Test. Nach acht Stunden intensiver Nutzung – unter anderem wird hier je 30 Minuten gespielt, telefoniert, gestreamt und Radio gehört – behält sich das 5c noch sehr ordentliche 66 Prozent seiner Energie in petto. Nach weiteren 16 Stunden im Standby blieben ihm noch 61 Prozent übrig. Beides sind keine Referenz-, aber Spitzenklassewerte.

Honor 5c

Wenn der Akku allerdings mal zur Neige gehen sollte, wird es schwierig, schnell wieder an frische Energie zu kommen: Neben einer simplen Akku-Wechselfunktion mangelt es beim Honor 5c auch an einer dezidierten Schnellladefunktion, die den Akku in vergleichsweise kurzer Zeit zumindest bis 70 Prozent schnell wieder fit macht. Dadurch rutscht das Honor 5c von einer hervorragenden Wertung auf eine nur noch gute Wertung, auch wenn es hier nur sehr knapp an den 4,5 Sternen vorbeischrammt.

Wertung: 4 / 5

Fazit

Honors 5c liefert eine stabile und eher überdurchschnittliche Leistung ab und erarbeitet sich eine Wertung von 3,5 von 5 möglichen Sternen. Damit liegt es auf dem Niveau eines Sony Xperia XA oder eines Lenovo Moto G4 Plus. Beide kosten jedoch satte 100 Euro mehr, als der Neuling von Honor.

Die Leistungen des Honor 5c, gerade im Bereich von Display, Gehäuse und Akku hält locker mit weit teureren Geräten mit und überzeugt mit tollen Lösungen. Bei dem selbst auserkorenen Fokus auf Leistung geht dem Honor 5c zwar nicht gänzlich die Luft aus, jedoch gibt es weit potentere Modelle am Markt. Ein weiterer Kritikpunkt liegt bei der Multimedia-Ausstattung.

Etwas Verwunderung löst die Positionierung des Honor 5c am Markt aus: Das Honor 5x besitzt zwar ein etwas größeres Display – 5,5 statt 5,2 Zoll – kann jedoch mit einem noch schickerem Gehäuse, einer uneingeschränkt nutzbaren Speichererweiterung und einem Fingerabdrucksensor punkten. Im Bereich der Einsteigergeräte liegen beide auch bei der Leistung etwa auf Augenhöhe. Dazu kommt, dass das Honor 5x mittlerweile sogar günstiger ist, als das Honor 5c. Wer also die etwas wuchtigere Größe des X-Smartphones als problemlos ansieht, kann auch locker zu diesem Gerät greifen und wird mit mehr Ausstattung und einer insgesamt besseren Wertung belohnt.

honor 5c

Pros des Honor 5c

  • hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • tolles Display
  • gute Verarbeitung
  • starker Akku

Cons des Honor 5c

  • keine Rakete
  • kein Fingerabdrucksensor
  • Hybridfach für SIM und SD-Karte

Preis-Leistung

Das Honor 5C ist ein weiteres Preis-Leistungs-Monster aus China. Es zeigt keine markanten Schwächen und bietet mit Alu-Unibody, einem tollen Display und einem Preis von unter 200 Euro eine Preis-Leistungs-Bestmarke. Einziger Wermutstropfen ist jedoch der fehlende Fingerabdrucksensor, auf den man für den Preis jedoch auch verzichten kann, ohne sich zu sehr ärgern zu müssen. Trotzdem ist das Honor 5c eines der komplettesten Handys in der U-200-Euro-Liga und somit eine Kaufempfehlung wert. Besonders der Normalnutzer wird hier nichts vermissen und über die wenigen echten Schwächen hinwegsehen können.

Alternativen

Die Alternativen in diesem Bereich des Leistungsumfangs und der Preisgestaltung sind mannigfaltig, jedoch unterscheiden sich die Konkurrenten bei Ausstattung und Aufmachung zum Teil gewaltig. Das Honor 5x unterscheidet sich vom Honor 5c dagegen eher marginal. Trotzdem kommt es mit auf diese Liste der Alternativen, da es eigentlich die bessere Alternative ist. Wer ein noch schöneres Design bevorzugt und den Preis eher sekundär im Blick hat, kann sich auch das neue Sony Xperia XA näher ansehen. Der neuste Sprössling der Moto-G-Serie sollte ebenfalls in die engere Auswahl gezogen werden. Es verzichtet zwar auf eine Metallhülle, bietet jedoch sehr ähnliche Technik für einen vergleichbaren Preis.

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